Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI issue:
23. Heft
DOI article:
Rundschau - Sammlungen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0974

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
SAMMLUNGEN

den Stücke verdankt werden: ein feingearbeiteter
filberner Augsburger Patenbecher für Martinus
Magnus Hopfer vom Jahre 1653 mit der ge-
triebenen und gravierten Darftellung des heil.
Martin in Landfchaft, Meiftermarke der Gold-
fchmiedefamilie Jäger, und eine als Sonnenuhr
eingerichtete deutfche Glasfcheibe von 1575 mit
den Halbfiguren zweier Narren rechts und links
vom eigentlichen Zifferblatt, in vorzüglicher Ma-
lerei in Schwarzlot und Silbergelb; endlich ein
in feiner fchlichten Profilierung, feinen Pilaftern
und Eckfäulen vornehm wirkender fournierter
großer Frankfurter Nußbaumfehrank aus der

Barockzeit. * * A. M.

*

Der Rat der Stadt Leipzig erwarb neuerdings
für das MUSEUM DER BILDENDEN KÜNSTE
die große Bronzeftatue „Johannes der Täufer“
von Äuguft Rodin. Ferner wurde dem Städti-
fchen Mufeum ein kleines vom Kunftverein an-
gekauftes Ölgemälde „Der Stier“ von Ferdi-
nand Ho dl er zugeführt.

LONDON In der NATIONAL GALLERY ift
unter dem neuen Direktor Mr. C. J. Holmes das
Neuarrangement der Galerie nun vorläufig zum
Abfchluß gelangt. Was fofort günftig auffällt,
find die ihrer grünen Tapeten beraubten, fich
nun in ganz ruhigen, neutralen Tönen präfen-
tierenden Wände der oberen Säle, die die Bilder
nun ganz anders hervortreten laffen. Das war
hier um fo wichtiger, als die Lichtverhältniffe
diefer Galerie keineswegs günftige zu nennen
find. Eine ganze Reihe von bisher nur fehr
mittelmäßig erfcheinenden Bildern haben da-
durch unendlich gewonnen. Auch muß die Neu-
anordnung der Bilder vom Standpunkt des
künftlerifchen Eindrucks aus als glücklich be-
zeichnet werden. Aus einer bloßen Sammlung
hiftorifcher Gemälde, die faft im Halbdunkel auf-
gefpeichert herumhingen, ist nun etwas wie eine
wirklich anziehende Galerie geworden, die nicht
bloß dem hiftorifchen Studium refp. der hifto-
rifchen Neugierde dient. Freilich mehr Raum
und mehr Licht bedarf fie noch. F.

MOSKÄU Das RUMJANTZEW-MUSEUM
hat nun endlich die Mittel erlangt, die durch
Dr. N. Romanow und feinem Gehilfen Herrn
P. Muratow begonnene Neuordnung der Ge-
mäldefammlung, wenn auch nur im befchei-
denen Maße, weiterzuführen. Es bleibt zu
hoffen, daß die feit einem Jahre gefchloffene
Abteilung der alten Meifter nunmehr in Bälde
wieder zugänglich werde.

* *

Das im Bau begriffene, der Moskauer Uni-
verfität gehörige MUSEUM DER SCHÖNEN
KÜNSTE ift faft vollendet und dürfte ficherlich
nächften Frühling eingeweiht werden. Als letzte
Etappe in der innern Aufteilung der Samm-
lungen find heuer von Prof. Zwetajew eine
ganze Reihe von Äbgüffen, vorwiegend flämi-
fcher und römifch-germanifcher Bildhauerwerke
beftellt worden. Die Herren Koftmann, Vater
und Sohn, die bekannten Spezialiften für Bron-
zierung und Bemalung von Gipsabgüffen, find
unlängft aus Braunfchweig hierher berufen wor-
den und arbeiten jeßt im genannten Mufeum.

P. E.

NEW-YORK Das METROPOLITAN MU-
SEUM OF ART hat jüngft die folgenden Werke
käuflich erworben, die z. T. fchon öffentlich aus-
geftellt find: Carpaccio „Die Betrachtung
der Paffion“ aus der Abdykollektion, die im
Sommer in London zur Auktion gelangte. Bei
der Bezeichnung des Bildes hat man sich an
Sir Claude Phillips gehalten, der darüber im
Burlington Magazine gehandelt hat; Botticelli
„Drei Wunder des heiligen Zenobius“, ebenfalls
aus der Abdykollektion. Diese zwei Bilder
ftellen mit die bedeutendften bisherigen Ankäufe
des Mufeums aus der Renaiffancekunft dar;
Sodoma „Mars und Venus, von Vulkan er-
tappt“; Matteo Giovanni (Schule von Siena)
„Die Gefchichte der Camilla“, aus der Butler-
kollektion London; „Anbetung der Könige“ von
einem Schüler Giottos, aus der Füller Maitland-
kollektion, aus der auch einft die bekannte Ge-
burt Botticellis, jetjt in der National Gallery in
London, kam; eine Terracottagruppe, die Ge-
burt Chrifti darftellend, von Antonio Rossellino;
einen venezianifchen Türklopfer aus Bronze!
eine Bronzefigur des Heiligen Markus, einige
Stücke Majolika; ein Paar Limoger Leuchter aus
dem 14. Jahrh.; ein gotifcher Engel aus Holz;
eine deutfche Madonna mit Kind aus Holz, treff-
lich erhalten (erftes Viertel des 16. Jahrh.); die
fogen. Chefterfieldrüftungen aus London und
einige andere kleinere Gegenftände. — Die Neu-
ordnung der Ägyptifchen Abteilung, die
zehn Säle umfaßt, ift nunmehr vollendet; fie hat
zwei Jahre in Anfpruch genommen. — Momentan
wird eine Anstellung von amerikanifchen
Porträts aus alter Zeit und eine folche von
alten Silberarbeiten im Mufeum abgehalten.
In erfterer finden fich zahlreiche Werke von
Copley. — Pierpont Morgan hat dem Mu-
feum feine „Verkündigung“ des Rogier van der
Weyden, die aus der Kahnkoilektion ftammt, zur
Ausftellung geliehen. F.

925
 
Annotationen