Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

DOI issue:
Nummer 3
DOI article:
M., C.: Aus Dresden
DOI article:
Hellwich, Heinz: Aus Weimar
DOI article:
Berliner Kunstschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0052

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Aunst-Halle

Nr. 3

HO

Emil Richter's Kunstsalon endlich führte uns eben-
falls einige der prächtigen Thierbilder von Vskar grenze!
vor, weiter Bilder und Studien von verschiedenem werthe
von Paul Höniger, dazwischen die so fein glasirten und
nervös getönten Porzellane von Rörstrand-Kopenhagen,
farbig prächtige GlasgefLsse von Emile Galle-Nancy und
desselben eingelegte Möbel. Darauf folgten Sammel-
ausstellungen von Aristide Sartorio-Weimar und von
seinem Schüler L. A. Brendel. Sartorio zeigte sich als
virtuoser in allen Sätteln gerechter Künstler, der eine
Madonna, eine Regenlandschaft, oder einen Pferdekopf mit
gleichem Interesse und — gleicher Manierirtheit malte.
So sehr man auch das in diesen Sachen steckende eminente
Können, das eingehende Studium und den Geschmack be-
wundern muß, so wenig wird man doch mit ihnen warm.
Sein Schüler Brendel verfügt ebenfalls über ein beachtliches
Können; daß der Linundzwanzigjährige noch kein Bild einer
künstlerischen Persönlichkeit giebt, ist nicht verwunderlich,
aber er weckt warme Theilnahme für sich durch das,
was er giebt, eindringendes Studium und das Streben
nach innerlicher Abrundung, wie z. B. auf dem Bilde
„Herbsttrauer". Neuerdings nun haben etliche Mitglieder
des Vereins Berliner Künstlerinnen, denen sich einige
Dresdener Malerinnen angeschlossen haben, ihre Bilder
ausgestellt; viel konfus modern Nachgeahmtes, manches
Gute, wenig Bedeutendes, im Ganzen das Bild des
Suchens und versuchens, leider meist ohne soliden Grund,
der gerne durch Wahl absonderlicher Formate und ähn-
liches ersetzt wird. Am interessantesten dünkte mich ein
Rahmen mit 6 Lithographien resp. Radirungen und ein
„Weberaufstand" von Käthe Kollwitz; da ist viel Können
malerisches Empfinden und die Fähigkeit, starken Aus-
druck zu finden, vorhanden, manches nicht ganz auf der
Höhe, aber im Ganzen echt und ernst künstlerisch.
L. U.

Nus Memmr.

angethan zu haben! Doch auch mit den großen Kindern
weiß er Bescheid, mit denen, die da am Morgen traum-
verloren an eines Waldes- und Bachesrand einherschreiten
Hand in Hand — oder die an desselben Waldessaum
unter „Hollunderbüschen" Abends bei Sternen- und Leucht-
käferschein in blau dunkler Stille ruhen. . .
Sonst ist noch zu berichten, daß auch mehrere heimische
Künstler Gelegenheit hatten, ihre Gewandtheit künstlerischer
Behandlung größerer Flächen zu bezeugen. Der Besitzer
des Hotel „Erbprinz" beauftragte den Maler M. Martini
zwei große Wandbilder für den auch mit plastischen Dr»
namenten geschmackvoll dekorirten neuen Speisesaal zu
malen. Herr Martini schuf zwei hübsch komponirte An-
sichtsbilder des Weimarer Schlosses und des Wartburg-
Eingangs mit lebensvoller Staffage. Ferner ertheilte der
Besitzer des auf der Schillerstraße belegenen Restaurants
„Zum Franziskaner" den Malern Starcke und Herfurth
den Auftrag, zwei größere Räume — den einen haupt-
sächlich für Tages-, den anderen mehr für Abendbeleuchtung
berechnet — auszumalen. Die Künstler führten rings
über den Hellen Holzvertäfelungen der wände wohlgeglie-
derte landschaftliche Kompositionen mit einigen lebenden
Figuren aus. Starcke wählte als Motiv weite Mohn-
felder in abendlicher Dämmerung, Herfurth ein Schwert-
lilien- und Wiesengelände. Die Bilder werden hauptsächlich
in Kaseinfarben gemalt.
v-rst not lenst ist zu erwähnen, daß der im Frühjahr
in's Leben getretene junge Thüringische Ausstellungs-Verein
bildender Künstler im Juni seine erste Ausstellung in
dem provisorisch hierzu bewilligten Vberlichtsaal der Groß-
herzoglichen Kunstschule, sodann eine ständige Turnus-Aus-
stellung in Jena, „im alten Schloß", und eine zweite solche
in Gera in den vom dortigen Kunstverein freundlichst zur
Verfügung gestellten Räumen eröffnet hat. weitere Aus-
stellungen an anderen Drten Thüringens und der Nach-
bargebiete werden sich voraussichtlich bald anschließen.
Heinz Hellwich.

^M^m verflossenen Sommer wurden, wie üblich, die im
Besitz der „Ständigen Ausstellung für Kunst und
Kunstgewerbe" befindlichen Kunstwerke in wechseln-
der Anordnung den Besuchern zugänglich gemacht. Mit
Beginn der Herbstsaison zogen schon die ersten Gäste ein,
u. zwar eröffnete den Reigen mit großen und kleineren
Bildern und Studien Prof. Ludwig Dettmann - Berlin.
Die gleichzeitig ausgestellten Arbeiten einiger anderer
Künstler sind, außer des Worxsweders Modersohn „Mond-
aufgang im Moor", von keiner besonderen Bedeutung.
Packend sind aber in der That Dettmann's Gemälde,
sei es daß er die Stille und ernste Größe norddeutscher
Ebene (Heimkehr vom Kirchhof) und des Meeresufers in
landschaftlicher Szenerie (Kirchhof am Strande und Düne)
oder der modernen Arbeit in figürlicher Darstellung
(Tripychon) — im grauen Licht verschleiert oder in voller
Sonne plastisch wirkend wiedergiebt, sei cs daß er Idyllen
des häuslichen Lebens daheim in den vier Wänden oder
beim Ausflug in die sie umgebende Natur oder auch in
einer durch Einfachheit und Ungezwungenheit wohlthuenden
Sommerfrische schildert. Dabei scheinen es ihm die Kinder

Mei-Iiyei- l^twskscchuu.

T^ie erste Ausstellung im Künstlerhause setzt würdig
an und läßt erhoffen, daß künftig mit dem Schluß
des Sommers nicht auch die Zeit der großen Schaustellungen
in Berlin vorüber sein werde. Eine Reihe gut gefüllter
Säle, Vertreter fast aller deutschen Richtungen, darunter
erstklassige Namen, mit theilweise sehr ansprechenden,
ja manchmal sogar charakteristischen Leistungen, und alles
in bester Beleuchtung geschmackvoll angeordnet, ein En-
semble von vornehmem Reiz bildend, mehr läßt sich von einem
noch so anspruchsvollen Vereinsunternehmen billigerweise
nicht erwarten. Im Hauptsaal reihen sich Rahmen an
Rahmen interessante Stücke; mitten im Raume auf Staffe-
leien sieht man zwei zierliche Aquarelle der Kaiserin
Friedrich und das Gouachebildchen „Marienburg" von
A. Menzel. Eine eminente Nachtszene D. Achenbachs
„Iohannisfest in Rom" hängt unweit einer Küstenland-
schaft von Schönleber, die koloristisch sehr wirksam ist.
G. Kühl ist in einem älteren Lübecker Waisenhaus-
Interieur malerischer, frischer und behaglicher als in vielen
 
Annotationen