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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 18
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R., P.: Düsseldorfer Kunstbrief
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0324

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282

Die Aunst-Halle

Nr. (8

folgte und sich „früh bei den Todtenschädeln bettete". Er
war keine Natnr für das im cis sisols.
Bei Schulte war die in der „Kunsthalle" schon be-
sprochene Sammlung Uhdescher Bilder mit einigen Skizzen
Munkacfys zusammen ausgestellt. Ferner eine Reihe von
Arbeiten des feinen Tito Lessi, des in Paris lebenden
Florentiners, der allerdings den modernen Bestrebungen im
Guter: wie im Bösen so fern als möglich steht. Theodor
Rocholl stellt eine zweite Serie von türkischen Skizzen und
Studie:: sowie ein größeres Bild „Türkische Soldaten durch-
reiten eine Ouelle" aus. Bei aller Frische macht sich doch bei
den Arbeiten Rocholls eine immer größer werdende Flüchtig-
keit unanqenebn: bemerkbar.
P. R.

Aunstchromk.

* Berlin. Die Große Berliner Kunstausstellung hat
in der letzten Zeit noch mehrfache Bereicherungen erfahren.
Unter denselben sind vor Allem die zwölf plastischen Jagd-
falken des japanischen Künstlers Lhokichi Suzuki hervor-
zuheben. Dieselben sind in Bronze gegossen und auf das
Feinste ziselirt. Ferner treffen dieser Tage noch die an-
gekündigten Werke der wiener Künstlergenoffenschaft hier
ein, um die für sie reservierten zwei Säle zu füllen.
Mehrere wiener Herren sind bereits zum Arrangement
hier anwesend. Mit dieser Bilderserie hat die Kunstaus-
stellung erst ihre volle Abrundung erfahren. Das Publikum
hat bisher dem künstlerischen Unternehmen das größte
Interesse entgegengebracht und der Besuch war fortgesetzt
ein außerordentlich guter. Auch der Kaiser hat durch
wiederholten Besuch seine Theilnahme für die diesjährige
Veranstaltung kundgegeben.
* Berlin. Ausstellung im Künstlerhaus, Bellevue-
straße Z. Zur Zeit kann sich das hiesige Publikum sein
Urtheil bilden über das vielbesprochene Werk von Professor
Stuck, welches zur Ausschmückung des Reichstagsgebäudes
bestimmt war. Ls steht jetzt im Pause des Vereins Berliner
Künstler zur Besichtigung. Der ausgestellte große Wand-
fries hängt im Hauptsaale, zwei Seiten desselben fast voll-
ständig einnehmend. Der Künstler hat ein reichgegliedertes
Mrnamentfeld, voll kräftiger, sich ineinander schlingender,
stilisirter Pflanzenformen, die, in schwarzen Konturen ge-
geben, aus zwei an den beiden Lnden des Frieses stehenden
Stämmen hervorwachsen und nach der Mitte zu sich viel-
fach durchdringen. Auf diesem Grnamenthintergrund und
mit diesem stilvoll verknüpft sieht man lebensgroße, bunte
Gestalten in mittelalterlicher Tracht, welche, obwohl in
weiten Abständen von einander stehend, eine gemeinsame
Handlung darstellen: Die Jagd nach dem Glück. Ueber,
unter und zwischen diesen Figuren glänzen uns außerdem
die grellbunten Wappenbilder verschiedener Städte entgegen,
deren Namen auf eingerahmten Schildern eingeschrieben
sind. Das Hauptinteresse nehmen jedenfalls die Figuren in
Anspruch: ein Jüngling, ein Mädchen, ein gepanzerter
Ritter zu Pferd, ein Narr, ein altes Weib, ein Krüppel,
alle eilig vorwärts strebend, und voran die auf einer Kugel
dahinrollende Glücksgöttin mit dem Füllhorn. Diese Ge-
stalten sind von charakteristischer Schärfe, stellenweise aber
ist die Stilisirung derselben nicht gerade geglückt, am
wenigsten bei dem laufenden Mädchen mit den dicken
Gretchenzöpfen und der Glücksgestalt auf der Kugel. Lin
Anlaß zu irgend welcher Entrüstung kann aber an dem Werke
ebensowenig als zur Begeisterung herausgefunden werden.
* Berlin. Aus den Salons. Bei Ld. Schulte
ist neuerdings zu dem geistreichen L. Marold, dessen
Sammlung noch fortgesetzt das Entzücken der Besucher
bildet, der Karrikaturist Jean Louis Fora in mit einigen
Gemälden und einer ganzen Reihe jener witzigen Zeich-
nungen, welche die pariser Blätter wie „ckourual aruusa-nt^

u. a. so gern bringen, hinzugekommen. Die Zeichnungen sind
mit den geringsten Mitteln in Schwarz mit wenigen kräftigen
Strichen entstanden. Die Gemälde Forains „Das Bad
„Hinter den Kulissen" und „Beim Souper" bieten Motive
aus dem gleichen Kreise wie jene Zeichnungen und sind
von etwas salopper Behandlung, sollen aber von Liebhabern
sehr geschätzt sein. Diese Kollektion ist überhaupt zum
ersten Male in Deutschland, weiter enthält der Salon
Porträts u. A. von Lenbach ^wieder einen Bismarck in
Uniform) und F. A. von Kaulbach. Prof. G. von Maffei-
München sandte einige charakteristische Darstellungen aus
dem Iägerleben, Karl Röchling das neueste seiner Schlachten-
bilder: „Erstürmung des Schlosses Lhambord am Abend des
9. Dezember (870", im Auftrag des Großherzogs von
Hessen für das ((8. Infanterie-Regiment in Worms gemalt.
— Bei Gur litt wird eine kleine Zahl werthvoller Bilder
geboten. Hierzu kann die „Auferweckung Iairi Töchterlein"
von Lhristian Sandrock, Bruder der berühmten Tragödin,
nicht gerechnet werden. Trotz redlichen Bemühens ist eine
gewisse Unfertigkeit in der Beherrschung der künstlerischen
Mittel unverkennbar, besonders hinsichtlich der Zeichnung,
von L. von Hofmann sehen wir den „Frühling", ein para-
diesisches Stück Erde mit drei nackt umherspielenden Kindern.
Stimmungsvoll ist Leistikows „waldinnres", bekannt Klingers
„Sommerglück" und Liebermanns „Kartoffelernte"; Christ.
Rohlfs, Weimar, verdirbt sich durch allzu pastose Malweise
den Eindruck seiner „Frühlingsszene". Ausgezeichnete
Porträts sind vorhanden von Leibl (Blinder Bettler), Len-
bach (Bildniß einer Römerin), F. Aug. Kaulbach (Die
Schwestern). Lebendig und geschickt angelegt ist die Matrosen-
szene auf einem deutschen Kriegsschiff von M. Höcker,
Dresden, wo man die blau-weiß uniformirte Mannschaft
baarfüßig beim putzen der Gewehre neben den Ungethümen
von Schiffskanonen sieht. — Die Kollektiv-Ausstellung von
Th. Tool, welche gegenwärtig im Kunstsalon von Keller
Reiner ausgestellt ist, bleibt nur bis zum (5. Juni in
Berlin. Dann gehen die Bilder nach Dresden, Wien und
München. Für Juni und Juli bereitet der Kunstsalon eine
größere Ausstellung vlämischer Meister vor.
* Leipzig. Der Kunstsalon F. w. Wittentzwey-
windsch hat zur Zeit die folgenden Neuheiten ausgestellt:
Kollektion Sascha Schneider, (0 Gemälde-Kartons. F. w.
Keller-München, 7 Landschaften. Ad. Hering-Königsberg,
„Der rastlose Schnitter." HO Orig.-Zeichnungen der Münchner
Jugend. E. Spielter, Bremen, „Sehnsucht". F. Ortlieb,
München, „Auf der Alm". V. Walter, Wien, „Praterfahrt".
Ferner Gemälde und Aquarelle von v. Iaski, Dresden,
L. wuttke, München, Fr. Hochmann, Dresden, A. wasinger
(Bronze).
* Wimpfen. Die berühmte Stiftskirche, deren reicher
architektonischer Schmuck theilweise in der Stuttgarter
Iohanneskirche verjüngt wieder zu finden ist, wird einer
gründlichen Erneuerung unterzogen werden.
* Darmstadt. Die zweite Ausstellung der Freien
Vereinigung Darmstädter Künstler wird in dem Hause des
dortigen Kunstvereins von Mitte September bis Ende
Oktober stattfinden. Zur Betheiligung waren bis (. Juni
alle in Hessen lebenden oder aus Hessen gebürtigen Künstler
aufgefordert.
"* Frankfurt a. M. Die Juni-Ausstellung im Kunst-
falon von Hermes weist zwei Sonder-Ausstellungen auf
von Hans Gude, Lhristiania-Berlin und Müller-Kurzwelly,
Berlin, ferner neben H Gemälden von Gustav Schönleber,
5 Werken von Keller, Reutlingen, 6 von Hans Thoma und
6 von Anton Burger eine große Anzahl Linzeiwerke her-
vorragender Meister. — Im Kunstsalon Goldschmidt
steht jetzt eine Sonder-Ausstellung hervorragender Werke
von Rosa Bonheur zur Besichtigung.
* München. In der Heinemannschen Kunsthandlung
in der Prinzregentenstraße hat z. Z. der „Aussteller-
verband Münchener Künstler" eine Sammlung von
Bildern ausgestellt. Ungefähr neunzig Gemälde und zehn
plastische Arbeiten sind vorhanden, unter denen sich recht
Gutes findet. Lenbach hat ein Bildniß des Prinzen Ludwig
von Bayern geschickt, Gabriel Max einen idealen Mädchen-
kopf. Außerdem sind noch Grützner, Diez, Herterich, Rauxp
und Heinrich Rasch vertreten, um nur einige der hervor-
ragenden Mitglieder dieses Verbands zu nennen.
 
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