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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 6
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Berlin: Kunstschau
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0108

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Die Run st-Halle

Nr. 6

griff steht (Gomansky). Die Brunnenidee, das heitere
Geplätscher des Wassers, das im Sommer durch seine
Kühle belebt und erfreut, ist den Herren völlig Neben-
sache; Jeder, der sich's leisten kann, versucht eine künst-
lerische Kraftleistung und selbst Frau Geiger, der offenbar
nichts Besseres eingefallen ist, baut einen frühgothischen
Thurm, in dessen Gehäuse die eigentliche Fontaine kaum zu
erkennen ist. p. Fuchs denkt sich die Anlage als Schleuse,
aus dessen Deffnung zwei berittene Schiffer einen Brahe-
kahn gezogen, auf dessen vordertheil eine Frau ihr Kind
auf dem Arme trägt. Diese mehr malerische als plastisch
wirkende Gestaltung verdient gegenüber jenem künstlerischen
Kraftmeierthum noch immerhin Beachtung.
Bei der Rathssaal-Ausschmückung in
Altona hat es sich um eigene Schwierigkeiten gehandelt.
Den Bewerbern war Freiheit bezüglich der Wahl der in
vier Wandbildern zu behandelnden Stoffe gelassen. Und
das wurde für manche, die mit den üblichen patriotisch denk-
würdigen Ereignissen oder gar mit Schlachtenbildern, die auf
die Geschichte hanseatischer Truppen Bezug nehmen, hier-
her kamen, einverhängniß. Direktor A- von Werner,
der mit einem Dopxel-Zyklus sein lebhaftes Interesse für
den Reiz dieser Aufgabe bekundete, hat in der einen Bilder-
reihe vier historische Ereignisse aus naher und ferner Ver-
gangenheit gewählt, in denen die Loyalität der Unter-
thanen gegenüber dem perrscher als wichtigstes im Altonaer
Bürgerleben markirt und gepriesen wird, während in dem
andern Zyklus mehr allgemeine Ideen: Krieg, Frieden,
Blüthe des Städtewesens, Tauschhandel zu malerisch
wirkungsvollen Kompositionen führten. Die Preisträger
G. Markus, Berlin, und Prof. Arth. Kampf,
Düsseldorf, haben dagegen charakteristische Momente der
Lokalgeschichte gewählt, auch die Nähe und Bedeutung
des Wafferverkehrs nicht übersehen und durch die Wahl
der Stoffe, durch temperamentvolle Ausgestaltung der
historischen Szenen Erfolg errungen. Selbst Pans Mlde
und L. Dettmann, diese sog. Modernen, haben mit
der traditionellen Geschichtsmalerei hier klugerweise paktirt
und ihre Modernität lediglich auf Äußerlichkeiten, Farben-
stimmung, Beleuchtung, Triptychon-Eintheilung (bei Dett-
mann) beschränkt. Dagegen hat M. Lieberman n seine
bequeme Unabhängigkeit nicht aufgeben wollen und mit
wahrhaft tristen Bildern von polzsuchern im Walde,
Schafheerden, Feldbestellern u. dgl. nichts weiter beweisen
können als den totalen geistigen und künstlerischen Bankerott
seines französisch-holländischen Naturalismus gegenüber
derartigen monumentalen Aufgaben unseres Landes. Wäre
er aber wirklich der unabhängige hohe Geist, als den ihn
die Reklame seiner Freunde so gern bezeichnet, so hätte
er — wie es ja Andere thun — einer Sache, die seiner
Begabung durchaus nicht liegt, kaltblütig den Rücken
gekehrt. Aber solche Entsagung wäre wohl nicht
charakteristisch für den Mann, der unausgesetzt nach
akademischen u. a. ,,unmodernen" Ehren und nun auch
in eitler Verblendung nach den Lorbeeren eines ckuvis äe
VÜLVLvues strebt. . . von sonstigen Teilnehmern an
dieser Konkurrenz fielen mir die Arbeiten von Fritz Neu-
haus, Düsseldorf, Rud. Eichstädt, Berlin, Jos. Langer,
Breslau, Fahrenkrog, Barmen, Ernst Jordan, Pannover,
M. Koch, Potsdam, Pans Bachmann, Berlin, Schrödl,
Eronberg u. A. auf. 6. 6.

Ikunstckronik.
* Berlin. Ausstellungen: Die Königliche
Akademie der Künste bereitet eine Ausstellung
ihres Mitglieds, des Italieners Fr. Paolo Michetti
in Francavilla al Mare vor. — Auf die Weihnachts-
Aus st ellung im Künstlerhause, deren Ertrag
zur Unterstützung der Wittwen und Waisen verstorbener,
unbemittelter Künstler dienen soll und die erst am
zz. Dezember geschlossen werden wird, folgen im nächsten
Jahre die Ausstellungen der Vereinigung „Freie Kunst"
<1. Ian. bis 2>. Ian.), der Vereinigung Z8Y7 und der
Gesellschaft deutscher Aquarellisten (22. Ian. bis Z2. Feb.),

des „Westklubs" (tZ. Feb. bis 5. März) und des Aus-
stellungs-Verbandes, Berlin (6. März bis 26. März). —
Im Kunstsalon Ed. Schulte sieht man gegenwärtig neben
der Lenbach-Sammlung noch Werke von D. Achenbach,
Düsseldorf, E. Grützner, München, F. Possart, Berlin,
Permann Prell, Dresden, Rud. Stang, Amster-
damm u. A. — Der Verein der Künstlerinnen und
Kunstfreundinnen hat in der Potsdamerstr. ;Z2
eine Weihnachts messe eröffnet (?. bis 22. Dez.). —
Eine Ausstellung von Werken der Blumenmalerinnen aus
dem Atelier von Frau E. von Sivers ist in der
Leipzigerstraße ;zo eröffnet. — Auf die Atelierausstellung
des Porträtmalers Gtto von Krumhaar, Buchen-
straße 3, die nur drei Tage (;o. bis (2. Dez.) umfaßte,
kommen wir demnächst zurück.
* Berlin. Neue Werke: Von den Gruppen des
statuarischen Schmuckes der S i e g e s - A l l e e ist neuer-
dings die Gestalt des Kurfürsten Joachim I (ff ;555) im
Modell fertiggestellt und vorn Kaiser besichtigt worden;
Bildhauer Johannes Götz hat diese Statue sowie die
Büsten zweier Zeitgenossen Joachims, des Kardinals
Albrecht von Brandenburg und des Kanzlers Dietrich von
Bülow modellirt. — Auch Prof. Max Banmbach
durfte dem Kaiserpaar seinen künstlerischen Beitrag zur
Sieges-Allee, ein Doppelstandbild, die Gestalten der
askanischen Brüder Johann 1. und Gtto III., die im
>3. Jahrhundert regiert hatten, in voriger Woche vor-
führen. - In der Kunsthandlung von Wachtler, Wilhelm-
straße 9;, war kurze Zeit eine Schöpfung der schwierigen
Emailmalerei von L r n st B a st a n i e r, die Kopie des
in der hiesigen Gemäldegallerie befindlichen Kopfes eines
jungen Mannes von Antonello von Messina in
der Größe des Originals, ausgestellt. Die Reproduktion
in Schmelzfarben ist von absoluter Treue und zeigt die
Leuchtkraft und Tiefe der alten herrlichen Farben in
ursprünglicher Schönheit.
* Naumburg a. S. Die Ausführung eines Wand-
gemäldes hat die Landeskunstkommission dem Maler Fritz
Greve, Berlin, übertragen.
* Breslau. Lin hiesiges Komitee verbreitet einen
Aufruf zu Sammlungen für ein Kaiser Friedrich.
Denkmal in Breslau.
* Fraustadt, (Posen). Die preußische Regierung
will, um das Interesse für germanische Kultur in den
Gstprovinzen zu beleben, für die Aula des Gymna-
sium s ein Wandgemälde stiften, dessen Motiv sich
auf die Befreiung Dentschlands vom Römerjoch beziehen
soll- Zu der Konkurrenz waren drei Maler aufgefordert,
die aus der Berliner Kunstakademie hervorgegangen sind,
die perren Fahrenkrog, Fritz Greve und Grote-
meyer. Der Letztgenannte ist jetzt als Sieger mit der
Ausführung beauftragt.
* K 0 b u r g. Denkmal des ff p e r z 0 g L r n st II.
von G- Lberlein: Der Perzog ist in Kürassier-Uniform
mit Mantel und Pellerine dargestellt; er blickt in ruhiger
Packung nach rechts und hält mit der Linken die Zügel
des vorwärtsschreitenden wuchtigen Pferdes. Der Reiter
hat eine pöhe von etwa Zffz ui. Den Bronzeguß hat der
Künstler der Aktiengesellschaft Gladenbeck übertragen.
Das Denkmal soll im März nächsten Jahres enthüllt
werden.
* Kiel. Dem Berliner Bildhauer Jeremias
Lhristensen ist von der Zusammengetretenen Jury die
Ausführung des Landesdenkmals für Perzog Friedrich
von Schleswig-Polstein übertragen worden. Der Künstler
erhält H5 000 Mk. für die Fertigstellung des Werkes.
* Dresden. In Emil Richters Kunst-
salon wurde die umfangreiche Weihnachtsaus-
stellung am Donnerstag den 8. Dezember geöffnet. Die
nachstehenden Künstler sind mit größeren Kollektionen be-
theiligt: Prof. Ad. Menzel (Berlin), Gtto Fischer (Dresden),
Georg v. Boddien (Dresden), wilh. Llaudius (Dresden),
Walter Scholtz (Dresden),Rob. ffSterl(Dresden), L.Thamme
(Dresden), Prof. Erwin Gehme (Dresden), Albert Stagura
(Dresden). Sodann hat hier der Aquarellisten-
Klub in Rom eine Sonder-Ausstellung zahlreicher
 
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