Mher Volkslcktt
WOerg, WMg, de« 1. Muß 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwlngerstraße^T.
heutigen Nummer liegt „Der Sonntags-
31 brr.
dem 1. August beginnt ein
zweimonatlicher Bezug
(August md September)
har täglich erscheinende
"Pfalzer Bolksblatt."
v Erstellungen mhmeu alle Postanstolten und
K, ^ieftrüger, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
entgegen.
mal einen Blick hinter die Coulissenzu tbvn. Ob sich
das ganze „Programm" verwirklichen ließe, ob inSbe-
sondere eine Verkürzung des Wahlrechtes
nicht schou am Bundesrathe Widerstand findet, ist eine
andere Frage. Jedenfalls ist die Gefahr, in eine
Aera deS AbsolitiSmuS mit conservativen
Allüren Hineinzugeratheu, in einer Zeit, wo mehr als
mancher glaubt, mit dem Gedanken deS Staatsstreiches
gespielt wird, nicht zu unterschätzen.
In Anerkennung der Wichtigkeit der nächsten Wah-
len beginnen denn auch die meisten Parteien die
Wahl vorbereituu gen so früh wie nie zuvor,
wberall organisirt man sich schon, sucht Kandidaten
aus und agitirt, wiewohl uns noch eine Parlaments«
session von den Wahlen trennt. Zum Theil ist man
ja durch die stete Besorgniß, der Reichstag möge
vorzeitig aufgelöst werden, zu dieser Wachsamkeit be-
stimmt worden; man würde sich ohne Zweifel auch
regen, wenn man vor Ueberraschungen sicher wäre.
Bis zu den Wahlen kann sich freilich noch manches
ereignen; der Kurs kann wieder einmal wechseln;
eS können nrue Wahlparolen auftauchen, aber in der
Hauptsache wird sich nichts ändern; der Grund-
zug der Politik bleibt der alte, und somit werden die
Parteien, die jetzt bereits ihre Truppen aufstellen,
schwerlich bis zu den Wahlen eine Fronlveränderung
vorzunehmen haben.
Am rührigsten ist dcr B u n d der Landwirthe.
Wir wohl er keine politische Partei sein will, ist er
bei den Wahlvorbereitungen am eifrigsten. Er will
überall, wo er etwas zu sogen hat oder zu haben
meint, den Parteien seire Lute als Kandidaten auf-
drängen und fcheut sich gar nicht, bei dieser Gelegen-
heit mit alten Freur den, wie den Antisemiten,
recht rücksichtslos umzuspringen. In der Provinz
Hannover plant er nichts Geringeres, als den ge-
lammten Nationalliberalismus ^Em
Felde zu schlagen. Womöglich benutzt er ehemalige
Nationalliberale, um sie als MittelstandSkandidaten
oufzuftellen und dann die Nationalliberalen höflichst
einiuladen, diesen Kandidaten zum Siege zu verhel-
fen. Auch mit den Antisemiten verbrüdert sich
der Bund, bereit, selbst den Conservativen durch Anti-
scmiten R ondate entreißen zu helfen. Die Frei-
sinnige Volkspaitei soll noch angeblicher Richter'schen
Aussage schon in diesem Frühjahr „erzbereit" ge-
wesen sein. Nicht minder regt sich die Freisinnige
Vereinigung, die namentlich mit Hülfe des
„BauerrVereins „Nordost" Geschäfte zu machen hofft,
dabei aber vielfach in Reibereien mit Richter geräth.
ften Sterbenden, der jeder Mönch glcicksam zu sein hofft
und wünscht.
Man hat ost gesagt, die Doppelten seien magere, kränk-
liche, trübselige Menschen. Das ist keineswegs der Fall. In
der Regel ist in jedem Kloster ein approbierter Arzt. Auch
gibt es in jedem Hause eine Krankenabtbeilung, die Jnfir-
merie genannt, und wie sehr auch die Trappisten sonst die
Abtötung lieben und üben, so werden die Kranken dennoch
mit der zärtlichsten Sorgfalt bedient und behandelt. Oft
aber ist kein einziger Kranker im ganzen Hause. Man muß
vielmehr oft staunen über das frische, gesunde Aussehen,
über die heiteren Gefichtszüge der Trappisten und man sieht
unter ihnen r icht selten sebr alte Männer, die noch voll-
kommen gesund und rüstig sind.
Buch darf man nicht glauben, nur große Sünder oder
gar Verbrecher träten in den Trappistenorden. nein, cs
gibt dort vielmehr Männer, die nur eine ausgezeichnete
Frömmigkeit, eine vollendete Weltverachtung und ein hervor-
ragender Bußgeist dahin geführt haben.
An den höchsten Festtagen ruft die Glocke der Abtei die
Mönche schon um Mitternacht, an den anderen Tagen um
ein oder halb zwei Uhr zum Chorgebet auf.
Wie im Nu verlassen alle den steinharten Strohsack,
der ihnen zum Lager dient und auf dem sie mit ihren
Kleidern ruhen, und eilen zur Kirche.
Es ist cin majestätisches Scheuspiel, diese weißgekle de-
ten Mönche in zwei Reihen ausgestellt zu sehen, bei mattem
Lampenlicht, mit belltönender, rührender Stimme das Lob
Gottes singend, während rings um sie Alles noch im tiefsten
Schlummer liegt-
Nach dem Chorgebet und den heiliaen Messen wird
das sogenannte Schuldkopitel oder die öffentliche Anklage
gehalten.
Jeder klagt sich laut vor seine» Brüdern der täglichen
Fehler und Schwachheiten, besonders der kleinen Ungenau-
igkeiten in der Befolgung der Regel an, und, wenn einer
einen begangenen Fehler selbst nicht kennt oder vergißt,
während einer seiner Brüder denselben bemerkt hat, so ver-
kündet dieser denselben mit lauter Stimme, und der Schul-
die 1-spaltige Petitzeile oder deren' Raum
« I . «r» «-l Reklame2b-S«. Für hiesige Geschäfts-und
«M» I» m«, -----«SS"—
-L mit TrägeLhn, durch _.__—--—
V bezogen Viertels. 1.60 franco^-----
Die nächsten Reichstsgbwahlen
dm über ist alle Welt einig, von ganz außer-
. "'Her Wichtigkcit sein; man kann dreist bchaup-
K>j'. sie sind wichtiger als alle frühern Wahlen.
-tudie Schlagworte „Äecction", „Junkcrthum"
ater darüber lassen wir uns weder durch
H Epvtt der Conservativen roch durch die glatten
°b; < Herrn v. M qml täuschen: eS geht ein
.Autistisch er Zug durch die Politik; die
zu » . hbbrn nie gezaudert, eine derartige Politik
Üe ^' "stützen, wenn sie ihren Profit dabei fanden ;
- EU es auch in Zukunft thun, und da sie sich
"S'ver Kraft nicht lange würden an dir Macht
^ '" körntn, würdcn sie zu der längst erstrebten
deS Wahlrechtes und anderer politischer
de« - ES Volkes schreiten. Gelänge es dennoch, bei
hx..l"chften Wahlen eine nur aus Conservativen u.
zu.?^ku Elementen bestehende ReichStagSmehrheit
F^znlcn, so würden zunächst die überfliegenden
tzgrj-E^äne verwirklicht werden; das röthige Geld
krvm' °"'Eh neue Steuern beschafft werden; die Con«
tzs./'dcn erhielten ihrcn Dark in Form einseitigster
ostclbischer Ritter;utSbesitzerinterissen,
!jj»s,..°uiit cS möglichst lange so bleibe, würde man
das Volk zu h ndern versuchiN, feine Mein-
tzch Wirker zum Ausdruck zu bringen. Das ist keire
duiii-f^Eherki von uns, sondern die Ansicht erfahrener
die auch Gelegerleit gehabt haben, march-
...— .. .!.'
Schuld uud Sühur.
hie um die Zeit von Maria Lichtmeß werden
^üude^ «'wi chselt. Jeder legt sein Amt nieder in die
Ui,k.s Mies, der dann einen Andern damit betraut,
ivch-id Zeit halten dir Trappisten zrhntägiae Exercitien,
noch strengere Abtötungen üben als das Jahr
A cj»A Abt de Rarce Kat diese jährlichen Exercitien
«Uch Uusentlichen Punkte der Regel gemacht, der denn
M. olle andern mit gewissenhafter Sorgfalt beachtet
» kinsz!!, teuer Woche findet im Trappistenkloster eine eben-
u- als rührende Cercmonie statt. Samstags näm-
E^ev» Ar..Compllt waschen zwei Ordensleute ollen ihren
fUui ijj.lAudern die Füße, vom Abte anfangend bis herab
Mg b,W.kn der Brüder. Dieser Vorgang, der von Ge-
f>e l>ksn»k et wird, ist so rührend, daß jeder Fremde, der
fu Gunst crhaltcn hat, dabei gegenwärtig sein
Mktx w davon auf das Tiefste ergriffen wird. Diese vol-
M bn^Elbftverlkngnung von Männern, d>e ost in der
»Eftellt waren und jetzt vielleicht Leuten die Füße
Mtej früher große Verbrechen begangen haben, und
N» U wße Frieden, der sich auf ihren Gesichtern aus«
'U.UiLt'. kewinnende Herzlichkeit, die unter ihnen waltet,
utofle» Mr sehr rührend, sondern erfüllt auch mit der
.»in Achtung.
"Ui 2-.ergreifendes Schauspiel," sagt Chateaubriand,
d° äa nnes Trappisten "
i?W°Ä,der Thal, dieses Schauspiel ist ergreifend. In
L- Ni»,s , zeigt sich der Mensch in der Regel, wie er
Wus^ kann in diesem Augenblicke seine Gedanken,
M Lud seinen Glauben mehr verbergen. Nun, der
Auster upprften ist heilig und schön, wie sein Leben
Arbt auf Stroh und Asche, umgeben von seinen
kMow ,hn um seinen Tod wie um das größte Glück
M« bkor„nclden. Wenn er verschieden ist, wird er ohne
N den, nur in jein MönchSgevand gehüllt. Auf
L. A man ein schwarzes, hölzernes Kreuz mit
Wa^dsnamen, seinem Aller und seinem Todestage.
'h« man noch ein Grab halb fertig für den näch«
Die Nationalliberalen und Conselvativen werden schon
durch die Thätigkeit deS Bundes der Landwirthe ge-
nöthigt, sich zu rühren, wenngleich cs bei ihnen noch
stiller ist. Die Sozial demokraten befinden sich
eigentlich immer in der Wahlagitation.
Für die CentrumSpartei steht bei den
Wahlen mehr auf dem Spiele als für irgend eine
andere Partei: seine auSschlggebende Stellung.
Bringen die Wahlen eine solche Parteistellung, daß
eine Mehrheit ohne das Centrum gebildet werden
kann, so wird cS auSgeschaltet und mattgesetzt werden.
Sein Ziel muß womöglich sein, den Ausschlag zu
geben für die Bildung zweier Mehrheiten,
einer Abwehrmehrheit und einer positiven Mehrheit.
Mit Ausnahme gewisser bayerischer Distrikte hat eS
wohl in seinen angestammten Wahlkreisen nicht- Ernst-
liches zu fürchten, wenn eS gut organisirt auftritt
und agitirt, wo eS nöthig ist. Es muß aber auch
suchen, in möglichst vielen andern Wahlkreisen das
Zünglein an der Waage zu werden, um den ihm
genehmen Candidaten zum Siege zu verhelfen. Wenn
auch das Ziel im allgemeinen schon feststeht, so läßt
sich doch keine allgemeine Parole, am wenig-
sten schon jetzt, ausgeben, wie die Partei sich zu den
übrigen stellen muß. DaS hängt meist von den Ver-
hältnissen in den einzelnen Wahlkreisen und von der
Person des Candidaten ab. Um eine Rolle spielen
zu können, müssen wir, wie gesagt, vor allem orga-
nisirt sein. Erfreulicherweise wird ja auch schon mehr-
fach gearbeitet. Für Schlesien find schon gegen Schluß
der Reichstagssession die Vorarbeiten zu den Wahlen
in Angriff genommen worden. Aus dem Westen
hölt man ebenfalls verschiedentl ch, daß die Centrums-
partei sich regt. Viel Gewicht ist darauf zu legen, daß
die Partei dort, wo sie nicht siegen kann, doch selbst--
st ä n d i g auftritt und sich nicht von vorn herein von
einer andern Partei in's Schlepptau nehnun läßt.
Darin ist früher vielfach gefehlt worden. Im vorigen
Jahrzehnt noch brachte das Centrum stets von allen
Parteien die meisten Stimmen auf. Inzwischen sind
wir von den Social-Demokrateu überflügelt worden..
Ein Blick in die Wahlstatistik zeigt, daß dies nicht
ohne unsere eigene Schuld geschehen ist. Nicht allein
in der Statistik, sondern auch an Einfluß gewinnen
wir, wenn wir überall die Anhänger deS CentrumS
selbst in's Feld führen, statt sie andern zur Ver-
fügung zu stellen.
Auch bei uns in Baden wollen wir Mann für
Mann unter die Fahne des CentrumS treten, unter
welcher wir bisher für unsere höchsten und hei«
dige ist dafür dankbar und läßt den Tag nicht vorüber-
gehen, ohne für seinen Ankläger zu beten.
Hierauf geht es an die Arbeit.
Einige sind Schmiede und verfertigen selbst alle Werk-
zeuge, deren sie bedürfen. Ss find alle Handwerker, Schrei-
ner, Maurer, Schuster, Schneider u. s. w. vertreten. Be-
sonders wird Ackerbau und Lavdwirthschaft betrieben- Sie
machen Käse, den auch der Weltmensch sehr „lecker" findet,
sie backen Brod, an dem sich viele Armen ergötzen. Viele
finden ihre Arbeit in der Küche. In manchen Klöstern fin-
det man Buchbinder und Buchdrucker, wie in der Regel
Alles, was die Trappisten brauchen, auch von ihnen ge-
macht wird, damit sie von allem Umgänge mit der Welt
und den benachbarten Städten möglichst ferngehalten wer-
den. Alle Arbeiten werden unter tiefstem Schweigen ver-
richtet. Nun gibt es freilich mancherlei Umstände, in denen
einige Worte nothwendig werden, dazu ist der jedesmalige
Obere ermächtigt.
Nach den ersten Arbeitsstunden wohnen die Ordens-
leute der Fortsetzung der Tageszeiten und de» täglich ge-
feierten Hochamte bei- Zwölf Uhr oder auch schon eine
halbe Stunde früher ist das Mittagessen, zugleich die erste
leibliche Erquickung, denn Frühstück gibt es nicht.
Die Nahrung besteht aus mit Wasser und Salz ge-
kochtem Gemüse, Brod und Bier. Abends gegen sechs Uhr
gibt cs noch eine Kollation von vier Unzen Brod, etwas
Bier auch wohl ein wenig Salat-
Eher folgen noch die Vesper, Arbeit und Betrachtung,
schließlich ein Complet, nach welchem täglich gegen 7 Uhr
in feierlich gedehnter Weise das „Gegrüßet seist Du, Köni-
gin !" gesungen wird. Gleich daran schließt sich das Abend-
gebet und hierauf suchen die Trappisten in geordnetem
Zuge ihre Schlafstätten auf, wo sie nach einer Viertelstunde
Alle auf hartem Lager ost süßer schlafen, als mancher vor-
nehme Städter auf weichen Federn.
(Schlutz folgt.)
WOerg, WMg, de« 1. Muß 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwlngerstraße^T.
heutigen Nummer liegt „Der Sonntags-
31 brr.
dem 1. August beginnt ein
zweimonatlicher Bezug
(August md September)
har täglich erscheinende
"Pfalzer Bolksblatt."
v Erstellungen mhmeu alle Postanstolten und
K, ^ieftrüger, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
entgegen.
mal einen Blick hinter die Coulissenzu tbvn. Ob sich
das ganze „Programm" verwirklichen ließe, ob inSbe-
sondere eine Verkürzung des Wahlrechtes
nicht schou am Bundesrathe Widerstand findet, ist eine
andere Frage. Jedenfalls ist die Gefahr, in eine
Aera deS AbsolitiSmuS mit conservativen
Allüren Hineinzugeratheu, in einer Zeit, wo mehr als
mancher glaubt, mit dem Gedanken deS Staatsstreiches
gespielt wird, nicht zu unterschätzen.
In Anerkennung der Wichtigkeit der nächsten Wah-
len beginnen denn auch die meisten Parteien die
Wahl vorbereituu gen so früh wie nie zuvor,
wberall organisirt man sich schon, sucht Kandidaten
aus und agitirt, wiewohl uns noch eine Parlaments«
session von den Wahlen trennt. Zum Theil ist man
ja durch die stete Besorgniß, der Reichstag möge
vorzeitig aufgelöst werden, zu dieser Wachsamkeit be-
stimmt worden; man würde sich ohne Zweifel auch
regen, wenn man vor Ueberraschungen sicher wäre.
Bis zu den Wahlen kann sich freilich noch manches
ereignen; der Kurs kann wieder einmal wechseln;
eS können nrue Wahlparolen auftauchen, aber in der
Hauptsache wird sich nichts ändern; der Grund-
zug der Politik bleibt der alte, und somit werden die
Parteien, die jetzt bereits ihre Truppen aufstellen,
schwerlich bis zu den Wahlen eine Fronlveränderung
vorzunehmen haben.
Am rührigsten ist dcr B u n d der Landwirthe.
Wir wohl er keine politische Partei sein will, ist er
bei den Wahlvorbereitungen am eifrigsten. Er will
überall, wo er etwas zu sogen hat oder zu haben
meint, den Parteien seire Lute als Kandidaten auf-
drängen und fcheut sich gar nicht, bei dieser Gelegen-
heit mit alten Freur den, wie den Antisemiten,
recht rücksichtslos umzuspringen. In der Provinz
Hannover plant er nichts Geringeres, als den ge-
lammten Nationalliberalismus ^Em
Felde zu schlagen. Womöglich benutzt er ehemalige
Nationalliberale, um sie als MittelstandSkandidaten
oufzuftellen und dann die Nationalliberalen höflichst
einiuladen, diesen Kandidaten zum Siege zu verhel-
fen. Auch mit den Antisemiten verbrüdert sich
der Bund, bereit, selbst den Conservativen durch Anti-
scmiten R ondate entreißen zu helfen. Die Frei-
sinnige Volkspaitei soll noch angeblicher Richter'schen
Aussage schon in diesem Frühjahr „erzbereit" ge-
wesen sein. Nicht minder regt sich die Freisinnige
Vereinigung, die namentlich mit Hülfe des
„BauerrVereins „Nordost" Geschäfte zu machen hofft,
dabei aber vielfach in Reibereien mit Richter geräth.
ften Sterbenden, der jeder Mönch glcicksam zu sein hofft
und wünscht.
Man hat ost gesagt, die Doppelten seien magere, kränk-
liche, trübselige Menschen. Das ist keineswegs der Fall. In
der Regel ist in jedem Kloster ein approbierter Arzt. Auch
gibt es in jedem Hause eine Krankenabtbeilung, die Jnfir-
merie genannt, und wie sehr auch die Trappisten sonst die
Abtötung lieben und üben, so werden die Kranken dennoch
mit der zärtlichsten Sorgfalt bedient und behandelt. Oft
aber ist kein einziger Kranker im ganzen Hause. Man muß
vielmehr oft staunen über das frische, gesunde Aussehen,
über die heiteren Gefichtszüge der Trappisten und man sieht
unter ihnen r icht selten sebr alte Männer, die noch voll-
kommen gesund und rüstig sind.
Buch darf man nicht glauben, nur große Sünder oder
gar Verbrecher träten in den Trappistenorden. nein, cs
gibt dort vielmehr Männer, die nur eine ausgezeichnete
Frömmigkeit, eine vollendete Weltverachtung und ein hervor-
ragender Bußgeist dahin geführt haben.
An den höchsten Festtagen ruft die Glocke der Abtei die
Mönche schon um Mitternacht, an den anderen Tagen um
ein oder halb zwei Uhr zum Chorgebet auf.
Wie im Nu verlassen alle den steinharten Strohsack,
der ihnen zum Lager dient und auf dem sie mit ihren
Kleidern ruhen, und eilen zur Kirche.
Es ist cin majestätisches Scheuspiel, diese weißgekle de-
ten Mönche in zwei Reihen ausgestellt zu sehen, bei mattem
Lampenlicht, mit belltönender, rührender Stimme das Lob
Gottes singend, während rings um sie Alles noch im tiefsten
Schlummer liegt-
Nach dem Chorgebet und den heiliaen Messen wird
das sogenannte Schuldkopitel oder die öffentliche Anklage
gehalten.
Jeder klagt sich laut vor seine» Brüdern der täglichen
Fehler und Schwachheiten, besonders der kleinen Ungenau-
igkeiten in der Befolgung der Regel an, und, wenn einer
einen begangenen Fehler selbst nicht kennt oder vergißt,
während einer seiner Brüder denselben bemerkt hat, so ver-
kündet dieser denselben mit lauter Stimme, und der Schul-
die 1-spaltige Petitzeile oder deren' Raum
« I . «r» «-l Reklame2b-S«. Für hiesige Geschäfts-und
«M» I» m«, -----«SS"—
-L mit TrägeLhn, durch _.__—--—
V bezogen Viertels. 1.60 franco^-----
Die nächsten Reichstsgbwahlen
dm über ist alle Welt einig, von ganz außer-
. "'Her Wichtigkcit sein; man kann dreist bchaup-
K>j'. sie sind wichtiger als alle frühern Wahlen.
-tudie Schlagworte „Äecction", „Junkcrthum"
ater darüber lassen wir uns weder durch
H Epvtt der Conservativen roch durch die glatten
°b; < Herrn v. M qml täuschen: eS geht ein
.Autistisch er Zug durch die Politik; die
zu » . hbbrn nie gezaudert, eine derartige Politik
Üe ^' "stützen, wenn sie ihren Profit dabei fanden ;
- EU es auch in Zukunft thun, und da sie sich
"S'ver Kraft nicht lange würden an dir Macht
^ '" körntn, würdcn sie zu der längst erstrebten
deS Wahlrechtes und anderer politischer
de« - ES Volkes schreiten. Gelänge es dennoch, bei
hx..l"chften Wahlen eine nur aus Conservativen u.
zu.?^ku Elementen bestehende ReichStagSmehrheit
F^znlcn, so würden zunächst die überfliegenden
tzgrj-E^äne verwirklicht werden; das röthige Geld
krvm' °"'Eh neue Steuern beschafft werden; die Con«
tzs./'dcn erhielten ihrcn Dark in Form einseitigster
ostclbischer Ritter;utSbesitzerinterissen,
!jj»s,..°uiit cS möglichst lange so bleibe, würde man
das Volk zu h ndern versuchiN, feine Mein-
tzch Wirker zum Ausdruck zu bringen. Das ist keire
duiii-f^Eherki von uns, sondern die Ansicht erfahrener
die auch Gelegerleit gehabt haben, march-
...— .. .!.'
Schuld uud Sühur.
hie um die Zeit von Maria Lichtmeß werden
^üude^ «'wi chselt. Jeder legt sein Amt nieder in die
Ui,k.s Mies, der dann einen Andern damit betraut,
ivch-id Zeit halten dir Trappisten zrhntägiae Exercitien,
noch strengere Abtötungen üben als das Jahr
A cj»A Abt de Rarce Kat diese jährlichen Exercitien
«Uch Uusentlichen Punkte der Regel gemacht, der denn
M. olle andern mit gewissenhafter Sorgfalt beachtet
» kinsz!!, teuer Woche findet im Trappistenkloster eine eben-
u- als rührende Cercmonie statt. Samstags näm-
E^ev» Ar..Compllt waschen zwei Ordensleute ollen ihren
fUui ijj.lAudern die Füße, vom Abte anfangend bis herab
Mg b,W.kn der Brüder. Dieser Vorgang, der von Ge-
f>e l>ksn»k et wird, ist so rührend, daß jeder Fremde, der
fu Gunst crhaltcn hat, dabei gegenwärtig sein
Mktx w davon auf das Tiefste ergriffen wird. Diese vol-
M bn^Elbftverlkngnung von Männern, d>e ost in der
»Eftellt waren und jetzt vielleicht Leuten die Füße
Mtej früher große Verbrechen begangen haben, und
N» U wße Frieden, der sich auf ihren Gesichtern aus«
'U.UiLt'. kewinnende Herzlichkeit, die unter ihnen waltet,
utofle» Mr sehr rührend, sondern erfüllt auch mit der
.»in Achtung.
"Ui 2-.ergreifendes Schauspiel," sagt Chateaubriand,
d° äa nnes Trappisten "
i?W°Ä,der Thal, dieses Schauspiel ist ergreifend. In
L- Ni»,s , zeigt sich der Mensch in der Regel, wie er
Wus^ kann in diesem Augenblicke seine Gedanken,
M Lud seinen Glauben mehr verbergen. Nun, der
Auster upprften ist heilig und schön, wie sein Leben
Arbt auf Stroh und Asche, umgeben von seinen
kMow ,hn um seinen Tod wie um das größte Glück
M« bkor„nclden. Wenn er verschieden ist, wird er ohne
N den, nur in jein MönchSgevand gehüllt. Auf
L. A man ein schwarzes, hölzernes Kreuz mit
Wa^dsnamen, seinem Aller und seinem Todestage.
'h« man noch ein Grab halb fertig für den näch«
Die Nationalliberalen und Conselvativen werden schon
durch die Thätigkeit deS Bundes der Landwirthe ge-
nöthigt, sich zu rühren, wenngleich cs bei ihnen noch
stiller ist. Die Sozial demokraten befinden sich
eigentlich immer in der Wahlagitation.
Für die CentrumSpartei steht bei den
Wahlen mehr auf dem Spiele als für irgend eine
andere Partei: seine auSschlggebende Stellung.
Bringen die Wahlen eine solche Parteistellung, daß
eine Mehrheit ohne das Centrum gebildet werden
kann, so wird cS auSgeschaltet und mattgesetzt werden.
Sein Ziel muß womöglich sein, den Ausschlag zu
geben für die Bildung zweier Mehrheiten,
einer Abwehrmehrheit und einer positiven Mehrheit.
Mit Ausnahme gewisser bayerischer Distrikte hat eS
wohl in seinen angestammten Wahlkreisen nicht- Ernst-
liches zu fürchten, wenn eS gut organisirt auftritt
und agitirt, wo eS nöthig ist. Es muß aber auch
suchen, in möglichst vielen andern Wahlkreisen das
Zünglein an der Waage zu werden, um den ihm
genehmen Candidaten zum Siege zu verhelfen. Wenn
auch das Ziel im allgemeinen schon feststeht, so läßt
sich doch keine allgemeine Parole, am wenig-
sten schon jetzt, ausgeben, wie die Partei sich zu den
übrigen stellen muß. DaS hängt meist von den Ver-
hältnissen in den einzelnen Wahlkreisen und von der
Person des Candidaten ab. Um eine Rolle spielen
zu können, müssen wir, wie gesagt, vor allem orga-
nisirt sein. Erfreulicherweise wird ja auch schon mehr-
fach gearbeitet. Für Schlesien find schon gegen Schluß
der Reichstagssession die Vorarbeiten zu den Wahlen
in Angriff genommen worden. Aus dem Westen
hölt man ebenfalls verschiedentl ch, daß die Centrums-
partei sich regt. Viel Gewicht ist darauf zu legen, daß
die Partei dort, wo sie nicht siegen kann, doch selbst--
st ä n d i g auftritt und sich nicht von vorn herein von
einer andern Partei in's Schlepptau nehnun läßt.
Darin ist früher vielfach gefehlt worden. Im vorigen
Jahrzehnt noch brachte das Centrum stets von allen
Parteien die meisten Stimmen auf. Inzwischen sind
wir von den Social-Demokrateu überflügelt worden..
Ein Blick in die Wahlstatistik zeigt, daß dies nicht
ohne unsere eigene Schuld geschehen ist. Nicht allein
in der Statistik, sondern auch an Einfluß gewinnen
wir, wenn wir überall die Anhänger deS CentrumS
selbst in's Feld führen, statt sie andern zur Ver-
fügung zu stellen.
Auch bei uns in Baden wollen wir Mann für
Mann unter die Fahne des CentrumS treten, unter
welcher wir bisher für unsere höchsten und hei«
dige ist dafür dankbar und läßt den Tag nicht vorüber-
gehen, ohne für seinen Ankläger zu beten.
Hierauf geht es an die Arbeit.
Einige sind Schmiede und verfertigen selbst alle Werk-
zeuge, deren sie bedürfen. Ss find alle Handwerker, Schrei-
ner, Maurer, Schuster, Schneider u. s. w. vertreten. Be-
sonders wird Ackerbau und Lavdwirthschaft betrieben- Sie
machen Käse, den auch der Weltmensch sehr „lecker" findet,
sie backen Brod, an dem sich viele Armen ergötzen. Viele
finden ihre Arbeit in der Küche. In manchen Klöstern fin-
det man Buchbinder und Buchdrucker, wie in der Regel
Alles, was die Trappisten brauchen, auch von ihnen ge-
macht wird, damit sie von allem Umgänge mit der Welt
und den benachbarten Städten möglichst ferngehalten wer-
den. Alle Arbeiten werden unter tiefstem Schweigen ver-
richtet. Nun gibt es freilich mancherlei Umstände, in denen
einige Worte nothwendig werden, dazu ist der jedesmalige
Obere ermächtigt.
Nach den ersten Arbeitsstunden wohnen die Ordens-
leute der Fortsetzung der Tageszeiten und de» täglich ge-
feierten Hochamte bei- Zwölf Uhr oder auch schon eine
halbe Stunde früher ist das Mittagessen, zugleich die erste
leibliche Erquickung, denn Frühstück gibt es nicht.
Die Nahrung besteht aus mit Wasser und Salz ge-
kochtem Gemüse, Brod und Bier. Abends gegen sechs Uhr
gibt cs noch eine Kollation von vier Unzen Brod, etwas
Bier auch wohl ein wenig Salat-
Eher folgen noch die Vesper, Arbeit und Betrachtung,
schließlich ein Complet, nach welchem täglich gegen 7 Uhr
in feierlich gedehnter Weise das „Gegrüßet seist Du, Köni-
gin !" gesungen wird. Gleich daran schließt sich das Abend-
gebet und hierauf suchen die Trappisten in geordnetem
Zuge ihre Schlafstätten auf, wo sie nach einer Viertelstunde
Alle auf hartem Lager ost süßer schlafen, als mancher vor-
nehme Städter auf weichen Federn.
(Schlutz folgt.)