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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 5
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Kunstchronik
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Persönliches
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Preisausschreiben und Stiftungen
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Nr. 5

Die Aun st-Halle.

75

* Wien. Zum Konflikt zwischenRun st gewerbe-
museum und dem Kunstgewerbeverein. Zu einer
Deputation des Vereins äußerte sich der gewesene Protektor
Erzherzog Rainer u A.: „Mein Rücktritt war un-
abweislich geworden durch die Art des Auftretens gegen
zahlreiche Personen, die im Museum zu thun haben, eines
Auftretens, das auch vor dem Kuratorium, ja selbst vor
der Person des Protektors nicht bfalt gemacht hat. Ls
war für mich — sagte der Erzherzog — gewiß ein schwerer
Schritt. Sie wissen, meine perren, daß ich mit Pofrath
v. Eitelberger, den ich als den richtigen Mann für diese
Sache erkannt hatte, das Museum gegründet, mit ihm das
Statut in allen Theilen bearbeitet und ausgearbeitet habe.
Ls ist Gesetz für die Leitung des Museums, wurde aber
vom Pofrath v. Scala mit Füßen getreten, wenn es
für die jetzigen Verhältnisse nicht mehr genügt, gut, so
soll ein neues ausgearbeitet werden. Eine Notiz
nannte mich alt und müde und Neuerungen unzugänglich.
Jeder der mich kennt, weiß, daß dies unwahr ist. Ich
habe mich jederzeit gefreut und es als eine Erholung be-
trachtet, wenn ich das Museum besuchte und neue Arbeiten
und Fortschritte sehen konnte. Mit Befriedigung nahm ich
wahr, wie junge Geschäftsleute und Anfänger sich bemühten,
den Anschluß an das Museum zu finden, und mit gleicher
Befriedigung beobachtete ich stets, mit welcher Lust und
Liebe Professoren und Schüler der Kunstgewerbeschule
gemeinsam arbeiten. Ich kann es nicht einen Fortschritt
nennen, wenn das erprobte Alte verworfen und an dessen
Stelle Neues gesetzt werden soll. Der gesunde Fortschritt
verbessert das bestehende Gute. Ebenso kann es nicht als
eine Förderung der heimischen Industrie bezeichnet werden,
wenn der Direktor eines Staatsinstituts sich nicht damit
begnügt, fremde Muster einzuführen, was berechtigter Weise
unter allen früheren Direktionen geschehen ist, sondern Er-
zeugnisse des Auslandes zum verkauf bringt, also die ein-
heimische Industrie schädigt."
* Brünn. Im Mährischen Gewerbemuseum wurde
die bereits in Düsseldorf, Berlin u. a. Orten gezeigte Aus-
stellung von Originallithographien kürzlich eröffnet.
Nach dem im Verlag des Museums erschienenen Katalog
sind im Ganzen nur M Nummern vorhanden. Die meisten
deutschen Kunstorte sind vertreten, am besten die Meister
p. Thoma, W. Steinhausen, O. Greiner, p. Fechner,
G. Lührig. Nächstdem kommt Frankreich, von dessen Meistern
Fantin-Latour, A Lunois, p. de Toulouse-Lautrec, Nalteste
und M. Luce an der Spitze stehen. Warum das bekannte
Dresdener Künstlerxaar Mediz im Katalog zu den Oester-
reichern gerechnet wird, konnten wir nicht ergründen.
* Bern. Lin großer Kunststreit ist nach der „Frk. Z."
wegen des Genfer Malers podler entbrannt, podler
verfertigte Entwürfe für Freskomalereien im Waffensaale
des eidgenössischen Landesmuseums in Zürich. Die podler-
schen Entwürfe wurden von einer aus Künstlern gebildeten
Jury geprüft, die sich einstimmig für die Ausführung aus-
sprach. Die schweizerische Kunstkommission befürwortete
die Ausführung mit 8 gegen 3 Stimmen. Die Kommission
des eidgenössischen Landesmuseums dagegen erhob ein-
stimmig gegen die Bemalung der Wände des Waffensaales
durch podler Widerspruch, da es ihm in ft/y Jahren nicht
geglückt sei, einen annehmbaren Entwurf zu schaffen. Auch
der Züricher Stadtpräsident lehnt sich gegen die Entwürfe
von podler auf und will die wände dem Künstler zur
Bemalung nicht überlassen. Die Stadt Zürich hat das
Museum auf ihre Kosten gebaut. Die endgiltige Ent-
scheidung liegt beim Bundesrath und bei den Behörden der
Stadt Zürich.
* SrockHolm. Ein bisher unbekanntes Gemälde von
Rembrandt, das Brustbild eines alten Mannes in natür-
licher Größe, ist auf dem Schlosse wanas in Schnoen auf-
gefunden worden. Dies Bild ist gegenwärtig mit Lrlaubniß
der Besitzerin, Gräfin Elisabeth Wachtmeister, im nieder-
ländischen Saale des Nationalmuseums ausgestellt.
* Paris. Die neue Balzac-Statue von Falguiöre,
an Stelle der von der Litterarischen Gesellschaft zurück-
gewiesenen Rodin'schen Figur, ist gegenwärtig in der Rue
St. Ponore ausgestellt. Der Dichter ist mit nachdenklichem
Ausdruck, auf einer Waldesbank sitzend, dargestellt. Reber
die definitive Aufstellung des Werkes verlautet noch nichts.

persönliches.
* Paul pöcker, Professor der Akademie der bilden-
den Künste in München, wurde die erbetene Entlassung
aus dem Staatsdienst bewilligt.
* Prof. Ludwig perterich, der seit Kurzem an der
Stuttgarter Kunstschule wirkte, hat einen Ruf an die
Münchener Pochschule erhalten, dem er auch Folge zu
leisten gedenkt.
* Rom. Bei der Vorstandswahl, mit der der deutsche
Künstlerverein in sein 5H. Lebensjahr trat, wurde auch
der Präsident Bildhauer Prof. Gerhardt wiedergewählt.
Nur an Stelle des freiwillig ausscheidenden Schriftführers
vr. G. Kupke ist der pistoriker und Journalist vr. M. Llaar
getreten.
st?
Preisausschreiben und Stiftungen.
* Der p amburger Architekten- undIngenieur
verein tritt auf Grund einstimmigen Beschlusses in einem
Schreiben an den Bürgermeister Versmann dafür ein, zur
Konkurrenz um das pamburger Bismarck-Denkmal,
wofür eine halbe Million zur Verfügung stehen wird, alle
deutschen Künstler zuzulassen.
* Der Verein der Bildhauer Münchens (a. v.)
hatte, wie alljährlich, vor Kurzem in seinem Aktlokal seine
Preiskonkurrenz öffentlich ausgestellt. Eine stattliche Zahl
von Entwürfen in Zeichnung und Modell wiesen gute
Resultate auf. Als Aufgaben waren gestellt: a) St. Se-
bastian, b) Schützenehrenxreis, c) Stuckplafond. Die 5ury
hatten Prof. Fr. v. Miller, Bildhauer Stehle und Pfeifer
übernommen, Preise erhielten in a: die perren Jobst
Korinek, I. Puder, poffmann, vorster und Sauter. In b:
perr Riegel. Lobende Erwähnung: perr Lasser und perr
polz.
* Beim Wettbewerb um das Festhallenprojekt in
Mannheim erhielten den ersten Preis Bruno Schmitz-
Eharlottenburg, den zweiten v. Lindner-Mannheim und
w. Spannagel-München.
* Universität von Kalifornien. Die Jury für
die internationale Preisbewerbung für „The Phebe pearst
Architectural Plan for the University of California" be-
stehend aus: perren I. L. Pascal, Präsident, Vertreter
fr Frankreich; Paul Wallot, Vize-Präsident, Vertreter
für Deutschland; R- Norman Shaw, Vertreter für Lng-
lünd; Walter Look, Vertreter für die vereinigten Staaten;
I B. Reinstein, Vertreter für die Universität von Kali-
foanien, hat ihre Sitzungen in Antwerpen am H. Oktober
ge.chlofsen. Zur engeren Preisbewerbung wurden auf
Grrund ihrer Entwürfe eingeladen: Barbaud u. L. Bau-
haisn, Paris, L. Bsnard, Paris, Prof. F. Bluntschli, Zürich,
D- Despradelles u. Stephen Eodman, Boston, R. Dick,
Wien, I. p. Freedlander, New-Pork, G. peraut und
W. E. Eickmuller, Paris, poward u. Eauldwell, New-
pork, powells, Stokes u. pornbostel, New-Pork, Lord,
pewlett u. pull, New-Pork, Whitney warren, New-Pork.
vorgeschlagen wurden ferner vier weitere Pläne für die
Universität zu kaufen. Die Urheber dieser Entwürfe sind:
Ioanny Bernard u. Robert, Paris, Charles des Anges,
Paris, Ernest Flagg, New-Pork, Fred. Skjold Neckelmann,
Stuttgart. Die Mitglieder der Jury, sowie die zur engeren
Bewerbung eingeladenen Architekten, werden sich nach
Kalifornien begeben; im Juni t899 wird die Jury dort
Sitzung halten und einen Entwurf auswählen, welcher
dann von den Regenten der Universität genehmigt werden
muß. — Die Erbauung der Gebäude wird sofort nachher
in Angriff genommen werden, und man hofft, dieselben
binnen 25 Jahren fertig zu bringen.
* Line Rothschild-Stiftung. Die Freiherren
Albert und Nathaniel v. Rothschild haben zweihundert-
tausend Kronen Rente zur Errichtung einer Künstler-
stiftung bestimmt. Aus diesem Kapital werden Sti-
pendien gebildet, deren pöhe zwischen HOO und 2000
Gulden jährlich variiren wird. Bezugsberechtigt sind in
erster Linie junge Musiker, welche als Komponisten
hervorragende Begabung bekunden, dann Maler, Bild-
 
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