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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 10
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Alt-Nürnberg in Gefahr
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H., H.: Aus Weimar
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Gustav, Leopold: Münchener Brief
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Norden, J.: Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0178

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152

Die Aun st-Halle

Nr. sO

dieser Stelle würden mit der Durchführung des planes
geradezu unerträgliche Zustände geschaffen werden, die dann
erst recht Abhülfe erheischen würden."

Nus Mleimar.

-4m der „Ständigen Ausstellung" Hierselbst ist nunmehr
das Kolossalbild des hiesigen Malers L. Urban
„Aschermittwoch" zu sehen, welches schon im Künstlerhaus
in Berlin ausgestellt war und dort manche Anfeindung
wegen seiner aus die Nerven gehenden Darstellung nackter
Figuren erfuhr, durch welche die unerbittliche Strenge
und der fürchterliche Ernst menschlichen Arbeitsjoches
symbolisch verkörpert und zwar in malerisch wirksamer
Darstellung wiedergegeben ist. Auch hier verhält sich ein
Theil des Publikums ablehnend. Lin anderer Künstler,
gegenüber dessen kräftiger Ligenart in der Darstellung
landschaftlicher Vorwürfe manche Leute gleichfalls Unbehagen
verspüren, Gleichen-Rußwurm, bat ein Paar neue Stücke,
darunter das Pastell „Abend am N)alde" in tiefen satten
Tönen gehalten und sehr einheitlich gestimmt, — sowie
verschiedene Radirungen und Lithographien ausgestellt.
Bemerkenswerth erscheinen noch vier tüchtig gemalte
Bildnisse des jetzt in München lebenden jungen Michaelis.
Ferner zeigte im eigener: Atelier Fritz Fleischer kürzlich
sein letztes großes Merk „Der sterbende Goethe". Diese
ausdrucksvolle fleißige Arbeit zeigt den Dichterfürsten aus
seinem Divan in dem bekannten, treu und intim wieder-
gegebenen, kleinen Sterbezimmer im hiesigen Goethe-Paus,
und zwar in dem Augenblick vor der letzten Katastrophe,
das Ringen der großen geistvollen Augen nach „mehr Licht"
im zurücksinkenden Paupt, welcher Vorgang von einer ent-
sprechenden Bewegung der rechten pand begleitet wird,
als ob dieselbe noch etwas in die Lust schreiben wollte.
Zu Füßen, den Kopf an: Gewand des sterbenden Dichter-
heros bergend, kniet seine Schwiegertochter Gttilie, während
ein Lichtstrahl über der offen stehenden Thür des Neben-
gemachs hinweg die blasse Stirn des Scheidenden küßt.
Münchener Kries.
sj^m Kunstverein sind Meinungsdifferenzen hervorgetreten,
welche Lenbach veranlaßten, seinen Austritt zu er-
klären. Doch hat der Meister mittlerweile seinen Entschluß
zurückgezogen, da man sich sehr darum bemüht zu haben
scheint. Lenbach will im Kunstverein jene dekorativen
Mittel verwandt sehen, welche den Reiz der von ihm ge-
leiteten großen Ausstellungen so sehr erhöhten, wie wir
jüngst bemerkten, gilt es auch das Niveau des Ausge-
stellten wieder zu heben, denn der schönste Rahmen kann
auch nicht über die künstlerische Gede Hinwegtäuschen.
Diese Ausgabe stellte sich die „Freie Vereinigung zur
pebung des Kunstvereins", welche bei den Ersatzwahlen
für ihre Ziele eintreten will. Lin guter Erfolg ist aus's
innigste zu wünschen! — — L. von Gebhardt hat im

Kunstverein einen Llias ausgestellt. Der Prophet hat
sich in die wüste begeben und ein Lngel weckt den
Ruhenden, ihn: Speise und Trank darbietend. Ich möchte
zwar einwenden, daß ich mir Llias bedeutender denke, als
die Gesichtszüge es zeigen, doch weist das Bild hervor-
ragende malerische (Qualitäten aus, welche den Linwand
völlig zu neutralisiren geeignet sind, wie wunderbar sein
getönt die reizlose Sandwüste und die diskret gehaltenen
Farbenkontraste zwischen Llias und dem Lngel I — Z. wide-
mann's lachende Sommerlandschasten sind ost recht hart,
doch gut gesehen, ohne jedoch sonderlich individuelle Züge
auszuweisen; ähnliches gilt von Th. Weber, welcher die
Natur in der Art der Dachauer sieht; von ihnen steht er
Arthur Langhammer am nächsten; auch Ernst Lieber-
manns an den Schweizer Rüdisühli anklingende Land-
schaften sind recht stimmungsvoll, und recht gut weiß uns
Schwabenmayer die Melancholie der durchweichten
Felder zu zeigen, über die gerade ein Gewittersturm
hinweggegangen ist. Rasch's Strandbilder sind recht flott
gemalt und gar nicht so „genremäßig", wie ihre Titel ver-
muthen lassen. Von Köppels Marinen ist die „Ebbe am
Abend" besonders ansprechend. Fr. Roubaud ist mit 20
Bildern aus dem Kaukasus vertreten. Mit großer
Bravour ist das überfallene Lager gemalt; besser noch
als diese figurenreichen Kompositionen wirken für das
moderne Auge die Landschaften, welche für die rauhe
Majestät öder Gebirgsschluchten ergreifenden Ausdruck
finden. — Kossobutzki, Kunwald und von Skibinsky ver-
dienen aus dem Gebiete des portraits Beachtung.
Leopold Gustav.

IKtiyskscstgu.
Die Februar-Ausstellung bei Schulte läßt in jedem
Raume etwas Sehenswertstes finden. So im Eingangs-
zimmer die Aquarelle von Marie von Bunsen, Motive
aus der Umgebung von Potsdam, in reiner Aquarelltechnik.
Leider ist das koloristische Empfinden der Künstlerin nicht
tief genug: selbst wo sie Sonnenschein geben will, wirkt
sie frostig und grau. Gleich nebenan sind ein paar Pater-
son's zu sehen, wie warm sind seine flott ausgesetzten
Farben, die harmonisch zusammenflimmern. Zn demselben
Raume finden wir einige Bilder von dem in Paris leben-
den und in Raffaelli's Bahnen wandelnden Polländer
ten Late: Straßen-, Markt- und pasenmotive von Dord-
recht, Beauvais rc. Pier folgen einige koloristisch wirk-
same und ausdrucksvolle Bildnißarbeiten von Frieda
Menshausen in Gel und Pastell. Endlich ein Bild von
Franz Stuck, natürlich wieder eine „Sünde". Dieses
Mal liegt der schlangenumwundene Frauenleib ausgestreckt
am Boden. Zum ersten Mal stellt ferner die Berliner
Künstlergruppe „Zagd und Sport" aus. Nur Friese's
Eisbär, der nach blutigem Mahle aus einer Riesenscholle
Siesta hält — eine Frucht der jüngsten Polarreise des
Künstlers, Kuhnert's prächtiger balzender Auerhahn in
herbstlicher Morgenstimmung und sein brauner Bär, der
sich so scharf von dem leuchtenden Gelb des pintergrundes
abhebt, bringen eine Abwechslung in die eintönige Reihe
dieser „sichernden", „einwechselnden", „kampfbereiten" und
„brünstigen" pirsche, Elche, Rehe. Sperling's pserde-
und Punde-Porträts mögen das Entzücken der Sportsmen
bilden — malerisch ausgesaßt sind sie nicht. In: Vorraum
zum Gberlichtsaal zeigt der Düsseldorfer Th. Rach oll
eine Kollektion Skizzen und Studien aus dem türkisch-griechi-
schen Kriege, den er aus türkischer Seite mitmachte. Zm
Landschaftlichen etwas sehr bunt und unruhig, zeigt er in
 
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