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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 9
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Galiardi, E.: Vorbereitung zur Romfahrt
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0154

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der Illuſtrationswerke, deren Durchſicht für jeden
Rombeſucher eine Pflicht genannt werden könnte, iſt
indeß eine beſchränkte.

vor Allem kommt Luigi Caninas „Gli edifici di
Roma antica in Betracht. In ſechs Foliobänden, von
denen drei Erläuterungen und drei nur Tafeln ent-


und ſeiner nächſten Umgebung vor, wie ſie vor Jahr-
zehnten, Jahrhunderten und zur Zeit ihrer Vollendung
vermuthlich waren. Beim Durchblättern ſeines Werkes
wird das Auge von der Menge und künſtleriſchen
Pracht der alten Bauten und Anlagen förmlich ver-
wirrt; am liebſten möchte man ihn der Uebertreibung
zeihen, aber das Pantheon, dies beſterhaltene aller
römiſchen Denkmäler, zeugt mit ſeiner noch vor-
handenen Schönheit für die Bichtigkeit von Caninas
Darſtellungen. In ihm baben die großartigen
Trümmer dieſes Bodens den beredteſten Fürſprecher
gefunden. In der geſammten klaſſiſchen Literatur,
bei allen Schriftſtellern der erſten Jahrhunderte chriſt-
licher Zeitrechnung giebt es keine Bemerkung über
die topographiſche Lage und die Beſchaffenheit der
Denkmäler RBoms, die er nicht in der glücklichſten
Weiſe verwerthet hätte. Seine offizielle Stellung als
Leiter der wiederaufgenommenen Ausgrabungen in
Rom erleichterte ihm die Erreichung ſeines Lebens-
zweckes, der in der bildlichen Wiederherſtellung Boms
gipfelte. Seine Publikation erläutert und ordnet alle
vorhandenen Vachrichten in Bezug auf römiſche
Archäologie, Geſchichte und Kunſt mit minutiöſer
Genauigkeit und Gewiſſenhaftigkeit. Dieſe Blätter
laſſen dem Beiſenden die Denkmäler der Tiberſtadt
nicht mehr wie die chaotiſchen Trümmer eines unge-
heuren Zuſammenſturzes erſcheinen, ſondern wie die
harmoniſchen Theile eines einheitlichen Ganzen, wie
die Strophen einer unvergänglichen Hymne an die
Schönheit.

Piranesi: „Le antichità romane.“ — Höchſt un-
zuverläſſig, aber unerreichbar in Bezug auf Stim-
mung, und ein unübertreffliches Hülfsmittel nicht nur
für den Maler altrömiſcher Motive, ſondern für den
Künftler und Kunſtliebhaber im Allgemeinen.

Pontanas: „Le chiese di Roma.“ — Sehr ver-
dienſtvolle Darſtellung in Wort und Bild der vierzig
intereſſanteſten Kirchen Roms, nach Alter und Be-
deutung geordnet. Die kurze und gediegene Er-
läuterung verhilft leicht zum Verſtändniß ihres künſt-


Fülle anmuthiger Züge ein, die ſie auch kühleren
Beſuchern näher bringt.

„L'Arte sacra a Roma“ vom ittalieniſchen
Architekten Toſi, Text von dem franzöſiſchen Prälaten
Barbier. — Erſchließt eine Welt auserleſener Schön-
heit: Es ſind nicht nur die allgemein bekannten Grab-
mäler, ſondern auch Altartafeln, Siborien, Tauf-
becken, Sakriſteibrunnen, Beliefs u. dgl., die jedem
Muſeum zur Sierde gereichen würden. Auch der

mit Rom und römiſcher Kunſt Vertraute muß ſtaunen
über die Menge vorzüglicher Skulpturen, welche die
römiſchen Kirchen enthalten. Selbſt Jemand, der
Jahrzehnte in Bom zugebracht hat, wird gewahr,
wieviel Herrliches ihm noch unbekannt geblieben iſt.

Luigi de Rossi:„Mosaici eristiani. — Erleichtert
das Verſtändniß der Wandmoſaiken in den römiſchen
Gotteshäuſern, in denen ſie einen den Skulpturen
künſtleriſch ebenbürtigen und in Bezug auf Alter
ehrwürdigeren Schmuck bilden. Das Werk gewährt
hohen Genuß nicht nur durch das unendlich reiche,
immer feſſelnde Detail, ſondern auch durch die Vor-
züglichkeit ſeiner prachtvoll ausgeführten Chromo-
lithographien. Der Künftler, der leider durch den
Tod verhindert wurde, ſein Werk zu Ende zu führen,
hat ſich übrigens um die Alterthümer Roms ebenſo
verdient gemacht, wie Luigi Canina, deſſen Nach-
folger er als Leiter der römiſchen Ausgrabungen
wurde. ;
Paul Latourillys: „Pdifices de Rome. moderne.“
— Eine rein wiſſenſchaftliche Serlegung und Ab-
bildung aller namhaften römiſchen Paläſte und öffent-
lichen Gebäude, bis in die kleinſten Einzelheiten. Es
gelingt Tatourilly, dieſe jetzt verfallenen Denkmäler
einer längſt vergangenen Zeit wieder mit dem Geiſte
zu beleben, der ihren großen Erbauern eigen war.
Er iſt der Nibby und Viebuhr des Zirkels und des
Dreieckes, die Begeiſterung zur Sache hebt ihn weit
über ſeinen Gegenſtand hinaus und macht ihn bei
allen führenden Kunſthiſtorikern — Burckhardt an
der Spitze — zu einer ſchwerwiegenden Autorität,
beſonders für das Zeitalter der Benaiſſance.

Sein zweites großes Werk „Le Vatican“ iſt


bildlichen Darſtellungen, die je von dem ungeheuren
Bautenkomplex, den die Peterskirche und der Vatikan
bilden, erſchienen iſt. Ihr thut für den Laien ſogar
die Ausführlichkeit und Gründlichkeit, mit welcher ſie
angelegt iſt, Abbruch. Die vorzüglichen, chromo-
lithographiſchen Tafeln der Moſaiken in der Peters-
kirche und der Raphaeliſchen Fresken in den Loggien,
die Topographie des jetzigen päpſtlichen Stadtviertels
— Borgo — in den heidniſchen Zeiten, die Abbildung
der alten Peterskirche, wie ſie bis 1506 daſtand,
ſowie der vatikaniſchen Gärten, ſind nicht nur für
den Laien von hohem Intereſſe, ſondern bilden eine
unerſchöpfliche Fundgrube für jeden Künſtler. Im
Ganzen hat ſich dieſer Franzoſe um das päpſtliche
Rom und um die Bauten der Benaiſſance ebenſo
verdient gemacht, wie Canina und de Boſſi um die
klaſſiſche Kunſt und die Kaiſerzeit. Alle drei nehmen


erſten Stellen ein,

Ganz beſondere Erwähnung verdient auch
„Maisons de Plaisance‘““ von Percier und Sontaine,
ein Süjet, das die beiden Verfaſſer — franzöſiſche
Architekten — zu Dichtern macht. Ihr Werk weiſt
 
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