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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 14
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Gensel, Otto Walther: Pariser Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0248

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Die Aunst-Halle

Ur. sst

2^

Fabriken mit feurigen Lssen in der' Dämmerung.
Der Schilderer anmuthiger Flustlandschaften ist ein
moderner Mensch, der auch die Großstadtpoesie
wiederzugeben weist.
Die Kunst
in Karmen.
Erbauung der hiesigen Ruhmeshalle stand in
dem verflossenen Jahre ebenso wie in dem vor-
hergehenden im Vordergrund des allgemeinen Interesses.
Namentlich im Pinblick auf den Kunstverein*), für den die
Nothwendigkeit des Besitzes eigener Räume für seine
Kunstausstellungen und für seine Gemäldesanunlungen in
der letzten Zeit sich immer deutlicher und immer dringender
heransgestellt hat. In dein ersten Baujahre waren die
Erdarbeiten glücklich ohne Ltörung ausgeführt und die
Fundamente nnd der Lockel vollendet. Die Aufgabe des
vorigen Jahres war nun die Weiterführung des Baues
durch Errichtung des Erd- und des Obergeschosses und der
hohen, durch beide Stockwerke hindurchgehenden Ruhmes-
halle riebst ihrer Vorhalle in der Witte der Pauptfront.
Bevor mit diesen Arbeiten angefangen war, erfuhr
die Ausführung des ganzen planes eine unerwartete, höchst
erfreuliche Förderung. Der Leiter des Baues, perr Direktor
Bärtig, machte nämlich in der Litzung am 6. April 1898
dem Bauausschusse die angenehme Mittheilung, daß bei den
Erd- und Maurerarbeiten und an den Landsteinlieferungen
im ganzen 23 51^,77 Mark gespart seien. Lin Theil dieser
Lumme hatte bereits in dem ersten Baujahre Verwendung
gefunden. Trotzdem blieb von den Ersparnissen noch so
viel übrig, daß die Wittel zur Ausführung der beiden
großen Figurenfriese über den Fenstern der Leitenflügel in
der Vorderfront vorhanden waren. Krspünglich war diese
auf spätere Zeiten verschoben; jetzt aber wurde sie sofort
beschlossen und ein auf fünf rheinische Künstler beschränkter
Wettbewerb hierfür ausgeschrieben.
Von den an dem Einlieferungstermin eingereichten
Entwürfen wurde am so. Juni der mit dem Kennwort
„Kaiser und Reich" bezeichnete einstimmig von dem Aus-
schuß angenommen und zur Ausführung bestimmt. Der-
selbe behandelt das Emporblühen Preußens und die natio-
nale Entwicklung Deutschlands unter den pohenzollern und
bildet also eine allgemeine Einleitung zu dem Thema der
Ruhmeshalle. Irr der Witte des ersten Frieses thront eine
Idealgestalt, die Geschichte, umgeben von den Begründern
der Wacht und der allgemeinen Bedeutung des preußischen
Ltaates von dem Großen Kurfürsten an bis auf König
Friedrich Wilhelm III. nebst Vertretern des Volkes aus der
großen Zeit der Freiheitskriege. Im engen Anschluß hieran
schildert der zweite Fries die Erfüllung der Lehnsucht
unseres Volkes nach -einem ^einigen Vaterlande durch die
Begründer des neuen deutschen Reiches, Kaiser Wilhelm I.
mit seinen Paladinen und Kaiser Friedrich III. an der Lpitze
*) Wir folgen hier, mit Erlaubniß des Vorstands des
Vereins, dem einleitenden Artikel des schon in Br. tZ be-
sprochenen letzten Jahresberichts. — D. Red.

des deutschen Leeres, zwischen diesen unter ihren: starken
Lchutze der Genius des Friedens. Die Ausführung des
Inhalts sowie auch die klare, schöne Gruppirung der all-
bekannten historischen Gestalten um die beiden Allegorien
lassen sicher erwarten, daß beide Friese einen würdigen
Lchmuck der Ruhmeshalle bilden werden.
Nach Eröffnung des gleichbezeichneten, verschlossenen
Briefumschlags ergab sich zu allgemeiner Befriedigung als
Verfasser des Entwurfs perr Bildhauer W. Giesecke,
Oberlehrer an der hiesigen Kunstgewerbeschule. Derselbe
übernahm anch die Anfertigung der Modelle in halber
natürlicher Größe, nach denen die 2 Meter hohen und je
13 Meter langen Friese an dein Gebäude selbst ausgeführt
werden, wenn der Ban hinreichend fortgeschritten ist.
Dieser glückliche Erfolg ermuthigte den Banausschuß,
noch einen Lchritt weiter zu gehen und auch die Errichtung
der Kaiserstandbilder in dem Pauptraum der Ruhmes-
halle schon jetzt vorzubereiten. Es wnrde am 17. Angust
beschlossen, einen allgemeinen Wettbewerb unter den deut-
schen Künstlern auszuschreiben und mit Verwendung des
vom Kunftverein für die Kaiserstandbilder überwiesenen
Betrags aus den Bazarüberschüssen des Jahres 1897 sechs
Preise in: Gesammtbetrag von 9000 Mark auszusetzen und
zwar zwei erste zu je 2000 Mark, zwei zweite zu je
tsoo Mark und zwei dritte zu je 1.000 Mark. Von jedem
Bewerber wurden drei Modelle verlangt, zwei für die
Kaiserstandbilder und eins für eine allegorische Gestalt,
welches auf die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches
Bezng haben sollte, im klebrigen aber der freien Wahl der
Künstler überlassen wnrde.
An den: auf den 25. Dezember angesetzten Einlieferungs-
termin waren einundzwanzig Entwürfe eingesandt, darunter
viele von hervorragender künstlerischer Bedeutung. Die-
selben fanden in der Aula der höheren Mädchenschule an:
Karlsplatze während der Weihnachtsferien eine schöne und
zweckmäßige Aufstellung, die auch später dem Publikum
zugänglich war. Die Mitglieder des Preisgerichts traten
am 28. nnd ZV Dezember zusammen und ertheilten nach
sorgfältiger Prüfung zum Abschluß der Vorbereitungen an
den: letzten Tage des verflossenen Jahres den Entwürfen
„Pelden" und „Berg und Mark" die beiden ersten, den
Entwürfen „Gloria" und „Vaterland" die beiden zweiten,
den Entwürfen „Liegesschwert und Friede" und „pohen-
zollern" die beiden dritten Preise. Als die Verfasser dieser
Entwürfe ergaben sich Prof. G. Eberlein ii: Berlin, Joseph
pammerschmidt in Düsseldorf, Professor Emil Tauer,
B. Künzler, Martin Götze und Johannes Böse, sämmtlich
in Berlin. Außerdem wurde noch perrn E. Wägener in
Berlin für seinen Entwurf zum Denkmal des Kaisers
Friedrich lobende Anerkennung und ein Preis von Zoo Mark
ertheilt. Ls handelt sich also in diesem Jahre noch um die
definitive Entscheidung betreffs der Ausführung der Ltand-
bilder und um die Beschaffung der nöthigen Geldmittel.
Wir dürfen hoffen, daß auch dieses bestens gelingen und
unserer Ruhmeshalle in: nächsten Jahre dieser zu ihrer
Vollendung durchaus nothwendige Lchmuck, der Kern und
die Krone des schönen Ganzen, nicht fehlen wird.
Die Gemäldeausstellung des vorigen Jahres,
welche vom V Leptember bis 2. Oktober stattfand, stand
qualitativ ganz auf der pöhe der früheren, unter; chied sich
im klebrigen aber von diesen in mancher Pinsicht. Das
einzige für dieselbe geeignete Lokal in unserer ^rtadt war
 
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