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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 23
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Kunstchronik
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362

4- Die Aun st-Halle

Nr. 23

des Deines nicht gleich, sondern erst allmälig zu bedecken,
nin den Heranwachsenden heimischen Künstlern von Genie
Gelegenheit zu geben, ihr Bestes an dieser so selten vortheil-
haften Stätte zu schaffen, weil man wohl in künftigen
Zeiten die pöhe und Fähigkeit der Berliner Monumental-
malerei wesentlich auch nach diesen Schöpfungen im Dome
beurtheilen wird, vorläufig soll das Innere der Predigt-
kirche in Hellen Sandsteintönen gehalten werden. Als
Gegenstände für die Wandgemälde in den Emporen, im
Chor wie in den vier kleineren Apsiden (in Mosaik) sind
vorgesehen: in der kaiserlichen Loge als Pauptbild Christi
Geburt mit Anbetung der pirten, daneben die Anbetung
der Magier, Simeon mit dem Iesukinde und die Ver-
kündigung an die pirten. Der Altarraum hat drei große
Fenster, für welche folgende Glasgemälde bestimmt sind:
in der Mitte die Auferstehung Christi, zu beiden Seiten die
aubetende Menschheit, dargestellt durch Johannes den Täufer
(Apostolisches Zeitalter) und Luther (Reformationszeitalter).
In den Deckenfeldern des Kuppelgewölbes des Altarraumes
werden mit.symbolischen Pflanzenornamenten (Mein, Rose,
Feigenlaub, Dornen u. s. w.) die Symbole Christi angebracht
werden, nämlich der Phönix, der Fisch, das Monogramm
Christi mit Alpha und Omega, das Lamm und der Pelikan.
Als Altar wird die Predigtkirche eine aus Veranlassung des
Königs Friedrich Wilhelms IV. hergestellte Mensa aus
Marmor und Onyx erhalten, die schon im alten Dom im
Gebrauch war. Pinter diesem freistehenden Altäre wird
eine Marmorwand in reicher (Ornamentik aufgeführt, deren
Krönung das prächtige alte Bronzewerk bildet, welches im
alten Dom als Lhorabschluß diente. Die Kanzel ist der
nordöstlichen Nische vorgelegt.
* München. Die Zeitschrift „Kunst für Alle" soll
vom (. Oktober ab mit der ebenfalls hier im Verlage von
F. Bruckmanu erscheinenden Monatsschrift „Kunst und
Dekoration", redigirt von perrn Meier-Gräse, Paris, zu
einem neuen Ganzen unter dem Titel „Die Kunst" ver-
schmolzen werden. Cs scheint also — wenigstens nach den
bisherigen Thaten des perrn Meier - Gräfe, Paris, zu
schließen — daß das bewährte süddeutsche Kunstblatt, das
auch zuletzt noch wenigstens manchmal Rückgrat genug bei
Beurtheilung der deutschen (wenn auch nicht der Berliner)
künstlerischen Verhältnisse bewies, setzt dem radikalsten
Kunstfranzosenthum, der Anglomanie und dem Iaponismus
geopfert werden soll; und daran wird nichts geändert
werden, selbst wenn der Inhalt der ersten peste aus Rück-
sicht auf den Abonnentenfang in deutschen Kreisen zahmer
gehalten werden sollte
* palberstadt. Das'paus am Lichtengraben Nr. (5,
eins der besten älteren Fachwerkgebäude dieser Stadt, ist
wiederhergestellt worden. Cs ist ein stattliches Eckhaus
vom Ende des (6. Jahrhunderts, das Werk eines phantasie-
vollen Künstlers, der sich an fast überreicher Ausschmückung
seines Baues kaum genug zu thun wußte. Ohne Rücksicht
auf die Konstruktion wuchern die Schnitzereien (Sonnen,
Fächer-Rosetten, Pflanzen-Ornamente u. s. w.) in üppiger
Fülle über die polztheile unter den Fenstern beider Stock-
werke. Spuren ehemaliger farbiger Behandlung fanden
sich nicht. Daher wurde davon Abstand genommen, das
paus zu bemalen.
* Stuttgart. Bei der Restaurirung der uralten
peterskirche in Bietigheim wurde unter der Kalkdecke ein
7 Meter hohes und Meter breites Gemälde, das heilige
Abendmahl darstellend, aufgefunden. — Das Konservatorium
für vaterländische Kunst- und Alterthumsdenkmale in
Württemberg hat für eine künstlerische Wiederherstellung
des berühmten peiligen Grabes in der Marienkirche in
Reutlingen einen Beitrag von 5000 Mk. verwilligt.
* Burg (a. d. Wupper). Der Kaiser bewilligte aus
dem Dispositionsfonds eine weitere Beihülfe von 20000 Mk.
^u den Kosten der Wiederherstellung des Schlosses Burg.
Der rheinische Provinzial-Landtag hatte in seiner letzten
Tagung zur Wiederherstellung des Schlosses Burg, ins-
besondere zur Wiederherstellung des Bergfrieds und des
Thorhauses eine Beihülfe von 25 000 Mk. unter der
Voraussetzung genehmigt, daß der Rest der erforderlichen
Kosten von anderer Seite aufgebracht werde. Die Ge-
sammtkosten des Bergfrieds sind zu so 000 Mk. veranschlagt,
welcher Betrag jetzt gedeckt ist. Bis jetzt ist eine Summe

von 278000 Mark einschließlich Bauleitung und begonnener
Ausstattung verbaut, wovon noch über (ooooo Mark zu
decken sind. Die Schloßkapelle wird demnächst mit ge-
schichtlichen und allegorischen Gemälden geschmückt, wozu
der Maler Willy Spatz in Düsseldorf die Entwürfe bereits
gefertigt hat. Die Mittel zu ihrer Ausführung sind durch
das preußische Kultusministerium bewilligt worden. Auch
die poffuung, den großen Saal mit Wandmalereien ge-
schmückt zu erhalten, ist iu neuerer Zeit unerwartet der
Verwirklichung nahe gerückt, da der Rheinisch-Westfälische
Kunstverein so 000 Mark zur perstelluug vou Wand-
gemälden gestiftet hat, in denen Geschehnisse aus der
Bergischen Geschichte, namentlich solche Ereignisse, welche
mit dem Schlosse Burg Zusammenhängen, dargestellt werden
sollen. Die Düsseldorfer Maler Claus, Meyer und puisken
haben mit den Gemälden begonnen und ein großes Paupt-
bild bereits vollendet.
* Bremen. Mittelalterliche Malereien sind im Dom
gelegentlich der Wiederherstellung des Baues in den Scheitel-
kappen des Netzgewölbes über dem nördlichen Seitenschiff
aufgefunden worden. Bis jetzt sind nur 8 Felder frei-
gelegt, doch ist zu vermuthen, daß alle 80 entsprechenden
Kappen gleichartige Malereien enthalten. Das betreffende
Gewölbe ist (520 vollendet worden und unmittelbar darauf,
also am Ausgange des Mittelalters, müssen jene Bilder
entstanden sein, deren Werth und deren Erhaltungs-
Zustand als vortrefflich geschildert werden. — Line Aus-
stellung von künstlerisch ausgeführten Plakaten aus dem
Besitze des Pariser Kunsthändlers E. Sagot hat die Kunst-
halle veranstaltet. Die deutsche Plakatkunst war dabei so
gut wie garnicht vertreten, um so reichhaltiger die Führer
der Affiche, die Franzosen mit Chäret, Mucha, Steinten,
Toulouse-Lautrec u. s. w. und die Belgier, England und
Amerika. Bremen hatte bisher von der künstlerischen
Bedeutung des Plakats überhaupt noch nicht Notiz ge-
nommen.
* Ratzeburg. Der hiesige Dom, der (892 durch den
Blitz stark beschädigt wurde, soll im Oktober wieder her-
gestellt sein.
* Gent. Am (3. August wurde hier die alle vier
Jahre stattfindende internationale Ausstellung der Werke
lebender Künstler eröffnet. Die Ausstellung ist aus Deutsch-
land, Belgien, Polland, Frankreich, England, Italien und
Amerika gut beschickt; sie umfaßt (900 Gemälde und Bild-
hauerwerke, die in würdiger und ansprechender weise
ausgestellt sind.
* Antwerpen. Die lange vorbereitete van Dyck-
Ausstellung wurde am Sonnabend d. (2. August in glanz-
voll feierlicher weise durch eine Korona von Würdenträgern,
Künstlern und Kunstfreunden, die zum Theil als Delegirte
auswärtiger Akademien und Körperschaften erschienen
waren, eröffnet. Ungefähr (00 erlesene Gemälde des
großen Meisters sieht man in vier olivgrün drapirten
Sälen des Neuen Museums geschmackvoll angeordnet. Es
sind erstrangige Schöpfungen der Malerei aller Zeiten
darunter z. B. das Porträtgemälde Karls k. von England
aus dem Louvre, das vielgenannte Iugendwerk van Dycks,
der St. Martin von Saventhem, auch hervorragende mytho-
logische Darstellungen. Große Anziehungskraft üben auch
die der sog. Ikonographie des Künstlers gewidmeten
Kabinette aus, worunter man sein gejammtes Lebenswerk
in Reproduktionen versteht; auch zahlreichen pand Zeich-
nung en sind dieser Gruppe einverleibt worden, darunter
die berühmte Sammlung des perzogs von Devonshire, die
vorzugsweise Arbeiten aus der italienijchen Epoche van
Dycks'umfaßt. An der „Ikonographie" hat sich zumal die
Tüchtigkeit von Max Rooses erprobt. Bon den Berliner
Vertretern waren leider nur Prof. L. Manzel und Prof.
A. Kampf auf der Festsitzung der hiesigen Akademie er-
schienen, Prof. Koner war dringend verhindert und Direktor
A. von Werner aus der Reise erkrankt; seine Festrede
wurde von Manzel vorgelesen und übte eine treffliche
Wirkung auf die pörerschaft aus.
* Paris. Für die künstlerische Restauration im Innern
des pötel de Ville, die zur Weltausstellung beendet sein
soll, sind 205000 Frks. ausgeworfen worden. — Im Foyer
der neuen Opsru-Oomchus sind verschiedene malerische
Dekorationen eben vollendet worden von Gervex und
 
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