Pfcher Volksblatt
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition:
Gebr. Hub er in Heidelberg,
Lwtllgrrstraße 7,.
»er vielleicht zu großen Arbeit-»
werde, nicht^ selbstständig vorzu-
Deutsches Reich.
* Berlin, 20. Jan. Cardinal Kopp trifft heute
zur Berathung des Lehrer-Besoldungsgesetzes im Herren-
hause ein.
* Berlin, 19. Jan. Tie Germania veröffentlicht
ein Hirtenfchreiben des Erzbischofs v. Stablewski, wo»
rin dieser der Auffassung entgegentritt, als ob die
Lehre Christi in der einen Nation oder Sprache einen
gottgesälligern AuSdiuck fände, als in einer andern.
(Nachdruck
Das
„Pfälzer Pottsblatt"
*avn schon jetzt für die zwei Monate
Jebvuav unö März
^onnirt werden. Bestellungen nimmt jede Postanstalt
«'»vie unsere Expedition in Heidelberg, Zwingerstraßs 7,
^gegen.
Prabennmmer« werden auf Wunsch gerne Porto
'^i Jedermann zugesandt.
Professor Kußmaul ia Heidelberg über
die Wasserkur.
. 3m Verlage der Carl Winter'schen UniversitäiS-
Abhandlung in Heidelberg ist ein Schriftchen des
^h- Rath Kußmaul über den kommissarischen Ent»
^s zur Revision der deutschen medicinischen Prüf»
??SSordnung erschienen. Dasselbe enthält eine Stelle,
zweifellos auch in Laienkreisen großem Interesse
segnen wird. Sie handelt von der Mass ranwen-
Mg und von der heute mangelnden Unterweisung
Aerzte in der Hydrotherapie. Sie lautet folgen«
vttumßen: Es läßt sich nicht leugnen, der Glaube
das Recept ist bei den Gebildeten im Niedergang
vd die Zuversicht zu diätetischen Kurmethoden und
Heilkraft deS Wassers im Steigen. Auch die un-
Schichten beginnen einzusehen, wieviel sich mit
Wasser und Regelung der Lebensweise ohne
^iNeien ausrichten läßt; in weiten Kreisen ist sogar
in Mißtrauen gegen die Arzneimittel, selbst diewrk-
word "Kd mchtS zu ersetzenden, herrschend ge«
, Ungeachtet solcher Uebertrejbungen ist es freudig
A begrüßen, wenn die oft geradezu lächerliche Luft-
Wasserscheu, woran so viele unserer deutschen
Landsleute kranken, allgemach schwindet. Auch die
'«en Bäuche, wie sie das Wohlleben, Biertriuken u.
^mbenhocken erzeugt, werden endlich einer richtigen
Nglene weichen und nicht länger als beneidenswert he
^'chen blühender Gesundheit betrachtet werden.
lft namentlich das Wasser, das sich als Heilmittel
./'.stetig wachsendes Vertrauen errang und wie kein
Nderes, in mannigfach wechselnder Temperatur und
^m^der Anwendung, den verschiedensten Kurzwecken
der Anseklagte bis dadin im Gefängnisse verbleiben, wenn
nickt ein Bürge die Summe von tausend Dollars als
Sicherheit für ihn hinterlassen wollte. So lautete der
Spruch des Untersuchungsrrchters. Einen Augenblick preßte
mein Vater die Hände fest an seine Brust, dann aber
rannen die Thränen über seine Wangen, als durch die
ängstliche Stille des weiten Saales eine zitternde Stimme
kläglich rief: .Rettet meinen Mann! O, rettet meinen ar-
men Mann!"
»Im näcksten Augenblicke lag meine Mutter zu den
Füßen ihres Gatten, ein unglückliches, elendes Weib. Er
veugte sich über sie und seine Thränen flössen mit den
ihrigen zusammen. J--dcrmann weinte, und als die Frage
wiederholt wurde: Wer will sich für den Gefangenen
verbürgen'/ da antwortete Dein Vater laut: Ich Willes!
„O, wie freue ick wich darüber!" athmcte Jessie auf,
während Walter fortfahr:
.Da Mr. Graham Sicherheit gestellt hatte, so entließ
man meinen Vater nach Hause. Aber seine Kraft war von
ihm gewichen, er vermochte weder zu denken, noch zu
handeln. Immerfort saß er bei meiner Mutter und hielt
ihre Hand iu der semen; nur von Zeit zu Zeit unterbrach
er das Schweigen mit den traurigen Worten: Was wird
mein Lieb thun, wenn ich im Zuchthause bin?"
.Ein anderes Schicksal gab es für ihn in der That
nicht, und er erwartete in fieberhafter Spannung den Aus-
gang des Trauerspiels. Dein Vater besuchte ihn oft, —
um ibn zu überwachen, wie die Leute sagten; aber wenn
er wirklich aus diesem Grunde kam, so war er dock nicht
wachsam genug. An einem dunkeln, stürmischen Abend,
es war der letzte vor dem Gerichtstage — als der Wind
um unser altes Haus raste und tobte, zog mein Vater
seinen Lieblingsstuhl, denselben, den seit der Zeit Niemand
mehr zn gebrauchen wagte, außer Dir, an die Seite meiner
Mutter. Er legte seine Arme um ihren Hals und sagte:
„Ellen, hältst Du mich für schuldig?"
.Nein, auch nicht einen Augenblick!" betheuerte sie und
er fuhr fort: „ Der Himmel segne Dich für dieses Wort,
Geliebte. Lehre unser Kind, ebenso zu denken, und gieb ihm
den Segen seines Vaters."
i»Ä"* täglich mit Ausnahme der Sonn- n. ,
mit dem wöchent- l „ so Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
«stM für MMImt, Fmfmi L KM.
^te Post bezogen viertelj. 1.60 franco. Rabattbewilligung.
-----Expedition r Zwiugerstraße 7.
Stotz und Liebe.
Dem Amerikanischen nacherzählt.
d,..»Nauden Sie, daß der Mann, den Sie die Wank
wUnen sahen, der Gefangene gewesen ist? frug dec
nachdem der Zeuge geendet. Für einen Augenblick
k,Me Mx Graham. Das todtblafse, versteinerte Antlitz
den »» ^«ersten Freundes war ihm zugewandt, die slchen-
A„.fpUgen seines jungen Weibes hingen in tödtlicher
svL. V seinen Lippen- Wie konnte er da mit „Ja" aut»
.I» Aber er that es, Jessie, endlich that er cs doch.
Wick. °Mbe es!" antwortete er dem Richter, und das
dnW Gesicht meines Baiers zeigte eine solche Todesangst,
trn-,,"'bst.Dein Vater weinen mußte, während das arme,
ivurde»' Werb von schwelen Krämpfen geschüttelt
kein m)' Walter, Walter!" rief Jessie, erzähle nicht weiter,
Ei" ^«ort mehr! Ich sehe zu deutlich die Aermfte in ihrem
» "vr wir. Und mein Vater sazte gegen sie aus!
^konnte er das thun?"
jedps L? °st hatte Walter sich dieselbe Frage vorgelegt und
dcn Ml war er dann von Entrüstung übermannt wo»
'k,Abcr jetzt, als auch Jessie die Gerechtigkeit jener
er asweise in Zweifel zog, antwortete er- „Ich denke,
recht gethan, — ja ganz recht. Mr. Graham glaubte
M was er aussagte, und als er von der Schranke zu-
Ux^sat, legte rr seine Arme um den Hals meines Vaters
"icht anders wöge mir verzeihen, Seth, ich konnte
"Nwiß konnte er anders," warf Jessie ein. Mußte er
«n Alles sagen, was er wnßie?"
!ei«-v - ließ die Frage unbeantwortet und fuhr in
Batev Zahlung fort: „Jetzt kam die Entscheidung. Mein
vlit js'"ll'e Me gegen ihn gerichteten Beschuldigungen
sei«? nfii^'l-igsten Bctheuerungen in Abrede, er versicherte
laoen , schuld, aber es fehlten ihm die Beweise. Hingegen
Cackp "Ä, Beweisgründe gegen ihn vor, daß seine
AHsvurgerichte übergeben werden mußte. Da
L, «aqste Session erst in drei Wochen begann, so mußte
Der Erzbischof ermahnt j^die Geistlichen, ohne Unter-
schied der Nationalität Ihres Hirtenamtes zu walten.
* Berlin, 20. Jan. Die allenthalben im Reichs«
tage preuß. Landtage betriebene Agitation auf Aufheb-
ung der Bäckereiverordnung hat gestern etwa 3000
Bäckereiarbeiter zu einer Protestvecsammlung zusam-
mengeführt. Der Referent ermahnte bei dem^zu er-
wartenden Kampf, der vielleicht zu
einstellungen führen werde, nicht selbstständig vorzi
gehen, sondern sich stets an die Leiter der Organisa-
tion zu halten. Die Bäckereiarbeiter würden für eine
etwaige Einschränkung der Verordnung keinesfalls zu
haben sein und sich eventuell selbst Helsen. Ein Bäcker-
meister Rau mahnte zur Mäßigung. Auch der Abg.
Bebel nahm daS Wort und versicherte, daß die sozial-
demokratische Fraktion alles thun werde, um die Auf-
hebung der Verordnung, die den Arbeitern noch viel
zu wenig biete, zu verhindern. Folgende Resolution
wurde beschlossen:
„Dir Versammlung protestirt mit Entschiedenheit
gegen jeden Versuch, die BundeSrathSverordnung
zum Nachtheil der Arbeiter abzuändern. Sie for-
dert im Gegenthcil eine weitere Ausdehnung der
Schutzbestimmungeu zu Gunsten der Gesellen und
Lehrlinge. Die Versammlung bezeichnet eS al-
unwahr, daß der Maximalarbeitstag daS Gewerbe
schädigt, die Versammelten erklären es weiterhin
für nothwendig, daß zur zweckmäßigen Durchführ-
ung der Maximalarbeitstages sowie zur Besserung
der sanitären Zustände im Bäckergkwrrbe eine
spezielle Kontrolle gesetzlich eingeführl wird."
* Berlin, 20. Jan. Der Vorstand des Reichs-
tages hat sich veranlaßt gesehen, dem derzeitigen
Restaurateur des Hauses eine Subvention zu bewilli-
gen, behufs besserer Remuneriruug der Kellner, sowie
guter Verköstigung dieser und zahlreicher Diener, die
sich durch Umstände veranlaßt sehen, solche im Hause
zu suchen. Uebrigens'kündigte die ReichStagSverwal-
tung den bestehenden R-staurationSvertrag auf Grund
beiderseitiger Erklärungen sofort.
* Berlin, 20. Jan. In der Budgetkommission
des Reichstages sprach Dr. Lieber über die Zunahme
der Pensionirung der Offiziere. Der Kriegsminister
erwiderte, seit 10 Jahren sei innerhalb des Zugan-
ges der pensionirten Offiziere keine Erhöhung erfolgt.
WaS die Behauptung Bebels angeht, die Pensionir«
ungen erfolgten zu frühzeitig, erwidert der Kriegs-
minister, daß eine zu frühe Pensionirung nicht besteht.
Niemand, der ber dem Avancement übergangen sei.
sei gezwungen, abzugehen.
Meine Mutter war tief ergriffen! sie konnte nicht ant
Worten, sondern starrte vor sich bin, und nach einem Kusse
auf ihre Lippen, trat er vor seinen Vater hin und sprach:
.Ich weiß, was Du im Herzen denkst. Aber ich schwöre
Dir, Vater, daß ich unschuldig bin. Segne mich, Vater, —
segne Deinen einzigm Sohn zum letzten Mal."
Dara f legte ver Großvater seine zitternde Hand auf
die braunen Locken seines Sohnes.
.Mein Leben gäbe ich mit Freuden hin, wenn ich
wüßte, daß Du unschuldig wärest, sagte er mit bebender
Stimme. Aber trotzdem segne ich Dich, und Gott wolle
Dich ebenso segnen, wie ich, mein Sohn!"
Die Großmutter lag krank im Schlafzimmer. Auch zu
ihr ging mein Vater, kniete neben ihr nieder und fragte
mit von Thränen erstickter Stimme: „Glaubst Du, Mutter,
daß Dein Sohn schuldig ist?"
„Nein," antwortete sie schwach und legte segnend ihre
Hand auf seinen Scheitel.
Er küßte seine Schwester, — küßte Tante Debby, und
dann ging er hinaus. Dis Tante sah, wie er von außen
sein bleiches Antlitz gegen die Scheiden preßte, um noch
einen Blick auf sein junges Weib zu werfen, und dann
verschwand er. Zwar wartete man die ganze Nacht auf
seine Rückkehr; aber seit jener Stunde sah man ihn nicht
wieder. Ec fühlte, daß es rhm unmöglich war, ins Ge-
fängnis, zu gehen und daher ergriff er di- Flucht Mr.
Graham bezahlte seine verfallenen tausend Dollars und
er soll sich über die Entweichung seines Freundes sehr ge-
freut haben. Als ich noch ein Kind war, konnte ich die
ganze Angelegenheit nicht recht begreifen, und ich haßte
Mr. Graham sogar wegen seiner Z'ugnisses. Heute aller-
dings sage ich mir, daß er recht gethan. Ich habe gehört,
er habe damals Tante Mary, die Mutter Ellens, geliebt,
und sie sei auch ihm zugethan gewesen. Aber dies traurige
Eretgniß trennte beide von einander. Er ging nach New»
York und heirathete eine vornehme Dame, und sie wählte
ebenfalls einen Andern."
(Fortsetzung folgt.)
WMU MW, de» 22. Jamm 1897.
dienstbar gemacht werden kann. Je nachdem es mit
richtiger Auswahl des Verfahren- geschickt benutzt wirb,
regelt es den Kreislauf und die Bertheilung des Blu-
tes, die Wärmebilduug und den Stoffwechsel, und
beeinflußt Athmung und Nerven.
Die Wasserbehandlung ist über die Kinderjahre
hinaus, wo sie noch auf schwachen Beinen strauchelte
und nicht selten ebenso großen Schaden stiftete, als
Mißgriffe in der Arzneibehandlung. Eine geläuterte
Erfahrung und physiologische Einsicht haben sie stark
und sicher gemacht. Unzweifelhaft vermag das Wasser-
heilverfahren im Bunde mit der Diätetik in zahllosen
akuten und chronischen Krankheitsfällen Heilung zu
bringen oder den Gang der Heilung zu unterstützen.
Von Hydrvtheraphie versteht der junge Arzt, wenn
er die Universität verläßt, so gut wie nichts. Er
perkutirt und aSkultirt mit großer Sicherheit, er un-
terscheidet mit bewaffnetem Auge mindestens ein Du-
tzend Bakterien und kennt sich in der chem scheu Küchr
vortrefflich aus. Die Maximaldosen der gefährlichen
Akaloive sind ihm geläufig und die Morphiumspritze
begleitet ihn treu aus allen seinen Wegen; er ist
nicht nur grundgelehrt, es beseelt ihn auch ein heißer
Drang, zu kuriren und zu helfen.
Leider widerfährt dem Einen und Anderen bald
ein ärgerliches Mißgeschick, beschämt sieht er einen
unapprobirten Wafferdoktor eine glückliche Kur ver-
richten, die ihm nicht gelungen ist. Bestürzt, tief er-
schüttert in seinem Vertrauen zu der wissenschaftlichen
Heilkunst, zieht er inS Lager der rohen Empirie.
Hier klafft in der Schulung unserer Aerzte eine
breite Lücke, hier liegt die wirkliche Ursache ihrer
Schwäche in dem Wettbewerb um die Gunst des Pub-
likums mit den Laien, die vermöge angeborener Be-
gabung oder dazu abgerichtet sich die Erfahrungen im
Wafferheilvrrfahren erworben haben, und hier müßte
eine Revision der Siudienordnnng vor allen Dingen
der Hebel arischen. Zweifelsohne mit einiger Aussicht
auf Erfolg.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition:
Gebr. Hub er in Heidelberg,
Lwtllgrrstraße 7,.
»er vielleicht zu großen Arbeit-»
werde, nicht^ selbstständig vorzu-
Deutsches Reich.
* Berlin, 20. Jan. Cardinal Kopp trifft heute
zur Berathung des Lehrer-Besoldungsgesetzes im Herren-
hause ein.
* Berlin, 19. Jan. Tie Germania veröffentlicht
ein Hirtenfchreiben des Erzbischofs v. Stablewski, wo»
rin dieser der Auffassung entgegentritt, als ob die
Lehre Christi in der einen Nation oder Sprache einen
gottgesälligern AuSdiuck fände, als in einer andern.
(Nachdruck
Das
„Pfälzer Pottsblatt"
*avn schon jetzt für die zwei Monate
Jebvuav unö März
^onnirt werden. Bestellungen nimmt jede Postanstalt
«'»vie unsere Expedition in Heidelberg, Zwingerstraßs 7,
^gegen.
Prabennmmer« werden auf Wunsch gerne Porto
'^i Jedermann zugesandt.
Professor Kußmaul ia Heidelberg über
die Wasserkur.
. 3m Verlage der Carl Winter'schen UniversitäiS-
Abhandlung in Heidelberg ist ein Schriftchen des
^h- Rath Kußmaul über den kommissarischen Ent»
^s zur Revision der deutschen medicinischen Prüf»
??SSordnung erschienen. Dasselbe enthält eine Stelle,
zweifellos auch in Laienkreisen großem Interesse
segnen wird. Sie handelt von der Mass ranwen-
Mg und von der heute mangelnden Unterweisung
Aerzte in der Hydrotherapie. Sie lautet folgen«
vttumßen: Es läßt sich nicht leugnen, der Glaube
das Recept ist bei den Gebildeten im Niedergang
vd die Zuversicht zu diätetischen Kurmethoden und
Heilkraft deS Wassers im Steigen. Auch die un-
Schichten beginnen einzusehen, wieviel sich mit
Wasser und Regelung der Lebensweise ohne
^iNeien ausrichten läßt; in weiten Kreisen ist sogar
in Mißtrauen gegen die Arzneimittel, selbst diewrk-
word "Kd mchtS zu ersetzenden, herrschend ge«
, Ungeachtet solcher Uebertrejbungen ist es freudig
A begrüßen, wenn die oft geradezu lächerliche Luft-
Wasserscheu, woran so viele unserer deutschen
Landsleute kranken, allgemach schwindet. Auch die
'«en Bäuche, wie sie das Wohlleben, Biertriuken u.
^mbenhocken erzeugt, werden endlich einer richtigen
Nglene weichen und nicht länger als beneidenswert he
^'chen blühender Gesundheit betrachtet werden.
lft namentlich das Wasser, das sich als Heilmittel
./'.stetig wachsendes Vertrauen errang und wie kein
Nderes, in mannigfach wechselnder Temperatur und
^m^der Anwendung, den verschiedensten Kurzwecken
der Anseklagte bis dadin im Gefängnisse verbleiben, wenn
nickt ein Bürge die Summe von tausend Dollars als
Sicherheit für ihn hinterlassen wollte. So lautete der
Spruch des Untersuchungsrrchters. Einen Augenblick preßte
mein Vater die Hände fest an seine Brust, dann aber
rannen die Thränen über seine Wangen, als durch die
ängstliche Stille des weiten Saales eine zitternde Stimme
kläglich rief: .Rettet meinen Mann! O, rettet meinen ar-
men Mann!"
»Im näcksten Augenblicke lag meine Mutter zu den
Füßen ihres Gatten, ein unglückliches, elendes Weib. Er
veugte sich über sie und seine Thränen flössen mit den
ihrigen zusammen. J--dcrmann weinte, und als die Frage
wiederholt wurde: Wer will sich für den Gefangenen
verbürgen'/ da antwortete Dein Vater laut: Ich Willes!
„O, wie freue ick wich darüber!" athmcte Jessie auf,
während Walter fortfahr:
.Da Mr. Graham Sicherheit gestellt hatte, so entließ
man meinen Vater nach Hause. Aber seine Kraft war von
ihm gewichen, er vermochte weder zu denken, noch zu
handeln. Immerfort saß er bei meiner Mutter und hielt
ihre Hand iu der semen; nur von Zeit zu Zeit unterbrach
er das Schweigen mit den traurigen Worten: Was wird
mein Lieb thun, wenn ich im Zuchthause bin?"
.Ein anderes Schicksal gab es für ihn in der That
nicht, und er erwartete in fieberhafter Spannung den Aus-
gang des Trauerspiels. Dein Vater besuchte ihn oft, —
um ibn zu überwachen, wie die Leute sagten; aber wenn
er wirklich aus diesem Grunde kam, so war er dock nicht
wachsam genug. An einem dunkeln, stürmischen Abend,
es war der letzte vor dem Gerichtstage — als der Wind
um unser altes Haus raste und tobte, zog mein Vater
seinen Lieblingsstuhl, denselben, den seit der Zeit Niemand
mehr zn gebrauchen wagte, außer Dir, an die Seite meiner
Mutter. Er legte seine Arme um ihren Hals und sagte:
„Ellen, hältst Du mich für schuldig?"
.Nein, auch nicht einen Augenblick!" betheuerte sie und
er fuhr fort: „ Der Himmel segne Dich für dieses Wort,
Geliebte. Lehre unser Kind, ebenso zu denken, und gieb ihm
den Segen seines Vaters."
i»Ä"* täglich mit Ausnahme der Sonn- n. ,
mit dem wöchent- l „ so Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
«stM für MMImt, Fmfmi L KM.
^te Post bezogen viertelj. 1.60 franco. Rabattbewilligung.
-----Expedition r Zwiugerstraße 7.
Stotz und Liebe.
Dem Amerikanischen nacherzählt.
d,..»Nauden Sie, daß der Mann, den Sie die Wank
wUnen sahen, der Gefangene gewesen ist? frug dec
nachdem der Zeuge geendet. Für einen Augenblick
k,Me Mx Graham. Das todtblafse, versteinerte Antlitz
den »» ^«ersten Freundes war ihm zugewandt, die slchen-
A„.fpUgen seines jungen Weibes hingen in tödtlicher
svL. V seinen Lippen- Wie konnte er da mit „Ja" aut»
.I» Aber er that es, Jessie, endlich that er cs doch.
Wick. °Mbe es!" antwortete er dem Richter, und das
dnW Gesicht meines Baiers zeigte eine solche Todesangst,
trn-,,"'bst.Dein Vater weinen mußte, während das arme,
ivurde»' Werb von schwelen Krämpfen geschüttelt
kein m)' Walter, Walter!" rief Jessie, erzähle nicht weiter,
Ei" ^«ort mehr! Ich sehe zu deutlich die Aermfte in ihrem
» "vr wir. Und mein Vater sazte gegen sie aus!
^konnte er das thun?"
jedps L? °st hatte Walter sich dieselbe Frage vorgelegt und
dcn Ml war er dann von Entrüstung übermannt wo»
'k,Abcr jetzt, als auch Jessie die Gerechtigkeit jener
er asweise in Zweifel zog, antwortete er- „Ich denke,
recht gethan, — ja ganz recht. Mr. Graham glaubte
M was er aussagte, und als er von der Schranke zu-
Ux^sat, legte rr seine Arme um den Hals meines Vaters
"icht anders wöge mir verzeihen, Seth, ich konnte
"Nwiß konnte er anders," warf Jessie ein. Mußte er
«n Alles sagen, was er wnßie?"
!ei«-v - ließ die Frage unbeantwortet und fuhr in
Batev Zahlung fort: „Jetzt kam die Entscheidung. Mein
vlit js'"ll'e Me gegen ihn gerichteten Beschuldigungen
sei«? nfii^'l-igsten Bctheuerungen in Abrede, er versicherte
laoen , schuld, aber es fehlten ihm die Beweise. Hingegen
Cackp "Ä, Beweisgründe gegen ihn vor, daß seine
AHsvurgerichte übergeben werden mußte. Da
L, «aqste Session erst in drei Wochen begann, so mußte
Der Erzbischof ermahnt j^die Geistlichen, ohne Unter-
schied der Nationalität Ihres Hirtenamtes zu walten.
* Berlin, 20. Jan. Die allenthalben im Reichs«
tage preuß. Landtage betriebene Agitation auf Aufheb-
ung der Bäckereiverordnung hat gestern etwa 3000
Bäckereiarbeiter zu einer Protestvecsammlung zusam-
mengeführt. Der Referent ermahnte bei dem^zu er-
wartenden Kampf, der vielleicht zu
einstellungen führen werde, nicht selbstständig vorzi
gehen, sondern sich stets an die Leiter der Organisa-
tion zu halten. Die Bäckereiarbeiter würden für eine
etwaige Einschränkung der Verordnung keinesfalls zu
haben sein und sich eventuell selbst Helsen. Ein Bäcker-
meister Rau mahnte zur Mäßigung. Auch der Abg.
Bebel nahm daS Wort und versicherte, daß die sozial-
demokratische Fraktion alles thun werde, um die Auf-
hebung der Verordnung, die den Arbeitern noch viel
zu wenig biete, zu verhindern. Folgende Resolution
wurde beschlossen:
„Dir Versammlung protestirt mit Entschiedenheit
gegen jeden Versuch, die BundeSrathSverordnung
zum Nachtheil der Arbeiter abzuändern. Sie for-
dert im Gegenthcil eine weitere Ausdehnung der
Schutzbestimmungeu zu Gunsten der Gesellen und
Lehrlinge. Die Versammlung bezeichnet eS al-
unwahr, daß der Maximalarbeitstag daS Gewerbe
schädigt, die Versammelten erklären es weiterhin
für nothwendig, daß zur zweckmäßigen Durchführ-
ung der Maximalarbeitstages sowie zur Besserung
der sanitären Zustände im Bäckergkwrrbe eine
spezielle Kontrolle gesetzlich eingeführl wird."
* Berlin, 20. Jan. Der Vorstand des Reichs-
tages hat sich veranlaßt gesehen, dem derzeitigen
Restaurateur des Hauses eine Subvention zu bewilli-
gen, behufs besserer Remuneriruug der Kellner, sowie
guter Verköstigung dieser und zahlreicher Diener, die
sich durch Umstände veranlaßt sehen, solche im Hause
zu suchen. Uebrigens'kündigte die ReichStagSverwal-
tung den bestehenden R-staurationSvertrag auf Grund
beiderseitiger Erklärungen sofort.
* Berlin, 20. Jan. In der Budgetkommission
des Reichstages sprach Dr. Lieber über die Zunahme
der Pensionirung der Offiziere. Der Kriegsminister
erwiderte, seit 10 Jahren sei innerhalb des Zugan-
ges der pensionirten Offiziere keine Erhöhung erfolgt.
WaS die Behauptung Bebels angeht, die Pensionir«
ungen erfolgten zu frühzeitig, erwidert der Kriegs-
minister, daß eine zu frühe Pensionirung nicht besteht.
Niemand, der ber dem Avancement übergangen sei.
sei gezwungen, abzugehen.
Meine Mutter war tief ergriffen! sie konnte nicht ant
Worten, sondern starrte vor sich bin, und nach einem Kusse
auf ihre Lippen, trat er vor seinen Vater hin und sprach:
.Ich weiß, was Du im Herzen denkst. Aber ich schwöre
Dir, Vater, daß ich unschuldig bin. Segne mich, Vater, —
segne Deinen einzigm Sohn zum letzten Mal."
Dara f legte ver Großvater seine zitternde Hand auf
die braunen Locken seines Sohnes.
.Mein Leben gäbe ich mit Freuden hin, wenn ich
wüßte, daß Du unschuldig wärest, sagte er mit bebender
Stimme. Aber trotzdem segne ich Dich, und Gott wolle
Dich ebenso segnen, wie ich, mein Sohn!"
Die Großmutter lag krank im Schlafzimmer. Auch zu
ihr ging mein Vater, kniete neben ihr nieder und fragte
mit von Thränen erstickter Stimme: „Glaubst Du, Mutter,
daß Dein Sohn schuldig ist?"
„Nein," antwortete sie schwach und legte segnend ihre
Hand auf seinen Scheitel.
Er küßte seine Schwester, — küßte Tante Debby, und
dann ging er hinaus. Dis Tante sah, wie er von außen
sein bleiches Antlitz gegen die Scheiden preßte, um noch
einen Blick auf sein junges Weib zu werfen, und dann
verschwand er. Zwar wartete man die ganze Nacht auf
seine Rückkehr; aber seit jener Stunde sah man ihn nicht
wieder. Ec fühlte, daß es rhm unmöglich war, ins Ge-
fängnis, zu gehen und daher ergriff er di- Flucht Mr.
Graham bezahlte seine verfallenen tausend Dollars und
er soll sich über die Entweichung seines Freundes sehr ge-
freut haben. Als ich noch ein Kind war, konnte ich die
ganze Angelegenheit nicht recht begreifen, und ich haßte
Mr. Graham sogar wegen seiner Z'ugnisses. Heute aller-
dings sage ich mir, daß er recht gethan. Ich habe gehört,
er habe damals Tante Mary, die Mutter Ellens, geliebt,
und sie sei auch ihm zugethan gewesen. Aber dies traurige
Eretgniß trennte beide von einander. Er ging nach New»
York und heirathete eine vornehme Dame, und sie wählte
ebenfalls einen Andern."
(Fortsetzung folgt.)
WMU MW, de» 22. Jamm 1897.
dienstbar gemacht werden kann. Je nachdem es mit
richtiger Auswahl des Verfahren- geschickt benutzt wirb,
regelt es den Kreislauf und die Bertheilung des Blu-
tes, die Wärmebilduug und den Stoffwechsel, und
beeinflußt Athmung und Nerven.
Die Wasserbehandlung ist über die Kinderjahre
hinaus, wo sie noch auf schwachen Beinen strauchelte
und nicht selten ebenso großen Schaden stiftete, als
Mißgriffe in der Arzneibehandlung. Eine geläuterte
Erfahrung und physiologische Einsicht haben sie stark
und sicher gemacht. Unzweifelhaft vermag das Wasser-
heilverfahren im Bunde mit der Diätetik in zahllosen
akuten und chronischen Krankheitsfällen Heilung zu
bringen oder den Gang der Heilung zu unterstützen.
Von Hydrvtheraphie versteht der junge Arzt, wenn
er die Universität verläßt, so gut wie nichts. Er
perkutirt und aSkultirt mit großer Sicherheit, er un-
terscheidet mit bewaffnetem Auge mindestens ein Du-
tzend Bakterien und kennt sich in der chem scheu Küchr
vortrefflich aus. Die Maximaldosen der gefährlichen
Akaloive sind ihm geläufig und die Morphiumspritze
begleitet ihn treu aus allen seinen Wegen; er ist
nicht nur grundgelehrt, es beseelt ihn auch ein heißer
Drang, zu kuriren und zu helfen.
Leider widerfährt dem Einen und Anderen bald
ein ärgerliches Mißgeschick, beschämt sieht er einen
unapprobirten Wafferdoktor eine glückliche Kur ver-
richten, die ihm nicht gelungen ist. Bestürzt, tief er-
schüttert in seinem Vertrauen zu der wissenschaftlichen
Heilkunst, zieht er inS Lager der rohen Empirie.
Hier klafft in der Schulung unserer Aerzte eine
breite Lücke, hier liegt die wirkliche Ursache ihrer
Schwäche in dem Wettbewerb um die Gunst des Pub-
likums mit den Laien, die vermöge angeborener Be-
gabung oder dazu abgerichtet sich die Erfahrungen im
Wafferheilvrrfahren erworben haben, und hier müßte
eine Revision der Siudienordnnng vor allen Dingen
der Hebel arischen. Zweifelsohne mit einiger Aussicht
auf Erfolg.