Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

DOI Heft:
Nummer 10
DOI Artikel:
Norden, J.: Berliner Kunstschau
DOI Artikel:
Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Die A u n st - L)a l l e

Nr. so

seiner warmtönigen Radirungen — „Der weg zum Bades",
„Sintfluth" u. a. — könnten fast von Dante inspizirt er-
scheinen. Daneben giebts auch einige Bildnißarbeiten, sehr
flüssig gemalt, aber etwas nüchtern und in der Farbe kalt...
Don den übrigen Bildwerken der diesmaligen Gurlitt'schen
Ausstellung seien die Dettmann'schen Studien, ganz im
Charakter der aus der Aquarellausstellung zu sehenden,
sowie die Lesser Ury'schen Pastelle genannt; ferner die
Arbeiten zweier Damen —- die der männlich starken und
sicheren Landschafterin Luise Begas-Parmentier, deren
Zypressen-Pain besonders durch den flotten Vortrag und
das schöne warme Luftkolorit fesselt, und ein neues großes
Stillleben von Jenny Schwemminski, die diesmal nicht
Blumen gemalt hat, sondern leuchtend rothe pummern
zwischen Kohlblättern und Kupfer- und Ainngeschirren.
Noch sind Bilder von zwei Italienern: Bezzi und Selvatico
zu erwähnen. Beide haben denselben Punkt an einem der
venetianischen Kanäle gemalt. Bezzi mehr impressionistisch,
Selvatico mehr als Vedutenmaler älteren Stils. Ls ist
schwer, einem den Vorzug zu geben; fesselt Bezzi durch
den Gesammtton, so sind bei Selvatico die Plastik der
Architektur, der Glanz und das flüssige des Wassers er-
staunlich. I. N.

Ikrunstcbrontk.
* Berlin. Die Kgl. Akademie der Künste hielt
wie alljährlich zu Kaisersgeburtstag am 27. Januar eine
Sitzung vor geladenem Publikum ab; die Festrede hielt
perr Prof, von Tschudi. — Lin überlebensgroßer antiker
Marmorkopf des Alten Museums, den der amtliche
Bericht s. Zt. als eine „wichtige griechische Griginal-
skulptur" ausgab, und den dagegen Prof. Furtwängler irr
München als Fälschung neuesten Datums bezeichnete, ist
als solche nun auch vom Geh. Rath Prof. Kekulö einge-
räumt worden. — Reber den Neubau der Hochschulen
für die bildenden Künste und die Musik in Berlin
(Charlottenburg) schreibt das „Ltbl. f. d. Bauvtg.": Der
Grundgedanke des preisgekrönten Entwurfes der Bauräthe
Kayser und von Großheim, nach welchem die der Ver-
waltung nach getrennten Pochschulen künstlerisch zwar zu-
sammengesaßt, räumlich aber auseinandergehalten waren,
ist in dem von denselben Künstlern bearbeiteten Aus-
sührungsentwurs beibehalten und insofern noch entschiedener
dnrchgesührt worden, als nunmehr die beiden Pochschulen voll-
ständig getrennt in zwei nebeneinander liegenden Gebäude-
gruppen untergebracht sind. Die Unterrichts- und Atelier-
räume der Pochschule für die bildenden Künste gruppiren
sich in der Pauptsache um einen 70 : 75 Meter großer!
Mittelhof; nach der Kursürstenallee hin ist diesem hoch ge-
führten Bau ein eingeschossiges Gebäude für die Bildhauer-
werkstätten, nach der pardenbergstraße hin ein stattlicher
Rexräsentationsbau vorgelagert, der mit dem Kopfbau der
Pochschule für Musik im künstlerischen Zusammenhang
steht. Die Bautheile an der pardenbergstraße und ein
Theil derjenigen an der Fasanenstraße sollen Paustein-
verblendung erhalten, die übrigen als Putzbauten zur Aus-
führung gelangen. Die Baukosten (ohne Bauplatz und
innere Einrichtung) sind aus Htüoooo Mark veranschlagt.
Die Fertigstellung der ganzen Anlage ist zum perbst tgo;
in Aussicht genommen: z. Z. ist das Fundament- und
Kellermauerwerk der Pochschule für die bildenden Künste
nahezu sertiggestellt und ein Theil der Ateliergebäude so
weit hochgesührt, daß mit Entdeckung des Daches begonnen
werden konnte.
* Berlin. Neue Kunstwerke: In der poskunsthand-
lung von ponrath u. van Baerle, Unter den Linden,
kam neuerdings eine Sammlung italienischer und spanischer
Bilder von feinster Durchführung und koloristischer Schön-
heit zur Ausstellung. Vertreten sind u. a.: P. Salinas
(Kindtause), C. Tiratelli, Rom, (Musik vor der Bodega),
Fr. Pradilla-Grtiz (Fischer nut Kind), I. Gallegos (Sin-
gende Nonnen in der Mittelkirche S. Franzisco zu Assisi),
A. Lorelli (Aquarell), M. Munoz (venetianische Ansichten),
Vinea (Empireseene), Tusquets, Vicente March, R. Senöt.
Unter den deutschen Arbeiten fällt ein delikater kleiner

I. wenglein (Isarthal) besonders aus. — Die städtische
Deputation für Kunstzwecke hat beschlossen, das vom
Professor panns Fechner gemalte Bild Theodor Fantanes
anzukausen. — Professor Dr. Rudolf Siemering arbeitet
z. Zt. an dem Grabdenkmal Friedrich Geselschaxs für
den Friedhof in Rom. Sein Paydn-Nozart-Beethoven-
Denkmal für den Thiergarten kommt jetzt in einem ver-
einfachten Entwurf in Marmor zur Ausführung. Die
Architektur hat im Grundriß die Form eines Dreiecks, in
den seitlichen Nischen erhalten die drei Musikheroen ihren
Platz in Form von Brustbildnissen, an den Flächen darunter-
zeigen sich Embleme der Musik. Von Interesse ist in
Siemerings Atelier z. Zt. noch die Figur König Friedrich
Wilhelms I. für die Siegesallee, von der bereits das große
Modell der Vollendung entgegengeht. Sie zeigt die typische
Gestalt des Soldatenkönigs in seiner derben, kernigen
Frische; mit der Rechten stützt er sich aus den Krückstock,
die Linke hält er am Degen. Die Nebenfiguren des alten
Dessauers und des Ministers von Ilgen werden schon in
Marmor ausgesührt. Neuerdings hat Professor Siemering
eine lebensvolle Portraitbüste des früheren Reichsgerichts-
präsidenten Eduard von Simson für das Museum in
Königsberg vollendet. — In einem Raume der Photo-
graphischen Gesellschaft, an der Stechbahn, sah man jüngst
das neueste große Gemälde von Fritz von Uhde: das
letzte Abendmahl. Aus quadratischer Fläche ist ein Bauern-
interieur gemalt mit ungefähr lebensgroßen Figuren, die
sitzend — und nur Einer, der ein Gellämpchen hält,
stehend — um einen gedeckten Tisch gruppirt sind. Male-
risch das Beste ist dieser Tisch mit dem ausdrucksvollen
Spiel von Licht- und Schattenflecken, die durch das Lämp-
chen, das mühsam durch ein Fenster von draußen herein-
dringende Zwielicht und die bewegten Gestalten der Apostel
erzeugt werden. Diese sind die bei Uhde bäuerischen Typen.
Der Christus mit feierlich segnender Gebehrde erinnert aus-
fällig an einzelne peilandsfiguren Rembrandts und auch
an dessen Joseph aus dem bekannten Potipharbilde. — Der
König von Sachsen gewährte dem hiesigen Bildhauer
Muth vor seiner Abreise nach Dresden eine Sitzung zur
Anfertigung einer portraitbüste des Monarchen.
* Berlin. Atelier besuche: Der Kaiser setzte in
letzter Woche seine Besuche in den Ateliers der Bildhauer-
Pros. Ludwig Manzel, Pros. A. Brütt und Pros. Carl
Begas fort, um die von diesen Künstlern geschaffenen
statuarischen Arbeiten für die Sieges-Allee in Augenschein
zu nehmen. L. Manzel ist mit der Nische betraut, welche
den ersten pohenzoller, Friedrich I., zum Mittelpunkt hat.
Eiche und Kiefer, die beiden charakteristischen Bäume der
Mark, sind als dekorative Elemente benutzt. Friedrich trägt
über dem Panzer den Kursürstenmantel mit dem Permelin-
kragen und hat die Rechte über den Schwertgriff gelegt.
Er ist baarhäuptig dargestellt. Beigegeben sind ihm Gras
Vans von pohenlohe und Wendt von Ilenburg (Eulen-
burg). In der Mitte der glattgehaltenen Bank ist als
Relief das Bildniß der ersten Kursürstin, der „schönen
Else", eingesügt. Das Ganze trägt gothischen Charakter.
— Professor Brütt ist die Ausgabe zugesallen, Gtto den
Faulen nebst zwei Nebenfiguren, Thilo von Württemberg
und einen „Aldermann" (Bürgermeister) darzustellen,
während Professor Carl Begas das Standbild Gttos IV.
mit dem Pfeil und dessen beiden Begleitfiguren Johann
von Buch und Draisicke von Kröcher geschaffen hat.
wir fügen hier noch hinzu, daß für die Siegesallee ferner
noch Pros. G. Lberlein den König Friedrich Wilhelm III.
mit Blücher und Stein, Bildhauer Varro Magnussen
den Kurfürsten Joachim II. mit Markgraf Georg von
Ansbach und Matthias von Jagow auszusühren den Auf-
trag erhielten. — Dem großen Publikum öffnete während
der zweiten Ianuarhälste Pros. Ernst perter jein Atelier.
Man sah dort u. A. die Modelle zweier Denkmäler Kaiser-
Wilhelms I. für poltenau (Eingang des Nordostjee-
Kanals) und für Potsdam (Lange Brücke).
* Dessau. Dem Konnte zur Errichtung eines Funk-
Brunnens zu Ehren des verstorbenen Oberbürgermeisters
Funk sind aus städtischen Mitteln toooo Mark überwiesen
worden. Es soll demnächst mit den Vorarbeiten begonnen
werden.
 
Annotationen