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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 5
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Zur Weihnachtslitteratur
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Der Amateur-Photograph
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Nr. 5

Die Aun st-Halle

77

Meister bat es bisher indessen an einem einigermaßen er-
schöpfenden, handlichen, mit Illustrationen reich geschmückten
Buch über ihn gefehlt, in welchem fein reiches Künstler-
leben, seine Hauptzwecke uud die Bedingungen ihres Ent-
stehens eingehend und anschaulich zugleich geschildert sind.
Lin solches Werk bieten wir nunmehr, nach Ueberwindung
nicht geringer Illustrations - Schwierigkeiten, in einer
eleganten und doch wohlfeilen Ausgabe dem gebildeten
Publikum dar. Der eiugehende Text stammt aus der
Leder von Franz Hermann Meißner, dem wohl-
bekannten Berliner Kunstschriftsteller, der vor einigen
Jahren durch sein Max Klmger-Werk ein berechtigtes Auf-
sehen erregte. Ver Name Arnold Böcklin hat am Ende
unseres Jahrhunderts einen volltönenden Klang. Die
eigenartige und kühne Phantasiewelt des großen Schweizer
Meisters, seine Darstellungskunst, die Schönheit und Pracht
seiner originellen Farben haben seinen Ruhm längst durch
die Kulturwelt getragen. Sie machen das Erscheinen jedes
seiner neuen Werke zu einem Aufsehen erregenden Er-
eigniß; sie haben schließlich mehr und mehr der Ansicht
Raum geschaffen, daß Böcklin in der Malerei als der
führende Meister des Jahrhunderts zu betrachten sei. Kann
man doch in der Variirung des bekannten Menzel'schen
Wortes über Ehodowiecki von Böcklin mit gutem Rechte
heute sagen: „Er malt und komxonirt in jedem Werk der
neuen Kunst mit." Franz Hermann Meißner hat sich der
ebenso schwierigen wie dankbaren Aufgabe, eine so kom-
plicirte Individualität wie Böcklin sie bietet, zu analysir en,
mit Liebe und Feingefühl unterzogen. Er läßt mit der
ihm eigenen Plastik und der Flüssigkeit seines beredten
Stils das bewegte Künstlerleben Böcklins aus dem histo-
rischen Hintergrund seiner Kunstrichtnng wie im Zeitmilieu
vor unsern Augen sozusagen mit greifbarer Natürlichkeit
wachsen; - er hat dabei eine Reihe überraschend neuer
Gesichtspunkte aufgestellt und geistvoll durchgeführt. So
bietet die Lektüre dieser ersten Böcklinbiographie neben
dem rein äußerlich Interessanten sowohl dem Fernstehenden
wie auch dem intimsten Böcklinkeuner eine Fülle höchster
Anregungen, die durch die Wiedergabe mehrerer der
schönsten Bilder des Meisters — darunter einiger sehr
wenig gekannten — und zwei seiner Porträts einen er-
höhten Reiz erhalteir. Kein Geringerer als Hans Thoma
hat eigens für den Einband des Werkes eine prächtige
Zeichnung geliefert, die sämmtliche Bände des „Künstler-
buchs" schmücken wird.
* Der deutsche Eicerone. Führer durch die Kunst-
schätze der Länder deutscher Zunge von G. Ebe. Bd III
Malerei (Deutsche Schulen) Leipzig, Verlag von Otto
Sxamer, (898. (pr. geb. M. 6,so).
Von dieser mit großem Fleiß verfaßteil künstlerischen
Topographie Deutschlands behandeln die beiden ersten
Bände die Architektur. Der vorliegende Band „Malerei"
wird allen Touristen und Ku nstliebbab ern, die sich
über die Malwerke in den einzelnen deutschen Ortschaften
und die Beziehungen dieser Werke zur allgemeinen Kunst-
entwickelung informiren wollen, werthvolle Dienste leisten.
Man wird nicht versäumen, sich diese lange erwünschte
Publikation nach und nach anzuschaffen.
* OlovLuul öLttistg. Kiepolo. Eine Studie zur
Kunstgeschichte des (8. Jahrhunderts, von Vr. Franz
Friedrich Leitschuh. Mit dem Bilduiß des Meisters
und (2. Lichtdrucktafeln. Würzburg (896. E. Bauer
(I. Kellner's Buchh.) (Preis z,5O M., eleg. geb. H,so M.)
Als die venetianer Anfang des Jahres (896 den
zoo. Geburtstag ihres großen Sohnes und Meisters glanz-
voll feierten, da wollte auch Würzburg nicht zurnckstehen
und veranstaltete durch eine Ausstellung von Werken des
großen venetianers eine seinem Andenken geweihte Feier.
Hat doch der gewaltige Freskomaler würzburg's Residenz
mit den großartigen, farbenglühenden Fresken ausgestattet,
die, entstanden in den Jahren (750—I75Z, noch heute deren
bleibenden Schmuck bilden. Die schöne Frucht dieses Festes
ist obige Schrift. Diese schildert den Entwicklungsgang des
talentvollen, gestaltungsreichen Meisters, seine langjährige
fruchtbare Thätigkeit in Venedig und Verona, feine Be-
rufung nach Würzburg und was er dort geschaffen hat,
seine Rückkehr in die Heimat und seine Uebersiedelung an
den Hof Karls III. nach Madrid, wo er (770 starb. Den

überaus gewandten und kühnen Fresko- und fast noch be-
deutenderen Melmaler feiert der Verfasser mit hoher Be-
geisterung und glaubt die Nachklänge seiner großartigen,
wuchtigen und farbenreichenMalweise in Pilot^ und nament-
lich in Makart wiederzufinden. Die aus Photographien
hervorgegangenen Lichtdrucktafeln sind außerordentlich
schätzbare Beigaben. Bei dem großen Interesse, das aus
den Kreisen der Künstler nnd Kunstliebhaber der bereits
erwähnten Tiepolo-Ausstellung seiner Zeit entgegengebracht
wurde, dürfte das Werk von bleibendem werthe fein.
Das Buch eignet sich wegen seiner vornehmen Ausstattung
auch ganz besonders zum Weihnachtsgeschenk für jeden
Künstler und Kunstliebhaber.
* Balthasar Neumann, Artillerie- und Ingenieur-
Gbrist, Fürstlich Bambergischer uud Würzburger Ober-
architekt nnd Baudirektor. Von I)r. Josef Keller.
Würzburg (896. E. Bauer (I. Kellner's Buchh.) 203
Seiten Großoktavformat mit 72 Abbildungen und einem
Bildniß. (Pr. 6 M., eleg. geb. 7,50 M.)
Die illustrativ vorzüglich ausgestattete Schrift erwirbt
sich das Verdienst, uns als erste ihrer Art einen auf
gründlichem (Quellenstudium beruhenden Einblick in das
Leben und das Lebenswerk des berühmten fränkischen
Baumeisters, des Schöpfers der als eines der schönsten
Schlösser Deutschlands bekannten Würzburger Residenz, zu
öffnen. In einem staunenerregenden Umfang wird hier
das wirken Balthasar Neumanns zur Darstellung gebracht.
Es wird uns ein wechselvolles Bild seiner baukünstlerischen
Thätigkeit, der zugleich auch eine militärische Laufbahn
parallel lief, gegeben, einer Thätigkeit, die, autodidaktisch
begonnen, bald einen glänzenden Aufschwung nahm und
sich allmälich über Stadt und Land uud Fürftbisthum
Würzburg, über die Bisthümer Bamberg und Speier, ferner
über Trier und Köln erstreckte. Ja sogar in Wien finden
wir Denkmäler Neumann's künstlerischer Thätigkeit. Für
seine Bauweise, die uns in einer großen Fülle von Schloß-
bauten (außer der Würzburger Residenz vor Allem das
Schloß Bruchsal), Kirchen, (zu Schönthal, Gößweinstein,
Mergentheim, Bruchsal, Vierzehnheiligen und Neresheim,
sowie die Augustinerkirche, die Wallfahrtskirche und die
Begräbnißkapelle an: Dom zu Würzburg) erhalten ist, war
zunächst vor Allem das italienische Barock jener Zeit vor-
bildlich, später schuf er völlig im Geschmack des französischen
Rokokos: aber er verlor dadurch keineswegs seine deutsche
Eigenheit. Bedeutsam für seine Schöpfungen war, daß er
seine Entwürfe bis in die kleinste Eigenheit, „ja bis zum
Schlüssel herab" selbst ausarbeitete, wie u. a. sein hinter-
lassenes Skizzenbuch beweist. Die Monographie verdient
Beachtung und Verbreitung nach jeder Richtung hin. wirft
sie doch vielfach neues Licht über einen bisher noch recht
dunklen und wenig bekannten Abschnitt der Kunstgeschichte,
die Barock- und Rokoko-Zeit.
Der Amateur-Ddotograpl).
* Klebe-Leinwand. Das Aufkleben photo-
graphischer Abzüge bereitet Manchem trübe Stunden. Oft-
mals ereignet es sich, daß, wenn am Abend alles vor-
schriftsmäßig ausgeführt ist, am nächsten Morgen sich die
Ecken der Bilder abheben oder wohl gar die Kopien
aufgerollt neben dem Karton liegen. Häufig hat man
auch den Wunsch, besonders wo es sich um Aufbewahrung
großer Bildermengen oder um Versendung der Ahzüge
handelt, die dicken schweren Kartons durch leichtes, aber
haltbares Material zu ersetzen. Die von Hesekiel in
Berlin (Leipzigerstr. (05) in den Handel gebrachte Klebe-
Leinwand erfüllt letztgenannten Zweck vollkommen und
läßt sich in einfachster weise zum Aufziehen der Bilder
verwenden. Die Leinwand ist mit einer dünnen Gutta-
perchaschicht überzogen. Auf diese Schicht legt man die
Rückseite der aufzuziehenden (völlig trockenen) Kopie und
überfährt die Rückseite der Leinwand mit dem heißen
Bügeleisen. Das Bild haftet nun vortrefflich auf der
Leinwand, welche ihrerseits einen zwar dünnen, aber halt-
baren Bildträger abgiebt.
(Phot. Rundsch. VIII. (898.)
 
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