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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 13
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Rust, Agnes: Die Cornicelius-Ausstellung in Hanau
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Gustav, Leopold: Münchener Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0229

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Nr. G

L- Die A u n st - Ls> a l l e


Unter letzteren sind prächtige Sachen; mit denk-
bar einfachsten Mitteln ist z. B. bei weiblichen Akten
eine auffallende Uraft und Ulleichbeit erreicht. Licht-
graues und gelbliches Papier, ein paar Ureidestriche
und pikant vertbeilte Streiflichter in Deckweiß, damit
ists „gsmacht". Lithographisch sorgsam ausgeführte
Zeichnungen bilden neben diesen flotten Skizzen einen
wirksamen Uontrast. verschiedene Studien zu Bildern
sind werthvoll für sich allein und erinnern an bsand-
zeichnungen der besten Meister.
Daß der Uünstler nicht m allem und jedem auf
der gleichen pöbe steht, dürfte verständlich sein.
Mer so lange fern von den großen Brennpunkten
künstlerischen Lebens lebte, wer alles in sich und mit
sich allein verarbeiten mußte, konnte unmöglich eine
vollständige Ausgeglichenheit erreichen. Des Guten
ist aber so viel, daß sich Geringeres leicht über-
sehen läßt.
Alles m allem eine groß angelegte, rastlos
schaffende, nach dem höchsten ringende Natur, die
sich eine Idealwelt aufbaute, um der Berührung
mit dem Alltäglichen aus dem Mege zu gehen.
Gornioelius war einer von den „Einsamen", und
seine Neigung sich abzuschließen, trat mit den Jahren
immer mehr hervor.
X

Münchener lKnef.
von Leopold Gustav.

der „Sezession" ist durch deu nach Berlin gewanderten
Steiuhausen für ffranz Lourtens Raum ge-
worden, der nut ea. dreißig Bildern vertreten ist. Mas
ich bei dein Brüsseler Meister immer so sehr bewundere,
ist die schöne Garmonie des Gewollten und Erreichten.
Die Riesenleinwand, lagernde Rübe darstellend, fällt wohl
zuerst in die Augen. wie malerisch fein ist die bellbräun-
liche ffarbe der Tbiere zu der gelbbräunlichen Streu, auf
welcher sich die Rübe niedergelassen haben, und durch die
offeue Stalltbür wird das Bild durch eine ziemlich unbe-
stimmte Landschaft abgegrenzt. wie anders dagegen die
Landschaftsbilder; z. B. „Gerbst". Die Bäume, deren Aeste
halb über den Lach hängen und ihre gelben Blätter darin
Spiegeln, sind schon oft gemalt, aber bei Eourtens fühlt
inan die eigenartige Persönlichkeit heraus; wie prächtig ist
auch der verwehte weg am „Maldessaum" gegeben. Die
ganz in Regeudunst verschwimmende Straße in Rotterdam
nnd der Abend am vereisten fflußufer, das Einholen der
ffstchernetze aus der grollenden See sind vorzügliche Bilder,
um nur einige aus dem Motivreichtum des Malers heraus-
zuheben. Interessant ist auch die in satten ffarbentönen
gehaltene Seeländerln am ffenster. welch eine Rübe
und Treffsicherheit spricht aus diesen: Bilde. — Zügel ist
nun mit einigen Bildern seiner prächtigen Rühe, Pferde
und Schafe vertreten, welche jedoch keinen Anlaß geben,
neues über den von mir vor einiger Zeit in diesem Blatte
sehr ausführlich besprochenen Meister des Thierstückes vor-
zubringen. Sein jüngst erwähnter Schüler Eugen Molff

hat seiner Rollektion eine „ffrau am offenen ffeuer" ein-
gereiht, welche durch Maßhalten in seiner Neigung zur
Buntfarbigkeit eine schöne Wirkung erzielt.
Die Rollektion von Gabermann ist sehr ungleich. Bilder
von 1875 zeigen ihn noch als Schüler van Dycks. Por-
träts aus den achtziger Jahren von älteren Damen sind
allen: Anscheine nach sprechend ähnlich gewesen, von seinen
ün clu sisolo-ffrauen aus den letzten Jahren ist wenig
vorhanden, und dies wenige ist nicht sein Bestes. Eine
gewisse Aehnlichkeit haben Robert Weiße, Malter püttner
und M. Georgi; auch Angelo Jank gehört in einigen:
hierher. Ihre Malerei tritt hinter die Zeichnung zurück
und die Wirkung des Ganzen ist eine tapetenartige. Diese
Art hat einen Zug ins Runstgewerbliche; sie versucht sich
gleichsam der Dekoration der modernen Räume anzupassen.
Ein gefährliches Beginnen! — Germann Urban hat in
einen: dekorativen Wandbild, das in: Runstverein zu
sehen war, ein reizvolles Werk geschaffen, welches uns
zeigt, daß die dekorative Wirkung auch außerbalb des
Manierismus von Paul Schulze - Naumburg, der jetzt ge-
fährlich Schule macht, zu erreichen ist. Urban galt lange
als abhängig von Böcklin; aber immer selbständiger ist
seine Beseelung der italienischen Landschaft; der aufmerksame
Beschauer wird viele köstliche malerische Details finden;
zu erwähnen ist auch, daß Urban alte Malrezepte anwendet,
welche durch Ernst Bergers fforschungen ihn: zugänglich ge-
macht, größere Dauerhaftigkeit versprechen. Grützner hat
einen Zyklus: „Die sieben Todsünden" geschaffen, welcher,
ohne sonderlich originell zu sein, immerhin eine reizvolle
Leistung bedeutet. Der Rünstler bringt bei den meisten
dieser zeichnerischen Darstellungen seine Spezialität, die
Wiedergabe feister Genußfreude; hier tritt dann jedesmal
der „Tod" hinzu, feine Beute mitten aus den: vollen Leben
einzuheimsen. Aber auch Gestalten, wie der „jähzornige
Bauer" und der „Geizhals" sind trefflich charakterisirt.
Der „Tod" wirkt trotz feiner vielerlei Verkleidungen durch
die siebenfache Wiederholung ermüdend. Sonst ist noch in:
Runstverein erwähnenswert!: Ehr. Speyers feintöniges Bild
„Rnirassier an: Bach", einige flotte Landschaftsskizzen von
A. Niemeyer nnd ffaber du ffaurs mit Bravour gemalte
„Razzia im Grient." — Papperitz ist mit mehreren Por-
träts vertreten. Sein „Selbstbildnis;" und einen „Mädchen-
kopf" halte ich für die vorzüglichsten. Sein „rother Gusareu-
Gsfizier" mit den: chik übergeworfenen pelzbesetzten grauen
Militärmantel ist sicherlich ein das Publikum bestrickendes
Gemälde; nicht durchaus mit Unrecht; der ffarbenübergang
von den: rothen Waffenrock zu den: rothen Brokat des Nor-
hanges ist brillant gegeben. Den Eharakter zu ergründen
versucht das Bild nicht, wie die meisten der übrigen. Die
Galtung der „Dame in: Lehnstuhl" ist sehr fein festgehalten.
— In: Runstsalon Geinemann sah ich einen „Mädchen-
kopf" von Papperitz, der, wie der vorerwähnte, von tieferer
Auffassung ist. fferner befindet sich daselbst von Gern:.
Raulbach eine „fflucht nach Aegypten", welche ich wegen
seiner hübschen koloristischen Wirkung erwähne; das „ffest
in: Rloster", ein großes Genrebild dieses Malers, zeigt
wohl erfaßte „Rindergestalten". Gans Bartels „Sonntag
in Ratwyk" wieder eine tüchtige Leistung; Grützner und
Gabr. Mar sind von allbekannter Art. Ein „ffrauen-
köpfchen" von ffranz Stuck giebt von des Meisters Rönnen
einen — Gauch.
 
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