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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 3
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Aus München
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M., C.: Aus Dresden
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Nr. 3

Die Aun st-Halle

den Walzer-Strauß und andere berühmte Meister unserer
Tage dirigiren und hat sie vr. Böhler in vielfachen
Stadien dieser Thätigkeit mit allen ihren individuellen
Eigenthümlichkeiten sestgehalten. Wenn Uebertreibung
meist mit Glück vermieden wurde, bedeutet es in diesem
Kunstzweig sogar eine Tugend. — Unter den vielen, all-
zuvielen, welche sich der Blumenmalerei widmen, sällt
Mary Biel sehr vortheihast aus. Tine sensible Natur,
welche in den Charakter jeder Blume eindringt, um sie
mit schöner Technik wiederzugeben. Ich finde bei gemalten
Blumen ost so wenig das blumenhast-vergängliche betont,
was hier mit feinem Geschick geschehen ist. Ganz „dekorativ"
erscheinen die viel gekauften Llumenstücke von Nyl-
Hermann Klimsch's „Boote am Untersee" wirken frisch,
nur etwas hart in der Farbe; Meyer-Basel's Malerei
„weiden am Bach" zeigt die bekannten duftigen Feinheiten

des Malerradirers.

Leopold Gustav.


Nus Dresden.
Ä^as letzte Mal berichtete ich, daß der Sachs. Kunst-
verein in den bei ihm üblichen Sommerschlaf gesunken
sei, heute kann ich erfreulicher Weise erzählen, daß dieser
Zustand diesmal nur von ganz kurzer Dauer war, da eine
große Anzahl meist recht guter Bilder von der Wiener
Jubiläumsausstellung eintraf, die in ihrem ganzen Arrange-
ment den Räumen beinahe ein festliches Gepräge gaben.
Da war des Müncheners Karl Vinnen großes, prächtig
stimmungsvolles Bild „Ruhe", daneben eine Abend-
stimmung aus der fränk. Schweiz von Cgersdörfer, ein
einfaches Terrainmotiv, das durch den Hellen, farbig sehr
feinen Wolkenzug besonderen Werth erlangt, ferner von
A. Egger-Lienz „Schwur der Tiroler Bauern tsoz" und
der „Feldsegen". Weiter trafen wir Bilder von Paul
Meyerheim, Fritz voellmy, Georg Hitchcock, H. w. Mesdag,
Gtto Ubbelohde, Karl Langhammer u. A. in. Darunter
fiel der „Spätsommertag" des Letzterwähnten in seiner
rücksichtslosen Linienführung und kraftvollen Tönung, in
seiner Wahrheit und gefunden Frische erfreuend auf.
Sonst wären noch Glga Wisinger-Florian, Paul Höcker mit
einem meisterlich gemalten Interieur, ein Strandbild vom
Lido von Sartorelli, eine schlicht empfundene und farbig
eigenartige Madonna von Gottlieb von Remps und ein
vorzüglich wirkender „Winternachmittag" mit Iagdstaffage
von Hugo Mühlig zu erwähnen. Später kamen noch vor-
treffliche Thierstücke von Gskar Frcnzel, dem man immer-
lieber in den Ausstellungen begegnet, hinzu, von Franz
Roubaud ein mit Ochsen bespannter Pflug aus dem Kau-
kasus, ausgezeichnet in der landschaftlichen Stimmung,
frische kräftige Sachen von H. Liesegang und einige ein-
gehend durchgeführte und vorwurfsfrei in jeder Hinsicht
gemalte Historienbilder von P. van Guderaa-Antwerpen,
die aber gänzlich kalt ließen. Lme erfreuliche Bekannt-
schaft war die mit Alex Marcette-Brüssel, dessen Aquarell
rlrr i-atate« verblüffend virtuos gemacht und interessant
wirkte, sein Gelbild, eine Kanalansicht, zeigte ebenfalls
den Künstler von starker Invidualität und großem Können.
Zuletzt noch trat der jetzt in München lebende Wiener
Alfred Zoff mit einer Sammelausstellung aus, die fast aus-

schließlich vortreffliche Sachen brachte, von gesundem
Naturgefühl, bunt und frisch in der Technik und doch von
eingehendster Durchbildung. In der letzten Woche endlich,
vor dem Ende September erfolgten Schluß, der sich leider
wegen der in diesen Räumen abzuhaltenden akademischen
Schülerarbeitenausstellung nöthig macht, waren 250 Plakat-
entwürfe — die Hälfte der zu dem Preisausschreiben ein-
gegangenen — für eine Wasserfarbenfabrik ausgestellt,
eine Tortur für empfindlichere Augen durch ihre krasse
Buntheit. Näher auf die besseren der Entwürfe einzugehen,
lohnt kaum, weil auch sie mit wirklicher Kunst wenig
zu thun haben.
In E. Arnolds Kunstsalon hatte während dieser
Zeit die Düsseldorfer Künstlervcreiniguug „St. Lukas"
eine Ausstellung veranstaltet, die im Ganzen den Eindruck
des kräftigen gesunden Strebens nach treuer künstlerisch
geklärter Naturwiedergabe hervorrief; in den meisten
Arbeiten war gereifte Sicherheit zu finden, die der ganzen
Ausstellung etwas ruhig gehaltenes verlieh, fern von
allem Stürmen und Drängen. Die Namen Glos Iern-
berg, Liesegang, A. Henke, H. Hermanns und Eng. Kampf
bezeichnen diese Richtung. Daneben fielen Landschaften
von Erich Kuithan auf, tief innerlich empfundene Natur-
stimmungen von herber Größe, zu jener echten Art von
Kunstwerken gehörig, die nicht gefallen wollen, die von
innen heraus entstehen ohne Rücksicht auf das wie und
Was, Werke von wurzelechter Kraft, die dem Tages-
geschmacke trotzend, bestehen bleiben. Später kamen die
trefflich gemachten, farbigen (Originallithographien von
Fritz Burger, Erinnerungen an das Münchener Künstler-
fest, hinzu, und neuerdings der künstlerische Nachlaß des
vor Kurzem in Langebrück bei Dresden verstorbenen Jagd-
malers Alb. Richter. In seinen Griginalzeichnungen,
Gouachebildern und Aquarellen, mußte inan die
stupende Sicherheit in» Skizziren, die Fähigkeit, flüchtige
Bewegungsmomente sestzuhalten und den Geschmack in
der Raumausnutznng, der besonders in den Kopfleisten
und Vignetten hervortritt, bewundern. Im Uebrigen zeigen
die für Ausstellungszwecke nicht gerade günstigen, aber
doch stets geschmackvoll hergerichteten Räume reichen Schmuck
durch die gleißenden, kostbaren Glasgefäße von Tiffany-
New-Hork, hie und da ein schönes Möbel, keramische Er-
Zeugnisse und prächtige Teppiche.
Auch wolfframm's Kunstsalon brachte viel des
Sehenswerthen: nach den im letzten Bericht kurz erwähn-
ten Bildern von H. p. Feddersen, kam der Brüsseler
Meister Viktor Gilsoul mit einer stattlichen Kollektion seiner
breit gemalten Stimmungsbilder aus flandrischen Stästen,
in denen er Krast der Farbe mit einem seltsam weichen
Klang derselben vereinigt. Den gleichzeitig ausgestellten
Landschaften von Bcrth. p. Förster-Weinrar sind bereits
diese Blätter bei einer früheren Gelegenheit gerecht ge-
worden, so daß wir nur an ihre natürliche Frische und
poetische Empfindung zu erinnern haben. Hierauf folgte
eine Kollektivausstellung der Werke des Marinemalers
Hans Bohrdt, Ansichten von Werften mit im Bau be-
griffenen Schiffen, Stimmungsbilder von der Elbemündung,
dem Hamburger Hafen und Helgoland, sowie Flotten-
manöver, dazu einige größere Bilder, aus denen wir
Bohrdt als Meister im Malen von wogendem Wasser
kennen lernen und als lebendigen Schulderer des Lebens
auf hoher See.
 
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