Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

DOI Heft:
Nummer 20
DOI Artikel:
Gustav, Leopold: München: Die Ausstellung im Glaspalast
DOI Artikel:
Imhof, Franz: Neue Bücher und Kunstvorlagen, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0357

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 20

>——Die Nunst-P>alle

3N

berger's p. Lamsius, dessen durchgeistigte Züge einen
lodernden „willen zur Macht" künden, ist uns schon irgend-
wo begegnet.
Unser Rundgang durch die separaten Veranstaltungen
ist beendigt, wir schicken uns an, mit dem leider
immer noch provisorischen Katalog aus der Fülle des ost
sz. B. in der sogenannten Kegelbahn) vom Mittelmäßigen
arg bedrängten Guten, das Beste hervorzuziehen und in
dem Prokrustesbett unserer Exalten unterzubringen, chans
Petersen schildert das Meer gewöhnlich mit einer so ruhigen
Objektivität, daß wir uns säst nur der prächtigen Technik
freuen: doch in seinem „Meere" erblicken wir diesmal eine
wärmere Anteilnahme des Malers an seiner Schöpfung,
wodurch die majestätischen Wassermassen an Stimmung ge-
winnen. cheinrich Rasch bringt in seinem Seesturm eine
Marine von stark dramatischem Reize; in seiner Abfahrt
der Fischer haben wir eines seiner holländischen Strand-
bilder vor uns, die durch die Schlichtheit des Vortrages
und Wärme der Empfindung stets ihrer schönen Wirkung
sicher sind; Earl Gesteriep jr. sei hier gleich genannt, der
mit ähnlichen Motiven ähnliche Wirkung erzielt. Fr. v.
Losn's Morgen bei Dachau, eine stimmungsreiche Landschaft,
die schweren Nebel und der zerrissene Wolkenhimmel ist
ganz ohne Dachauer Einfluß vorzüglich gegeben. In der
Nähe davon hängt „Begräbnis; während einer Ueber-
schwemmung am Niederrhein" von charrp Iochmns, an
Format das unbescheidenste Bild im heurigen Glaspalast,
daher in den einzelnen Theilen sehr ungleich. Den Sarg-
trägern müßte man z. B. ansehen, daß sie eine Last tragen.
Stofflich läßt sich die Leinwandverschwenduug nicht be-
gründen! wimmer malt Fraunhofer, den Begründer
der „bayerischen" Optik, mit anderen am Spektrometer ar-
beitend. So geschehen anno domini f8f8. was die Leute
alles malen wollen! Da kommen wir noch zu einer Ecke
junger Künstler, cherr Eichler ist in Beethoven verliebt,
wir sehen hier ein Beethovenquartett und in Berlin ist
ja etwas ähnliches. Eine Rosenranke, in deren Mitte die
Totenmaske des Komponisten hängt, umrahmt ein Ouartett.
Zopfige cherren, die handwerksmäßig mit gleichgültigen
Gesichtern ihre Kunst üben, ein Jüngling dagegen lauscht
ganz in sich versunken der Musik. Seine grellgelben Bein-
kleider sprechen zu stark in dem Bilde. Ls ist viel Gutes
in demselben, aus anderem spricht aber eine krankhafte
Sucht nach Originellen, chiervon ist auch w. Georgi
nicht frei, wie viel Stimmung in der „Mittagsstunde"
mit dem See an dem Iagdschlößchen, oder dem „Liebespaar
im Mai"; aber wie viel wird wieder die Wirkung ge-
schmälert durch die viel zu aufdringlich gemalten blühenden
Kastanienbäume oder einen verzwickt angenommenen Stand-
punkt des Beschauers. Von Püttner, dessen „Ballade" wir
schon erwähnten, sei noch „Aus deutschem Land" hier ge-
nannt. Ein altes Nest, aus dessen Neuromantik starkes
Naturgefühl spricht. — —
Wucherer bringt eine Riedlandschaft; er scheint jetzt
bestrebt, durch Thomaische Anregungen härtere Aceente in
die zu feinen Molltöne bringen zu wollen; wie uns scheint,
mit Glück, wir haben schon einmal bei anderer Gelegen-
heit auf Emmy Lischke hingewiesen, „heiliger chain" und
„Im Sturm" fußen zwar noch auf der in Fesseln schlagenden
Kunst des Farbenzauberers von San Domeniko; auch
Lalame dürfte anregend gewirkt haben. Trotzdem scheint
sich hier ein bedeutendes Talent loszuringen. Zum Schluffe

unserer heutigen Besprechung sei erwähnt, daß ch. P.
Klimsch mit seiner Taunuslandschast recht hübsche Fort-
schritte gemacht hat.


Neue viiclm una Mnztvorlagen.

III.
IdAffs drängt mich noch nachträglich auf ein Werk
die Aufmerksamkeit zu lenken, das uns in
einer Anzahl von heften mit Tafeln in
Folio das Npks-Museum zu Amsterdam, das
mächtige Gebäude an derStadhouderskade, in Gesammt-
aufnahmen, Grundrissen, Schnitten und zum Theil
farbigen Details, veranschaulicht. Die chefte, in eurer
grauleinetten Mappe gesammelt, im Verlag von van
kjolkema öt Warendorf (Amsterdam, f8s>8 erschienen),
repräsentiren eine überaus würdige Publikation der
Bauschöpfung des holländischen Altmeisters Dr. p.
I. p. Tuppers, eines der genialsten Architekten
unserer Zeit. Es ist so viel über den merkwürdigen
Styl dieses s88o vollendeten monumentalen Werkes,
das den nationalen Sammlungen Pollands eine ge-
räumige und angemessene Stätte in der Pauptstadt
bietet, geschrieben worden, daß es heute überflüssig
erscheiut, noch einmal das schöpferische Verdienst des
Baumeisters ausführlich zu beleuchten, des formen-
sicheren Gothikers, der doch grade hier sich auch den
durch die romanischen und Nenaissanoe-Werke des
Landes gebotenen Anregungen nicht verschloß und ein
Ganzes von kraftvollem und eigenartigem Gepräge
schuf, auf das Buffons Ausspruch Je stpls e'68t
l'llormne" wunderbar paßt. Wer das Glück hat
Tuppers zu kennen, der fühlt so recht, wie Künstler
und Schöpfung dein Wesen nach auf das Innigste
Zusammenhängen, und es ist ein ferneres Glück, daß
die vorliegende opulente Veröffentlichung als Ver-
fasser des Textes einen Mann gewinnen konnte, der
nicht allein die niederländischen Kunstverhältnisse besser
als irgend ein Anderer kennt, dessen Name auch mit
der Errichtung dieses Npksmuseums für alle Zeiten
eng verbunden bleiben wird: Dr. Viktor de Stuers.
Seit mehreren Dezennien schon steht de Stuers an
der Spitze der öffentlichen Kunstgeschäfte des Landes.
Da er selbst von paus aus künstlerisch ungewöhnlich
begabt, wissenschaftlich auf der pöhe und dabei einer
der geschmackvollsten Sammler ist, versteht man es
wohl, daß das Meiste und Beste, was von Seiten
der dortigen Negierung in der Erhaltung der natio-
nalen Denkmäler und in sonstigen Maßnahmen künstle-
rischer Gattung seit einem Menschenalter geschah, auf
seine direkte persönliche Einwirkung und Fürsorge
erfolgreich unternommen wurde. Ueberraschend, ja
geradezu peinlich ist es daher für die Draußenstehenden,
welche die holländischen Verhältnisse kennen, zu sehen,
wie die heimischen Gegner dieses bedeutenden Mannes
ihre regelmäßigen Angriffe gern in die presse des
Auslands lanciren, wo man diese Leute, in ihrem
zum Glück völlig erfolglosen Bestreben perrn de
Stuers öffeutlich zu diskreditiren, lediglich aus Sach-
unkenntniß unterstützt. Um so erfreulicher scheint nur
die Gelegenheit, bei Besprechung der Bauschöpfung
von Tuppers, einmal darzulegen, mit welcher Freiheit
und Feinheit des Urtheils, nut welcher Sorgfalt und
Klarheit der Angaben und Erläuterungen der umfang-
 
Annotationen