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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 3
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Kunstchronik
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Nr. 3

Die Au n st-Halle

§3

Ikunstckronik.

* Berlin. Die Eröffnungsfestlichkeiten im neuen
Künstlerhause fanden programmgemäß um die Monats-
mitte statt. Die Rede Professor Körner's, des l. Vor-
sitzenden des Aünstlervereins, entwickelte in der Hauptsache
die finanzielle Lage des Vereins von früher und jetzt und
bekräftigte das, was unser leitender Aufsatz in voriger
Nummer bereits angedeutet hatte. Anterstaatssekretär
von Weyrauch überbrachte die Glückwünsche der Staats-
regierung und Vrdensauszeichnungen für den Vor-
sitzenden und den Architekten des Hauses. Lin Lhor trug
verschiedene Gesänge vor. Daran schloß sich eine Be-
sichtigung der gleichfalls eröffneten Vereinsausstellung,
über die wir a. a. G. berichten. Abends krönte ein
würziges Festmahl im großen Saale den denkwürdigen
Tag. Zahlreiche Mitglieder und Gäste hatten sich auch
Abends eingefunden und wurden vom St. Lukas, den
zwei rothhaarige Lngelassistirten, an der Pforte des Treppen-
Hauses mit Jul. Lohmeyer's Versen begrüßt. Mährend
der Tafel wurde wie üblich fleißig getoastet. Körner
brachte das Kaiserhoch aus, Exzellenz Schöne gab den
Gefühlen für Kunst und den Künstlerverein beredten Aus-
druck, Bürgermeister Kirschner leitete den Glückwunsch
der Hauptstadt mit humorvoller Anspielung auf die leider
nicht immer glückliche Kunstpffege seiner Behörde ein;
A. von Werner feierte in seiner ungeschminkten und
launigen Meise Hoffacker, Hoffacker dankte und so ging
es fort, bis durch die Erläuterung der G. Koch'fchen Tisch-
karte durch Hans Bohrdt aus der gehobenen Stimmung
eine ausgelassen fröhliche wurde. Auch ein Schattenspiel
mit Karrikaturen der Anfangszeit des Vereins gab es
auf der Saalbühne zu sehen. Sämmtlichen Vorstands-
mitgliedern gebührt für die außergewöhnlichen Mühen der
Vorbereitungen zum Feste, das in Allem herrlich gelang,
der uneingeschränkte Dank der Theilnehmer. — Tags
darauf wurde übrigens die Große Kunstausstellung
draußen in Moabit geschlossen.
* Die Akademie der Künste veranstaltet demnächst
eine Ausstellung von Merken Friedrich Geselschap's(ff)
in ihren Räumen Unter den Linden.
* Berlin. Die Kgl. Nationalgallerie hat neuer-
dings ein Marmorbildwerk von Karl Hilgers erworben.
Es betitelt sich „Muse" und zeigt eine jungfräuliche
Gestalt, die, den Unterkörper vom Gewand umhüllt, iu
anmuthiger Haltung auf einem von Epheu und Farren
umrankten Säulenstumpf sitzt; ihr Auge blickt sinnend
und gedankenvoll auf eine antike Bronzestatuelte, die sie
in der linken Hand hält. Das Böcklin-Kabinet ist gegen-
wärtig um das Bild „Faune und Ouellnymxhe" bereichert
worden, jenes reizende Idyll, das sich auch in der
Akademie-Ausstellung befand. — Die preußische Kunst-
verwaltung hatte in diesem Jahre zum Ankauf von
Arbeiten der Kleinkunst die Summe von ;o ooo Mk. aus-
gesetzt, und die Kommission hat dafür unter Vorsitz des
Geh. Raths Richter auf der Berliner Kunst-Ausstellung
Bronzen von Felderhoff, Fritz Klimsch, Konstantin Starck
und Franz Stuck erworben. Für das nächste Jahr soll
wieder die gleiche Summe bestimmt werden. Die
Skulpturen, welche inzwischen sonst nirgend ausgestellt
oder öffentlich in den Handel gebracht werden dürfen,
kommen, wie wir hören, auf die pariser Weltausstellung.
— In der Sitzung der städtischen Deputation für
Kunstzwecke berichtete Stadtbaurath Hoffmann über den
Stand der Arbeiten für den Brunnen auf dem Lützowplatz;
die Detailmodelle für den figürlichen und monumentalen
Theile sind von Prof. Otto Lessing in Angriff genommen
und werden bis zum Frühjahre vollendet sein.
Referent legte ferner die inzwischen bearbeiteten Entwürfe
zur Ausschmückung des Eingangs zum Friedrichshain
vor. Ls sollen in den zu errichtenden Bauanlagen ver-
schiedene Märchen zur Darstellung kommen. Lin Schnee-
wittchenbrunnen mit zugehöriger Bank ist bereits im
großen Maßstab durchgearbeitet worden. Die Ausführung
der figürlichen und monumentalen Theile soll u. a. Herrn

Bildhauer Ioh. Götz übertragen werden. Baurath Kyll-
mann berichtete endlich über die Angelegenheit der Bild-
säulen der Freiheitsdichter im viktoriapark. Die Hermen
sind zum Theil fertiggestellt, ihre Aufstellung im viktoria-
park wird bis zum nächsten Frühjahr geschehen.
* Berlin. Die Kunsthandlung von Jacques
Lasper hat stets einige erlesene Merke der Malerei und
Radirnadel als Nova zu zeigen. Im Mittelpunkte der
diesmaligen Kollektion hängt von Theodor verstraete,
Antwerpen, ein „Pachthof bei Utrecht". Mann und Frau
sitzen Abends nach der Feldarbeit beschaulich auf einer
Bank, ihre Ländereien betrachtend. Unter den schottischen
Bildern fällt eine „Hügelige Landschaft bei Mondschein"
von Macaulay Stephenson wegen ihrer delikaten
poetischen Stimmung und der virtuos behandelten Luft auf.
Radirungen nach Rembrandt (großes Selbstportrait, London)
von G. pelicier und nach Lorot von F. Krostewitz sind
gleichfalls hervorzuheben.
* Mühlheiin a. d. R. Am ;6. Dkt. wurde auf dem
Merftxlatze das vom Bildhauer Klemens Buscher, Düssel-
dorf, geschaffene Kaiser- und Kriegerdenkmal feier-
lichst enthüllt.
* Duisburg. Das neue Rathhaus führt der Sieger
in der derzeitigen Konkurrenz, Architekt Ratzel-Karls-
ruhe aus. Die plastische Ausschmückung ist dem Berliner
Bildhauer Fritz Heinemann übertragen worden; er
wird u. a. die überlebensgroßen Sandsteinfiguren Karls
des Großen und Kaiser Wilhelms I. für die Fassade
ausführen.
* Wiesbaden. Für das königliche Museum in
Wiesbaden wurde aus dem Besitze der Kunsthandlung
Hermes, Frankfurt a. N-, ein Gemälde von Professor
Earl Seiler: „Bei Hofe" angekauft.
* Dresden. In Emil Richters Kunstsalon ge-
langte ein neues Bildnis der Königs von Sachsen
von Prof. Hermann prell zur Ausstellung. Dasselbe
ist für den großen Saal des Rathhauses in Bautzen
bestimmt, und stellt den Monarchen in ganzer Figur, sitzend,
dar. Lebenswahr und charakteristisch aufgefaßt, wird
dieses treffliche Portrait dem Rathhause einen künstlerisch
hervorragenden Schmuck von dauerndem Merthe verleihen.
Die erste Ausstellung des Vereins zur Förderung der
Amate ur - p h otograp h i e ist heute eröffnet worden
und bietet ein interessantes, vielseitiges Bild der künstlerisch
hohen Stufe, welche die Amateur-Photographie heute er-
reicht hat. Für jetzt sind zunächst 6Z Arbeiten nur
Dresdner Künstler ausgestellt, es folgen dann noch eine
Reihe bedeutender Arbeiten auswärtiger Amateure.
* München. Die Jahres-Ausstellung ;8g8 im
Kgl. Glasxalast war noch während der ganzen Dauer
des Monats Oktober geöffnet, vorher, am 2Z. Oktober,
wurde bereits die Internationale Kunst-Ausstellung der
„Sezession" im Kgl. Kunstausstellungs-Gebäude ge-
schlossen. — Professor v. Lenbach ist von der jungen
Königin nach Holland berufen worden, um deren Bild im
Krönungsornat zu malen.
* Frankfurt a. M. Die Oktober-November Aus-
stellung des Kunst-Salons Hermes weist Sonder-Aus-
stellungen auf von Larlos Grethe-Karlsruhe, Louis
Lorinth-Müuchen, Peter Greeff-Düsseldorf, neben
neuen Merken von O. Achenbach, Liebermann, G. Segan-
tini, M. Leibl, Melchior Lechter, A. Menzel, Hans Thoma,
W. v. Diez, Gabriel Max u. A. mehr.
* Wien. Die Sammlungen für das Brahms-
Denkmal haben bis jetzt die Summe von 20000 Gulden
ergeben. Vorbereitungen für die zunächst geplante Kon-
kurrenz um Denkmals-Lntwürfe werden bereits getroffen.
* Stetten (Gnadenthal). Das am 2^. Sept, durch
eine Feuersbrunst zerstörte Dominikanerkloster gehörte zu
den bedeutendsten Baudenkmälern des Hauses Hohenzollern.
Ls wurde im Jahre ;267 vom Grafen Friedrich VI. von
Zollern gegründet und diente dem Geschlecht bis zur Er-
bauung der Stiftskirche in Hechingen (fH88) als Erb-
begräbnis Dieabgebrannten drei Flügel des ein geschlossenes
Viereck bildenden Klosters stammten aus der Zeit vom
 
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