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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 7
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Kunstchronik
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Persönliches
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Maltechnisches
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Die Aunst-Halle

Nr. 7

mann sind wir genöthigt den eingehenden Kunstbericht
später zu bringen.
* Haag. Der französische Bildhauer Charpentier
gedenkt hier demnächst eine umfangreiche Sammlung seiner
grazieusen Arbeiten auszustellen, besonders Medaillen,
Plaketten, Zinngeräthe u. a. Schöpfungen der Kleinkunst.
* Venedig. Am Dogenpalast haben sich Sprünge
gezeigt, die einem Theil des Gebäudes mit Einsturz
drohen. Der Unterrichtsminister Baccelli hat den Architekten
Boito in Mailand beauftragt, den Palast sofort zu
besichtigen.
* Rom. Line neue bronzene Reiterstatue des hier
ansässigen Berliner Bildhauers ^Louis Touaillon heißt
„Der Sieger". Lr ist in natürlicher Größe ausgeführt
und wirkt wie ein Pendant zur „Amazone", die, vor der
Nationalgallerie in Berlin aufgestellt, noch keineswegs
den richtigen Platz hat. Schade, daß „Der Sieaer" in
Privatbesitz nach Wannsee bei Berlin gelangt, Wie vor
dem alten Museum die berühmte kolossale Amazone von
Kiß und der Löwenjäger, so gehören auch die beiden
realistischen antik-modernen Reiterbilder von Touaillon
unbedingt zusammen. Hoffentlich führt sie auch das
Schicksal einmal zusammen.
persönliches.
* Dem Professor Gabriel Seidl, dem Erbauer des
neuen Nationalmuseums in München, wurden anläßlich
seines 50. Geburtstages vielfache Ehrungen zu Theil.
* Baurath O. Mothes, Zwickau, der bekannte Bau-
historiker (Geschichte der mittelalterlichen Baukunst in
Italien) und Architekt, ein Schüler Gottfried Semper's,
feierte am 27. Dez. v. I. seinen 70. Geburtstag.
* Aus Düsseldorf. Prof. Hugo Troia legt aus
Gesundheitsrücksichten sein Amt als Lehrer an der Kunst-
akademie nieder und wird im Harz seinen Wohnsitz
nehmen. — Der Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der
Akademie ist durch Herrn Professor Dr. Paul Tlemen,
Provinzialkonservator der Rheinprovinz, besetzt worden.
Bis Ostern werden die Vorlesungen noch weiter durch die
Herren Professor Fritz Roeber (Litteratur und Kultur-
geschichte) uud Konservator F. Schaarschmidt (Kunst-
geschichte) gehalten.
* «Ordensverleihungen. Dem Bildhauer Pros.
Talandrelli, Berlin ist der Kronenorden II. Kl., dem
Maler Albert Wirth, Lehrer an der Hochschule der
bildenden Künste in Berlin der Württembergische
Olga-Orden verliehen worden. — Den Münchener Kunst-
malern Emil Lugo und L. Dill wurde das Ritterkreuz
des badischen Mrdens vom Zähringer Löwen verliehen.
* Gestorben: Der Landschafter Ferdinand Feld-
Hütter zu München, ferner der Düsseldorfer Landschafts-
maler Emil Zimmermann, aus der Dückerschen Schule
hervorgegangen, Mitglied der „Freien Vereinigung Düssel-
dorfer Künstler", in seiner hessischen Heimath. — Von
dem in Hanau am y. Dez. gestorbenen auch ^825 ge-
borenen Historienmaler Georg Tornicelius tragen wir
noch Einiges nach. Nach Absolvirung der Hanauer
Kunstschule ging er Ende der vierziger Jahre nach Ant-
werpen, wo er in die von Wappers geleitete Akademie
eintrat. Von Antwerpen, woselbst er einen guten Grund
zu seiner Maltechnik gelegt hatte, kehrte er wieder auf
eine kurze Zeit in seine Vaterstadt zurück und begab sich
alsdann zu Anfang der 50 er Jahre nach Paris, Dresden,
München, Venedig und Florenz, um vorzugsweise die
großen italienischen Meister zu studiren. Niemals ist er
aber auf den Pfaden der von ihm studirten Schulen ge-
blieben. Es war ein tiefer Grundzug seines Wesens, daß
er Allem aus dem Wege ging, was ihn in der Entfaltung
seiner Individualität störte. — Im Alter von 62 Jahren
starb in Wien der beliebte Kunstkritiker Hans Gras-
berger. — In Moskau starb am ;7. Dez. der bekannte
Kunstmäzen Pawel Michail0witsch Tretjakow, der
Stifter der nach ihm und seinem ihm im Tode voraus-
gegangenen Bruder benannten heutigen städtischen Gallerie
(vgl. Nr. lo, III. Iahrg.). Die Kenntnisse, der Sammel-

eifer, vor Allem eine von rein künstlerischem Streben
beseelte Unparteilichkeit des Verstorbenen werden für das
Institut schwerlich zu ersetzen sein.
Maltecbmscdes.
* Die hauptsächliche Benutzung von Ockerfarben für
Kunstmalerei ist angelegentlichst zu empfehlen, nur muß
man auch in deren Auswahl mit großer Vorsicht zu Werke
gehen. Unter den deutschen Ockern wird sich nur äußerst
selten etwas Geeignetes finden lassen, mit Ausnahme der
grünen böhmischen Erden, die gut gereinigt und
geschlemmt ein ganz vorzügliches und zu empfehlendes
Material ergeben. Die deutschen Hellen Ocker sind fast
ausnahmslos im Ton? trübe und milchig und enthalten
größtentheils zuviel Kreide. Die besten Hellen resp. lichten
Ocker liefert Burgund (Auxerre Gcker). Die Hellen süd-
französischen Ocker sind wenig geeignet, enthalten viel
Thon, ja sind vielfach reiner Thon, der mit schlechten
Chromfarben künstlich gefärbt ist.
Bei Auswahl der italienischen Sienaerden müssen
die Künstlerfarben-Fabriken mit größter Sorgfalt zu Werke
gehen. Ein großer Theil derselben dunkelt stark nach,
wird auf den Bildern auch gern rissig. Die italienischen
Umbraerden, auch die Terra di pozzuoli und Terra del
Vesuvio geben vorzügliche Farben. Auch Lorsika und
Sardinien liefern theilweise gutes Material. — wie schon
oft gesagt, sind die Künstlerfarben, auch die Ockerfarben
ein reiner Vertrauensartikel der Fabrikanten und ist
daher große Vorsicht am Platze, man arbeite nur mit
dem Material der renommirtesten Firmen. Ein großer
Theil derselben bringt, aus Billigkeits- oder auch Be-
quemlichkeitsrücksichten statt echter natureller Ockerfarben
künstlich gefärbte Thonerden, ja Zinkweißmischungen auf
den Markt und last not least sogar künstliche Bleiocker,
die sich wohl für Fußbodenanstriche eignen, vor deren An-
wendung in der Kunstmalerei aber ganz nachdrücklich
gewarnt werden muß.
Antworten:
Die Verarbeitung zu ölarmer, konsistenter Oelfarben,
wie diese von englischen und französischen Fabriken her-
gestellt zu werden pflegen, können wir Ihnen wenig oder
gar nicht empfehlen, denn einmal wird diese hohe Kon-
sistenz in der Regel nur durch Zusätze von parafin,
Stearin auch Harzen erzielt; andererseits trocknen diese
Farben auch bei pastosem Malen zu schnell durch, haben
durch den Delmangel zu wenig Bindekraft und die Farbe
bröckelt, wie häufig zu beobachten ist, theilweise ab.
2. Dammar- uud Mastixlack können Sie sehr wohl
zum Reberziehen Ihrer Bilder nehmen, sie haben nur den
Nachtheil, daß sie recht langsam trocknen und klebrig
bleiben und hierdurch gern und leicht Staub annehmen.
Sehr gebräuchlich, auch am bequemsten zu hand-
haben ist der bekannte pariser „Veruis Lollore-Lboeue,
kuris^. Bei Benutzung dieses achten Sie aber gefl. darauf,
daß die Farben gänzlich trocken sind; Sie bekommen sonst
milchige Streifen und Flecken auf Ihren Bildern, die nie
wieder zu entfernen sind. ' Spektator,
preiZAusscbreiben.
^Düsseldorf. Wettbewerb für ein Moltke-
Denkmal mit Standfigur in p/2 Lebensgröße und
Sockel, der keinen allegorischen, sondern figürlich-mili-
tärischen Schmuck erhalten soll. Das Denkmal soll am
26. Oktober tfloo vollendet sein. Preisrichter: Voltz-
Karlsruhe, Maison-München, D. Rieth-Berlin, Meder und
Schill-Düsseldorf. Preise für Entwürfe: woo, 600 und
§oo Mk. (I).
* Frankfurt a. M. Das Komitä für das Bismarck,
Denkmal hat sich definitiv für den Theaterxlatz entschieden.
* Köpenick. Bei dem Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für ein Rathhaus (Bausumme zsoooo Mk.)
sind drei Preise von 3000, 2000, tooo Mk. sestgesetzt.
 
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