Die Kunst-Halle — 4.1898/1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0171
DOI Heft:
Nummer 10
DOI Artikel:Galland, Georg: Pseudo-Idealismus, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0171
Wummer 10.
Werkin, 15. Jebruur 1899.
IV. Juhrgcrng.
Leilrctmtt kür IZunr» unü IZunrtgewerbe.
Organ für die Interessen akker <Kikdenden 'Rünstker.
Herausgeber: Prof- Dr- Georg Gsllantz.
Dseudo-Zdealismus
1 fl. 20 Ar. (bei direkter Zusendung 2,30 Mk. — 1 st. <(0 Ar.) bei allen
Inhalt: Pseudo-Idealismus, von Georg Gallond. — Zwei Mar.ne-
maler I. Eugene Boudin. von Walther Gensel. — Londoner Aunstbrief.
von Bertha Thomas. — Alt-Nürnberg in Gefahr. — Aus Weimar,
von U. U. — Münchener Brief, von Leopold Gustav. — Berliner Aunst-
schau. von I. Norden. — Aunstchronik; persönliches; Preisausschreiben
I.
an hat gesagt, wir eilen jetzt wieder einem Idealismus in der
Kunst entgegen. So ist freilich ihr weg immer gewesen. Bei
den Griechen schon und auch in der Renaissance. Die Linen
beklagen das, die Andern sind entzückt davon. Ich behaupte: weder die
Trauernden noch die Lntzückten haben hier recht, die Linen nicht, weil sie
den höheren Geist nicht respektvoll erfassen können, dem einst der Dichter
die Worte nachrief:
Und hinter ihm im wesenlosen Scheine
Liegt, was uns Alle bändigt, das Gemeine.
Die Andern aber, fürchte ich, sind darum entzückt, weil sie den
echten Naturalismus nicht schätzen, gar nicht kennen. Und das ist kein gutes
Zeichen für sie. Laravaggio und Ribera wurden auch von den Idealisten
ihrer Zeit, den italienischen Eklektikern oder Akademikern des s7. Jahr-
hunderts, nicht gewürdigt. Die dagegen pflegten nur eine ererbte ideale
Formenbehandlung. Noch schlimmer ist es, wenn Künstler fremden Idealen
nachgehen. Darüber handelt manches Blatt der Kunstgeschichte, aus dem
wir auch entnehmen, wie wahnsinnig überschätzt von dell Zeitgenossen be-
rühmte Moderichtungen, falscher Idealismus schon früher wurden. Sprach
man doch einst mit Nachdruck von einem vlämischen Michelangelo, einem
vlämischen Raffael. Wie manches Lhrenblatt erfuhr aus ähnlichen
^>chriftftelle: Berlin Rarlstraße 25.
Kommissionär: k). tzaessel in Leipzig.
Werkin, 15. Jebruur 1899.
IV. Juhrgcrng.
Leilrctmtt kür IZunr» unü IZunrtgewerbe.
Organ für die Interessen akker <Kikdenden 'Rünstker.
Herausgeber: Prof- Dr- Georg Gsllantz.
Dseudo-Zdealismus
1 fl. 20 Ar. (bei direkter Zusendung 2,30 Mk. — 1 st. <(0 Ar.) bei allen
Inhalt: Pseudo-Idealismus, von Georg Gallond. — Zwei Mar.ne-
maler I. Eugene Boudin. von Walther Gensel. — Londoner Aunstbrief.
von Bertha Thomas. — Alt-Nürnberg in Gefahr. — Aus Weimar,
von U. U. — Münchener Brief, von Leopold Gustav. — Berliner Aunst-
schau. von I. Norden. — Aunstchronik; persönliches; Preisausschreiben
I.
an hat gesagt, wir eilen jetzt wieder einem Idealismus in der
Kunst entgegen. So ist freilich ihr weg immer gewesen. Bei
den Griechen schon und auch in der Renaissance. Die Linen
beklagen das, die Andern sind entzückt davon. Ich behaupte: weder die
Trauernden noch die Lntzückten haben hier recht, die Linen nicht, weil sie
den höheren Geist nicht respektvoll erfassen können, dem einst der Dichter
die Worte nachrief:
Und hinter ihm im wesenlosen Scheine
Liegt, was uns Alle bändigt, das Gemeine.
Die Andern aber, fürchte ich, sind darum entzückt, weil sie den
echten Naturalismus nicht schätzen, gar nicht kennen. Und das ist kein gutes
Zeichen für sie. Laravaggio und Ribera wurden auch von den Idealisten
ihrer Zeit, den italienischen Eklektikern oder Akademikern des s7. Jahr-
hunderts, nicht gewürdigt. Die dagegen pflegten nur eine ererbte ideale
Formenbehandlung. Noch schlimmer ist es, wenn Künstler fremden Idealen
nachgehen. Darüber handelt manches Blatt der Kunstgeschichte, aus dem
wir auch entnehmen, wie wahnsinnig überschätzt von dell Zeitgenossen be-
rühmte Moderichtungen, falscher Idealismus schon früher wurden. Sprach
man doch einst mit Nachdruck von einem vlämischen Michelangelo, einem
vlämischen Raffael. Wie manches Lhrenblatt erfuhr aus ähnlichen
^>chriftftelle: Berlin Rarlstraße 25.
Kommissionär: k). tzaessel in Leipzig.