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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Kunstbrief
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Berliner Kunstsalons
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0017

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pfunden und zuweilen ſogar eigenthümlich trübe in den
Valeurs, aber doch von einer gewiſſen Grazie in der Art
der Auffaſſung. Seine Kaninchen- und Entenbilder ſind da-
gegen etwas gar zu billig in der Technik.

Prätentiöſer im Format und in der Anzahl der Bilder
erſcheint die Kolleftion von Arthur Schlubeck-Charlotten-
burg. Seine zablreichen Bildniſſe ſind anderweitig
ſchon gezeigt worden. Schlubeck ſegelt im Kielwaſſer
Lenbachs und ſiekt wie dieſer in erſter Linie auf altmeiſter-
liche Tonwirkung. Das Porträt des Kapellmeiſters Dr.
Muck in halber Profilwendung am Dirigentenpult, das ſehr
ähnliche Porträt Scharwenkas, das Bildniß eines höheren
Militärs und ein Paar wohlgetroffene Künſtlerporträts
zählen nebſt einem diskret aufgefaßten Selbſtbildniß zu den
beſten Stücken der Uollektion.

Die darauffolgende Sammlung Landſchaften, Genres
und Koſtümſtudien von Freih. v. Eſchwege-Weimar bot
in den landſchaftlichen Studien aus Thüringen und
dem Harz manch' feine Stimmungen. — Die reichhaltige
Sammlung von Ismael Gentz-Berlin, Gemälde und
Studien von der Jeruſalemfahrt Kaiſer Wilhelms II. im
Jahre 1898, beanſprucht, wie das in dieſer Zeitſchrift ſchon
früher betont wurde, in erſter Linie ethnographiſches und
zeitgeſchichtliches Intereſſe, zudem der Maler mit einer
augenſcheinlichen Gewiſſenhaftigkeit die mannigfaltigen
Motive mehr illuſtrativ als maleriſch verwerthet hat. Von
prächtiger Naturfriſche ſind die großen Entenbilder von
Alexander Köſter-München; die Darſtellung dieſer poſſir-
lichen Waſſervögel, die ſonſt nur in Miniaturbildern ver-
werthet ſind, hat der Maler in ein ſehr anſpruchsvolles
Format übertragen.

Bei Schneider-Andreas intereſſirt eine Kollektion
alter Meiſter, aus einem auswärtigen Familienbeſitz
ſtammend. Ein umfangreiches Madonnenbild von Guercino
hat früher wohl als Altarblatt gedient und zeigt wirkſame,
dekorative Qualitäten; Domenichinos „Sterbende Kleopatra“
iſt in Zeichnung und Kolorit ſehr fein behandelt. Don
Rubens ſtammt eine „Amorettengruppe“, von Jordaens
ein „Silen“, von Hobbema, Cuyp, Sammet-Breughel und
Bloemart ſind gute Landſchaften da.

Im Salon Hermes erſchien Paul Höcker mit einer
Sammlung verſchiedenartiger Bilder — verſchiedenartig vor
Allem in der Wahl der Motive. Italieniſche Lazzaronis,
die ihren Körper in die blauen Fluthen der Küſte bei
Amalfi tauchen, japaniſche Koſtümſtücke neben holländiſchen
Genres, altväterliche Interieurs neben Typen und Studien-
köpfen aus dem Volksleben Roms — dem jetzigen Domizil
des Künſtlers — ſind mit einer gewiſſen Art von gezähmten
Sezeſſionismus behandelt. Unter den zwanzig Gemälden,
die der Dresdener Wilh. Hieronimus ausgeſtellt, ſind die
Landſchaften in ihrer delikaten techniſchen Behandlung nicht
ohne Beiz, auch ſind ſie überraſchend gut gezeichnet. Die
beiden Karlsruher Altmeiſter Guſtav Schönleber und
Hans Thoma zeigen je fünf Bilder; Thomas Landſchaft:
„Die Berge von Carrara“ iſt techniſch intereſſant behandelt;
Bäume und Wieſen ſind weiß untermalt und mit grünem
Lack laſirt, was dem Kolorit eine eigenthiimliche Friſche
und Transparenz verleiht.

Franz Stucks Bildniß des Afrikareiſenden Eugen
Wolff iſt ebenſo unangenehm affektirt in der Auffaſſung,
wie manierirt in der Technik. Der Brüſſeler Franz Cour-
ens zeigt eine brutal, aber mit ſchlagender Wirkung hin-

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geſtrichene Herbſtlandſchaft, Gttilie Röderſtein gefällt ſich
dagegen in ihren drei Fruchtſtillleben in einer faſt email-
artigen Glätte der techniſchen Behandlung. Ein neuer
Gilſonl: „Brüſſel bei Nacht“, ein edel empfundenes
Genre von Walther Firle: „Morgenkonzert“ und eine aus-
gezeichnet modellirte Bronzegruppe von Jof Lamb eaur
ſeien noch weiterhin genannt.

8
Gerliner Runſtſalons.

(Dorlänfiger Bericht.)



n Eduard Schultes Kunſtſalon hat am 22. Sep-
tember eine neue Ausſtellung begonnen, deren
Keichhaltigkeit beträchtlich iſt, deren Eigenart
mit darin beſteht, daß die Hälfte der Aus-

ſteller aus Paris kommt. Künſtler von KBuf, wie
Walter Gay und Albert Edelfelt, Helſingfors, von
ausgeſprochener Eigenart, wie Viktor Lecomke, Rupert,
C. W. Bunny, Paul M. Dupup, voll zarten Empfindens,
wie Auguſte Pointelin mit feinen melancholiſchen Abend-
ſtimmungen, Léon Tanzi, Henri Guinier, Lisbeth Devolve-
Carrière und Grosvenor Thomas mit ſchwermüthigen
Landſchaften ſind vertreten, ferner Cecil Rea, London,
der ſeine zarten Geſtalten mit poetiſchem Zauber zu um-
kleiden weiß, Guſtave Albert, Frank Spenlove und John
Terris mit ſeinen anſprechenden Aquarellen. Weiter be-
theiligen ſich an der Ausſtellung der Tandſchafter Eritz
Rumpf, Potsdam, Arthur Ratzka, Berlin, mit einer Aus-
wahl flott gemalter Porträts, Franz von Lenbach München,
der junge Münchener Paul Wolff und außerdem noch Carl
Holzapfel, Berlin, Ascan Lutteroth, Hamburg, Anton
Mangold und Emil Beinicke, München, Bans Schleich und
Ernſt Weiſe, Berlin 2C.

Die diesjährige Herbſt-Hemälde-Ausſtellung in Cas-
pers Salon wurde am 25. September eröffnet. Sie be-
ſteht aus einer Kollektion von Werken vornehmlich eng-
liſcher und ſchottiſcher Maler, darunter das viel bewunderte
Bild von Robert Brough, „Meiſter Fleming“, ferner Bilder
von John Lavery, D. V. Cameron, W. Padgett, C. W.
Bartlett, D. Prieſtman, Campbell-Roble, Godward, John
Beer 2c. Von verſtorbenen Meiſtern ſind G. Segantini,
John Conſtable, G Morland, mBarding und Wimperies
vertreten. Außerdem haben einige deutſche und wlämiſche
Meiſter Arbeiten eingeſandt.

In P. Caſſirers Uunſtſälen begegnet man außer
den bekannten Stammgäſten aus Paris und Berlin den
Monet, Piſſarro und Sisley einerſeits, den Liebermann und
Leiſtikow andererſeits, auch einigen in dieſen Räumen
minder oft geſehenen Künſtlern ſtreng moderner Obſer-
vanz. Im Mittelpunkt der letzteren Gruppe ſtehen mehrere
porträtiſtiſche Arbeiten des Freiherrn von Habermann
aus früheren Jahren, die payſiognomiſch und koloxiſtiſch
weit mehr befriedigen, als die letztjährigen Pinſel-
debauchen des Künſtlers, die freilich von Manchen als die
Höhe der von Habermannſchen Eigenart gewürdigt werden.
Weitere Namen von Ausſtellern ſind L. von Hofmann,
Slevogt, G. Kuehl, Paul Baum, Ulrich Hübner und Emil
Pottner, München. *

Runſtehronib.

»Berlin. Die Eröffnung des neuen Pergamon-
muſeums ſteht für den Voyember bevor. 2—
leuchtungsfraͤge für die hieſigen Muſeen beginnt ihrer
Cöſung entgegenzugehen, da in Folge eines miniſteriellen
Reffriptes die elektriſche Beleuchtung zunächſt des zur Auf-
ſtellung von Sammlungen henutzten Lichthofes des Kunſt-
zewerbe-muſeums Zwiſchen? und 9 Uhr Abends
beabſichtigt wird. — In dem ‚neuen Charlottenburgex
Hochſchül-Gebäude für die bildenden Künſte ſind
 
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