Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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23. Heft
DOI Artikel:Rundschau - Sammlungen
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SAMMLUNGEN
zu Bafel) und weiter die Nürnberger Zinngießer
Nikolaus Horchheimer und Melchior Horchheimer
find in der Sammlung vertreten. Es wird Sache
einer befonderen Abhandlung fein müffen, den
Reichtum der einzigartigen Demianifchen Samm-
lung in feinen charaktervollen Erfcheinungen
vor den Lefern des „Cicerone“ auszubreiten.
Prof. Dr. Berling hat fich dem Unterzeichneten
gegenüber freundlicherweife bereit erklärt, die
photographifche Wiedergabe der hervorragend-
sten Stücke der Sammlung zu geftatten. So
werden denn die Lefer des „Cicerone“ in einem
der erften Hefte des neuen Jahrgangs Gelegen-
heit haben, eine eingehendere Schilderung des
koftbaren künftlerifchen Befißes zu finden. wd.
FRANKFURT a. M. Das städelsche
KUNSTINSTITUT hat eine fehr bedeutungsvolle
Leihgabe erhalten: die in Kunftkreifen nicht
unbekannte Sammlung deRidder ift ihm über-
wiefen worden und gelangt im Weftflügel der
Galerie in einem Saale und mehreren Kabinetten
zur Aufteilung. Die Sammlung, die 89 Gemälde
enthält, gehört zu den bedeutendften Privat-
galerien niederländifcher Kunft. Rembrandt ift
in ihr mit drei, Frans Hals mit zwei, Rubens
mit drei, van Dyck mit zwei Bildern vertreten.
Hervorragend zeigt fich die Landfchaftsmalerei
mit drei Hobbema (darunter ein aus dem Befiße
des Königs von Belgien ftammendes Hauptwerk,
die Hütte unter Bäumen), mit fechs Ruysdael,
vier Cuyp, ferner Goyen, van der Heyde, Wij-
nants, van der Velde, van der Capelle. Faft
lückenlos und von vorzüglicher Qualität ift die
Vertretung von Interieur und Genre; es finden
fich u. a. drei v. Hoogh, ein früher Maes, fieben
Oftade, fünf Jan Steen, zwei Metfu, fechs Ter-
borch, ferner Brouwer, Palamedesz, Brekelen-
kamp, Teniers. Unter den Bildnismalern finden
fich Bol, Flinck, Verfpronck, Baker und Thomas
de Keyfer, unter den Tiermalern Potter und
Wouverman. Von andern Schulen find nur
drei Bilder vorhanden, ein Porträt von Reynolds,
eine Landfchaft von Wilfon und ein Werk des
„Meifters der weiblichen Halbfiguren“. C. G.
HÄÄG Im MAURITSHUIS kamen zwei Leih-
gaben, zwei männliche Porträts, zur Aufteilung.
Das eine, die Kniefigur eines Herrn mit fchwarzem
Hut und violettem Mantel von der Hand Tho-
mas de Keyfers (Holz 34,5X26,5) wurde von
Humphrey Ward aus London geliehen. Wäh-
rend Prof. Martin das Porträt für ein Werk der
leßten Zeit des Meifters hält, fcheinen mir das
Kolorit mit den transparenten, braunen Inkarnat-
fchatten, ferner die Geften des Dargeftellten und
die Kompofition auf eine frühere Periode zu
weifen; etwa auf die Zeit, zu der das „Bildnis
eines Architekten“ der Sammlung de Ridder in
Cronberg (datiert 1642) entftand. Das andre
leihweife ausgeftellte Bildnis (Leinwand 98,5x80)
aus dem Befiß desGrafenMycielski in Krakau
ift ein Werk des Jan Lievens. Es zeigt die
Kniefigur eines Herrn, der in Dreiviertelanficht
nach links fißend die linke Hand an die Bruft,
die rechte auf ein Fenfter gelegt hat. Nicht nur
das Koftüm mit den vollen, weißen Baufch-
ärmeln und einem reich drapierten roten Über-
wurf weift auf eine fpäte Entftehung. Auch die
Malweife hat nichts mehr mit der frühen Kunft
des Meifters, die man noch mit Rembrandt ver-
gleichen konnte, gemein. Auffallend ift es, daß
bei diefem Porträt der Anfchluß an die flämifche
Kunft nicht fo ftark ift, als ein gewiffer Einfluß
der v. d. Helft-Richtung, wie wir ihn ähnlich bei
Spätwerken Jacob van Loos finden. Nur die
äußerft ftimmungsvolle Landfchaft, auf die man
durch das Fenfter fieht, erinnert an frühere Ge-
mälde und Zeichnungen Lievens’. K. L.
KÖLN Der Ankauf der bekannten Leibl-
Sammlung des Geh. Hofrates Seeger, die
37 Werke des Meifters umfaßt und der Stadt
Köln für den Preis von 1050000 Mark ange-
boten worden ift, wurde einftimmig von der
Stadtverordnetenverfammlung befchloffen. Ein
Teil der Summe (320000 Mark) ift aus privaten
Mitteln bereits gedeckt, der Reft wird mit einer
jährlichen Verzinfung von 4x/2 Prozent im Lauf
von 15 Jahren gezahlt.
LEIPZIG Unter den Neuerwerbungen des
STADT. KUNSTGEWERBE-MUSEUMS find her-
vorzuheben: Eine kleine fpätgotifche Eichen-
holztruhe franzöfifchen Urfprungs mit Kielbögen
und Maaswerk an der Vorderwand und Fifch-
blafenrofetten auf dem Deckel, ein venetianifches
Nußholzrelief einer dem Kinde die Bruft bieten-
den Maria in alter Bemalung und Vergoldung,
um 1470, zwei gute italienifche Majoliken des
16. Jahrhunderts, eine fogenannte „Coppa Ama-
toria“ aus Deruta, eine große Schüffel mit dem
Bruftbild der „Lamperia Bella“ im Spiegel und
Feldern mit Schuppen, Blattwerk und Rofetten
auf dem Rand, die Zeichnung mit gelbbraunem
Lüfter und blauen Konturen, und eine Schale
auf Fuß unbeftimmter Herkunft mit weiß aus-
gefparter Malerei auf blauem Grunde, die eben-
falls die Profilbüfte einer jungen Frau zeigt und
auf dem Rande kräftige Ranken mit Grottesken
fowie Trophäen, ein Gefchenk der Gefellfchaft
der Freunde des Kunftgewerbe-Mufeums, der
auch das Nußholzrelief fowie die beiden folgen-
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zu Bafel) und weiter die Nürnberger Zinngießer
Nikolaus Horchheimer und Melchior Horchheimer
find in der Sammlung vertreten. Es wird Sache
einer befonderen Abhandlung fein müffen, den
Reichtum der einzigartigen Demianifchen Samm-
lung in feinen charaktervollen Erfcheinungen
vor den Lefern des „Cicerone“ auszubreiten.
Prof. Dr. Berling hat fich dem Unterzeichneten
gegenüber freundlicherweife bereit erklärt, die
photographifche Wiedergabe der hervorragend-
sten Stücke der Sammlung zu geftatten. So
werden denn die Lefer des „Cicerone“ in einem
der erften Hefte des neuen Jahrgangs Gelegen-
heit haben, eine eingehendere Schilderung des
koftbaren künftlerifchen Befißes zu finden. wd.
FRANKFURT a. M. Das städelsche
KUNSTINSTITUT hat eine fehr bedeutungsvolle
Leihgabe erhalten: die in Kunftkreifen nicht
unbekannte Sammlung deRidder ift ihm über-
wiefen worden und gelangt im Weftflügel der
Galerie in einem Saale und mehreren Kabinetten
zur Aufteilung. Die Sammlung, die 89 Gemälde
enthält, gehört zu den bedeutendften Privat-
galerien niederländifcher Kunft. Rembrandt ift
in ihr mit drei, Frans Hals mit zwei, Rubens
mit drei, van Dyck mit zwei Bildern vertreten.
Hervorragend zeigt fich die Landfchaftsmalerei
mit drei Hobbema (darunter ein aus dem Befiße
des Königs von Belgien ftammendes Hauptwerk,
die Hütte unter Bäumen), mit fechs Ruysdael,
vier Cuyp, ferner Goyen, van der Heyde, Wij-
nants, van der Velde, van der Capelle. Faft
lückenlos und von vorzüglicher Qualität ift die
Vertretung von Interieur und Genre; es finden
fich u. a. drei v. Hoogh, ein früher Maes, fieben
Oftade, fünf Jan Steen, zwei Metfu, fechs Ter-
borch, ferner Brouwer, Palamedesz, Brekelen-
kamp, Teniers. Unter den Bildnismalern finden
fich Bol, Flinck, Verfpronck, Baker und Thomas
de Keyfer, unter den Tiermalern Potter und
Wouverman. Von andern Schulen find nur
drei Bilder vorhanden, ein Porträt von Reynolds,
eine Landfchaft von Wilfon und ein Werk des
„Meifters der weiblichen Halbfiguren“. C. G.
HÄÄG Im MAURITSHUIS kamen zwei Leih-
gaben, zwei männliche Porträts, zur Aufteilung.
Das eine, die Kniefigur eines Herrn mit fchwarzem
Hut und violettem Mantel von der Hand Tho-
mas de Keyfers (Holz 34,5X26,5) wurde von
Humphrey Ward aus London geliehen. Wäh-
rend Prof. Martin das Porträt für ein Werk der
leßten Zeit des Meifters hält, fcheinen mir das
Kolorit mit den transparenten, braunen Inkarnat-
fchatten, ferner die Geften des Dargeftellten und
die Kompofition auf eine frühere Periode zu
weifen; etwa auf die Zeit, zu der das „Bildnis
eines Architekten“ der Sammlung de Ridder in
Cronberg (datiert 1642) entftand. Das andre
leihweife ausgeftellte Bildnis (Leinwand 98,5x80)
aus dem Befiß desGrafenMycielski in Krakau
ift ein Werk des Jan Lievens. Es zeigt die
Kniefigur eines Herrn, der in Dreiviertelanficht
nach links fißend die linke Hand an die Bruft,
die rechte auf ein Fenfter gelegt hat. Nicht nur
das Koftüm mit den vollen, weißen Baufch-
ärmeln und einem reich drapierten roten Über-
wurf weift auf eine fpäte Entftehung. Auch die
Malweife hat nichts mehr mit der frühen Kunft
des Meifters, die man noch mit Rembrandt ver-
gleichen konnte, gemein. Auffallend ift es, daß
bei diefem Porträt der Anfchluß an die flämifche
Kunft nicht fo ftark ift, als ein gewiffer Einfluß
der v. d. Helft-Richtung, wie wir ihn ähnlich bei
Spätwerken Jacob van Loos finden. Nur die
äußerft ftimmungsvolle Landfchaft, auf die man
durch das Fenfter fieht, erinnert an frühere Ge-
mälde und Zeichnungen Lievens’. K. L.
KÖLN Der Ankauf der bekannten Leibl-
Sammlung des Geh. Hofrates Seeger, die
37 Werke des Meifters umfaßt und der Stadt
Köln für den Preis von 1050000 Mark ange-
boten worden ift, wurde einftimmig von der
Stadtverordnetenverfammlung befchloffen. Ein
Teil der Summe (320000 Mark) ift aus privaten
Mitteln bereits gedeckt, der Reft wird mit einer
jährlichen Verzinfung von 4x/2 Prozent im Lauf
von 15 Jahren gezahlt.
LEIPZIG Unter den Neuerwerbungen des
STADT. KUNSTGEWERBE-MUSEUMS find her-
vorzuheben: Eine kleine fpätgotifche Eichen-
holztruhe franzöfifchen Urfprungs mit Kielbögen
und Maaswerk an der Vorderwand und Fifch-
blafenrofetten auf dem Deckel, ein venetianifches
Nußholzrelief einer dem Kinde die Bruft bieten-
den Maria in alter Bemalung und Vergoldung,
um 1470, zwei gute italienifche Majoliken des
16. Jahrhunderts, eine fogenannte „Coppa Ama-
toria“ aus Deruta, eine große Schüffel mit dem
Bruftbild der „Lamperia Bella“ im Spiegel und
Feldern mit Schuppen, Blattwerk und Rofetten
auf dem Rand, die Zeichnung mit gelbbraunem
Lüfter und blauen Konturen, und eine Schale
auf Fuß unbeftimmter Herkunft mit weiß aus-
gefparter Malerei auf blauem Grunde, die eben-
falls die Profilbüfte einer jungen Frau zeigt und
auf dem Rande kräftige Ranken mit Grottesken
fowie Trophäen, ein Gefchenk der Gefellfchaft
der Freunde des Kunftgewerbe-Mufeums, der
auch das Nußholzrelief fowie die beiden folgen-
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