Pschlr Volksblatt.
tätlich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Pctitzeile oder deren Raum
^delb^r^ ö^l'lkÜll ÄklÜI« Pnv^nzeigen^sow^
H, monatlich 5V L, mit Trägerlohn, durch ' Rabattbewilligung.
Post bezogen viertelj, 1.60 franco. Expedition: Awiugerftrahe 7.
^9.ZmslU dm 27. Wn
Bestellungen
die katholische, unverrückbar auf dem Bode«
* CentrumS stehende Zeitung
.Pfälzer Bolksvlatt"
daS 2. Quartal 1897 von jedem Post-
. E und Briefträger, sowie von unserer Expedition
äegen genommen.
Das „Pfälzer Volksblatt" welches sich in
kurzen Zeit seines bisherigen Bestehens bereits
. EN unerwartet großen Leserkreis erworben hat,
K^Et durch die Post bezogen vierteljährlich mit Zu-
Enilngzgebjjhr 1.60 Mk. frei in- Hau- gebracht,
c.^>r machen noch besonders darauf aufmerksam,
r^.das »Pfälzer Volk-blatt" nicht bloß be-
. Mgte Wünsche hinsichtlich dcS politischen TheileS
1 ^ledigt, sondern daß rS durch das 8 seitigeUn-
^EhaltungSbl att(„Der Sonntagsbote"),
^überall großen Beifall findet, auch
N> BedÜrfniß nach Unterhaltung der Familie im
Ehesten Maaße eutgegenkommt.
2 Anfang Mai wird der Commer-Fahrplan der
E°kh. Bad. Bahnen jedem Abonnent kostenlos
^'L-geben.
. Unsere Freunde und Leser bitten wir, im Interesse
guten Sache, soweit e- dem Einzelnen möglich ist
E immer weitere Verbreitung unseres Blatter einzu-
lein"' IE mehr Leser eine Zeitung hat, desto
. ^iWfäbiger wird sie auch und desto mehr ist sie
bieten im Stande.
Probeblätter auf das CentrumSblatt
"Külzer Volks blatt" stehen jederzeit zur Verfügung.
Der Verlag des „Pfälzer Bolksblatt"
Huber.
Nach langen Jahren.
Drittes Kapitel.
L^ch^en mit einander hinab, sic in daS Zimmer
sich . ^wwiegervaterS, ich in mein eigenes Gemach, das
»»d^°» ein einen Ende eines langen Tanges befand. Am
iiinnsEN Ende waren die Küchenräume, das Dienstboten-
^li i/^ "^ zunächst der Küchenlhür führte die Hintertreppe-
Uve W^de herrschte in diesem Theile des Hauses
Er>aȀ>vliche St lle. Ein Lheil dec Dienerschast hatte
)ciw w.^/rhalten, auszugehen, und die Uebrigen waren
lillillkn »>.'ffEv. Ich freute mich der Ruhe, da ich einen
KM, an meine verheirathcte Schwester schreiben
h«tt°' ,Mche ich seit einer Reihe von Jahren nicht geseben
»en -in« wurde das tiefe Schweigen durch das Oeff-
bli>b Wr Thür urd ein fröhliches Lachen unterbrochen;
in Müder alles still, brs ich ganz nahe das Knistern
hillrvn°n meinte, als ob Wagenräder über einen Kiesweg
Ich lauschte: nichts regte sich und ich mußte
ÄtbkjisE Sinnestäuschung lächeln. Ruhig setzte ich meine
»en und war eben mitten in einem Briese an mei-
»er Ä^kannien kleinen Neffen, als der Drücker an mei-
»dd di, der größten Heftigkeit umgedreht wurde
»leich i,,,jdbrire auflog. In derselben erschien Mylady todten-
und mit einer blutenden Wunde an der Stirn. f
»leinen « Augenblick lang saß ich wie angewurzelt au
lu lebe« dann sprang ich empor und auf sie zu, um
Mr n- Ub zu bören, welch' ein Unfall ihr begegnet sei.
Men „iä>ob mich weg, schaute mich wie mit erloschenen
uud stieß mühsam die Worte hervor:
Waben.« baS — das hat nichts zu bedeuten — ich bin
^a°en D^bEr wo ist mein Kind geblieben, mein Gerald?
i Als ,1 Ar's, Hannah!"
red-n^^E io abgerissen und dem Anscheine nach stnn-
Äktzijl" Urte, ihr verstörte- Wesen sah, kam mir der
-u""ke, daß Sorge und Angst sie um den
.. „Erbracht hätten.
mir's, nur das sagen Sie mir, wo es
überholte sie fortwährend.
Der natürliche Gedanke war: der Anblick ihres Kindes
werde den Wahn heilen. Darum folgte ich ihr, die athem-
los wieder hinaus- und den Gang hinabeilte. Dann rief
ich ein Küchenmädchen an, welches in der Thür erschien
und ganz starr war über das Aussehen und Wesen ihrer
Gebieterin, und trug ihr leise auf, Mylady nicht zu ver-
lassen, während ich in's Kinderzim-ner rannte- Eine Lampe
brannte, durch einen Schirm verdeckt, auf dem Tische. In
einer Ecke stand daS Beuchen, aber -- leer! Ich holte die
Lampe herbei, kehrte alles Bettzeug um und um, suchte
neben und unter dem Bette — nichts. Auf einem Seffe!
lagen die Kleider des Kindes, nahe dabei verschiedene Spiel-
sachen, ein Ball, eine Pfeife, nur ein scharlachrotes Röck
chen, welches ich eine Stunde früher eben da bemerkt hatte,
fehlte. Hatte er sich verstrckt? Oder wohin konnte er sonst
gerathen sein? Da war keine Zeit zu langem Ueberlegen.
Ich eilte wieder zur Küche. Dort saß Mylady schluchzend
und nach ihrem Kinde rufend. Die Diener umstanden sie
wie sprachlos und erstarrt vor Schrecken, Niemand aber
schien mehr ergriffen zu sein, als ihre Kammerfrau, die
weiß war wie der Kalk an der Wand und an Händen
und Füßen zitterte. Ich richtete an Alle das Wort:
„Master Gerald ist nicht im Kinderzimmer, er muß
sich irgendwo versteckt haben und wir alle müssen uns
aufmachen, ihn zu suchen; aber vor Allem," fuhr ich zu
dem jungen Kindermädchen fort, welche- soeben dazukam
und mit offenem Munde und weit aufgeriffenen Augen die,
Gruppe betrachtete, „vor Allem, Jesfte, sagen Sie uns
wann Sie sich aus dem Kinderzimmer entfernt haben."
Sie war ein Mädchen aus dsmlDorfe, ich kannte sie
von Kindesbeinen an und konnte mich auf ihre Aussage
verlassen.
„Es ist keine Stunde her," antwortete sie und setzte
ängstlich hinzu: „Ist er denn nicht in seinem Bett? Er
schlief ganz fest als ich ging. Martha war nicht zu Hause,
sonst würde ich sie gebeten haben, inzwischen bei ihm zu
bleiben; aber er war in tiefem Schlaf und Mrs. Weston
war nebenan in Mylady's Ankleidezimmer."
*** Zu viel — ist zu viel.
In einer großartig angelegten Rede, die auf das
gesammte Haus starken Eindruck machte, hat Herr
Abgeordneter Dr. Bachem zu der Marinede-
batte in der RcichstagSsitzung vom 20. März klipp
und klar die Gründe dargelegt, welche daS Centrum
zur Verweigerung der bekannten Millionenforderungen
für neue Schiffsdauten bewogen haben. Mit wahrer
Befriedigung werden alle Centrumswähler die Mit-
theilung vernommen haben, zumal liberale Blätter in
fast beleidigender Weise noch mit einem Umfall des
CentrumS in letzter Minute, daS "anscheinend eine Art
„politischer Handelsgeschäfte" treiben möchte, gerechnet
haben. Die letztere Insinuation hat Herr Adgeordn.
Dr. Bachem in schneidiger Weise zurückgewiesen
und die je nach Bedarf vom Staatssekretär bald schlecht
und bald günstig geschilderte Finanzlage einer ver-
nichtenden Kritik unterzogen. DaS Schicksal der Vor-
lage ist ja bekannt, und das einmüthige Verhalten der
Centrumsfraktion möge die Herren vom grünen Tisch
auf lät gere Zeit abhalten, mit ihren die ungeheure
Schuldenlast noch mehr vergrößernden Vorlagen für
Marinezwecke zu kommen, während für dringend nö-
thige andere, dem Volke auch wirklich zu gut kommende
Institutionen kein Geld da ist und das Beamtenheer
sehnsüchtig stets auf Gehaltsaufbesserungen hofft.
„Zuviel — ist zu viel", sprach Herr Dr. Bachem
und schloß seine hochinteressante Rede mit den Wor-
ten : „M itSchaudern nur kann man an
diejenigen denken, die für die Deckung
dieser Ausgaben sorgen sollen." — Nun,
welcher Klasse hätte man später die neuen Steuerlasten
aufgehalst? Etwa der besitzenden Klasse, den Groß-
grund und Fideikommißbesitzern, den Großkapitalisten?
Den oberen Zehntausend ? — Nein, dem Mittelstand,
dem kleinen Mann hätte man irgend eine neue Steuer-
form auflegen müssen, mit der sich daS Genie des
Herrn Finanzministers Miquel oder eines Nachfolger-
noch hätte zu beschäftigen gehabt. Als ob der Mit^
telstand bei der gegenwärtigen, allgemein ungünstigen
Geschäftslage nicht genug darnieder läge, von der
wirklich „nothleidenden" Landwirthschaft ganz abge-
sehen. Und wenn auch unsere Nachkommen erst mit
dem Danaergeschenk beglückt worden wären, mit Recht
verwahrt sich HerrDr.Bachem, wenn er sagt: „Wir
haben für unsere Wehrkraft aufzukom-
men; unsere Enkel werden doch auch für
ihre LandeSvertheidigung zu sorgen
haben." Mit wahrer Befriedigung muß es jeden
CentrumSwiihler erfüllen, daß die Partei, die bei der
Abstimmung daS Zünglein an der Waage bildete, sich
nicht als „Jasageautomat" aufgespicü hat, sondern die
wahren Interessen des Volkes, de« Mittelstandes so-
wohl, wie der Landwirthschaft vertretend, unabhängig
von „oben", mit einem energischen Veto gegen alle
„uferlosen Flottenpläne", gegen alle und jede Aben-
tcur-rpolitik, die gar zu leicht zum Schaden des deut-
schen Reiches gereichen kann, gewendet hat, unbeküm-
mert um deu unter großer Unruhe der Hauses von
dem bekannten „König Stumm" gemachten Vorwurf,
die Debatte erinnere ihn lebhaft an die Versteigerung
der ersten deutschen Flotte unter Hannibal Fischer. (!)
Unbekümmert ferner um eine Verstimmung in
gewissen Kreisen, doch es blieb den CsntrumS-
abgeordneten keine andere Wahl, denn eS fehlte ihnen
die Ueberzeugun g und der ganze außergewöhn-
liche Apparat von Rednern aus dem Ministerium,
sowie von der „nothleidenden" Rechten, die stets zu
bewilligen bereit ist, aber „nie die Constquenzeu aus
der Nothlage zieht", wie Dr. Bachem sagte, der ge-
sammte Apparat versagte seine Wirkung, und der
„Thurm des CentrumS" blieb fest und wankte nicht.
Umsonst sattelte Herr von Marschall, als er in die
Arena des Redekampss hinaus ritt, sein bestes Roß; er
ließ es nicht an Verbeugungen vor dem Ceutrum fehlen,
ja sogar der „chinesische Missionär" mußte
aus dec Versenkung aufmarschieren, als ob mit Ka-
nonenbooten in den chinesischen Gewässern den katho-
lischen Missionären geholfen wäre, während man zu
Hause dem Häuflein Jesuiten die Thären verschließt
und ohne sachlichen Grund den katholischen Staats-
bürgern das Recht auf Zulassung derselben versagt.
„Zu viel ist zu viel." DaS Centrum hat
durch seine sonst entgegenkommende Stellung, wenn
es von der Dringlichkeit überzeugt "war, bei
Militär- und Marinevorlagen der Regierung öfter-
zum Sieg Verholfen, besonders wenn es galt, die
Wehrkraft des deutschen Reiches auch in richtiger
Weise zu stärken. Bei dieser neuen Forderung von
großer Tragweite hat es einem großen Theil
des deutschen Volkes und wohl der Mehrheit
aus dem Herzen gesprochen, wenn -S mit „Nein"
gestimmt hat und das mit dem wohlbegründeten:
„Zu viel — ist zu viel."
„Ich blieb nicht dort," unterbrach die Kammerfrau sie
in unaewöhnlich gererztem Tone, „ich war nur einige Mi-
nuten dort und konnte nicht auf daS Kind achten."
Die Kindsmagd sah mich ganz verzweifelt an und
schluchzte: „Ich hätte ihn nicht allein lassen sollen, aber
wie konnte ich denken, daß er sich entfernen würde? O,
mein Gott, wenn etwas mit ihm geschehen ist- . ."
Ich gab ihr ein Zeichen, zu schweigen, denn Mylady
war nicht in der Verfassung, dergleichen Reden anzuhören.
Sie lehnte am Tische, das Gesicht in den Händen verbor-
gen, und fiöhnte von Zeit zu Zeit. Ich trat an sie heran,
und als ich sie berührte, überlief ein Schauder ihren gan-
zen Leib.
„Liebe gnädige Frau," sagte ich, „wir werden ihn fin-
den, hoffe ich, wir werden Alle nach ihm spähen "
Im nächsten Augenblicke waren alle über daS ganze
Haus zerstreut, jedes Zimmer, jeder Gang, jeder Winkel
wurde durchsucht, überall der Name gerufen; ich selbst
folgte auf Schritt und Tritt meiner Gebieterin; denn die
schwerste Sorge um sie erfüllte mein Herz. Wohl war ich
fest überzeugt, daß wir im nächsten Augenblick den Knaben
entdecken würden: aber wer konnte wissen, wie sie die
Freude nach solchem Schreck und Gram ertragen werde?
Aber Minute auf Minute verging, alle Gemächer waren
durchforscht, hinter alle Kästen und Schränke war gespäht,
und keine Spur. Nur an einem Octe waren wir noch nicht
gewesen, im Zimmer des Großvaters: es lag abgesondert
von den übrigen, und wir hatten es vermieden, den alten
Mann zu beunruhigen; allein nun blieb nichts Anderes
übrig. Wir gingen hinein, Mr. Ravensbourne lag in ruhi-
gem Schlafe da, und Niemand außer ihm war im Zimmer.
Das Geräusch weckte ihn, er fuhr im Bette auf und fragte
nach der Veranlassung. Mylady ließ sich von mir an sein
Lager führen und ich mußte Alles erzählen. Ec erwiderte
kein Wort, sondern streckte nur die Arme aus und zog seine
Schwiegertochter an sich. Und nun erst wu de ihr die Er-
leichterung heißer Thränen.
Der alte Herr sagte zu mir: „Suchen Sie weiter mit
den Uebrigen, ich will schon für sie sorgen."
(Fortsetzung folgt.)
tätlich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Pctitzeile oder deren Raum
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Post bezogen viertelj, 1.60 franco. Expedition: Awiugerftrahe 7.
^9.ZmslU dm 27. Wn
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die katholische, unverrückbar auf dem Bode«
* CentrumS stehende Zeitung
.Pfälzer Bolksvlatt"
daS 2. Quartal 1897 von jedem Post-
. E und Briefträger, sowie von unserer Expedition
äegen genommen.
Das „Pfälzer Volksblatt" welches sich in
kurzen Zeit seines bisherigen Bestehens bereits
. EN unerwartet großen Leserkreis erworben hat,
K^Et durch die Post bezogen vierteljährlich mit Zu-
Enilngzgebjjhr 1.60 Mk. frei in- Hau- gebracht,
c.^>r machen noch besonders darauf aufmerksam,
r^.das »Pfälzer Volk-blatt" nicht bloß be-
. Mgte Wünsche hinsichtlich dcS politischen TheileS
1 ^ledigt, sondern daß rS durch das 8 seitigeUn-
^EhaltungSbl att(„Der Sonntagsbote"),
^überall großen Beifall findet, auch
N> BedÜrfniß nach Unterhaltung der Familie im
Ehesten Maaße eutgegenkommt.
2 Anfang Mai wird der Commer-Fahrplan der
E°kh. Bad. Bahnen jedem Abonnent kostenlos
^'L-geben.
. Unsere Freunde und Leser bitten wir, im Interesse
guten Sache, soweit e- dem Einzelnen möglich ist
E immer weitere Verbreitung unseres Blatter einzu-
lein"' IE mehr Leser eine Zeitung hat, desto
. ^iWfäbiger wird sie auch und desto mehr ist sie
bieten im Stande.
Probeblätter auf das CentrumSblatt
"Külzer Volks blatt" stehen jederzeit zur Verfügung.
Der Verlag des „Pfälzer Bolksblatt"
Huber.
Nach langen Jahren.
Drittes Kapitel.
L^ch^en mit einander hinab, sic in daS Zimmer
sich . ^wwiegervaterS, ich in mein eigenes Gemach, das
»»d^°» ein einen Ende eines langen Tanges befand. Am
iiinnsEN Ende waren die Küchenräume, das Dienstboten-
^li i/^ "^ zunächst der Küchenlhür führte die Hintertreppe-
Uve W^de herrschte in diesem Theile des Hauses
Er>aȀ>vliche St lle. Ein Lheil dec Dienerschast hatte
)ciw w.^/rhalten, auszugehen, und die Uebrigen waren
lillillkn »>.'ffEv. Ich freute mich der Ruhe, da ich einen
KM, an meine verheirathcte Schwester schreiben
h«tt°' ,Mche ich seit einer Reihe von Jahren nicht geseben
»en -in« wurde das tiefe Schweigen durch das Oeff-
bli>b Wr Thür urd ein fröhliches Lachen unterbrochen;
in Müder alles still, brs ich ganz nahe das Knistern
hillrvn°n meinte, als ob Wagenräder über einen Kiesweg
Ich lauschte: nichts regte sich und ich mußte
ÄtbkjisE Sinnestäuschung lächeln. Ruhig setzte ich meine
»en und war eben mitten in einem Briese an mei-
»er Ä^kannien kleinen Neffen, als der Drücker an mei-
»dd di, der größten Heftigkeit umgedreht wurde
»leich i,,,jdbrire auflog. In derselben erschien Mylady todten-
und mit einer blutenden Wunde an der Stirn. f
»leinen « Augenblick lang saß ich wie angewurzelt au
lu lebe« dann sprang ich empor und auf sie zu, um
Mr n- Ub zu bören, welch' ein Unfall ihr begegnet sei.
Men „iä>ob mich weg, schaute mich wie mit erloschenen
uud stieß mühsam die Worte hervor:
Waben.« baS — das hat nichts zu bedeuten — ich bin
^a°en D^bEr wo ist mein Kind geblieben, mein Gerald?
i Als ,1 Ar's, Hannah!"
red-n^^E io abgerissen und dem Anscheine nach stnn-
Äktzijl" Urte, ihr verstörte- Wesen sah, kam mir der
-u""ke, daß Sorge und Angst sie um den
.. „Erbracht hätten.
mir's, nur das sagen Sie mir, wo es
überholte sie fortwährend.
Der natürliche Gedanke war: der Anblick ihres Kindes
werde den Wahn heilen. Darum folgte ich ihr, die athem-
los wieder hinaus- und den Gang hinabeilte. Dann rief
ich ein Küchenmädchen an, welches in der Thür erschien
und ganz starr war über das Aussehen und Wesen ihrer
Gebieterin, und trug ihr leise auf, Mylady nicht zu ver-
lassen, während ich in's Kinderzim-ner rannte- Eine Lampe
brannte, durch einen Schirm verdeckt, auf dem Tische. In
einer Ecke stand daS Beuchen, aber -- leer! Ich holte die
Lampe herbei, kehrte alles Bettzeug um und um, suchte
neben und unter dem Bette — nichts. Auf einem Seffe!
lagen die Kleider des Kindes, nahe dabei verschiedene Spiel-
sachen, ein Ball, eine Pfeife, nur ein scharlachrotes Röck
chen, welches ich eine Stunde früher eben da bemerkt hatte,
fehlte. Hatte er sich verstrckt? Oder wohin konnte er sonst
gerathen sein? Da war keine Zeit zu langem Ueberlegen.
Ich eilte wieder zur Küche. Dort saß Mylady schluchzend
und nach ihrem Kinde rufend. Die Diener umstanden sie
wie sprachlos und erstarrt vor Schrecken, Niemand aber
schien mehr ergriffen zu sein, als ihre Kammerfrau, die
weiß war wie der Kalk an der Wand und an Händen
und Füßen zitterte. Ich richtete an Alle das Wort:
„Master Gerald ist nicht im Kinderzimmer, er muß
sich irgendwo versteckt haben und wir alle müssen uns
aufmachen, ihn zu suchen; aber vor Allem," fuhr ich zu
dem jungen Kindermädchen fort, welche- soeben dazukam
und mit offenem Munde und weit aufgeriffenen Augen die,
Gruppe betrachtete, „vor Allem, Jesfte, sagen Sie uns
wann Sie sich aus dem Kinderzimmer entfernt haben."
Sie war ein Mädchen aus dsmlDorfe, ich kannte sie
von Kindesbeinen an und konnte mich auf ihre Aussage
verlassen.
„Es ist keine Stunde her," antwortete sie und setzte
ängstlich hinzu: „Ist er denn nicht in seinem Bett? Er
schlief ganz fest als ich ging. Martha war nicht zu Hause,
sonst würde ich sie gebeten haben, inzwischen bei ihm zu
bleiben; aber er war in tiefem Schlaf und Mrs. Weston
war nebenan in Mylady's Ankleidezimmer."
*** Zu viel — ist zu viel.
In einer großartig angelegten Rede, die auf das
gesammte Haus starken Eindruck machte, hat Herr
Abgeordneter Dr. Bachem zu der Marinede-
batte in der RcichstagSsitzung vom 20. März klipp
und klar die Gründe dargelegt, welche daS Centrum
zur Verweigerung der bekannten Millionenforderungen
für neue Schiffsdauten bewogen haben. Mit wahrer
Befriedigung werden alle Centrumswähler die Mit-
theilung vernommen haben, zumal liberale Blätter in
fast beleidigender Weise noch mit einem Umfall des
CentrumS in letzter Minute, daS "anscheinend eine Art
„politischer Handelsgeschäfte" treiben möchte, gerechnet
haben. Die letztere Insinuation hat Herr Adgeordn.
Dr. Bachem in schneidiger Weise zurückgewiesen
und die je nach Bedarf vom Staatssekretär bald schlecht
und bald günstig geschilderte Finanzlage einer ver-
nichtenden Kritik unterzogen. DaS Schicksal der Vor-
lage ist ja bekannt, und das einmüthige Verhalten der
Centrumsfraktion möge die Herren vom grünen Tisch
auf lät gere Zeit abhalten, mit ihren die ungeheure
Schuldenlast noch mehr vergrößernden Vorlagen für
Marinezwecke zu kommen, während für dringend nö-
thige andere, dem Volke auch wirklich zu gut kommende
Institutionen kein Geld da ist und das Beamtenheer
sehnsüchtig stets auf Gehaltsaufbesserungen hofft.
„Zuviel — ist zu viel", sprach Herr Dr. Bachem
und schloß seine hochinteressante Rede mit den Wor-
ten : „M itSchaudern nur kann man an
diejenigen denken, die für die Deckung
dieser Ausgaben sorgen sollen." — Nun,
welcher Klasse hätte man später die neuen Steuerlasten
aufgehalst? Etwa der besitzenden Klasse, den Groß-
grund und Fideikommißbesitzern, den Großkapitalisten?
Den oberen Zehntausend ? — Nein, dem Mittelstand,
dem kleinen Mann hätte man irgend eine neue Steuer-
form auflegen müssen, mit der sich daS Genie des
Herrn Finanzministers Miquel oder eines Nachfolger-
noch hätte zu beschäftigen gehabt. Als ob der Mit^
telstand bei der gegenwärtigen, allgemein ungünstigen
Geschäftslage nicht genug darnieder läge, von der
wirklich „nothleidenden" Landwirthschaft ganz abge-
sehen. Und wenn auch unsere Nachkommen erst mit
dem Danaergeschenk beglückt worden wären, mit Recht
verwahrt sich HerrDr.Bachem, wenn er sagt: „Wir
haben für unsere Wehrkraft aufzukom-
men; unsere Enkel werden doch auch für
ihre LandeSvertheidigung zu sorgen
haben." Mit wahrer Befriedigung muß es jeden
CentrumSwiihler erfüllen, daß die Partei, die bei der
Abstimmung daS Zünglein an der Waage bildete, sich
nicht als „Jasageautomat" aufgespicü hat, sondern die
wahren Interessen des Volkes, de« Mittelstandes so-
wohl, wie der Landwirthschaft vertretend, unabhängig
von „oben", mit einem energischen Veto gegen alle
„uferlosen Flottenpläne", gegen alle und jede Aben-
tcur-rpolitik, die gar zu leicht zum Schaden des deut-
schen Reiches gereichen kann, gewendet hat, unbeküm-
mert um deu unter großer Unruhe der Hauses von
dem bekannten „König Stumm" gemachten Vorwurf,
die Debatte erinnere ihn lebhaft an die Versteigerung
der ersten deutschen Flotte unter Hannibal Fischer. (!)
Unbekümmert ferner um eine Verstimmung in
gewissen Kreisen, doch es blieb den CsntrumS-
abgeordneten keine andere Wahl, denn eS fehlte ihnen
die Ueberzeugun g und der ganze außergewöhn-
liche Apparat von Rednern aus dem Ministerium,
sowie von der „nothleidenden" Rechten, die stets zu
bewilligen bereit ist, aber „nie die Constquenzeu aus
der Nothlage zieht", wie Dr. Bachem sagte, der ge-
sammte Apparat versagte seine Wirkung, und der
„Thurm des CentrumS" blieb fest und wankte nicht.
Umsonst sattelte Herr von Marschall, als er in die
Arena des Redekampss hinaus ritt, sein bestes Roß; er
ließ es nicht an Verbeugungen vor dem Ceutrum fehlen,
ja sogar der „chinesische Missionär" mußte
aus dec Versenkung aufmarschieren, als ob mit Ka-
nonenbooten in den chinesischen Gewässern den katho-
lischen Missionären geholfen wäre, während man zu
Hause dem Häuflein Jesuiten die Thären verschließt
und ohne sachlichen Grund den katholischen Staats-
bürgern das Recht auf Zulassung derselben versagt.
„Zu viel ist zu viel." DaS Centrum hat
durch seine sonst entgegenkommende Stellung, wenn
es von der Dringlichkeit überzeugt "war, bei
Militär- und Marinevorlagen der Regierung öfter-
zum Sieg Verholfen, besonders wenn es galt, die
Wehrkraft des deutschen Reiches auch in richtiger
Weise zu stärken. Bei dieser neuen Forderung von
großer Tragweite hat es einem großen Theil
des deutschen Volkes und wohl der Mehrheit
aus dem Herzen gesprochen, wenn -S mit „Nein"
gestimmt hat und das mit dem wohlbegründeten:
„Zu viel — ist zu viel."
„Ich blieb nicht dort," unterbrach die Kammerfrau sie
in unaewöhnlich gererztem Tone, „ich war nur einige Mi-
nuten dort und konnte nicht auf daS Kind achten."
Die Kindsmagd sah mich ganz verzweifelt an und
schluchzte: „Ich hätte ihn nicht allein lassen sollen, aber
wie konnte ich denken, daß er sich entfernen würde? O,
mein Gott, wenn etwas mit ihm geschehen ist- . ."
Ich gab ihr ein Zeichen, zu schweigen, denn Mylady
war nicht in der Verfassung, dergleichen Reden anzuhören.
Sie lehnte am Tische, das Gesicht in den Händen verbor-
gen, und fiöhnte von Zeit zu Zeit. Ich trat an sie heran,
und als ich sie berührte, überlief ein Schauder ihren gan-
zen Leib.
„Liebe gnädige Frau," sagte ich, „wir werden ihn fin-
den, hoffe ich, wir werden Alle nach ihm spähen "
Im nächsten Augenblicke waren alle über daS ganze
Haus zerstreut, jedes Zimmer, jeder Gang, jeder Winkel
wurde durchsucht, überall der Name gerufen; ich selbst
folgte auf Schritt und Tritt meiner Gebieterin; denn die
schwerste Sorge um sie erfüllte mein Herz. Wohl war ich
fest überzeugt, daß wir im nächsten Augenblick den Knaben
entdecken würden: aber wer konnte wissen, wie sie die
Freude nach solchem Schreck und Gram ertragen werde?
Aber Minute auf Minute verging, alle Gemächer waren
durchforscht, hinter alle Kästen und Schränke war gespäht,
und keine Spur. Nur an einem Octe waren wir noch nicht
gewesen, im Zimmer des Großvaters: es lag abgesondert
von den übrigen, und wir hatten es vermieden, den alten
Mann zu beunruhigen; allein nun blieb nichts Anderes
übrig. Wir gingen hinein, Mr. Ravensbourne lag in ruhi-
gem Schlafe da, und Niemand außer ihm war im Zimmer.
Das Geräusch weckte ihn, er fuhr im Bette auf und fragte
nach der Veranlassung. Mylady ließ sich von mir an sein
Lager führen und ich mußte Alles erzählen. Ec erwiderte
kein Wort, sondern streckte nur die Arme aus und zog seine
Schwiegertochter an sich. Und nun erst wu de ihr die Er-
leichterung heißer Thränen.
Der alte Herr sagte zu mir: „Suchen Sie weiter mit
den Uebrigen, ich will schon für sie sorgen."
(Fortsetzung folgt.)