Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

DOI Heft:
Nr. 20
DOI Artikel:
Aus der Praxis
DOI Artikel:
Vom Kunstmarkt. Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0363

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Xir. 20


der Künſtler eine friſche, mit weichem Aetzgrund verſehene
Druckplatte dem Durchdruck-Zeichenpapier zu unterlegen, ſo
daß der Künſtler gleichzeitig während der künſtleriſchen
Arbeit die Druckplatten für die einzelnen Farben mechaniſch
herſtellt. Die mit dieſem Derfahren erzielten Ergebniſſe
verdienen nach den „M. N. N.“ rückhaltloſe Anerkennung;
die Vervielfältigungen ſind ſauber und ſehr originalgetreu
in der Farbe.

OGelfarben in Paſtellſtiftform. Das neue
Malverfahren des berühmten Pariſer Malers J. $.
Raffaelli, ein Verfahren, das eigentlich mehr dem
Zeichnen als dem Malen entſpricht, wird in der gegen-
wärtigen Sauregurkenzeit von der Tagespreſſe außer-
ordentlich geprieſen. Dieſes Lob wird natürlich ſo lange
gegenſtandslos bleiben, bis Erfahrungen bezüglich der Halt-
barkeit der Töne vorliegen, und das dürfte wohl noch
einige Zeit dauern. Vorläufig haben mir Urſache, uns ein
wenig ſkeptiſch zu verhalten. Kaffaelli hatte bei der Her-
ſtellung dieſer äußerlich feſten Gelfarben im Auge, dem
Künſtler die Vorbereitung und Technik zu vereinfachen,
ohne auf die Vorzüge der flüſſigen Farben gegenüber den
Paſtellfarben zu verzichten. Wenn man jedoch ein
Raffaelli-Stäbchen an einem Stückchen Papier oder Lein-
wand reibt, entfernt man die erſtarrte Gberfläche und er-
hält nun eine halbflüſſige Farbmaſſe, die man direkt auf
die Leinwand übertragen und dort mit dem Finger ver-
breiten kann. Kurz, man arbeitet mit ihnen wie mit
Paſtellkreide. Aur die Wirkung auf der Leinwand iſt, wie
ein Augenzeuge verſichert, eine andere. Die Farbe trocknet
überraſchend ſchnell. Sie hat vor dem Paſtellſtift den
Dorzug, daß ſie unzerſtörbar iſt und keines Fixativs bedarf.
Auch leidet ſie nicht unter dem Einfluß des Lichts. Die
Dortheile für den Künſtler ſind in die Augen ſpringend:
keine Palette, keine Pinſel, kein Farbenkaſten, kein Gel
mehr. Damit iſt das Material um mehr als die Hälfte
verringert. Ebenſo die läſtige praktiſche Seite: kein Reinigen
der Pinſel mehr. Schließlich auch die kleinen Schwierig-
keiten des Handwerks! das Berblaſſen und Nachfärben.

$

Yom Runstmarbkt.

»Berlin. Große Aunſtausſtellung 1902. Der-
Fäufe (Sortf.) 3. Paffig: „Haidelandfchaft in Holſtein“.
Helgemälde. K. A. Baur: „Alte Weiden“ (AWaturftudie).
Bleiſtiftzeichnung. H. Wagner: „Bin ich nicht ein ſchöner
Mann“. Gelgemälde. E. Coſomati: „Venetianiſche Er-
innerungen“. Original-Kadixungen. W. Hauſchild! „Papa-
geien. Bronze W. Schmarje: „Zimmerbrunneir“. Marmor
und Bronze. Ferner die Oelgemaͤlde: P. Flickel „Alte Erlen
an der Zchwarza“. Hermine Biedermann-Arendts „Nach der
Mahlzeit“. Th. v. Eckenbrecher „Gudwangen am Aan-
röfjoro”. P. Weber „Ammerſee Sayerm“ 5F. Hoffmann-
Fallersleben „Späthherbſttag a d. Gder“. E. Rathjen „Herbſt-
morgen“. Georg Koch Jagdzug.“ Tempera. P. Canonica
„Chriſtuskopf“. Plaſtik, Marmor.

Chemnitz. Kunſthütte. Abermals wurden zur
Derloofung folgende Kunſtwerke angekauft, und zwar die
Helgemaͤlde: Zacques Schenfer-Dresden: Frühlingsland-
ſchaft; Meinzolt-münchen: Capri; RüdiſühliBafel: Wald-
eingang; Thamm Dresden: Herbſt; desal.: Frühling; See-
wald⸗Dresden: Cexpgrund b. Dresden; Mühlig-Dresden:
Zeptembertag im Erzgebixge; die Originalaqudrellen! R.
Stieler: Knittlingen; und Arkolen: Denetian. Motiv; die
Aquaxelldrucke: Zognefjord von Raßmuſſen, Sorrent' von
Serninzer; bei Calais; Haus des Eintotetio; Creppe des
Bargello in Florenz und Denetian. Fiſcherkinder!

* Dresden. Unfer stadtmüſeum hat kürzlich in
einer Leipziger Kunftanftion eine ausgezeichnete Erwerbung
gemacht: eine Sammlung von 22 ſchönen großen Hand-
zeichnungen in Waſſer- und Deckfaͤrben, Landſchaften aus
Dresdens Umgebung im Anfange des 19. Jahrhunderts
darſtellend Harunter befinden fich vier Anfichten aus dem
Plauenſchen Grunde (Königsmühle, Veuiuͤhle, Pulver-
mühle und Glashütte! von Taſpar David Friedrich, einem
der hervorragendſten älteren Landſchaftsmaler. Dieſe vier
Deckfarbenbilder zeigen neben poetiſcher Auffaſſung eine

bewundernswerthe Genauigkeit und Feinheit der Aus-
führung und eine bei dieſem Künſtler nicht gewöhnliche
Kraft der Farbe. Ferner gehören zu der Sammlung acht
Eicht und ſauber ausgeführte Blaͤtter von Friedr. Wilh.
othe, ebenfalls Darſtellungen aus dem Plauenſchen
Grunde, ſowie aus Loſchwitz, Blaſewitz und Loſchmitz, zwei
ungemein zarte Bilder von Tharandt und eine große
Zepialandſchaft von Loſchwitz von Profeffor € G. Hammer,
Anſichten von Gorbitz und der Elbgegend bei Antoͤns von
J. G. Wizani, endlich ein treffliches Bild von Pillnitz mit
intereſſanter Darſtellung des Berkehrs auf der Fähre um
das Jahr 1800 von X G. Ehrlich u. a. in

CcEn U Dder Jahresausſtellung im
Glaspalaſt 1902 wurde erwoͤrben vom Prinzregenten
das Helgemälde Otto Gebler „der letzte Bock“? Don
Privaten die Helgemälde: $. Schleſinzer „Fütterung“,
„Der Zankapfel“, C. A Heinifch „Ernte im Unterinnthal“,
B. Knopf „Gratulantin“, A. Ritzberger „Dor dem Spiegel“,
Beim Schachſpiell, A. Jamar „Holländifches Interieur“,
Ch. p.Eckenbrecher „Im Naeröfjord“, 5. Keller „St.
Zaäcilia, A. Zoff „Motiv aus den Tagunen von Denedig“,
E O. Engel „Moosgraben im Winter‘, H. Fenner-Behmer,
„La Boudeuse“, J. Terglav „Vor-Frühling“, „Landſchaft“,
G. Houſton Thauwetter“; H. v. Peterſen „Hochſeebild“
(Ozean); € Zimmermann 7 „Bauer“, „Zecher“, „Würfler“,
„Italieniſcher Knabenkopf“ „Bei der Großinutter“ (Skizze),
A Brougier „Hafen von Camogli“; E, . Compton „Eine
Werkſtatt der Elemente“. Ferner: E Liebermann „Altes
Bergneſt (£ithographie); A. Battaglia „Corinna“
AquarellixH. Schnee „Rhöndorf“ (Aquarell); IN Schieſtl
„Albrecht Dürer auf der Reiſe nach den Niederlaͤnden“
(Karbige Zeichnung); G. Buſch „St. Georg“ (Bronzefigur).

Bücherschau.

* Monogramme. Sammlung praktiſcher Mono-
gramme für Gewerbe und Haus, herdusgegeben von Albert
Zchiller. Hefte s bis 20 a Mk. 2. -Berlag von Gtto
Maier, Regensburg 1002. — Unter dieſem Citel find 10 Hefte
mit je 8—9 in Farbendruck ausgeführten Tafeln erſchienen
auf denen nicht weniger als 650 Monogramme in vielge-
ſtaltigen Pariationen enthalten ſind. Die Monogramme
ſind, wie ſchon früher bemerkt, in den am gebräuchlichſten
porkemmenden Größen gehalten, und zwar ſo variirend,
daß jedes Monogramm doppelt angewendet werden kann
Zelbſtverſtändlich ſind alle nur möglichen Buchſtaben-
kombinationen berückſichtigt. Das ornamentale Beiwerk
rankt ſich ungezwungen und leicht um die Buchſtaben, die
auch ohne dieſen Zierath nöthigenfalls gut angebracht
werden können. Mit den Monogrammen hat der Heraus-
geber Albert Schiller ein Werk! geſchaffen, für daͤs ihm
alle Fachleute, die mit der techniſchen Ausführung von
Schriftzeichen zu thun haben, Dank wiſſen werden.

Altprag E Aquarelle von W. Janſa.
Text von J. Herain und X Aamper. Liefgn. 13 und 14


Das neue Doppelheft dieſes intereſſanten, Fünftlerifchen
Sammelwerkes Alt-Prager Anſichtsaquarelle kann am
treffendſten als das Heft der ſtillen Idylle aus der
mittelalterlichen Stadt charakteriſirt werden. Schweigſame
maleriſche Winkel, einer reizender und intereſſanter als der
andere, erſcheinen auf dieſen Kartons des Malers V. Janſa:
hier alterthümliche Häuſer mit den charakteriſtiſchen
Laubengängen, gebrochenen Fronten und Giebeln, in der
Kleinſeitnergaſſe, dort die Umgebung zweier alter Gottes-
häuſer, der Laurenzikirche und der Strahoverkirche. Da-
neben die ruhigen, längſt abgeſtorbenen Wohnſitze alter
Adelsfamilien, dort am Kleinfeitner Ring, als Wauͤrzeichen
der einſtigen Schrecken der Peſt, die heute ſtumm gen
Himmel ragende Peſtſäule. Aus dem ganzen Heft weht
ein eigener hiſtoriſcher Hauch, der in jene längſt ent-
ſchwundenen Epochen verſetzt. Ganz beſonders erhöht den
vortheilhaften Eindruck die vollendeie Cechnik der Repro-
duktionen.

$
 
Annotationen