Pscher Volksblatt
Welberg, DIeiislU, dm 23. Wrz 1897.
Verantwortlicher Redakteuri:
Joseph Huber in Heidelberg.
L.
hmA^Ireude über das Ereigniß war allgemein. Wir
dkIckn,,-WkS mit Kränzen und Laubgewinden und Flaggen
'» d«! Glocken läuteten, die ganze Dienerschaft »ar
den "rhalle ausgestellt und der alte Herr eilte ruhelos
tM°"nem Ort zum andern. Als wir endlich die Räder
sprang er wie ein Jüngling die Stufen
Nw kr» " stand da, sein weißes Haar im Winde flatternd,
'k neue Tochter auS dem Wagen zu heben.
dich kund Sohn führten sie herein. In der Halle
sichV °r alte Herr eine Begrüßungsrede an sie und wandte
r,n d-s uns, um uns Gehorsam gegen die neue Her-
über A, Hauses anzuempfehlen. Sie trug einen Schleier,
Welch'.Mud er sprach, schlug sie denselben zurück, und
tzxj .»,'u "ebes, brühendes Gesicht lächelte uns entgegen l
wie . s^er Jugend — sie war erst neunzehn Jahre alt,
Errsj — hMe sie doch so viel natürliche Würde und
Sriff -z e.uur irgend einer F,au ziemt, und uns alle er-
i>vM„b'Lls sie ungekünstelt und mit der sanftester!, klang-
-k ibr.Armme sagte, sie hoffe Kraft genug zu besitzen,
Rn, Pflicht zu thun, und Allen erne gute Herrin zu
lü>yj?A waren Sorge und Verdruß von dem alten Herrn
Ulw, Edgar sah noch einmal so frisch und fröhlich
»wenn er mit seiner jungen Frau ausging, ritt oder
Nach langen Jahren.
sch,jA° gingen Jahre hin, und der alte Herr gab endlich
H'«war den Lieblingsgedanken auf. Aber er seufzte oft
au " die leeren Räume durchschritt, oder das Bild
»er verstorbenen Lady betrachtete.
-»„.Ar junge Herr war schon nabe an die Dreißiger her-
Mwen, RS sich plötzlich die Nachricht verbreitete, er
lkni!. Lachen, und das Gerücht wurde durch das strah-
bez R^Kcht des Vaters beglaubigt. Während der Zeit
den» ?MstandeS war Edgar nur selten in Ravensbourne,
tzxl, Ule Dame wohnte weit im Norden, wo er sie bei
batte AEit eines Jagdbesuchs kennen und lieben gelernt
An. hohen Sommer fand die Hochzeit statt uud er
ne heim.
Deutscher Reichstag
Berlin, 19. März.
(Schluß).
Abg. von Benigsen (natl.) fortfahrend: Die Be-
willigungen deS diesjährigen Etats würden den Reichs-
tag für den nächsten Etat in keiner Weise binden.
Freilich würde meine Partei die schwersten Bedenken
tragen, wenn etwa für Deutschland eine Marine
ersten Ranges oder auch eine solche wie die Frank,
reich- geschaffen werden sollte. Wir müssen ein
Landheer allerersten Ranges haben, das jedem einzel-
nen anderen Heere überlegen ist. Wir brauchen aber
eine Marine zweiten Ranges. Diese ist für uns
nicht nur eine Nothwevdigkeit, sondern auch eine Wohl-
that. Die Finanzlage ist thatsächlich eine außerordent-
lich günstige. Der Schutz der Küsten und des Han-
dels verlangt dringend eine Vermehrung der Flotte.
Die Ablehnung der Forderungen würde zur Hebung
des Ansehens des Parlamentarismus, das ohnehin
im Sinken begriffen ist, nicht beitragen. Die Marine-
vorlage als Wahlparole bei einer etwaigen Reichs-
tagsauflösung zu benutzen, wäre nicht glücklich. Red-
ner hofft auf eine Verständigung zwischen dem Hause
und der Regierung. (Beifall.)
Der P:äfident theilt mit, daß ein Antrag auf
namentliche Abstimmung über Titel 15 (Kreuzer d.)
von Karbol ff eingegangen ist.
Abg. Richter (fr. Vp.): Seitens der Mehrheit--
Parteien, namentlich seitens des Centrums ist keinerlei
Agitation getrieben worden von den Marineschwärmern
und von den sogenannten nationalen Parteien. Die
Absicht der Ablehnung ist seflevs deS Centrums schon
vor dem Bekauntwerden der Marinepläne vorhanden
gewesen und dadurch nur befestigt worden. Ich kenne
Herrn von Benigsen schon lange; das ist dieselbe
Schablone, wie gegenüber der Militärvorlage, daß
man sich der Regierung fügen müsse in solchen tech-
nischen Fragen. (Widerspruch bei den National-
liberalen.) Die ReffortS müssen sich unterordnen
den allgemeinen Interessen und es muß ein er-
trägliches Maß der Steuerbelastung bestehen, unbeein-
flußt von dem Rl ssortpatriotismus. Herr v. Benigsen
leugnet damit nicht bloß dos Ansehen deS Parlaments,
sondern er bestreitet auch dessen Berechtigung. Herr v.
Bennigsen ist es gewesen, der das Ansehen deS Parla-
ments durch Nachgiebigkeit herabgesetzt hat: daß man
im Volke sagt: Was nützt der Parlamentarismus
es wird ja doch alles bewilligt! (Sehr richtig links.)
War ihm an sachlichen Gründen fehlt, hat Herr v.
Kardorff durch Polemik gegen die Parteien zu ersetzen
versucht! Wo haben die Männer von der Linken
in der Opferwilligkeit 1870 den anderen Parteien
etwas nachgegeben? In Preußen ist die Marine von
keiner Partei so gestärkt und gestützt worden gegenüber
der Kargheit der Regierung selbst, als von uns. Herr v.
Stosch hat niemals mit uns zu kämpfen gehabt. 'Freilich
hielt sich die Marine damals in einem mäßigen Um-
fange. Wie hat sich das verändert seit 1888! Die
Anforderungen werden auf das Siebenfache gesteigert!
Das erklärt sich nicht daraus, daß die Schiffe kostspieliger
geworden sind, sondern aus der anderen Vorstellung,
die höheren Orts über die Marine geltend gemacht
worden ist. In 8 Jahren des neuen Regiments hat
man 250 Millionen gebraucht ; jetzt soll die Steiger-
ung von 31 auf durchschnittlich 60 bis 70 Millionen
Mark jährlich erfolgen. Wir erfüllen nur die ein-
fachste parlamentarische Pflicht, wenn wir die subjek-
tive Anschauung über die Bedeutung der Marine
etwas herabmäßigen. Darin liegt die Bedeutung der
Flottenpläne, daß sie wie ein Scheinwerfer die Situ-
ation geklärt haben. Es wäre Blindkuhspielrn, wenn
man so thut, als wenn das Zukünftige nicht vorhan-
den wäre. Die Pläne gehen nur bis 1901, es ergibt
sich aber, daß, wenn alles Geforderte bewilligt wird,
auch dann noch Kreuzer und Panzer fehlen würden.
Wir sehen auch dann noch keine Ufer für die weiteren
Forderungen. Es sind nur die ersten Gläser deS
reinen W-inS eingeschenkt worden, der Rest ist aber
zurückbehalten worden. Herr v. Benningsen steht schon
auf dem Standpunkt, daß unsere Flotte Schlachten
liefern muß. Das mache uns bundeSfähig, unser
Bündniß umfaßt aber schon 4 Millionen Landsolda-
ten. Was hier für ein Jahr gefordert ist, ist mehr
als das, was Oesterreich-Ungarn und Italien zu-
sammen für die Marine auSgrben uud mehr, als Ruß-
land für seine Flotte ausgiebt. Die Sparsamkeit, die
im kleinen Staate Preußen die Finanzen vor Schä-
digungen bewahrte, suchen wir jetzt vergeblich. Seit
dem Regierungsantritt deS jetzigen Monarchen sind
für 287 Millionen Mark neue moderne Schiffe gebaut
worden; kann man da von einer schwachen Flotte
sprechen? Sind denn die überkommenen Schiffe nur
werth, in den Grund gebohrt zu werden? Haben
wir nicht die Reparaturen für die Sachsenklasse be-
zahlt? Wir haben eine große Flotte, wie nie in
Deutschland, die allen modernen technischen Anforder-
ungen entspricht. Wenn wir unsere Flotte der fran-
zösischen gleichmachen, dann würde der Reichskanzler
immer noch sagen können, der englischen gegenüber
Beobachterin und schon nach zwei Tagen bemerkte ich selbst
den Blick, von welchem Mylady gesprochen vatts. Der
junge Herr war im Begriffe auszureiten und stand im
Gespräch mit seiner Frau auf den Stufen vor dem Hause,
den Zügel des Pferdes um seinen Arm geschlungen; m
dem Augenblick ging Master Jasper vorüber, führte nut
seinem Stock einen scharfen Hieb nach dem Pferde und
eilte weiter, während das erschrockene Thier sich losriß
und die Dorfstraße binabgallopirte. Herr Edgar rief einem
Stallknecht zu, das Pferd einzufangen, lief dann hinter
seinem Bruder her, versetzte ihm eins mit der Reitpeitsche
und fragte entrüstet, wie er sich an dem Thiere vergreifen
könne? Der junge Mensch sagte nichts, sondern antwortete
nur mit einem Blicke, so finster, so voll Haß, daß ich, die
ich ganz in der Nähe stand, denselben nie wieder vergessen
habe. Zwei Minuten später wandte sich der ältere Bruder
Wieder zu ihm, sprach sein Bedauern aus, daß er sich habe
vom Zorn dermaßen hinreißen lassen, und reichte ihm
die Hand hin. Aber der Jüngere schob sie schweigend weg.
Später hörte ich den alten Herrn zu seiner Schwieger-
tochter sagen: „Ich wünsche nicht, daß Ihr jemals dem
Jasper in die Hände gegeben würdet."
Worauf sie erwiderte: „Und ich hoffe, daß es nie
geschieht." Noch an demselben Abende rief der alte Herr
ven jungen Burschen in sein Zimmer, und sie waren zwei
Stunden mit einander eingeschlossen. Am nächsten Morgen
hörten wir, daß der Letztere auf seinen eigenen Wunsch
nach Frankreich znrückk ehren werde.
Nun herrschte wieder Friede zu Ravensbourne. Und
als fünf Jahre später ein Sohn und Erbe geboren wurde»
schien die Schale d:s Glücks für die Familie bis zum
Rande gefüllt zu sein. Sie mochten wohl die Hoffnung
schon aufgegeben haben; aber ich wußte wohl, daß Mylady,
ob sie auch bemüht war, durch keine Miene ihren Kummer,
zu verrathen, es als ein schweres Unglück empfunden hatte
kein Kind zu besitzen, und nun es da war, hatte ihre
Freude keine Grenzen. W r hörten sie singen und lachen,
wo sie nur ging oder stand, im Hauie, oder im Park;.ihr
Gang war schwebend, ihr Blick strahlend von Morgen bis
Ai«t täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
ZKLWN Crqan für Makrlmi, Fnikett <K «M
Mer« monatlich SV H mit Trägerlohn, durch « k ' Rabattbewrllrgung.
L? Post bezogen Viertels. Ft 1.60 franco. Expedition: Zwingerstraße T^
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingerstraße 7.
fuhr. Oft begleitete sie auch den alten Herrn zu Pferde
oder Wagen. Ueber das ganze Haus schien ein neues, rosi-
ges Licht aufgegangen zu sein.
Zwei Jahre mochten die jungen Leute verheirathet
sein, als Master Jasper, der jüngere Sohn, zum ersten
Male nach England kam. Sein Vater hatte ihn zwei Mal
in Frankreich besucht, hina aber augenscheinlich nicht sehr
an ihm, und als er nach Ravensbourne kam, wurde auch
nicht viel Notiz von ihm genommen. Er war ein hoch auf-
geschossener Bui sche von sechszehn Jahren, mit aschfarbenem
Gesicht, hatte etwas Verstecktes im Blicke und sprach das
Englische mit einem fremdartigen Accent, welcher uns nicht
angenehm klang. Aber ungeachtet seiner nicht gewinnenden
Erscheinung und eines scheuen Wesens konnte ich ihn doch
nicht ohne Mitleid betrachten: er stand so vereinsamt, so
fremd zwischen den Personen, welche durch gegenseitige
Liebe so innig verbunden waren.
Die junge Frau bot freilich ihre ganze Liebenswürdig-
keit auf, um ihn mehr in den Kreis der Familie zu ziehen,
aber er wich ihr förmlich aus und schweifte Tage lang
allein in Wäldern und Feldern umher. Einmal, als ich
das lange, schöne Haar meiner Herrin ordnete, denn sie
hatte mich zu ihrer Kammerfrau gemacht, sahen wir Mas-
ter Jasper in den Park gehen. Sie folgte ihm mit den
Blicken, bis er verschwunden war, und sagte dann seufzend:
„Ich könnte den Knaben recht lieb haben, wenn er
nicht einen solchen Haß gegen meinen Gatten hegte."
„Haß gegen unseren jungen Herrn?" rief ich entsetzt
aus. „Ach ja," autwortete sie betrübt. „Ich habe ihn oft
beobachtet, wenn er sich ungesehen glaubte, und habe den
Haß in seinen Zügen gesehen. O, ich wünsche, er wäre
nicht hier."
„Aber sein Vater würde ihn ja sofort wieder weg-
schicken, wenn Sie nur ein Wort äußerten, Mylady," sagte
ich. „Nein, nein," entgegnete sie mit einer gewissen Heftig-
keit. „Das kann ich nicht thun, es wäre unrecht von mir.
Hier ist der Platz, der ihm gebührt, und ich muß lernen,
es zu ertragen."
Seitdem wurde ich natürlich auch eine aufmerksamere
Bestellungen
die katholische, unverrückbar auf dem Boden des
EUtrumS stehende Zeitung
-Pfalzer Bottsblatt"
Werden für das 2. Quartal 1897 von jedem Post-
,^E Und Briefträger, sowie von unserer Expedition
^gengenommen.
. Das „Pfälzer Volksblatt" welches sich in
? kurzen Zeit seines bisherigen Bestehens bereits
. EU unerwartet großen Leserkreis erworben hat,
. >ut durch die Post bezogen vierteljährlich mit Zu-
E"ungSgebjjhr 1.60 Mk. frei in- HauS gebracht.
, Wir machen noch besonders darauf aufmerksam,
H das „Pfälzer Volk-blatt" nicht bloß be-
^Mgte Wünsche hinsichtlich deS politischen TheileS
^friedigt, sondern daß es durch daS 8 seitigeUn>
^EHaltungSbl att(„Der Sonntagsbote"),
überall großen Beifall findet, auch
U< Bedärfniß nach Unterhaltung der Familie im
Ersten Maaße eutgegerkommt.
g. Anfang Mai wird der Sommer-Fahrplan der
rvßh. Bad. Bahnen jedem Abonnent kostenlos
gegeben.
. Unsere Freunde und Leser bitten wir, im Interesse
s? Suten Sache, soweit eS dem Einzelnen möglich ist
E immer weitere Verbreitung unseres Blattes einzu-
En, denn je mehr Leser eine Zeitung hat, desto
, HungSfäbiger wird sie auch und desto mehr ist sie
E" bieten im Stande.
Probeblätter stehen jederzeit zur Verfügung.
Der Verlag des „Pfälzer Volksblatt"
Welberg, DIeiislU, dm 23. Wrz 1897.
Verantwortlicher Redakteuri:
Joseph Huber in Heidelberg.
L.
hmA^Ireude über das Ereigniß war allgemein. Wir
dkIckn,,-WkS mit Kränzen und Laubgewinden und Flaggen
'» d«! Glocken läuteten, die ganze Dienerschaft »ar
den "rhalle ausgestellt und der alte Herr eilte ruhelos
tM°"nem Ort zum andern. Als wir endlich die Räder
sprang er wie ein Jüngling die Stufen
Nw kr» " stand da, sein weißes Haar im Winde flatternd,
'k neue Tochter auS dem Wagen zu heben.
dich kund Sohn führten sie herein. In der Halle
sichV °r alte Herr eine Begrüßungsrede an sie und wandte
r,n d-s uns, um uns Gehorsam gegen die neue Her-
über A, Hauses anzuempfehlen. Sie trug einen Schleier,
Welch'.Mud er sprach, schlug sie denselben zurück, und
tzxj .»,'u "ebes, brühendes Gesicht lächelte uns entgegen l
wie . s^er Jugend — sie war erst neunzehn Jahre alt,
Errsj — hMe sie doch so viel natürliche Würde und
Sriff -z e.uur irgend einer F,au ziemt, und uns alle er-
i>vM„b'Lls sie ungekünstelt und mit der sanftester!, klang-
-k ibr.Armme sagte, sie hoffe Kraft genug zu besitzen,
Rn, Pflicht zu thun, und Allen erne gute Herrin zu
lü>yj?A waren Sorge und Verdruß von dem alten Herrn
Ulw, Edgar sah noch einmal so frisch und fröhlich
»wenn er mit seiner jungen Frau ausging, ritt oder
Nach langen Jahren.
sch,jA° gingen Jahre hin, und der alte Herr gab endlich
H'«war den Lieblingsgedanken auf. Aber er seufzte oft
au " die leeren Räume durchschritt, oder das Bild
»er verstorbenen Lady betrachtete.
-»„.Ar junge Herr war schon nabe an die Dreißiger her-
Mwen, RS sich plötzlich die Nachricht verbreitete, er
lkni!. Lachen, und das Gerücht wurde durch das strah-
bez R^Kcht des Vaters beglaubigt. Während der Zeit
den» ?MstandeS war Edgar nur selten in Ravensbourne,
tzxl, Ule Dame wohnte weit im Norden, wo er sie bei
batte AEit eines Jagdbesuchs kennen und lieben gelernt
An. hohen Sommer fand die Hochzeit statt uud er
ne heim.
Deutscher Reichstag
Berlin, 19. März.
(Schluß).
Abg. von Benigsen (natl.) fortfahrend: Die Be-
willigungen deS diesjährigen Etats würden den Reichs-
tag für den nächsten Etat in keiner Weise binden.
Freilich würde meine Partei die schwersten Bedenken
tragen, wenn etwa für Deutschland eine Marine
ersten Ranges oder auch eine solche wie die Frank,
reich- geschaffen werden sollte. Wir müssen ein
Landheer allerersten Ranges haben, das jedem einzel-
nen anderen Heere überlegen ist. Wir brauchen aber
eine Marine zweiten Ranges. Diese ist für uns
nicht nur eine Nothwevdigkeit, sondern auch eine Wohl-
that. Die Finanzlage ist thatsächlich eine außerordent-
lich günstige. Der Schutz der Küsten und des Han-
dels verlangt dringend eine Vermehrung der Flotte.
Die Ablehnung der Forderungen würde zur Hebung
des Ansehens des Parlamentarismus, das ohnehin
im Sinken begriffen ist, nicht beitragen. Die Marine-
vorlage als Wahlparole bei einer etwaigen Reichs-
tagsauflösung zu benutzen, wäre nicht glücklich. Red-
ner hofft auf eine Verständigung zwischen dem Hause
und der Regierung. (Beifall.)
Der P:äfident theilt mit, daß ein Antrag auf
namentliche Abstimmung über Titel 15 (Kreuzer d.)
von Karbol ff eingegangen ist.
Abg. Richter (fr. Vp.): Seitens der Mehrheit--
Parteien, namentlich seitens des Centrums ist keinerlei
Agitation getrieben worden von den Marineschwärmern
und von den sogenannten nationalen Parteien. Die
Absicht der Ablehnung ist seflevs deS Centrums schon
vor dem Bekauntwerden der Marinepläne vorhanden
gewesen und dadurch nur befestigt worden. Ich kenne
Herrn von Benigsen schon lange; das ist dieselbe
Schablone, wie gegenüber der Militärvorlage, daß
man sich der Regierung fügen müsse in solchen tech-
nischen Fragen. (Widerspruch bei den National-
liberalen.) Die ReffortS müssen sich unterordnen
den allgemeinen Interessen und es muß ein er-
trägliches Maß der Steuerbelastung bestehen, unbeein-
flußt von dem Rl ssortpatriotismus. Herr v. Benigsen
leugnet damit nicht bloß dos Ansehen deS Parlaments,
sondern er bestreitet auch dessen Berechtigung. Herr v.
Bennigsen ist es gewesen, der das Ansehen deS Parla-
ments durch Nachgiebigkeit herabgesetzt hat: daß man
im Volke sagt: Was nützt der Parlamentarismus
es wird ja doch alles bewilligt! (Sehr richtig links.)
War ihm an sachlichen Gründen fehlt, hat Herr v.
Kardorff durch Polemik gegen die Parteien zu ersetzen
versucht! Wo haben die Männer von der Linken
in der Opferwilligkeit 1870 den anderen Parteien
etwas nachgegeben? In Preußen ist die Marine von
keiner Partei so gestärkt und gestützt worden gegenüber
der Kargheit der Regierung selbst, als von uns. Herr v.
Stosch hat niemals mit uns zu kämpfen gehabt. 'Freilich
hielt sich die Marine damals in einem mäßigen Um-
fange. Wie hat sich das verändert seit 1888! Die
Anforderungen werden auf das Siebenfache gesteigert!
Das erklärt sich nicht daraus, daß die Schiffe kostspieliger
geworden sind, sondern aus der anderen Vorstellung,
die höheren Orts über die Marine geltend gemacht
worden ist. In 8 Jahren des neuen Regiments hat
man 250 Millionen gebraucht ; jetzt soll die Steiger-
ung von 31 auf durchschnittlich 60 bis 70 Millionen
Mark jährlich erfolgen. Wir erfüllen nur die ein-
fachste parlamentarische Pflicht, wenn wir die subjek-
tive Anschauung über die Bedeutung der Marine
etwas herabmäßigen. Darin liegt die Bedeutung der
Flottenpläne, daß sie wie ein Scheinwerfer die Situ-
ation geklärt haben. Es wäre Blindkuhspielrn, wenn
man so thut, als wenn das Zukünftige nicht vorhan-
den wäre. Die Pläne gehen nur bis 1901, es ergibt
sich aber, daß, wenn alles Geforderte bewilligt wird,
auch dann noch Kreuzer und Panzer fehlen würden.
Wir sehen auch dann noch keine Ufer für die weiteren
Forderungen. Es sind nur die ersten Gläser deS
reinen W-inS eingeschenkt worden, der Rest ist aber
zurückbehalten worden. Herr v. Benningsen steht schon
auf dem Standpunkt, daß unsere Flotte Schlachten
liefern muß. Das mache uns bundeSfähig, unser
Bündniß umfaßt aber schon 4 Millionen Landsolda-
ten. Was hier für ein Jahr gefordert ist, ist mehr
als das, was Oesterreich-Ungarn und Italien zu-
sammen für die Marine auSgrben uud mehr, als Ruß-
land für seine Flotte ausgiebt. Die Sparsamkeit, die
im kleinen Staate Preußen die Finanzen vor Schä-
digungen bewahrte, suchen wir jetzt vergeblich. Seit
dem Regierungsantritt deS jetzigen Monarchen sind
für 287 Millionen Mark neue moderne Schiffe gebaut
worden; kann man da von einer schwachen Flotte
sprechen? Sind denn die überkommenen Schiffe nur
werth, in den Grund gebohrt zu werden? Haben
wir nicht die Reparaturen für die Sachsenklasse be-
zahlt? Wir haben eine große Flotte, wie nie in
Deutschland, die allen modernen technischen Anforder-
ungen entspricht. Wenn wir unsere Flotte der fran-
zösischen gleichmachen, dann würde der Reichskanzler
immer noch sagen können, der englischen gegenüber
Beobachterin und schon nach zwei Tagen bemerkte ich selbst
den Blick, von welchem Mylady gesprochen vatts. Der
junge Herr war im Begriffe auszureiten und stand im
Gespräch mit seiner Frau auf den Stufen vor dem Hause,
den Zügel des Pferdes um seinen Arm geschlungen; m
dem Augenblick ging Master Jasper vorüber, führte nut
seinem Stock einen scharfen Hieb nach dem Pferde und
eilte weiter, während das erschrockene Thier sich losriß
und die Dorfstraße binabgallopirte. Herr Edgar rief einem
Stallknecht zu, das Pferd einzufangen, lief dann hinter
seinem Bruder her, versetzte ihm eins mit der Reitpeitsche
und fragte entrüstet, wie er sich an dem Thiere vergreifen
könne? Der junge Mensch sagte nichts, sondern antwortete
nur mit einem Blicke, so finster, so voll Haß, daß ich, die
ich ganz in der Nähe stand, denselben nie wieder vergessen
habe. Zwei Minuten später wandte sich der ältere Bruder
Wieder zu ihm, sprach sein Bedauern aus, daß er sich habe
vom Zorn dermaßen hinreißen lassen, und reichte ihm
die Hand hin. Aber der Jüngere schob sie schweigend weg.
Später hörte ich den alten Herrn zu seiner Schwieger-
tochter sagen: „Ich wünsche nicht, daß Ihr jemals dem
Jasper in die Hände gegeben würdet."
Worauf sie erwiderte: „Und ich hoffe, daß es nie
geschieht." Noch an demselben Abende rief der alte Herr
ven jungen Burschen in sein Zimmer, und sie waren zwei
Stunden mit einander eingeschlossen. Am nächsten Morgen
hörten wir, daß der Letztere auf seinen eigenen Wunsch
nach Frankreich znrückk ehren werde.
Nun herrschte wieder Friede zu Ravensbourne. Und
als fünf Jahre später ein Sohn und Erbe geboren wurde»
schien die Schale d:s Glücks für die Familie bis zum
Rande gefüllt zu sein. Sie mochten wohl die Hoffnung
schon aufgegeben haben; aber ich wußte wohl, daß Mylady,
ob sie auch bemüht war, durch keine Miene ihren Kummer,
zu verrathen, es als ein schweres Unglück empfunden hatte
kein Kind zu besitzen, und nun es da war, hatte ihre
Freude keine Grenzen. W r hörten sie singen und lachen,
wo sie nur ging oder stand, im Hauie, oder im Park;.ihr
Gang war schwebend, ihr Blick strahlend von Morgen bis
Ai«t täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
ZKLWN Crqan für Makrlmi, Fnikett <K «M
Mer« monatlich SV H mit Trägerlohn, durch « k ' Rabattbewrllrgung.
L? Post bezogen Viertels. Ft 1.60 franco. Expedition: Zwingerstraße T^
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingerstraße 7.
fuhr. Oft begleitete sie auch den alten Herrn zu Pferde
oder Wagen. Ueber das ganze Haus schien ein neues, rosi-
ges Licht aufgegangen zu sein.
Zwei Jahre mochten die jungen Leute verheirathet
sein, als Master Jasper, der jüngere Sohn, zum ersten
Male nach England kam. Sein Vater hatte ihn zwei Mal
in Frankreich besucht, hina aber augenscheinlich nicht sehr
an ihm, und als er nach Ravensbourne kam, wurde auch
nicht viel Notiz von ihm genommen. Er war ein hoch auf-
geschossener Bui sche von sechszehn Jahren, mit aschfarbenem
Gesicht, hatte etwas Verstecktes im Blicke und sprach das
Englische mit einem fremdartigen Accent, welcher uns nicht
angenehm klang. Aber ungeachtet seiner nicht gewinnenden
Erscheinung und eines scheuen Wesens konnte ich ihn doch
nicht ohne Mitleid betrachten: er stand so vereinsamt, so
fremd zwischen den Personen, welche durch gegenseitige
Liebe so innig verbunden waren.
Die junge Frau bot freilich ihre ganze Liebenswürdig-
keit auf, um ihn mehr in den Kreis der Familie zu ziehen,
aber er wich ihr förmlich aus und schweifte Tage lang
allein in Wäldern und Feldern umher. Einmal, als ich
das lange, schöne Haar meiner Herrin ordnete, denn sie
hatte mich zu ihrer Kammerfrau gemacht, sahen wir Mas-
ter Jasper in den Park gehen. Sie folgte ihm mit den
Blicken, bis er verschwunden war, und sagte dann seufzend:
„Ich könnte den Knaben recht lieb haben, wenn er
nicht einen solchen Haß gegen meinen Gatten hegte."
„Haß gegen unseren jungen Herrn?" rief ich entsetzt
aus. „Ach ja," autwortete sie betrübt. „Ich habe ihn oft
beobachtet, wenn er sich ungesehen glaubte, und habe den
Haß in seinen Zügen gesehen. O, ich wünsche, er wäre
nicht hier."
„Aber sein Vater würde ihn ja sofort wieder weg-
schicken, wenn Sie nur ein Wort äußerten, Mylady," sagte
ich. „Nein, nein," entgegnete sie mit einer gewissen Heftig-
keit. „Das kann ich nicht thun, es wäre unrecht von mir.
Hier ist der Platz, der ihm gebührt, und ich muß lernen,
es zu ertragen."
Seitdem wurde ich natürlich auch eine aufmerksamere
Bestellungen
die katholische, unverrückbar auf dem Boden des
EUtrumS stehende Zeitung
-Pfalzer Bottsblatt"
Werden für das 2. Quartal 1897 von jedem Post-
,^E Und Briefträger, sowie von unserer Expedition
^gengenommen.
. Das „Pfälzer Volksblatt" welches sich in
? kurzen Zeit seines bisherigen Bestehens bereits
. EU unerwartet großen Leserkreis erworben hat,
. >ut durch die Post bezogen vierteljährlich mit Zu-
E"ungSgebjjhr 1.60 Mk. frei in- HauS gebracht.
, Wir machen noch besonders darauf aufmerksam,
H das „Pfälzer Volk-blatt" nicht bloß be-
^Mgte Wünsche hinsichtlich deS politischen TheileS
^friedigt, sondern daß es durch daS 8 seitigeUn>
^EHaltungSbl att(„Der Sonntagsbote"),
überall großen Beifall findet, auch
U< Bedärfniß nach Unterhaltung der Familie im
Ersten Maaße eutgegerkommt.
g. Anfang Mai wird der Sommer-Fahrplan der
rvßh. Bad. Bahnen jedem Abonnent kostenlos
gegeben.
. Unsere Freunde und Leser bitten wir, im Interesse
s? Suten Sache, soweit eS dem Einzelnen möglich ist
E immer weitere Verbreitung unseres Blattes einzu-
En, denn je mehr Leser eine Zeitung hat, desto
, HungSfäbiger wird sie auch und desto mehr ist sie
E" bieten im Stande.
Probeblätter stehen jederzeit zur Verfügung.
Der Verlag des „Pfälzer Volksblatt"