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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 14
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Liesegang, Ed.: Die Verwendung des Skioptikons durch den Maler
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Gensel, Otto Walther: Pariser Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0246

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Die Kunst - Halle -—

Nr. (st

den handel gebracht. Die verschiedenen Sorten
unterscheiden sich außerordentlich bezüglich der Em-
pfindlichkeit. Ich kann also bei diesen nur empfehlen,
sich nach der Gebrauchsanweisung zu richten: Man
legt die Platte im Dunkelzimmer in den Kopir-
rahmen unter das Negativ, hält den Nahmen für
einige Sekunden zur Thür heraus ans Tageslicht
und entwickelt dann mit einein Entwickler, wie er
auch für Negative benutzt wird. Hier ist es noth-
wendig, daß man demselben einige Tropfen einer
Lösung von Bromkalium (0 Master (00 eem
zusetzt. — Firirt werden die Platten wie gewöhnliche
Negative.
Ebenso gut verwenden lassen sich die Aristotvp-
platten. Allerdings muß inan dieselben eine halbe
Stunde oder noch länger unter dem Negativ den:
Tageslicht aussetzen, bis sie die volle Kraft erreicht
haben. Aber es ist dann — vorausgesetzt, daß man
mit Petroleumlicht und nicht mit stärkeren Lichtquellen
arbeitet - auch nicht nöthig, die Platte zu fixiren.
(Die Behandlung mit einem Tonfixirbad wäre nur
dann nöthig, wenn man die Platte selbst aufbewahren
wollte.)
hiernach ist die Herstellung von richtigen photo-
graphischen Vergrößerungen für den Maler eigentlich
gar nicht nöthig. Da ich außerdem die Behandlung des
Bromfilberpapiers schon in einem Kapitel über Papier-
bilder anderwärts dargestellt habe, brauche ich hier nur
zu erwähnen, daß auch zu diesen: Zweck das Skioptikon
Anwendung findet: Man spannt das Bromsilber-
papier an Stelle der Leinwand auf, bringt ein
Negativ in das Skioptikon und prosizirt dasselbe nun
auf das Papier. Neber die Belichtungszeit lassen
sich nicht gut Zahlenangaben machen, denn dieselbe
muß je nach der Empfindlichkeit der verschiedenen
Papiersorten des Handels und je nach der Vergröße-
rung sehr verschieden ausfallen. Sie schwankt zwischen
einer Minute und einer Viertelstunde. Bei Benutzung
eines sehr dichten Negativs kann es noch länger werden.
Die Vergrößerung kann nur in einem lichtdicht
verschlossenen Naum oder Abends vorgenommen
werden. Das Bromsilberpapier besitzt etwa ein
Viertel der Empfindlichkeit der Trockenplatten. Aus
diesem Grund ist es auch nöthig, daß das Skioptikon
kein falsches Licht durchläßt und es ist gut, beim
Einkauf darauf aufmerksam zu machen, daß man
auch Bronifilber - Vergrößerungen damit zu machen
gedenkt.
X
(pariser Kries.
Von lValtber Gensel, Paris.
den letzten Machen hat hier bei Georges
Petit eine kleine Ausstellung stattgefunden, die
über den von der gesamten eleganten Melt
besuchten Ausstellungen des Terole Volney und des

Epatant nicht eben sehr beachtet worden ist, für das
Studium der modernen Landschaftsmalerei aber von
höchstem Interesse war. Neben einer Anzahl von Ge-
mälden Paul Albert Besnards und einigen keramischen
Arbeiten Thaplets, von denen man nicht recht wußte, wie
sie in diese Gesellschaft hineinkamen, umfaßte sie nämlich
je etwa zwanzig ältere und neuere Gemälde der vier
Meister Monet, Sisley, Tazin und Thaulow. Die
Namen Monet und Sisley sind mit dem Begriff
Impressionismus so innig verknüpft, und ihre Merke
waren so glücklich ausgewählt, daß inan an ihrer
Hand eine ganze Geschichte dieser Künstlerschule
schreiben könnte. Von Torot und Daubigny gingen
sie aus, doch übten auch Tourbet und Turner einen
starken Einfluß auf sie aus. Sie wollte,: die Natur
so malen, wie sie umhüllt von Luft und Licht den:
menschlichen Auge sich darbietet. Luft und Licht
lassen die Umrisse zerstießen, die Einzelheiten in ein-
ander verschwimmen. So entstanden so zarte Stim-
mungsbilder wie Sisleys „Neberschwemmung" von
(872, seine „Straße in Sevres" aus demselben Jahre,
wie Monets „Seinearn: in Argenteuil" von (875.
Manche der kleinen Bilder des ersteren könnte man
mit gleichzeitigen Merken Bondins und Iongkinds
verwechseln. Von Torot unterscheiden sie sich in der
Mahl der Motive und der Tageszeiten. An die
Stelle der Bäume und Seen sind Feldwege, Dorf-
kirchen, Fluß- und Schneelandschaften, an die Stelle
der Morgen- und Abendstimmungen ist der lichte
Tag getreten.. Bald aber tritt eine Mendung ein.
Sie suchen nicht mehr das Landschaftsmotiv und seine
Luftstimmung darzustellen, sondern die Luftstimmung
wird die Hauptsache, das Motiv Nebensache.
Monet geht auf diesen: Mege voran und Sisley,
der eine Zeitlang so unter dem Einstusse seines
Freundes steht, daß er seine Persönlichkeit fast ver-
liert, folgt ihm nach. Monets Kirche von Varange-
ville ((882), die in: sonnendurchstrahlten Nebeldunste
daliegt, ist ein gutes Beispiel des Neberganges. Bei
den Bildern „Das Meer und die Alpen" und
„die Alpen von: Lap d'Antibes aus gesehen"
sind die Alpen, das Meer, die -Bäume bereits
völlig Nebensache, sie haben fast nur noch als
Tonwerte Bedeutung. Hand in Hand damit geht
eine völlige Veränderung der Technik. Die alte
Schule versenkte sich nut Inbrunst in die Struktur,
die Verästelung, die Form der Blätter des Baumes.
Torot inalte eine Fülle von Blättern, durch die der
Stamm und die Aeste nur hindurchschimmern. Bei
Monet unterscheiden wir nunmehr weder Stamm
noch Blätter, sondern wir sehen ein Etwas, das uns
durch seine Silhouette und seine Farbe die Illusion
eines Baumes giebt. Kurzsichtigkeit gilt — ganz
ernsthafte Künstler haben das ausgesprochen — von
nun ab als ein Vorzug für den Maler, sie
allein erlaubt es, den Gegenstand in seinem reinen
Tonwerte zu erfassen. Und nun noch ein letzter
Schritt: Die Luft ist nicht mehr nur die Hauptsache,
sie ist Alles. Es entsteht die berühmte Serie der
„Heuschober" ((8s)() bei der die Heuschober selbst
für den Maler etwa die Bedeutung haben, wie fin-
den Physiker das Prisma, durch das er die Sonnen-
strahlen hindurchgehen läßt. Das Flimmern der
Luft, das Tanzen der Sonnenstrahlen, so und so
ähnlich müßten die Titel der neuesten Bilder Monets
lauten. Diese neueste Phase seines Schaffens kommt
an: deutlichsten in den beiden Zyklen „Die Kathe-
drale von Nouen" und „Auf der Seine" ((89st und
(8s)7) zum Ausdruck, von denen je zwei Bilder aus-
 
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