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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 14
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Liesegang, Ed.: Die Verwendung des Skioptikons durch den Maler
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Die Verwenöung des
Skiopiikons öurch öen Maler.*)
Von Ed. Liese gang.

Entwurf des Kartons nach der Skizze
und die Hausung des fertigen Kartons
auf die Leinwand sind Arbeiten, die dem
Maler der Neuzeit eine Masse Zeit rauben, ohne
daß er dabei das Gefühl haben könnte, etwas Künst-
lerisches geleistet zu haben. Diese Arbeit, welche in
früheren Jahrhunderten die Schüler für den Meister
besorgten, kann mau sich durch eiu photographisches
Verfahren ganz außerordentlich vereinfachen. Dieses
kann auch von demjenigen mit gutem Gewissen an-
gewandt werden, der sonst gar nichts von der Be-
nutzung der Photographie durch den Maler wissen
will. —

Did Wirkungsweise der Laterna magika wird
Zedem bekannt sein: durch dieselbe wird das Schatten-
bild einer kleinen, auf einer Glasplatte angefertigten
Zeichnung bedeutend vergrößert auf die Wand ge-
worfen /projizirt). Das Skioptikou ist eine bessere
Form der Laterna magika. Während bei der kleinen
Laterna magika, wie sie den Kindern als Spielzeug
in die chand gegeben wird, stets eine starke Verzeichnung
des Bildes eintritt, ist dies bei den Apparaten, die
als Skioptikons in den chandel gebracht werden, in-
folge der Verwendung viel besserer Linsen nicht
der Fall.
Die für diesen Apparat geeigneten Glasbilder
lassen sich nun leicht auf photographischem Wege
herstelleu. Man setzt eine solche Laternplatte, die
nach der Skizze oder dem Karton angefertigt ist, in
das Skioptikon und projizirt das Bild auf das auf-
gespannte Zeichenpapier, resp. auf die Malleiuwand.
Der dadurch sichtbar werdenden vergrößerten Zeich-
nung fährt man mit Kohle oder andern: Material nach.
Wer einmal einer Projektionsvorstellung beige-
wohnt hat, dürfte selbst auf deu Gedauken gekommen
sein, daß eine solche Nachzeichnung ein außer-
ordentlich einfaches Mittel zur schnellen Herstellung
eines Bildes sein muß. Die Anschasfungskosteu des
Apparates sind nicht groß: Für fünfzig Mark ist
eine ausgezeichnete vollständige Einrichtung zu be-
schaffen. Als Lichtquelle wird auch für sehr starke
Vergrößerungen eine Petroleumlampe ausreichen.
Man erhält damit einen Lichtkreis von 3 Meter
Durchmesser, der genügende Helligkeit zum Nach-
zeichnen besttzt. — Soll das Bild noch größer werden,
jo kann inan zwei Theile des Entwurfs getrennt auf-
nehmen und nach einander auf die Leinwand
projiziren. Will inan dies vermeiden, so muß man

D Aus einem demnächst im Verlag von Cd. Liese-
gang, Düsseldorf, erscheinenden Merkchen „Pkotograpbie
für Maler". ' I. Red.

sich nach stärkeren Lichtquellen umsehen. Es sei hier
nur darauf hingewiesen, daß die Projektionsapparate
jetzt auch mit elektrischem Licht, Acetylen und Kalk-
licht gebaut werden.
chat inan die Studien in verschiedener Größe
ausgeführt, so ist es leicht, dieselben auf der Lein-
wand in der richtigen Größe zu vereinigen, indem
man nur das Skioptikon der Leinwand zu nähern
oder davon zu entfernen braucht. Daß man beim
Nachzeichnen des Lichtbildes eine viel größere Frei-
heit bezüglich Veränderungen hat, als beim Durch-
pausen, ist ein psychologisches Moment, das ebenfalls
zu Gunsten dieser Arbeitsweise spricht. — Nm das
Gezeichnete sofort kontrolliren zu können, ist es nur
uöthig, eiu Licht auzusteekeu oder das Glasbild aus
dem Skioptikon zu entfernen. Zst die Vergrößerung
nicht sehr stark, so kann inan übrigens bei ziemlich
Hellen: Nebenlicht arbeiten.
Es sind auch Projektionsapparate konstruirt
worden, welche es gestatten, eii: Bild direkt von:
Papier zu projiziren. Aber ich glaube, entschieden
hiervoi: abrathen zu müssen, denn erstens muß der
Entwurf so kleii: sein, daß er in den Projektions-
apparat hinein paßt, zweitens ist bei petroleumlicht
nur eine ganz geringe Vergrößerung möglich und
für stärkere Vergrößungen find außerordentlich Helle
Lichtquellen nöthig. Und drittens wird bei dieser Art
Projektion Nechts und Links vertauscht.
chandelt es sich bei dein Entwurf un: eine Strich-
zeichnung, so ist es gleichgültig, ob man das Bild
Schwarz auf Weiß oder Weiß auf Schwarz auf die
Wand projizirt. Man kann also direkt das Negativ
verwenden und braucht nicht extra ein Diapositiv
für das Skioptikon anzufertigen. Wenn der Künstler
sich nicht selbst mit der Pbotographie befaßt, kann
er die Aufnahme nach den: Entwurf von einem Fach-
photographei: machen und sich die Griginalplatte aus-
händigen lassen. Das Format, für welches die
Skioptikons meistens eingerichtet find, ist 81/2X8Hz em
oder 8h2><lO em.
chandelt es sich um Halbtonbilder, z. Ä. um
Aufnahme nach einer Gouache oder nach der Natur,
so würde das Nachzeichneu natürlich etwas schwieriger
werden, wenn man zur Projektion das Negativ be-
nutzen wollte. Man kann sich allerdings bald daran ge-
wöhnen. Es ist dann wie nut der Schiefertafel,
auf der man die Schatten mit weißer Kreide angiebt.
Aber ein Mangel ist doch dabei: Man hat das
Gesammtbild nicht so übersehen, als wenn inan
Schwarz auf Weiß projizirt. Zch gehe deshalb hier
kurz auf die Ausfertigung dieser positiven Latern-
bilder ein:
Die meisten Laternbilder werden ganz ähnlich
wie die Negative auf Trockenplatten hergeftellt. Die
Plattei:, welche dazu verwendet werden, sind nur
ganz bedeutend weniger lichtempfindlich als die
Trockenplatten. Sie werden als „Laternplatten" in
 
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