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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 7
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0127

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Nr. 7

Die A u n st - H a l l e

(07

Ikunstckronik.

' Große Berliner Kunstausstellung 1899. In
diesen Wochen, da man in allen Kunstorten mit „Se-
zessionen" schon die Ursachen des alten künstlerischen
Streites und Ses ehemaligen Partheigezänkes säst vergessen,
da man in Paris die jüngste Fusion der beiden „Salons"
deshalb nicht als eine feierliche „Versöhnung" gelten
lassen will, weil, wie der Präsident der einen Gruppe,
Herr I. p. Laurens, dem »lVIo». äs8 ^rts« schrieb: »1g.
Zoeiote cles Trustes trg.iv;rn8 ot Irr Lociete vLtiovrcko äe8
LeLux-^.rt8 vivsirt ä'uu 8i oorälul voi8iircr§e que 1s mol
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avoir 8rr rrri8on ä'elrs«, — fabelte man bei UNS irgendwo
von einer plötzlichen scharfen Trennung der Berliner
Künstlcrschaft, von der nächsten Kunstausstellung mit
eigenen Sälen und eigener Jury jener famosen Berliner
„Sezession" vom vorigen Jahre. Oer Wahn war leider
kurz für die Herren, denn bald ging auch uns vom „Verein
Berliner Künstler" die Berichtigung zu, daß der neu-
gebildeten „Sezession, Berlin" für die Ausstellung 1899
lediglich eine eigene Vorjury gewährt wurde, „und hat
die Sezession ihre Kunstwerke, wie jede andere
Gruppe oder jeder andere Künstler, der gewählten
Ausstellungs-Jury zu unterbreiten." Sehr gut
— nämlich die Idee mit der Vorjury. Mehr war der
Schweiß dieser Edlen wirklich nicht werth- Ferner schreibtman
uns: Die konstituirende Sitzung der Ausstellungs-Kommission
hatte am 8. Dezember v. I. stattgefunden und sind folgende
Herren gewählt worden: Professor Mar Koner, Maler,
I. Vorsitzender. Professor Paul Meyerheim, Maler, II. Vor-
sitzender. Professor Hans Meyer, Kupferstecher, I. Schrift-
führer. F Hoffmann-Fallersleben, Maler, II. Schriftführer.
Professor vr. F. Hartzer, Bildhauer, I. Säckelmeister.
Franz Bombach, Maler, II. Säckelmeister.
* Berlin. Die Kgl. Nationalgallerie hat die
Reihe ihrer Ausstellungen, die dem Andenken verstorbener
deutscher Meister gewidmet werden, jetzt um eine vautier-
Ausstellung veimehrt von nicht weniger als 222Nummern,
Gelgemälden, Gelskizzeii, Gelstudien, Zeichnungen aus
jüngeren Jahren des Meisters, Entwürfen und Studien zu
Bildern u. s. w. Ueber den Düsseldorfer Genremaler
Benjamin Vautier, den Geistesverwandten Ludwig Richters
und unseres berühmten und verehrten Ludwig Knaus noch
ein erläuterndes Wort heute zu sagen erscheint überflüssig,
da jedes Kunsthandbuch und Künstlerlcxikon über die innige
treudeutsche künstlerische Art dieses Mannes, der unserer
Nation perlen wie „Die erste Tanzstunde", „Der Toast
auf die Braut", „Der Gast im Herrenstüble", seine famosen
Schwarzwälder u. a. Bauerntypen hinterlassen, genügend
Aufschluß gewährt. Die Ausstellung im zweiten Kornelius-
saal wird noch während des Januars geöffnet bleiben.
* Berlin. In einem Saal des Kriegsministeriums
wurden kürzlich vier Gipsbüsten des ehemaligen Prinzen
Wilhelm (Kaiser Wilhelm I.), der Prinzen Karl, Albrecht
und Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen als bisher
unbekannte Werke von Lhr. D. Rauch aus den Jahren
t8t6 bis ;827 aufgefuuden. Die Büsten sind jetzt in
Bronze gegossen im großen Festsaal des Kriegsministeriums
aufgestellt worden.
* Breslau. In der Gemälde-Ausstellung Lichten-
berg (Schief. Kunstverein) im Museum der Bildenden
Künste fand eine Ausstellung modernen Kunstge-
werbes inkl. Kleinkunst und Zimmerausstattung in den
Monaten November und Dezember statt. Die Sammlung
(335 Nummern) war uns in ungefähr gleicher Zusammen-
stellung und Mannigfaltigkeit zuerst in Darmstadt be-
gegnet, selbst der Katalog hatte damals dieses längliche
Format des hiesigen, und ihre frühere Würdigung durch
G. Fuchs (vgl. Nr. 2) überhebt uns eines nochmaligen
Eingehens auf die Ausstellung, die für Breslau ein sehr
beachtenswerthes Novum repräsentirt.
Liegnitz. Der Liegnitzer Kunstverein, der in den
beiden ersten Jahren seines Bestehens eine rege und
erfolgreiche Thätigkeit entwickelt hat, veranstaltet in der

Zeit vom t9- Februar bis ca. 20. März ^899 eine größere
Ausstellung von Werken der Malerei, der Griffelkunst und
des modernen Kunstgewerbes.
* Dresden. In Emil Richter's Hofkunsthand-
lung (Prager Straße) war eine W ei hnachtsaus-
stellung eröffnet. Auch die cheuen Dresdner Werk-
stätten für Handwerkskunst hatten sich hier betheiligt.
* Köln a. Rh. Das hiesige Wallraf-Richartz-Museum
hat die „portiuncula" des Murillo für Mk. ^00,000 er-
worben; davon sind Mk. 72,500 von 5H Kölner Bürgern
gespendet, den Rest hat die Stadwerordneten-Versammlung
bewilligt. Das Museum gewinnt damit ein Werk ersten
Ranges. Das Bild (Größe: H,zo M. : 2,95 M.) gehört
zu der Gruppe von Gemälden, die Murillo um ;675 herum
für die Kapuzinerkirche in Sevilla ausgeführt hat. Den
Namen hat es von einer kleinen Kapelle in der Nähe
von Spoleto. Das Bild befand sich zuletzt im Besitz des
Infanten Don Sebastian in Pau, von dessen Erben der
Kölner Kunsthändler Herr Steinineyer es erwarb. Es
galt als entwerthet, weil es stark übermalt war. Die
Uebermalnng, die nur aus Leimfarben bestand, ist nun von
dem hiesigen Restaurateur H. Fridt sehr geschickt entfernt
worden, fo daß das Bild in alter Schöne strahlt.
* Frankfurt a. M. Der Ausschuß für die Errichtung
eines Bismarck-Denkmals hat einstimmig beschlossen,
die Ausführung des Denkmals Herrn Prof. R- Siemering,
Berlin, zu übertragen, von einem Preisausschreiben wurde
abgesehen, da ein solches durch die verschiedenen vorher-
gegangenen Ausschreiben unnöthig erschien, weshalb man
vornehmlich unter den Modellen des Berliner Aus-
schreibens auswählte und sich für den Siemering'fchen
Entwurf entschied. Derselbe verkörpert überzeugend den
von Bismarck einst ausgesprochenen Satz: „Setzen wir
Deutschland sozusagen in den Sattel! Reiten wird es
schon können. "—Für das Goethe-Museum, zum Schmuck
des Innern, werden die Büsten des Dichters und seiner
Eltern von dem heimischen Bildhauer Karl Rumpf, zugleich
für die t50. Geburtstagsfeier Goethes am 28. August d. I.,
ausgeführt. Diese Ehrung glanben die Frankfurter „ihrem
großen Landsmanns" schuldig zu sein.
* München. Die Weihnachtsausstellung des Künst-
lerinnen-vereins hat in den Sälen der Neumann'schen
Kunsthandlung eine geschmackvolle Ausstellung gefunden.
Außer Bildern in Gel, Aquarell, Radirungen rc. enthält
die kleine Ausstellung zahlreiche kunstgewerbliche Arbeiten.
Unzulängliches ist kaum vorhanden; der Durchschnitt steht
auf einem künstlerisch achtunggebietenden Niveau, was bei
Arbeiten, die in erster Linie für den verkauf bestimmt
sind, heut zu Tage immerhin noch erwähnenswerth ist.
von den Bilder» haben wir manche schon anderswo ge-
troffen und auch hier erwähnt. — Die Preise für künst-
lerisch durchaus gute Sachen sind relativ außerordentlich
gering. Ls ist dies auch das Einzige, was unsere
Künstler gegen die Konkurrenz der „Maldamen" vor-
bringen können.
* München. Die Bayr. Regierung hat die Firma
E. de Bouche mit der Wiederherstellung der alten Glas-
malereien des Domes zu Regensburg betraut, vor
kurzem wurden in der Lngl. Kirche Monbijou ein großes
Bogenfenster (-( Evangelisten mit Christus und dem Engel)
sowie ein zweites Fenster (St. Georg darstellend) von Herrn
de Boucho ausgeführt. Ersteres wurde von der Kaiserin
Friedrich, letzteres vom Herzog von Bedford gestiftet; die
Kartons sind vom Prof. E. Ewald-Berlin gefertigt. Außer-
dem wurde der Firma die Ausführung der beidenReformatoren-
Fenster für die protestantische Kirche in Speyer übertragen.
* Wien. Im Gemäldesalon G. Pisko waren unlängst
aus der Ausstellung im Glaspalaste zu München neu aus-
gestellt Werke von Moensted in Kopenhagen, „Sonnen-
untergang", John Terris (Glasgow), „Die Themse bei
London", von Wiener Künstlern sind neu eingereiht:
Werke von Darnaut, Konopa, veith, Pippich und Uhl. Die
Kollektiv-Ausstellungen vor: Professor Bracht und Franz
Stassen in Berlin wurden am ^5. Dezember durch eine
neue gelungene künstlerische Veranstaltung abgelöst. Durch
Erkrankung unseres wiener Mitarbeiters Heinrich Glücks-
 
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