Nr. 6
Die Aun st-Halle
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seine graziöse ornamental gehaltene Kleinskulptur,
die sich durch ihre strenge stilistische Haltung wohl-
thuend von so vielen französischen Arbeiten unter-
scheidet. Er fügt wohl einmal Figuren ein; aber
niemals in einer solchen Weise, daß dadurch der
Gebrauchswerth des Schmuckes in praktischer oder
ästhetischer Hinsicht darunter litte. Seine Schmuck-
schöpfungen, unter denen ein prächtiger Gürtel be-
sonders hervorzuheben ist, athmen eine feierliche vor-
nehme Fracht, wie sie von modernen Stücken nur
noch wenigen nachgerühmt werden kann.
Mißstände kei Konkurrenzen.
^.n einer Zeit, wo sich die Konkurrenzen um plastische
Monumentalarbeiten derartig häufen, daß inan glauben
könnte, die ausübenden Künstler lebten in unerschöpflicher
Arbeitsfülle und Befriedigung, sei es dem Vorstand der
hiesigen Bildhauer Vereinigung gestattet, sich mit
einigen klärenden Worten an denjenigen Theil des Publikums
zu wenden, der in diesen Angelegenheiten eine aktive Rolle
spielt d. h. an die sogenannten Denkmals-Komitös.
Um das Gegenseitigkeit-verhältniß eines Komites
und der an der Konkurrenz beteiligten Künstler zu regeln,
waren im Jahre M8 von der Bildhauer-Vereinigung
Grundsätze für Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen
aufgestellt, und an alle namhaften Gemeinwesen, staatlichen
Behörden und auch an die Kollegen geschickt worden.
Es war bezweckt den Ausschreibern Konkurrenzmodelle
zu sichern, die ihnen ein klares Bild des Gewollten geben,
ohne den Künstlern unnütze Gpfer aufzulegen und den
Verlauf der Preisbewerbung in gerechter Weise zu sichern.
Das Publikum sollte darauf aufmerksam gemacht
werden, daß die Herstellung eines plastischen Entwurfs
außerordentlich viel Zeit, Geld und Arbeit kostet und der
Konkurrent daher wohl berechtigt ist, zu verlangen, daß
für die vorläufige Konkurrenz nur eine mäßige Größe des
Entwurfes gefertigt wird, daß die besten Arbeiten durch
hinreichende Prämien schadlos gehalten werden und der
mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf auch die
Ausführung erhält, vor Allem, daß die in dem Konkurrenz-
programm gestellten Bedingungen auch inne gehalten und
widerhandelnde Entwürfe von der Bewerbung ausgeschlossen
werden. Von den Kollegen aber, die ein Amt als Juror
oder Komite-Mitglied annahmen, durften wir danach hoffen,
daß sie das Ihrige dazu thun würden, den konkurrirenden
Kollegen ein billiges Entgegenkommen und gerechte Be-
urtheilung von Seiten des Komites zu sichern und auf
Innehaltung jener „Grundsätze" zu dringen.
Zu unserem Bedauern mußten wir aber oft sehen,
daß von Alledem keine Spur vorhanden war nnd die
Versendung jener „Grundsätze" gar keinen oder nur geringen
Erfolg gehabt hatte. So ist eine Konkurrenz um ein Kaiser
Wilhelm-Denkmal zu Hildesheim verlaufen, au der wir
nach mehreren Seiten Anstoß zu nehmen berechtigt waren.
Als Größe des Reiters war ein Fünftel der Aus-
führungsgröße d. h. an 90 cm gefordert. Das ist kein
Konkurrenzmodell sondern ein Hilfsmodell, und jeder
Fachmann weiß, daß die Herstellung eines solchen Entwurfs
fast ein halbes Jahr und die Unkosten von ca. 2000 Nk..
nicht berechnet die Arbeit des Künstlers selbst, beansprucht.
Gegenüber einer solchen Anforderung sollte man
meinen, wäre nun mit großer Generosität in Aussetzen
von Preisen verfahren worden, was sahen wir statt
dessen? 3 Preise zu je tooo Nk! Also jeder der 3 preis-
gekrönten Entwürfe erhielt die Hälfte der Unkosten wieder.
Wenn wir nun hören, daß einige 60 Entwürfe trotz dieser
höchst ungünstigen Bedingungen eingesendet waren, so ist
das ein Beweis, wie groß die Noth s? Die Red.) in der
Künstlerschaft ist, auf diese aber sollte billigerweise nicht
gerechnet werden.
Die Aussichten der betheiligten Künstler wurden aber
noch weiter beeinträchtigt. Gegen Ende der Herstellungs-
frist der Entwürfe erhielten die hiesigen Bildhauer eine
Mittheilung, daß der als Juror im Komite bis dahin
aufgeführte Bildhauer aus diesem ausgeschieden sei.
Ein Grund wurde nicht genannt. Man wird aber
das Erstaunen der Betheiligten verstehen, als sie sahen,
daß dieses Mitglied nachdem es doch bis dahin den
Berathungen des Komites beigewohnt und den Mitgliedern
persönlich bekannt geworden war, nun selbst als Preis-
bewerber auftrat. Dieser Grund des Austritts hätte
genannt werden müssen, da er doch dem Konnte jedenfalls
bekannt war und viele der Bewerber hätten sich weitere
Mühe und Unkosten erspart, da es ja auf der Hand lag,
daß jener Kollege von vornherein im vortheil war.
Diese Annahme wurde denn auch durch die prämiirung
seines Entwurfs bestätigt.
Die Betheiligten einer Konkurrenz find gegen Maß-
nahmen des Komites vor und nach der Konkurrenz
juristisch macht- und schutzlos und haben sich deshalb an
den Vorstand der Berliner Bildhauer-Vereinigung gewendet,
um Hilfe und Abstellung solcher Uebelstände und wir
suchen dem zu entsprechen durch den Weg in die
Geffentlichkeit. Wir möchten aber weniger anklagen als auf,
klären, denn wir nehmen an, daß Fehler in dieser Hinsicht
nur aus Unkenntniß der Sachlage begangen werden. Was
ist also künftighin zu bessern und zu thun?
Möge jedes Gemeinwesen, welches dem Gedanken,
ein Monument irgend welcher Art zu errichten, nähertritt,
seinen Fachmann zur Aufstellung eines Konkurrenz-
programms zu Rathe ziehen. Dieser Fachmann bedenke
aber, daß das Wohl und Wehe vieler Kollegen in seine
Hände gegeben ist und dringe darauf, ja mache die Annahme
des Ehrenamts davon abhängig, daß das Konnte sich an
die Innehaltung jener „Grundsätze" bindet. Diese sind
zu beziehen durch den Vorstand der Bildhauer Vereinigung
Berlin W., Bellevuestraße Nr. 3.
Dder sollte der Staat ebenso gut wie er die Lotterien
überwacht, nicht auch solche Konkurrenz-Ausschreiben zur
Kontrolle einfordern, wenn es sich um die Verherrlichung
eines gekrönten Hauptes, eines berühmten Mitbürgers
handelt? Auch der Staat hat ein Interesse, daß in seinem
Lande schöne, würdige Monumente erstehen, deren Herstellung
und Erwerbung nicht auf Ungerechtigkeit und Arbeits-
vergeudung beruht.
Eug hiermit verknüpft ist ein Uebelstand, der trotz
unserer Bemühungen heute immer wieder zu Tage tritt,
daß nämlich Gießereien oder technische Anstalten sich an
Die Aun st-Halle
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seine graziöse ornamental gehaltene Kleinskulptur,
die sich durch ihre strenge stilistische Haltung wohl-
thuend von so vielen französischen Arbeiten unter-
scheidet. Er fügt wohl einmal Figuren ein; aber
niemals in einer solchen Weise, daß dadurch der
Gebrauchswerth des Schmuckes in praktischer oder
ästhetischer Hinsicht darunter litte. Seine Schmuck-
schöpfungen, unter denen ein prächtiger Gürtel be-
sonders hervorzuheben ist, athmen eine feierliche vor-
nehme Fracht, wie sie von modernen Stücken nur
noch wenigen nachgerühmt werden kann.
Mißstände kei Konkurrenzen.
^.n einer Zeit, wo sich die Konkurrenzen um plastische
Monumentalarbeiten derartig häufen, daß inan glauben
könnte, die ausübenden Künstler lebten in unerschöpflicher
Arbeitsfülle und Befriedigung, sei es dem Vorstand der
hiesigen Bildhauer Vereinigung gestattet, sich mit
einigen klärenden Worten an denjenigen Theil des Publikums
zu wenden, der in diesen Angelegenheiten eine aktive Rolle
spielt d. h. an die sogenannten Denkmals-Komitös.
Um das Gegenseitigkeit-verhältniß eines Komites
und der an der Konkurrenz beteiligten Künstler zu regeln,
waren im Jahre M8 von der Bildhauer-Vereinigung
Grundsätze für Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen
aufgestellt, und an alle namhaften Gemeinwesen, staatlichen
Behörden und auch an die Kollegen geschickt worden.
Es war bezweckt den Ausschreibern Konkurrenzmodelle
zu sichern, die ihnen ein klares Bild des Gewollten geben,
ohne den Künstlern unnütze Gpfer aufzulegen und den
Verlauf der Preisbewerbung in gerechter Weise zu sichern.
Das Publikum sollte darauf aufmerksam gemacht
werden, daß die Herstellung eines plastischen Entwurfs
außerordentlich viel Zeit, Geld und Arbeit kostet und der
Konkurrent daher wohl berechtigt ist, zu verlangen, daß
für die vorläufige Konkurrenz nur eine mäßige Größe des
Entwurfes gefertigt wird, daß die besten Arbeiten durch
hinreichende Prämien schadlos gehalten werden und der
mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf auch die
Ausführung erhält, vor Allem, daß die in dem Konkurrenz-
programm gestellten Bedingungen auch inne gehalten und
widerhandelnde Entwürfe von der Bewerbung ausgeschlossen
werden. Von den Kollegen aber, die ein Amt als Juror
oder Komite-Mitglied annahmen, durften wir danach hoffen,
daß sie das Ihrige dazu thun würden, den konkurrirenden
Kollegen ein billiges Entgegenkommen und gerechte Be-
urtheilung von Seiten des Komites zu sichern und auf
Innehaltung jener „Grundsätze" zu dringen.
Zu unserem Bedauern mußten wir aber oft sehen,
daß von Alledem keine Spur vorhanden war nnd die
Versendung jener „Grundsätze" gar keinen oder nur geringen
Erfolg gehabt hatte. So ist eine Konkurrenz um ein Kaiser
Wilhelm-Denkmal zu Hildesheim verlaufen, au der wir
nach mehreren Seiten Anstoß zu nehmen berechtigt waren.
Als Größe des Reiters war ein Fünftel der Aus-
führungsgröße d. h. an 90 cm gefordert. Das ist kein
Konkurrenzmodell sondern ein Hilfsmodell, und jeder
Fachmann weiß, daß die Herstellung eines solchen Entwurfs
fast ein halbes Jahr und die Unkosten von ca. 2000 Nk..
nicht berechnet die Arbeit des Künstlers selbst, beansprucht.
Gegenüber einer solchen Anforderung sollte man
meinen, wäre nun mit großer Generosität in Aussetzen
von Preisen verfahren worden, was sahen wir statt
dessen? 3 Preise zu je tooo Nk! Also jeder der 3 preis-
gekrönten Entwürfe erhielt die Hälfte der Unkosten wieder.
Wenn wir nun hören, daß einige 60 Entwürfe trotz dieser
höchst ungünstigen Bedingungen eingesendet waren, so ist
das ein Beweis, wie groß die Noth s? Die Red.) in der
Künstlerschaft ist, auf diese aber sollte billigerweise nicht
gerechnet werden.
Die Aussichten der betheiligten Künstler wurden aber
noch weiter beeinträchtigt. Gegen Ende der Herstellungs-
frist der Entwürfe erhielten die hiesigen Bildhauer eine
Mittheilung, daß der als Juror im Komite bis dahin
aufgeführte Bildhauer aus diesem ausgeschieden sei.
Ein Grund wurde nicht genannt. Man wird aber
das Erstaunen der Betheiligten verstehen, als sie sahen,
daß dieses Mitglied nachdem es doch bis dahin den
Berathungen des Komites beigewohnt und den Mitgliedern
persönlich bekannt geworden war, nun selbst als Preis-
bewerber auftrat. Dieser Grund des Austritts hätte
genannt werden müssen, da er doch dem Konnte jedenfalls
bekannt war und viele der Bewerber hätten sich weitere
Mühe und Unkosten erspart, da es ja auf der Hand lag,
daß jener Kollege von vornherein im vortheil war.
Diese Annahme wurde denn auch durch die prämiirung
seines Entwurfs bestätigt.
Die Betheiligten einer Konkurrenz find gegen Maß-
nahmen des Komites vor und nach der Konkurrenz
juristisch macht- und schutzlos und haben sich deshalb an
den Vorstand der Berliner Bildhauer-Vereinigung gewendet,
um Hilfe und Abstellung solcher Uebelstände und wir
suchen dem zu entsprechen durch den Weg in die
Geffentlichkeit. Wir möchten aber weniger anklagen als auf,
klären, denn wir nehmen an, daß Fehler in dieser Hinsicht
nur aus Unkenntniß der Sachlage begangen werden. Was
ist also künftighin zu bessern und zu thun?
Möge jedes Gemeinwesen, welches dem Gedanken,
ein Monument irgend welcher Art zu errichten, nähertritt,
seinen Fachmann zur Aufstellung eines Konkurrenz-
programms zu Rathe ziehen. Dieser Fachmann bedenke
aber, daß das Wohl und Wehe vieler Kollegen in seine
Hände gegeben ist und dringe darauf, ja mache die Annahme
des Ehrenamts davon abhängig, daß das Konnte sich an
die Innehaltung jener „Grundsätze" bindet. Diese sind
zu beziehen durch den Vorstand der Bildhauer Vereinigung
Berlin W., Bellevuestraße Nr. 3.
Dder sollte der Staat ebenso gut wie er die Lotterien
überwacht, nicht auch solche Konkurrenz-Ausschreiben zur
Kontrolle einfordern, wenn es sich um die Verherrlichung
eines gekrönten Hauptes, eines berühmten Mitbürgers
handelt? Auch der Staat hat ein Interesse, daß in seinem
Lande schöne, würdige Monumente erstehen, deren Herstellung
und Erwerbung nicht auf Ungerechtigkeit und Arbeits-
vergeudung beruht.
Eug hiermit verknüpft ist ein Uebelstand, der trotz
unserer Bemühungen heute immer wieder zu Tage tritt,
daß nämlich Gießereien oder technische Anstalten sich an