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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 13
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H., H.: Aus Weimar
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J., F.: Berlin: Die Nationalgallerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0231

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Nr. f3

——2- Die A u n st - a l I e


mortals in die „blaue" Grotte bei Capri und konnte dort
in ^sti spmmmto sich ersäufen, wodurch die Stimmung eine
derartig gehobene wurde, daß man in kurzer Frist in die
Pöhen-Region der „weißen" Alpenferner sich versetzt sah,
und zwar in eine Gletscherspalte; durch eine glückliche
Wendung gelang es, aus derselben sich zu retten in die
lieblichen „grünen" waldthäler Thüringens mit der daselbst
so freundlich und reichlich gebotenen Gelegenheit zur
Stärkung. — An der Grenzscheide dieser Gegend wird
neuerdings auf Zinnober geschürft, das in allen Nüancen
in dem „rothen" Schacht verabreicht wurde, in den einzu-
fahren feurige „Benüsse" und purpurne Kobolde mit
zwingender Macht einluden. — Nachdem man sodann in
dein benachbarten Städtchen „Schildburg" die tönenden
weisen Sentenzen der Schildbürger vernommen und der
Befreiung der reizenden sangesknndigen Stadttochter durch
den Narren, der die Wahrheit deutlich kündete, beigewohnt
hatte, wurde es Jedermann Heller und folglich „gelb" zu
Muthe: inan stieg hinan ins pharaonenland und weiter
sonnenwärts zum urechten japanischen Tempel Buddha-
Thedys, wo wunderlich heitere weisen erklangen und nach-
barlich orientalische Weisheit und deutsche Bierlaune sich
einnisteten, zumal anregend noch eine große symbolistisch-
mystisch-parodistüsche Kunstausstellung mit einigen Kauxt-
treffern uneingeschränkter Besichtigung offen stand und dies
obendrein zu gleich billigem Eintrittspreis, wie die volks-
thümlichen Darbietungen des Thüringischen Ausstellungs-
vereins, wovon ein anderes Mall p. p.


8er!in:
Vie Nationalgallerie.

uch das Abgeordnetenhaus hatte in seiner Sitzung
vom ;6. März eine lebhafte Kunstdebatte, die sich in
ihrer Tonart von der hier kürzlich erwähnten Reichstagskritik
kontra Wallot und Stuck wohlthätig unterschied und unsere
freudigste Zustimmung findet. And zwar handelte es sich
bei der Besprechung des Kultusetats dieses Mal um die
Nation algallerie. was wir — und wir dürfen es
mit Stolz sagen, die „Kunst-Palle" allein unter den heimischen
Zeitschriften — kürzlich in mehreren vielbeachteten Artikeln
gegen die jetzige Leitung dieser Gallerte vorgebracht haben,
fand auch bei den Mitgliedern des Kaufes, die ihre be-
gründeten Beschwerden gegen den dort, wie es scheint,
jetzt gebräuchlich gewordenen Geschenk-Tinschmuggel zum
Theil minderwerthiger aus- aber auch inländischer
Bilder dem anwesenden Generaldirektor der Kgl. Museen
unterbreiteten, ein energisches Echo. Den nacheinander vor-
gebrachten Kebelständen folgte regelmäßig ein sehr ver-
bindliches Tingeständniß, das ja zu nichts weiter verpflichtet.
Man begnügte sich, den Beschwerdeführern den Trost zu
spenden, diese angegriffenen Bilder seien doch nur Geschenke,
sie kosteten dem Staate nichts, die deutsche Kunst werde
schon ausreichende Förderung durch die Gallerte finden.
Das klang Alles recht versöhnlich, aber die Antworten
gingen doch um den Kernpunkt des Nebels behutsam herum.
Die Sachlage erscheint noch immer nicht geklärt zur Be-
ruhigung für unsere Künstler. Sind die neuerdings hinzu-
gekommenen Werke zufällige Geschenke, die man nur an-
zunehmen brauchte, warum dann die Bewunderung gewisser


Leute, die perrn von Tschudi bei jeder Gelegenheit als
„genialen" Gallerieleiter feiern? . . So viel ist gewiß, daß
seiner Zeit Kerr Duran Ruel, der kluge pariser Kunsthändler,
hier ankam und wahrhaft exorbitante Preise für in Paris
zmn Theil, wie man erzählt, unverkäufliche Bilder von
einem Manne nahm, defsen Unerfahrenheit in solchen Kauf-
angelegenheiten er sich zu Nutze machte. Diese unvorsichtigen
Ankäufe sind aber um so weniger Geschenke, als sie uns
dauernd die an und für sich schon theuren, noch dazu so
kostbar ausgestatteten Wandflächen der Nationalgallerie
kosten, ganz abgesehen davon, daß die heimische Kunst an
dieser Stätte räumlich immer mehr beschränkt und ein-
geengt wird.
Aus der Rede des Abgeordneten von Epnern zu
dieser dringenden Angelegenheit entnehmen wir folgenden
Abschnitt, dessen Inhalt wir der vollen Würdigung
empfehlen:
„. . . wir stehen ja, genau so wie der perr General-
direktor, auf dem Standpunkte, daß die Nationalgallerie
zweckbestimmend nur für die deutsche Kunst, wie auch
ihre Inschrift lautet, geschaffen worden ist. Nun sagt
derperr Generaldirektor, die Bilder auswärtiger Künstler der
neuern Richtung, die in der Nationalgallerie ausgestellt
sind, seien der Nationalgallerie geschenkt worden. Das
mag richtig sein. Ich habe mir die Bilder verschiedentlich
angesehen und kann nach meinem beschränkten Laienurtheil
nur sagen, daß es mir sehr recht wäre, wenn die Bilder
nicht geschenkt worden wären. Daß sie eine Zierde für
eine der deutschen Kunst gewidmete Nationalgallerie sind,
kann ich meines Theiles nicht finden. Ich möchte auch,
daß die Nationalgallerie zweckbestimmend genau dahin, auch
in ihren Ausstellungen gerichtet würde, nur der nationalen
Kunst, natürlich auch in ihrer neuen Richtung, zu dienen;
für die internationale Kunst haben wir ja das Museum
und sonstige Beranstaltungen, letztere meines Trachtens in
Deutschland in viel zu reichem Maße. Ts ist kein Land
der Welt, das so viel internationale Kunstaus-
stellungen hat wie Deutschland — ich glaube, es sind
5 an der Zahl im Jahre, und es ist auch kein Land der
Welt, das von auswärtigen Künstlern in solchem Maße
beschickt wird, und wo man, zum Nachtheil der nationalen,
deutschen Künstler, die Werke auswärtiger Künstler so
reichlich ausstellt. Bei der auf diesem Gebiet leider noch
immer fortdauernden, unglücklichen Neigung vieler Deutscher
für Fremdländisches finden diese Werke hier einen Markt,
wie bei keiner anderen der Nationen mit ausgeprägterer
nationaler Werthschätzung. Unsere deutschen Künstler wollen
auch leben und haben das Recht zu leben und von ihrer
Nation in ihren Leistungen und Bestrebungen in allererster
Linie unterstützt zu werden, und dabei diese Fülle von
internationalen Ausstellungen, wobei, wie ich gehört habe,
die Regierung sich noch fortgesetzt besonders bemüht, die
Werke auswärtiger Künstler, Franzosen, Engländer, Spanier,
Portugiesen und wie sie alle heißen mögen, hierher zu
ziehen und zwar nicht blos hierher nach Berlin, sondern
auch nach München und anderen Städten. Meine perren,
das erachte ich für eine Benachtheiligung der nationalen
Künstler, und ich glaube, daß nach der Richtung hin ein
Wandel geschaffen werden könne, damit eine bevorzugte
Unterstützung der deutschen Kunst zustießt."
Dieser Wandel kann, unseres Trachtens, nur dadurch
herbeigeführt werden, daß zunächst das, was schlecht gemacht
 
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