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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 11
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Gustav, Leopold: München: Frühjahrsausstellung der "Sezession"
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Norden, J.: Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0196

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Die Aun st-Halle

Nr. H.

s68

Lin anderer Saal gehört einigen talentirten Zügel-
schülern. Der Meister selbst ist nicht vertreten. Lugen
woff's „Nach dem Regen" ist noch allzu lebhaft in den
Farben, dagegen sind „Spätherbst und Tauwetter" viel
ausgeglichener. „Abend" ein Bild mit trefflich gemalter
Schafherde ist wohl das beste! Im Parke eine weiß-
gekleidete Dame Rosen pflückend darstellend, als Skizze
interessant, wirkt als Bild zu unruhig, wenn Wolff auch
Heinrich Zügel viel verdankt, so erscheint er doch als
selbständige Persönlichkeit und das ist die Hauptsache!
Rudolf Schramm-Zittau, der tüchtige Hühnermaler, hat
sein Gebiet ausgedehnt. Seine „Rühe am Abend" wirken
durch die schier monumentale Ruhe und die feingestimmte
Landschaft. „Hund am Dachsbau" ist noch etwas von
Zügel abhängig. Lin sehr wirkungsvolles Bild ist I. w.
Voigt's „Feierabend". Lin Bauernpaar von der Arbeit
heimkehrend eu tacs von der untergehenden Sonne grell
beleuchtet. Tüchtige Arbeiten sandten auch Hans v. Hayek
und Lrich Gtto Lngl. — von Ludwig Dill ist eine Auswahl
der besten vor: seinen Dachauer Bildern ausgestellt, welche
uns schon bekannt waren. Der Runst der Dachauer nahe
stehen die Landschaften von Llara und Lmmi Walther.
Die erstere erscheint schon gefestigter, wenn auch vielleicht
weniger kühn. Die zweite Dame giebt die Dachauer
Landschaft noch gar zu unbestimmt, ohne einen stärkeren
Accent auf irgend etwas in dem Nebelhaften zu legen,
doch sind auch schon recht ansprechende Sachen da, das
Bauernkind z. B. — Margarethe von Rurowski gehört
auch ohne Landschafters zu sein zur Gruppe der Dachauer.
Trotz der unbestimmten Farbentöne tritt „Mutter und
Rind" plastisch hervor. Interessant wirkt zum vergleich
mit Dill, „Dachau" von Reller-Reutlingen in tiefer, aber
klarer Abendstimmung. Neben Reller sei auch Benno
Becker genannt, der uns wieder melancholische Nachtland-
schaften zeigt. Bössenroth und Buttersack's Skizzen
sind bemerkenswert!?; man möchte nur, sie kämen öfters
zur reinen Bildwirkung. Spiro's Gemälde kennen wir
vom Runstverein. Max Slevo gl kommt diesmal mit
Stillleben. Der an der wand aufgehängte Fuchs ist das
beste. Hier finden wir in der Farbe etwas von seiner
alten Rraft, wenn auch das Bild recht skizzenhaft roh
ist. Für seine Blumenmalerei können wir uns nicht er-
wärmen; sehr gut ist hierin Lrnestine Schultze-Naumburg
vertreten. Die Theerosen sind sehr leicht und flott hinge-
worfen. Paul Schultze-Naumburg's Saalthal will uns
recht manierirt erscheinen. Nummerisch bedeutend ist auch
Lmil Lugo vertreten. Seine meist nur als Staffage
wirkenden Personen haben theils eine Haltung, die an
Theater anklingt, theils sind sie von einer Eckigkeit, wie sie
Thoma oft malt. Herbstliche Halde und die Ramxagne ge-
fallen mir am besten. Allen gemeinsam ist eine gewisse
unreine Farbengebung. Bei seinen größeren Romxositionen
ist uns die Rongruenz zwischen Gedanke und Ausführung
nicht erwiesen. Schließlich nennen wir Fritz Lrler's
portraits. Sie sind nicht alle gleichwertig. Das Bild
seiner Mutter und die flüchtige Skizze des Sängers Scheide-
mantel find die tiefgründensten.
Die Ausstellung wird sich noch um manche Werke
bereichern; auch durch Austausch wird noch für manches
Neue (Lourtens z. B.) Raum werden. Ls wird also
nochmals auf die Frühjahrsveranstaltung der „Sezession"
zurückzukommen sein.

II. Die „Lmkpokögruppe".
Auch diese Vereinigung tritt mit einer Ausstellung
hervor zu einer Zeit, die hier als todte Saison gilt. Die
Gallerie Heinemann hat ein sehr geschmackvolles Ge-
wand angezogen, so daß diese Rollektion einen sehr an-
sprechenden Rahmen hat. Die Ausstellung wird bis in
den März dauern und sich teilweise alle vierzehn Tage
erneuern. N. Gysis bringt ein Stillleben (Gerupftes
Huhn), bei dem, wie stets bei ihm, die technische Vollen-
dung und der feine Uebergang der Töne ineinander zu
bewundern ist. In der „verlorenen Seele" zeigt er uns
einen Frauenkopf, schmelzende Poesie aber für die bildende
Runst doch zu viel „nur ein Hauch". G. v. Lanal's
„Mondnacht" ist sehr stimmungsvoll; in der „Mühle" ist
er ein wenig zu sehr retrospektiv; eine „schöne" Land-
schaft älterer Tage. — von den Landschaftern sind noch
hauptsächlich Strützel, Peter Paul Müller und Fritz
Baer zu nennen. Von Letztem ist besonders das Rlee-
feld zu erwähnen. Hier wußte den Rünstler ein unschein-
bares Stück Land mit reichem Stimmungsgehalte zu be-
seelen. von den Brüdern Schuster-Wald an ist Georg
mit einem Pastell vertreten, zwei Rinder mit gutem Blick
für das Kindliche darstellend. Von Rafael sehen wir
zwei seiner reizvollen Frauengestalten, die wir unlängst
bei einem Atelierbesuche an dieser Stelle gewürdigt haben.
Das portrait seines Vaters scheint uns trotz aller male-
rischen Behandlung des Pelzes und Bartes weniger ge-
lungen. Da die Augen auf dem Bilde hinter Runzeln
ganz verfchwunden sind, konnte die Persönlichkeit nur^
durch Äußerlichkeiten charakterisirt werden, verwandt der
Runst Rafael Schusters ist die von Arthur Meyer, der uns
ein schlafendes Mädchen vorführt. Die Aktmalerei und Fleisch-
tönung sind recht gut; der Gesammteindruck wird durch
die seltsam gezwungene Lage vermindert. — Hans
volcker's Aquarelle sind recht flott, seine Gelbilder zu
peinlich genau in der Ausführung des Nebensächlichen.
Löwith's kleine ausgetiftelte Rokokobilder sind bekannt;
auch Harburger ist mit mehreren Genrebildern ver-
treten, bei welchen immer die malerischen Gesichts-
punkte in erster Linie gewahrt bleiben. Paxperitz
nähert sich in seinem Frauenkoxfe fast dem Kolorit Tizians.
Max Rusch el's „Ideale Landschaften" wollen uns nie
recht gefallen. Linflüsse von Thoma und Böcklin sind
nicht zu leugnen und dabei sind Ruschel's Farben so stumpf
und kühl! Lchtler bringt uns ein im Ton sehr feines
Interieur aus der Bretagne und Karl Marr das portrait
eines Mädchens von starker Innerlichkeit, von den
wenigen Skulpturen nennen wir Gtto Lang's Germania;
eine kampfbereite Schlachtenjungfrau, sehr energisch in den
Linien und Ludwig Dasio's graziöse Mädchengestalt.

Aei-Iiyei- l^uyskscstuti.

Auch die 18 Rünstler des „Westklubs" sind in das
Rünstlerhaus übergesiedelt. Ihre diesmalige Ausstellung
macht im Ganzen einen erfreulichen Lindruck und es zeigt
sich bei ihnen sichtlich mehr Streben, nicht in Manier zu
verfallen, als bei den meisten der „XI er" in diesem Jahre.
Lin Gemälde, großen Stils fehlt freilich, wie immer. Auch
 
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