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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 18
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Aus der Praxis. Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0326

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Vr. 18

Aus der Praxis.

Anfrage.

*„Alte Meiſter“. Wie ſchützt man vorläufig
ein altes Kirchen-Gemälde bis zur Keſtaurirung, die
hinausgeſchoben werden mutzte? Befagtes Bild iſt voll-
ſtändig mit Biſſen bis zum Grunde (Ceinwand) bedeckt, und
müſſen dieſe Biſſe bleiben. Meine Idee iſt: Die Malerei
geſchmeidiger und alſo dauerhafter zu machen durch Ein-
reibung mit weißer Vaſeline, nachdem das Bild von Staub
und Schmutz vorſichtig und gut geſäubert worden iſt. Event.
möchte ich die Leinwand ſogar auf der Rückſeite mit
vafeline ſättigen? Ich bemerke, daß die Kirche ſehr
feucht iſt und im Winter keine Heizung beſitzt. Die Malerei
iſt ſpröde und brüchig. Dem Eindringen von Keuchtigkeit
glaube ich durch Vaſeline, die ich für ganz unſchädlich halte,
vorzubeugen Ich erhoffe dadurch für das Bild einen um ſo
ſchöneren Effekt, als die Farben in ihrer urſprünglichen
Leuchtkraft erhalten ſind und die muſterhafte Technik der
alten Meiſter bewundern laſſen. Ein Abreiben des Bildes
mit Petroleum dürfte wohl etwas gewagt ſein, weil die
Malerei gar zu ſehr geſprungen iſt?

Antwort der Redaſtlion:

Indem wir zunächſt unſer Bedauern über die Pietät-
loſigkeit ausdrücken, welche ſich in ihrem Orte die Nach-
kommen gegenüber Werken von ſo muſterhafter Technik zu
Schuldeu kommen ließen, indem ſie dieſe 35 Gemälde dem
Ruin überlieferten — möchten wir Sie ausdrücklich vor der
Anwendung von Petroleum oder Vaſeline warnen!
Vaſeline, die allerdings in Büchern in ſolchen Fällen leider
empfohlen wird, erſchwert nämlich die künftige Reſtaurirung
ſehr und kann auch, da ſie nicht vollſtändig auftrocknet,
für die Farben nicht empfohlen werden. Dagegen empfehlen
wir dringend, ſich auf folgendes einfache Verfahren zu
beſchränken. 1. Reinigung, d. h. nur mit feuchtem
Schwamm abtupfen. 2. Das Bild mit etwas reinem
kopaipbalſam leicht anreiben. 3. Im Winter: Hinter
den Blendrahmen entweder eine ſtarke präparirte Lein-
wand oder eine dünne Leinwand, die mit Asbeſtpappe zu
bekleben iſt, zu ſpannen. — Wir ſind bereit, Ihnen künftig
einen erſtrangigen Beſtaurator für alte Malereien zu be-
zeichnen.

»Ein neues Porzellan, deſſen Herkunft und Her-
ſtellung ſeiner Merkwürdigkeit wegen Beachtung verdient,
wird im Pariſer „Kosmos“ beſchrieben. Jedermann kennt
die ſogen. Jakobsmuſcheln, deren Schalen zum Serviren
von Ragout fin allgemein verbreitet ſind. Die Schalen
liegen in gewiſſen Küſtenſtrichen Frankreichs in ſolchen
Mengen am Strande aufgehäuft, daß man jetzt auf den
Gedanken verfallen iſt, von ihnen einen beſonderen Ge-
brauch zu machen. Die Schalen beſtehen aus einem reinen
kohlenſduren Kalf, mit ein wenig Magneſia, Soda und
Spuren von Kiefelfänre vermiſcht. Das Perfahren zu ihrer
verwerthung iſt nun Folgendes: ſie werden zunächſt in ein
außerſt feines Pulver zerſtampft und zerrieben und mit
einer Löſung von Chlormagneſium angefeuchtet nach einer
der Formeln, die von Sorel, dem Chemiker der Cemente,
angegeben worden ſind. Wenn der ſo hergerichtete Teig
unter ſtarkem hydrauliſchen Drucke in Formen gepreßt wird,
ſo entſteht eine porzellanähnliche Maſſe ohne weiteres
Kochen oder Brennen. Die ſo bereiteten Gegenſtände be-
ſitzen dieſelbe große Widerſtandsfähigkeit gegen Hitze, wie
die Muſcheln felbſt, und ebenfalls eine bedeutende Wider-
ſtandsfähigkeit gegen Stoß und Bruch. Die Maſſe kann
auch an Stelle von Porzellan bei elektriſchen Leitungen zu
Iſolatoren verwandt werden. Bei der unendlichen Menge
don Muſcheln der genannten Art kann das Material ſehr
billig geliefert werden.

S

Yom Kunstmarkt,

»Berlin. Große Aunſtausſtellung - (902.
DerFäufe (Fortf.). Oelgemälde: Hildegard von Bauer:
„Am Brunnen in Damaskus“. O. Frenzel: „Birkenallee
im Herbſt“. Müller-Kurzwelly: „Frühlingsſtimmung!.
A. Flamm: „Auf der Dia Appia mit Blick auf Rom“.

P. Söborg: „Am einſamen Weiher“. D. P. van Lock-
horſt: „Junges Leben auf der Wieſe“. F. Sturm: „Düne
von Belgoland B. v. Poſchinger: „Sonnenuntergang,
Motiv vom Starnberger See“. Ferner P. Barthel:
„Mutterglück“ Aquarell). O. Pflug: „Teckel, Hundeſports-
Phänomen“ Statuette). P. Schulz: „Akt-Studie“ (Plaſtik,
Gips). F. Röll: „Nach dem Bade“ (Plaſtik, Bronze). Für
den Staat angekauft die Oelgemälde: E. Eltze: „Mutter
und Hind“. B. Licht; „Der große Luzinſee in Mecklen-
burg“. L. Kolitz: „Gefangenentransport bei Metz 1820“.
Hans Berrmann: „Fiſcherdorf an der Maas bei Botter-
dam“. Sorolla y Baſtida: „Strand von Dalencia“.
Eugen Kampf: „Flandriſches Dorf“ (Enocke). Ferner
Gg. Buſch: „Auguſtinus und Monika“ Plaſtik, Holz)
Jul. Lagae: „Herr L. Leguinne“ (Bronzebüſte). C. Berne-
witz: „Pſyche“ (Bronze). W. v. Rümann: „Mädchen“
(Marmorfigur). R. Thienhaus: „Rahmen mit Citho-
graphien“. Lederer; „Bronzeſchaale“. P. Canonica:
Frühlingstraum“ (Marmor).

Frankfurt a. Mi. Im Aunſtverein wurde am
2. Mai die Gemäldeſammlung von A. B. Goldſchmidt
verſteigert, 140 Gelgemälde, Aquarelle u. ſ. w. Der Ge-
ſammterlös betrug 59260 Mk. Das Höchſtgebot erlangte
„Die Raſt“ von Diez-München mit 2900 Mk. Ferner:
Burger „Mainlandſchaft“ 2500 Mk., „Hofinterieur“ 826 ME.,
„Flußlandſchaft“ 860 ME und „Mondſcheinlandſchaft“
850 ME Jakob Friedrich Dielmanns „Heſſiſcher Bauern-
hof“ erzielte 1000 Mk., „Bei Aßmannshauſen“ 800 Mk.,
Jakob Maurers „Blick auf Kronberg und Schönberg bei
Sonnenaufgang“ 1260 Mk. Eine „Weidelandſchaft“ von
Thoma brachte 1430 Mk.

*Höln aı Rh. Die Fa. J. M. Heberle (G. Lempertz
Söhne brachte am 3. und 4. Juni eine bedeutende Samm-
lung alter niederländiſch-italieniſcher Handzeichnungen
unter den Bammer. Die Entſtehung dieſer Sammlung
van Eelking datirt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.
An erſter Stelle finden wir eine Beihe von 21 Zeichnungen
Rembrandts von vortrefflicher Qualität. Außerdem kam
hier eine Sammlung von Handzeichnungen moderner
Meiſter zur Auktion. Sie entſtammen dem Vachlaſſe des
1862 zu Düſſeldorf verſtorbenen W. v. Schadow. In-
tereſſe verdienten die 71 Zeichnungen Düſſeldorfer Meiſter,
die ſie ihrem Meiſter v. Schadow zu ſeinem 25jährigen
Jubiläum als Akademiedirektor (30. Nov. 1851), in einem
Album vereint, gewidmet haben.

* Schweinfurt. Bereits vor Monaten wurden die
prächtigen Uunſtſchätze von Schloß Mainburg bei
Zchweinfurt durch Verſteigerung in alle Winde zerſtreut.
Nun iſt auch das prächtige Schloß ſelbſt von den Sattler-
ſchen Erben verkauft worden Der neue Käufer des
Schloſſes iſt der Fabrikant A. Erbslöh von Barmen. Greis
120000 Mt.)

Aarlsruhe. Auf der Internationalen Jubiläums-
Kunſtausſtellung wurden drei Werke von Berliner
malern für die Gallerie in Freiburg i. Brsg. angekauft,
und zwar von A. Achtenhagen, Willy Hamacher, Friedr. Kall-
morgen.

* Sondon. In einer Verſteigerung bei Chriſtie,
Anfang Juni, wurden u. A. folgende hohe Hreiſe erzielt:
Rembrandt, Porträt einex ſitzenden alten Frau mit ge-
kreuzten Händen, Bruſtbild, 118250 mtk.; Velasqueʒ, „Dex
Eraubenverkäufer“, 53750 ME.; Curner, „Dunſtanborough
Caſtle“, 17630 Mk.; ein Porträt Eduards VI., 13 zu
9l Zoll, in ſchwarzem Kleid und Hut, 34400 ME.; Dan
Dycks „Waller der Dichter“ 17200 ME ; Thomas Howard,
„Earl of Arundel und ſein Enkel“, 10320 Mk.

$

Kunst- und Künstlervereine.

* Bannover. Der Uunſtgewerbeverein hielt
am 29. Mai eine Jahresverſammlung ab, in welcher zur
mittheilung kam, daß die Einnahme ſich auf 9194,63 Mk.
belief, worunter ſich ein Stadtzuſchuß von 4500 Mk, ein
Staatszuſchuß von 1000 Mk. befindet, die Ausgaben
8832,99 MF, betrugen. An der Errichtung der Bäume
für die deutſche Abtheilung haben auch die hannoverſchen
 
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