Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

DOI Heft:
Nummer 24
DOI Artikel:
Gustav, Leopold: München: Das Kunstgewerbe im Glaspalast und in der "Sezession"
DOI Artikel:
Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0429

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 2^

375

Die Aun st-Halle -z-

wenn sie nicht Tausenderlei in sich hätte aufnehmen inüssen.
Der kleine Pos, welcher sich im Vorjahre so intim
repräsentirte, läßt uns in diesen: Jahre auch kühl bis ins
Nerz hinan und dient auch nur als Raun: zum Ausstellen.
Die Ex libris - Sammlung des Grasen von Leiningen-
Mesterburg n:uß erwähnt werden, da hier entschieden auf-
strebende Kunst herrscht, Pans Thoma ist hier vortrefflich
vertreten; Döpler d. I. etwas heraldisch langweilig. —
Die Möbel von Rösl bieten viel Beachtenswertstes, leider
ist ihre Aufstellung eine recht ungünstige. . . Menden wir
uns nun der „Sezession" zu. penry van de Velde hat ein
perrenzimmer ausgestellt. Der große Schreibtisch mit zwei
Sitzplätzen könnte als das Symbol eines nüchternen
Merkantilismus gelten. Die Sessel sind sehr bequem; es
spricht kein Gegenstand zu laut durch unangenehme
Originalitätssucht, allein wir können uns nicht zur Be-
wunderung dieses vielbewunderten aufschwingen. Fritz
Trier hat einen Ausstellungsraum mit angrenzenden: Erker-
schlaszimmer eingerichtet. Mir begegnen hier den: Maler
zum ersten Male als Innenkünstler; er hat auch hier
Geschmack bewiesen; wenn auch eigene neue Ideen kommen,
werden wir dies mit Freude begrüßen, von pankok rührt
ein Vorraum in Massereichenholz her. Sehr einfache
Möbel, aber das Ganze hat doch einen heimlichen Reiz;
durch diese Stube gelangen wir in das Tßzimmer von
Bruno Paul. Mir schreiten von der Biedermeierzeit noch
etwas weiter in unser Jahrhundert hinein. Als der Groß-
vater die Großmutter nahm, schafften sie sich derlei Möbel
an und bedauerten dann in ihren späteren Tagen, daß man in
ihrer Jugend so wenig Geschmack gehabt hatte. Neu sind
nur die sonderbaren pöcker und Auswüchse, mit denen Paul
seine Möbel ziert. Im klebrigen hat das Zimmer einen
ganz angenehmen altväterlichen Reiz. Recht viel Interessantes
bietet die „Edelmetall-Ausstellung", bei denen noch Franzosen
und Belgier obenan sind, van de Velde ist uns hier
sympathischer, als bei seinen Möbeln. Christiansens Nixe,
Charpentier seien hier noch erwähnt. Lin Theil der Schmuck-
gegenstände sind von der Frau Großherzogin von pessen
ausgestellt, von Jul. Koch (Frankfurt), Lalique (Paris) und
Fabergö (St. Petersburg) ausgesührt; einzelne Sachen sind
vom Großherzoge entworfen.
Damit sind wir am Ende unserer Betrachtung des
Kunstgewerbes, wie es sich hier aus den diesjährigen Aus-
stellungen präsentirt. Große Bewunderung und große
poffnung auf eine rasche Erfüllung der Ausgaben, die der
sog. neue Styl zu lösen hätte, kann inan selbst aus der
Minderheit des wirklich Guten nickt schöpfen.
X
Aunstchromk.
* Berlin. Ts verlautet, daß in der Kgl. Akademie
der Künste, Ende September, eine ca. ;60 Gemälde
moderner französischer Meister umfassende Ausstellung
eröffnet werden soll. Tin uns unbekannter Pariser perr
de Dramard leitet die Sache, ob im kunsthändlerischen oder
künstlerischen Interesse, wird nicht gesagt. Für das Pariser
Konnte wurden Namen wie Gerome, Roybet, Bonnat,
Dagnan-Bouveret, Besnard, Beraud u. a. gewonnen; einen
chchlutz aus den Inhalt dieser Ausstellung, die sicherlich
viel des Interessanten bieten wird und die, in einen:
privaten Kunstsalon eröffnet, von uns auch ausrichtig be-
grüßt worden wäre, lassen jene berühmten Namen natürlich
nicht zu. vor Allen: nutz; inan es wohl mit Befremden
aufnehmen, daß ein so offizielles Institut wie die Königl.

Akademie der Künste ii: Berlii: etwas thut, was z. B. die
Pariser Akademie oder die Royal Aeademy in London für
die Förderung der deutsche:: Kunst und Künstler zu thun
sich nie entschließen würde, sagen wir aus Gründen des
Taktes gegenüber den heimischen Kräften und des
Respektes gegenüber näher liegenden Ausgaben. — Die
Sezessions-Ausstellung in Charlottenburg wird am
2st September geschlossen — Pros, pugo Vogel hat für
die hiesige Gallerte Ravens ein Doppelporträt der beiden
Akademiepräsidenten Karl Becker und p. Ende gemalt.
* Berlin. In: „Künstlerhause" des Vereins
Berliner Künstler ist ein Mechsel in den ausgestellten
Merkei: eingetreten. Unter den verschiedene!: neuen Werken
sei besonders aus die künstlerisch erhebliche Kollektion des
Weimarer Malers Tuge:: Urban hingewiesen. Neben dieser
erwähnen wir einige größere Merke von G. Schinitgen,
Pros. A. Lutteroth und anderer bekannter Meister. Gleich-
zeitig bleiben auch die großen französischen und flandrischen
Gobelins nach Rubens und Watteau aus den: und
;8. Jahrhundert noch einige Zeit ausgestellt, während die
Ausstellungsdaner des Gemäldes von Rochegroße „Die Er-
mordung des Kaisers Geta" und der Sammlung aus dein
Nachlaß von M. v. Kaulbach beendet ist.
* Leipzig. Für die Erneuerung unserer altehr-
würdigen Nikolaikirche bewilligte der Kirchenvorstand
xso,ooo Mk. Die Lrneuerungsarbeiten werden voraus-
sichtlich im nächsten Jahre in Angriff genommen.
* Dresden. Tmil Richters poskunsthandlung er-
öffnet neben den jetzt benutzten Geschäftsräumen am
x. Oktober einen ca. ;so sIrn großen Oberlichtsaal, der
alle:: Ansprüchen an einen modernen Ausstellungs-Raum
genügen dürfte. Ts werden in: Lause des Minters hier
mehrere Sonder-Ausstellungen stattfinden, denen in den
vornehm ausgestatteten Räumen mit Interesse entgegen-
zusehen ist.
* Pan:bürg. Der Mangel eines Kunstausstellungs-
gebäudes, seit Jahre:: schwer empfunden, wird endlich
glücklich gehoben sein. Der Kunstverein hat an: Neue::
Mall sich eigene Ausstellungsräume erbaut. Sie sollen
Mitte November mit einer Meihnachtsausstellung von Er-
zeugnissen der Malerei und der Bildhauerkunst eröffnet
werden. Die Einladungen zu dieser Ausstellung werden
Mitte Oktober ergehen, vor Allem an die hamburgischen
Künstler, denen man den Vortritt diesmal lassen will und
an eine Reihe auswärtiger Künstler, pamburg wird
durch dei: Besitz dieser neuen Räume dauernd Ausstellungei:
von größerem Umfange beherbergen können.
* Kamenz. Zur Zeit wird in: Schloßpark ein Mauso-
leum für die Prinzessin Albrecht von Preußen gebaut.
Das Bauwerk wird, sowohl in Bezug aus die äußere
Architektur als auch aus die Größenverhältnisse genau
nach dein Vorbilde des Mausoleums in Charlottenburg,
wie dieses vor dem aus Anlaß der Beisetzung der pülle
Kaiser Wilhelms I. erfolgten Erweiterungsbau beschaffen
war, ausgesührt.
* Breslau. In: Einverständnis; mit der Direktion
des schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Alter-
thümer hat der Kunstgewerbe-Verein zu Breslau beschlossen,
die für den Monat November dieses Jahres festgesetzte
Eröffnung dieses Instituts durch eine gleichzeitige, in den
Räumen des Museums stattfindende Ausstellung neuer
kunstgewerblicher Arbeiten aus der Provinz Schlesien zu
feiern. Die Ausstellung wird nur Erzeugnisse des Kunst-
gewerbes umfassen; es wird daher nur aus Arbeitei:
reslektirt, die einen künstlerisch individuellen Charakter an
sich tragen und in Ausführung wie Geschmack die übliche
Marktwaare überragen.
* Dortmund. Im dortigen alten Rathhause ist auf
räthselhaste Meise eine Pergamentschrist von ;332 ver-
schwunden. Den Eingang der Urkunde bildet eine mit
schwarzer Tusche ausgesührte Zeichnung, die den gekrönten
Kaiser Ludwig kV. aus den: Throne darstellt, vor den:
perrscher befinde,: sich zwei Figuren, von denen die eine
dem Kaiser zu Füßen liegt, während die andere vor ihn:
kniet. Beide Figuren strecken dem perrscher bittend ihre
pände entgegen. An dem unteren Rande der Urkunde
sind folgende aus die obenerwähnten Figuren bezüglichen
Inschriften angebracht und zwar in der linken Ecke: pro-
 
Annotationen