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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
August 1897
DOI article:
Nr. 176
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0721

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Pfcher Volksblati

k 176.

(Fortsetzung folgt.)

'SLAS"---'
— «rtzedili-u: Zwingerftraße'7.

dem 1. August begann ein
zweimonatlicher Bezug
(August uud September)
das täglich erscheinende
"Vfälzer Bottsblatt."
Erstellungen nehmen alle Postanstalten und
»dbrjxstrg^r, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
*' entgegen.

Die emsige Tochter. ȀL
aber einmal wird der Tag kommen, an dem das
!5Eche Ihre Tochter lehren wird, was jeder Mensch
rN- und dann? Wie wird sie es ertragen?"
üch 'ft es, wie Gott cS will; wöge sie zuerst glück-
lkiiilg.» das Leben genießen, das Unglück kommt früh
diLs-?dkr wird er dann nicht schwerer drücken, wenn sie
bch Freude kennt? Wird ihr Geist dann nicht plötz-
Die nährte Richtung nehmen?"
-irdenunwürdig macht, Baronin von Doornburg zu
wtikr bemerkte Bloemcrtz, als er sah, daß die Stirn
- ft» umwölkte.
Hilnd-' bin ich nicht mehr besorgt I" sagte diese lä-
'»tzn1^,"^"emand ist mehr darauf bedacht, unserer Cilla
» lw?" °°«ü°en, als Adelbert."
«bkiUb vor jener Zeit aber? Meine Kinder, besonders
K sei» es schon, was eS ist, zu leiden, überzeugt
' „daß leder Mensch, jeder Christ insbesondere sein
n ix» Ni! u>s tragen muß, wie unser großes Vorbild. Und
'Wen v-in "ständig ft'" wollen, so bringen Sie es Ihrer
»Du ii "N wenig bei."
i »Ab-» r?» Gott- Das Kind ist noch so jung."
K iibkr ' ne wird älter und verständiger. Doch, ich wollte
'M Tö»?-!?b.n Sohn reden, und nun sprechen wir über
rlem. Was ratben Sie mir, Freund Bloemertz?"
«wen Sie seinem Wunsche nach'."
»Adelnd bücht gesagt. Wenn es ihm aber später leid ist ?"
Kid I,.?"t »st doch kein Kind mehr. Er hat den Ernst
>»^e< öfters sprach er mit mir über seine
Kelch-»? bin überzeugt, vaß er selbst am besten weiß,
id -Än Arus ex nützlich wirken kann."
" Kew 'A WM ihm nicht im Wege stehen, sein Glück
re. So^r^tbestreben. Adelbert, komm' mal her!"
Mienr m?,»"bvb sich der Jüngling, der gerade neben
^"len bknM^ivagen im Gras kniete, und trat, von der
M""' .'n» Zimmer. .Still, Erlla, laß mich
me er, al» das Kind sich in seine« Rock fefthielt.

aus dem Hause Boyern und Oesterreich und nament-
lich der römische Köing Ferdinand I. fest entschlossen, die
katholische Religion mit aller Kraft zu schützen und
zu vertheidigen. Aber eine neue und weitaus die ent-
schiedenste Hilfe brachte Gott dem gefährdeten Deut-
schen Reiche durch die damals gerade zur rechten
Stunde entstandene Gesellschaft des hl. BaterS Jgna-
tius von Loyola, welcher, als erster unter den Deut-
schen, sich der selige Petrus anschloß. — Es ist hier
sicher nicht der Ort, auf die außerordentliche LebenS-
heiligkeit dieses Mannes im Einzelnen einzugehen und
auSzuführen, wie eifrigst er bemüht war, in dem durch
Spaltung und Aufruhr zerrissenen Vaterlande dir
Gemüther zu versöhnen und die alte Eintracht wieder
herzustellen, wie muthig er die Häupter der Irrlehre
in wissenschaftlichen Disputationen bekämpfte, wie er
durch seine Predigten die Gläubigen wieder ermuthigte
uud begeisterte, welche Mühsale er ertrug, welche
Landstriche er durchwanderte, w'e wichtige Gesandt-
schaften er für den Glauben unternahm. Aber, um
auf die Waffen der Wissenschaft zurückzukommen, wie
standhaft hat er diese geführt, wie geschickt, wie klug,
wie den Zeiten und Umständen entsprechend! Bon
Messina zurückgekehrt, wo er die Beredtsamkeit gelehrt,
trug er alsbald an den Hochschulen von Köln, Ingol-
stadt und Wien mit glänzendem Erfolge die heiligen
Wissenschaften vor, in denen er, auf dem königlichen
Wege der bewährten Lehrer der christlichen Schule
verharrend, den mächtigen Bau der scholasti-
schen Theologie vor dem Geistesauge der Deutschen
erscheinen ließ.
Und da d.ese Theologie der katholischen Wahrheit
vorzugsweise zur Stütze dient, und deßhalb daüralS
von den Wiedersachern deS Glaubens besonders! ge-
fürchtet wurde, so sorgte CanisiuS dafür, daß diese
Weise, die Studien zu behandlen, an den Lyceen und
Kollegien der Gesellschaft Jesu, auf deren Errichtung
er einen großen Theil seiner Bemühungen und Ar-
beiten verwandt hatte, auf'S Neue zur öffentlichen
Geltung kam. Dabei hielt er eS nicht unter seiner
Würde, von den Höhen der Weisheit wiederum zu
den AnfangSgrüuden der Wissenschaft herabzusteigen
und Knaben zu unterrichten, auch Lehrbücher und
Grammatiken zu ihrem Gebrauch zu verfassen. Wie
er aber oftmals von den Höfe», an denen er zu Für-
sten geredet hatte, heimkehrte, um dem schlichten Volke
zu predigen, so verschmähte er eS auch nicht, wen»
er größere Werke zur Vertheidigung des Glaubens
oder über die Sittenlehre geschrieben, kleinere Schrif-
ten für das Volk zu verfassen, durch die dasselbe im
recht, aber ich kann nicht von beiden zugleich Gebrauch
machen. Von Einem muß ich mich lossagen. So will ich
denn lieber nicht länger Junker von Doornburg sein."
.Ist das Dein fester Wille?'
„Ja, Vater I"
„Nun, Du bist alt genug, um selbst zu entscheiden, doch
ich will dies noch nicht als Dein letztes Wort ansehen.
Du sollst die Fächer studiren, die Du erwählt hast, doch
mehr um Dich zu entwickeln, als zur späteren Existenz.
Ich werde meine Maßregeln treffen, wobei Herr Bloemertz
mir wohl zur Seite stehen wird, damit es Dir bei Deinen
Studien an nichts fehle. Sind diese denn abgemacht, so
kannst Du reisen, um Dich ganz auszubilden, und wenn
Du 28 Jahre alt bist, werden wir näher darüber sprechen."
„Danke Dir, danke Dir von Herzen I" sagte Adelbert
und drückte innig seines Vaters Hände — „und darf ich
jetzt wieder zu Cilla gehen?" — Doornburg nickte und
Adelbert sprang davon.
„Ein Kapitalbursche," sagte Bloemertz.
„Und doch, mit Cilla ist er so sanft wie ein Mädchen."
fügte seine Frau hinzu. — „Ja, er steht auf seinem Willen.
Meinetwegen wohl — aber jener Eigensinn kann rhn wei-
ter bringen, als er gehen darf. Bemerkten Sie jenen Zug
nicht, der sich um seine Mundwinkel zeichnet? Der sagt
zu deutlich: Meinen Plan «erde ich durchsetzen, mag es
kosten, was es will.
„Es wäre vielleicht besser, wenn man ihm entgegenträte!"
„Warum? Er hat Ihnen ja hinlänglich bekannt ge-
macht, daß das Recht an seiner Seite sich befindet."
„Und mit alledem hat das Geschlecht derer von Doorn-
burg seinen Stammhalter eingebüßt. Wir müssen jetzt nur
sehen, ob wir aus unserem Fritzchen einen Baron machen
können."

tz«. _
zljkünt täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
Graail für Wahrfieff, Freiheit L LiM
Adelberg monatlich KV mit Trägerlohn, durch '

j. Rundschreiben des hl. Vaters
die dreihundertjährige Gedächt-
"'bseier des sel. Petrus CanisiuS.
tzuA"» ehrwürdigen Brüdern, den Erzbischöfen und
'Men Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz.
Leo XIII.
'tkürtzjge Brüder! Gruß und Apostolischen Segen.
r bi* streitende Kirche ist eS nicht minder nütz-
ASn 'hrenvoll, wenn zu Zeiten daS Andenken jener
""" feierlich erneuert wird, welche ihre auserlesene
ier i-d ""d Gottseligkeit bereits unter die Verklärten
die!» ^mphirenden Kirche versetzt hat. Denn durch
, Menbez«ugungen wird auch die Erinuerrng an
z» Fährte Heiligkeit aus'S Neue wachgerufen, welche
Z"t nützlich, in unserer der Tugend und dem
Eu» - feindseligen Zeit aber überaus heilsam ist.
SM diesem Jahre können Wir durch GotteS
Fügung freudig die Vollendung deS dritten
Elwif dntr seit dem Tode deS seligen Petrus
Hy,begrüßen: Wir, denen nichts so sehr am
Hin-? daß alle Guten durch die gleichen
Keim "muntert werden, durch welche dieser GotteS-
hy " die katholische Religion so erfolgreich gefördert
Miau Z"t nämlich gleicht nicht wenig dem
M ii seligen Petrus, in welcher NruerungSsucht
tzj^ffMbundenheit in der Lehre eine ungeheuere
tzA"°'öuvg des Glauben- und Verwilderung der
sich gezogen haben. Dieses doppelte Ver-
hl, suchte Deutschlands zweiter Apostel nach dem
h^^'fatius, von allen, aber ganz besonder von der
W ,l"" SU halten wie durch geeignete Predigten
^ürlehlteErörtelUnp, so vorzüglich durch Ein-

führung von Schulen und durch Herausgabe guter
Bücher. Sein leuchtendes Beispiel haben auch viele
thatkräftige Männer eueres Volkes nachgeahmt; unter
Ar Wendung der gleichen Waffen gegen einen keineswegs
ungeübten Feind sind sie seither nicht müde geworden,
die Gebiete der edelsten Wissenschaften zu bearbeiten
und der Pfl ge der freien Künste zum Schutze und
zur Zierde der Religion alle Sorge zuzuwenden. Sie
ernteten hierbei die freudige Anerkennung der Römischen
Päpste, die ja stets mit liebevoller Sorgfalt darüber
wachten, daß der W ssenschaft ihr von Alters ererbter
Glanz und ihr Ansehen gewahrt bleibe, und daß
jede echte Geistesbildung immer neue Blüthen treibe.
Ihr wisset ja auch, ehrwürdige Brüder, daß, wenn i twaS
für uns eine Herzensangelegenheit gewesen, dieses der
richtige und gesunde Unterricht der Jugend war, und
daß wir für denselben, soviel es an unS lag, allüberall
Vorsorge getroffen haben. Jetzt aber benutzen w r
freudig den gegenwärtigen Anlaß und stellen allen
denen, welche im Lager der Kirche Christus ihre Waffen
weihe», in dem seligen Petrus Can siuS daS Muster
eines unermüdlichen Führers vor Augen, auf daß sie
wohl erwägend, daß mit der Rüstung der Gerechtigkeit
auch die der Wissenschaft zu verbinden sei, für die
Sache der Religion um so kräftiger und erfolgreicher
einzustehen vermögen.
Was für eine gewaltige Aufgabe der seinem Glauben
im tiefsten Grunde der Seele ergebene Mann auf sich
genommen, als er für die Sache der Kirche wie der
weltlichen Rechtsordnung in die Schranken trat, sieht
derjenige leicht eia, welcher de» Zustand Deutschlands
zur Zeit, in der Luther zuerst die Fahne des Aufruhrs
erhob, in'S Auge faßt. Die Sitten waren entartet und
verfielen mit jedem Tage mehr, womit dem Jrrthum
Thür nnd Thor geöffnet war; der Jrrthum hin-
wiederum steigerte die Sittenverderbniß bis zum
Aiußersten. In Folge dessen fielen nach und nach
Manche vom katholischen Glauben ab, und allmälig
verbreitete sich daS unheimliche Gift fast durch alle
deutschen Länder, schließlich theilte eS sich Menschen
jeden Standes und jeglicher Lebensstellung mit. ES
kam so weit, daß sich bei Vielen die Meinung bildete,
die Religion sei im deutschen Reiche dem Untergange
rohe, und eS gebe kaum noch ein Mittel, die Krank-
heit zu heilen. In Wahrheit wäre es um die höch-
sten Güter geschehen gewesen, hätte Gott nicht schleu-
nige Hilfe gesandt. Wohl fanden sich in Deutschland
noch Männer, welche dem allen Glauben treu an-
hingen und durch Wissenschaft und Eifer für die Re-
ligion hervorragten, wohl standen noch die Fürsten
Er war ein tüchtiger Bursche, groß und stark für sein
Alter; sein Gesicht war nicht regelmäßig schön, doch flößte
es Vertrauen ein, seine Augen blickten energisch in die Welt,
und wenn er lachte, war sein AeußereS sehr einnehmend.
„Wir sprachen von Dir, Adelbert," sagte der Baron.
„Von mir, Papa?"
„Ja und von Deinem unglücklichen Plan."
Da kam ein Zug in Adelbert's Gesicht, durch den er
gewiß nicht liebenswürdiger aussah. „Ich kann kein Rechts-
verdreher werden," sagte er kurzweg.
„Können, wer spricht von Können? Bin ich denn solch
ein strenger Vater, daß ich Dich zwingen würde, etwas zu
thun, was mir huchst unangenehm ist. Ist das nicht die
verkehrte Welt, Bloemertz?"
„Wir dö fen kein Talent unbenutzt lassen, Baron, und
Adelbert wird das seme wohl am besten kennen."
„Z i einem Advokaten habe ich nun wenigstens nicht
den leisesten Beruf!"
„Gut, etwas Anderes also, was Deinem Stande ge-
ziemt, Vielleicht Offizier?"
„Soldaten spielen? Danke schön!"
„Diplomat?"
„Komplimente m achen, den Großen schmeicheln? Das
noch viel weniger!"
„Sebr verbunden! Ingenieur?"
„O Papa!" — Seine Augen glänzten, der unange-
nehme Zug verschwand gänzlich.
„Unbegreiflich, wie er darauf seinen Sinn gestellt hat.
Hör' mal, Adelbert, ich gebe Dir drei Wochen Zeit; denke
gut darüber nach und sage mir dann, wozu Du Dich ent-
schlossen hast."
„Das ist nicht uöthig, Papa. Schon lange habe ich
über meine Berufswahl nachgedacht, und ich weiß, daß ich
zu nichts Anderem Lust habe, als Techniker zu werben."
„Und achtest Du denn das Vorrecht Deiner Geburt
für gar nichts?'
„Man hat mir oft gesagt, daß eS ein großes Vorrecht
sei, solche Anlagen für die mathematischen Fächer, wie ich
sie habe, zu besitzen. Ein adeliger Titel ist auch ein Vor-


Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Welderg, Freitag, de» 6. AuM 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwtngrrstraße 7.
1. Mrg.
 
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