Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0530
DOI issue:
13. Heft
DOI article:Foerster, C. F.: Ein Meissner Dessertaufsatz für Maria Theresia
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0530
EIN MEISSNER DESSERTÄUFSÄTZ FÜR MARIÄ THERESIA
Herkules in der Wiege. lohanneum Dresden
Meißen, um 1740
entschieden auffällig, auch wenn man nicht fo weit geht, die unfinnige und Sicherlich
irrtümliche Bezeichnung „Minerv und Pallas“ als „Minerva und Herkules“ zu deuten.
Daß die Figuren der Herrfchertugenden bei Älgarotti fehlen, würde nichts dagegen
beweifen. Da das Brühlfche Inventar eine nach rein äußerlichen Gefichtspunkten auf-
geftellte Lifte von Tafelzierftücken ift, aus denen die Konditoren ihre Deffertauffäfee
jedesmal beliebig zufammenftellten, brauchen ja die Figuren der Gerechtigkeit, Vor-
fichtigkeit und Stärke nicht urfprünglich zu den andren oben genannten zu gehören.
Damit wäre die Abweichung wohl am einfachsten erklärt, und es würde zu weit
führen hier noch alle andren Möglichkeiten aufzuzählen.
Außerdem ift eine kleine Wiege mit dem Herkuleskinde zu erwähnen, die das
Dresdner Johanneum befi^t (fiehe Abb.).1 Diefe kleine unbemalte Gruppe, von der
kein zweites Exemplar bekannt ift, fieht ganz wie ein Teilftück aus einer größeren
Gruppe aus, das einzeln ausgeformt und auf einen der üblichen Erdfockel gefegt
worden ift. Für eine Einzeldarftellung ift das Thema in der Porzellankunft des 18. Jahr-
hunderts jedenfalls ungewöhnlich. Da fie auch, wie vor allem die noch etwas un-
beholfene Rokokoornamentik der Wiege beweift, im Anfang der vierziger Jahre ent-
ftanden fein muß, fcheint es nicht ganz unmöglich, daß fie mit der Hauptfigur des
Tafelauffafses in irgend einem Zufammenhang fteht.
1 Herrn Prof. Dr. Zimmermann, der midi auf diefes Stück aufmerkfam gemacht hat, möchte
ich an diefer Stelle meinen verbindlichften Dank ausfprechen. Der Verf.
494
Herkules in der Wiege. lohanneum Dresden
Meißen, um 1740
entschieden auffällig, auch wenn man nicht fo weit geht, die unfinnige und Sicherlich
irrtümliche Bezeichnung „Minerv und Pallas“ als „Minerva und Herkules“ zu deuten.
Daß die Figuren der Herrfchertugenden bei Älgarotti fehlen, würde nichts dagegen
beweifen. Da das Brühlfche Inventar eine nach rein äußerlichen Gefichtspunkten auf-
geftellte Lifte von Tafelzierftücken ift, aus denen die Konditoren ihre Deffertauffäfee
jedesmal beliebig zufammenftellten, brauchen ja die Figuren der Gerechtigkeit, Vor-
fichtigkeit und Stärke nicht urfprünglich zu den andren oben genannten zu gehören.
Damit wäre die Abweichung wohl am einfachsten erklärt, und es würde zu weit
führen hier noch alle andren Möglichkeiten aufzuzählen.
Außerdem ift eine kleine Wiege mit dem Herkuleskinde zu erwähnen, die das
Dresdner Johanneum befi^t (fiehe Abb.).1 Diefe kleine unbemalte Gruppe, von der
kein zweites Exemplar bekannt ift, fieht ganz wie ein Teilftück aus einer größeren
Gruppe aus, das einzeln ausgeformt und auf einen der üblichen Erdfockel gefegt
worden ift. Für eine Einzeldarftellung ift das Thema in der Porzellankunft des 18. Jahr-
hunderts jedenfalls ungewöhnlich. Da fie auch, wie vor allem die noch etwas un-
beholfene Rokokoornamentik der Wiege beweift, im Anfang der vierziger Jahre ent-
ftanden fein muß, fcheint es nicht ganz unmöglich, daß fie mit der Hauptfigur des
Tafelauffafses in irgend einem Zufammenhang fteht.
1 Herrn Prof. Dr. Zimmermann, der midi auf diefes Stück aufmerkfam gemacht hat, möchte
ich an diefer Stelle meinen verbindlichften Dank ausfprechen. Der Verf.
494