Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0212
DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0212
AUSSTELLUNGEN
getrennten Räume erhalten wird, ift [ehr günftig
gelegen und befißt den unfchäfibaren Vorzug
völliger Feuerficherheit, doch find die Räume [o
befchränkt, daß Deutfchland, troßdem es be-
fondere Berückfichtigung gefunden hat, zunächft
nur einen Saal von 4,50 zu 12 m Ausdehnung zu-
gewiefen erhalten konnte. Durch die räumliche
Befchränkung ergibt [ich von felbft eine Befchrän-
kung in der Zahl der Äusftellungsgegenftände. So
können von den deutfch-römifchen Landfchafts-
malern nur einzelne wirklich bedeutende Künft-
lerperfönlichkeiten mit charakteriftifchen Werken
zur Äusftellung gelangen. Dagegen [oll das
Thema „Goethe in Rom“ weitherziger behandelt
und hier eine gewiffe Voll[tändigkeit ange[trebt
werden. Da [ich hier naturgemäß eine Reihe
be[onders wichtiger Objekte in Privatbefiß be-
findet, [ollen auch Nachbildungen und Repro-
duktionen nicht ausge[chlo[[en [ein.
Eine Reihe der größeren Kun[t[ammlungen,
wie die Kgl. preußi[chen Mu[een, die italieni-
[chen Galerien und zahlreiche Privat[ammler,
vor allem auch in Rom, haben ihre Unterftüßung
bereitwilligfi zuge[agt. So ver[pricht die Aus-
[tellung, deren Bedeutung durch die geplante
Herausgabe eines illufirierten Katalogs nicht nur
eine vorübergehende [ein wird, einen inter-
effanten Einblick in das deut[ch-römi[che künft-
leri[che und gelehrte Leben des gewählten Zeit-
ab[chnitts zu gewähren.
STRÄSSBURG Die Landolin Ohmacht-
Aus ft ellung imÄltenSchloß zu Straßburg
bot durch die Vereinigung von etwa 75 Werken
des Künfilers die intereffante Gelegenheit, [eine
Entwicklung, die von [ehr katholi[cher Bild-
fchnißerei zum Marmor und zur Mythologie,
vom Rokoko zum Klaffizismus und von da zum
Biedermeieri[chen geht, klar zu über[chauen.
Natürlich überragen die Arbeiten kleinen Maß-
[tabes, Porträtreliefs und Büften durchaus; mit
ihrer prägnanten, gleichzeitig eindringlichen und
gefchmackvollen Wiedergabe eines phyfiogno-
mifchen Formenbeftandes zeigen [ie den Künftler
auf [einer Höhe. Den monumentalen Aufgaben
gegenüber verfagt er hingegen zuweilen. Es
bleibt zu unterfuchen, wie in [einem Werk das
Eigene zum Entlehnen und wie [ein perfönlicher
Stil zum Zeitftil [ich verhält. P.
WIEN Die franzöfifche Äusftellung der Galerie
MIETHKE (Corot-Delacroix-Courbet), die [ich
der Manet-Monet-Ausftellung des vorigen Jahres
würdig anfchließt, erfährt in diefem Hefte von
anderer Seite eine eingehende Würdigung. Bei
Miethke ift jeßt auch die Bronzebüfte Guftav
Mahlers von Rodin zu [ehen, die im Jahre 1909
entftanden ift. Die Büfte beanfprucht kaum einen
befonders hervorragenden Plaß im Oeuvre Ro-
dins; doch ift der gleichfam nach innen gerich-
tete Blick der feltfam verfchleierten Augen, der
Mahlers Künftlerkopf [o unvergeßlich macht,
meifterhaft erfaßt und wiedergeben.
Die Galerie ARNOT vereinigt unter dem Titel
„Die Wiener Stadt im Bilde“ rund 200 Bilder,
die zum Teil bereits von anderen Aufteilungen
der letzten Zeit her bekannt find. Das Ergebnis
diefer Äusftellung, der gewiß eine gefällige Idee
zugrunde liegt, konnte kaum enttäufchen, da
man ja von vornherein [eine Erwartungen nicht
hoch fpannen durfte. Denn ich wüßte kaum
einen lebenden heimifchen Künftler von Be-
deutung zu nennen, deffen Werke derart eng
mit dem Wiener Stadtbild verwachfen wären,
wie etwa die Werke der großen franzöfifchen
Impreffioniften mit Paris, die uns heute noch
zwingen, die unvergleichlichen Schönheiten des
Parifer Stadt- und Straßenbildes, den atmo-
fphärifchen Stimmungszauber der Seine-Ufer
gleichfam unter ihrer Anleitung mit ihren Augen
zu genießen. Zur Charakterifierung des bei
Arnot Gebotenen genügt eine Überficht der
längft vertrauten Namen der bekannteften
Ausfteller: Ämefeder, Tina Blau, Breithut, Char-
lemont, Darnaut, Friedrich, Geller, Golß, Hampel,
Karpellus, Konopa, Pendl, Pippich, Ranzoni, von
Schaeffer, Suppantfchitfch, Windhager, Zetfche
u.a.m. Zur Abrundung des Themas dienen einige
recht öde Porträts bekannter Wiener Perfönlich-
keiten (darunter ein [ehr kitfchiges Bild der Sänge-
rin Selma Kurz) fowieRadierungen vonSchmufier,
Michalek und Kempf. Vor den unerträglich füß-
lichen „Studienköpfen“ Ed. Veiths fei befonders
nachdrücklich gewarnt; Nr. 147 „Jus primae noctis
(Halbakt mit Wachauer Haube) “ verdiente fchon
um diefes Titels willen feftgenagelt zu werden.
Hervorzuheben ift ein frühes Mädchenbildnis von
Klimt aus Wiener Privatbefiß, das die fpätere
Entwicklung des Künfilers kaum ahnen läßt, und
eine Donaulandfchaft (bei Sonnenaufgang) von
Karl Sterrer, die gut in die Tiefe geführt ift
und filbergraue, weiße und grünliche Töne zu
einer fanften Farbenharmonie vereinigt. Moll
und Engelhart, deren Werke einen [ehr wefent-
lichen Beitrag zu dem geftellten Thema ge-
liefert hätten, konnten wohl aus äußeren Grün-
den für diefe Veranftaltung nicht gewonnen
werden.
Im Kunftfalon PISKO zeigt 0. E. Braunthal
eine größere Zahl gänzlich anfpruchslofer Land-
fchaften aus Grado und Umgebung.
Die Wiener Künftlergenoffenfchaft veranftaltet
zur Feier ihres 50 jährigen Beftandes imKÜNST-
186
getrennten Räume erhalten wird, ift [ehr günftig
gelegen und befißt den unfchäfibaren Vorzug
völliger Feuerficherheit, doch find die Räume [o
befchränkt, daß Deutfchland, troßdem es be-
fondere Berückfichtigung gefunden hat, zunächft
nur einen Saal von 4,50 zu 12 m Ausdehnung zu-
gewiefen erhalten konnte. Durch die räumliche
Befchränkung ergibt [ich von felbft eine Befchrän-
kung in der Zahl der Äusftellungsgegenftände. So
können von den deutfch-römifchen Landfchafts-
malern nur einzelne wirklich bedeutende Künft-
lerperfönlichkeiten mit charakteriftifchen Werken
zur Äusftellung gelangen. Dagegen [oll das
Thema „Goethe in Rom“ weitherziger behandelt
und hier eine gewiffe Voll[tändigkeit ange[trebt
werden. Da [ich hier naturgemäß eine Reihe
be[onders wichtiger Objekte in Privatbefiß be-
findet, [ollen auch Nachbildungen und Repro-
duktionen nicht ausge[chlo[[en [ein.
Eine Reihe der größeren Kun[t[ammlungen,
wie die Kgl. preußi[chen Mu[een, die italieni-
[chen Galerien und zahlreiche Privat[ammler,
vor allem auch in Rom, haben ihre Unterftüßung
bereitwilligfi zuge[agt. So ver[pricht die Aus-
[tellung, deren Bedeutung durch die geplante
Herausgabe eines illufirierten Katalogs nicht nur
eine vorübergehende [ein wird, einen inter-
effanten Einblick in das deut[ch-römi[che künft-
leri[che und gelehrte Leben des gewählten Zeit-
ab[chnitts zu gewähren.
STRÄSSBURG Die Landolin Ohmacht-
Aus ft ellung imÄltenSchloß zu Straßburg
bot durch die Vereinigung von etwa 75 Werken
des Künfilers die intereffante Gelegenheit, [eine
Entwicklung, die von [ehr katholi[cher Bild-
fchnißerei zum Marmor und zur Mythologie,
vom Rokoko zum Klaffizismus und von da zum
Biedermeieri[chen geht, klar zu über[chauen.
Natürlich überragen die Arbeiten kleinen Maß-
[tabes, Porträtreliefs und Büften durchaus; mit
ihrer prägnanten, gleichzeitig eindringlichen und
gefchmackvollen Wiedergabe eines phyfiogno-
mifchen Formenbeftandes zeigen [ie den Künftler
auf [einer Höhe. Den monumentalen Aufgaben
gegenüber verfagt er hingegen zuweilen. Es
bleibt zu unterfuchen, wie in [einem Werk das
Eigene zum Entlehnen und wie [ein perfönlicher
Stil zum Zeitftil [ich verhält. P.
WIEN Die franzöfifche Äusftellung der Galerie
MIETHKE (Corot-Delacroix-Courbet), die [ich
der Manet-Monet-Ausftellung des vorigen Jahres
würdig anfchließt, erfährt in diefem Hefte von
anderer Seite eine eingehende Würdigung. Bei
Miethke ift jeßt auch die Bronzebüfte Guftav
Mahlers von Rodin zu [ehen, die im Jahre 1909
entftanden ift. Die Büfte beanfprucht kaum einen
befonders hervorragenden Plaß im Oeuvre Ro-
dins; doch ift der gleichfam nach innen gerich-
tete Blick der feltfam verfchleierten Augen, der
Mahlers Künftlerkopf [o unvergeßlich macht,
meifterhaft erfaßt und wiedergeben.
Die Galerie ARNOT vereinigt unter dem Titel
„Die Wiener Stadt im Bilde“ rund 200 Bilder,
die zum Teil bereits von anderen Aufteilungen
der letzten Zeit her bekannt find. Das Ergebnis
diefer Äusftellung, der gewiß eine gefällige Idee
zugrunde liegt, konnte kaum enttäufchen, da
man ja von vornherein [eine Erwartungen nicht
hoch fpannen durfte. Denn ich wüßte kaum
einen lebenden heimifchen Künftler von Be-
deutung zu nennen, deffen Werke derart eng
mit dem Wiener Stadtbild verwachfen wären,
wie etwa die Werke der großen franzöfifchen
Impreffioniften mit Paris, die uns heute noch
zwingen, die unvergleichlichen Schönheiten des
Parifer Stadt- und Straßenbildes, den atmo-
fphärifchen Stimmungszauber der Seine-Ufer
gleichfam unter ihrer Anleitung mit ihren Augen
zu genießen. Zur Charakterifierung des bei
Arnot Gebotenen genügt eine Überficht der
längft vertrauten Namen der bekannteften
Ausfteller: Ämefeder, Tina Blau, Breithut, Char-
lemont, Darnaut, Friedrich, Geller, Golß, Hampel,
Karpellus, Konopa, Pendl, Pippich, Ranzoni, von
Schaeffer, Suppantfchitfch, Windhager, Zetfche
u.a.m. Zur Abrundung des Themas dienen einige
recht öde Porträts bekannter Wiener Perfönlich-
keiten (darunter ein [ehr kitfchiges Bild der Sänge-
rin Selma Kurz) fowieRadierungen vonSchmufier,
Michalek und Kempf. Vor den unerträglich füß-
lichen „Studienköpfen“ Ed. Veiths fei befonders
nachdrücklich gewarnt; Nr. 147 „Jus primae noctis
(Halbakt mit Wachauer Haube) “ verdiente fchon
um diefes Titels willen feftgenagelt zu werden.
Hervorzuheben ift ein frühes Mädchenbildnis von
Klimt aus Wiener Privatbefiß, das die fpätere
Entwicklung des Künfilers kaum ahnen läßt, und
eine Donaulandfchaft (bei Sonnenaufgang) von
Karl Sterrer, die gut in die Tiefe geführt ift
und filbergraue, weiße und grünliche Töne zu
einer fanften Farbenharmonie vereinigt. Moll
und Engelhart, deren Werke einen [ehr wefent-
lichen Beitrag zu dem geftellten Thema ge-
liefert hätten, konnten wohl aus äußeren Grün-
den für diefe Veranftaltung nicht gewonnen
werden.
Im Kunftfalon PISKO zeigt 0. E. Braunthal
eine größere Zahl gänzlich anfpruchslofer Land-
fchaften aus Grado und Umgebung.
Die Wiener Künftlergenoffenfchaft veranftaltet
zur Feier ihres 50 jährigen Beftandes imKÜNST-
186