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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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März 1897
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Nr. 51
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0205

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Pfcher Volksblatt

Aber» monatlich SO mit Trägerlohn, durch
bl^e Post bezogen viertelj. 1,60 sranco

Expedition
e rdelberg.

KMerz WnumtU, dm 4. Mürz 1897. s-

Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.

25 H. Für hiesige Geschäfts- und
ivie sür Jahres-Anzeigen bedeutende

Inserate die 1-spaltige Petitzeile^oder, derm Raum
!ch»i»t tSgttch mit Ausnahme der Sonn- u. E i- k 10^, Reklame2b Für
ertage. »bonvememspretd mit dem wochcnt. Mr-aNN lllp M NNrNKlI öp AlkUlt« Privatanzelgen,sowresurJahi^ .. -
>en Unterhaltungsblatt „Der Sonntaasbote" für Gl.Mll ^Rabattbewrllrgung
Kelberg monatlich SV mit Trägerlohn, durch " Expedition: gwinaerftratze^
.die Post bezogen Viertels. 1.60 sranco - ' ' " -

Druck, Verlag u.

Iwingrrftraße 7.

Friedrich Justus Knecht,
^urch GotteS Barmherz igkeit und der
Eiligen Apostolischen Stuhles Gnade
Bischof Von Nebo,
^kheimkämmerer S. H., Domdekan und Verwalter
des Erzbisthums Freiburg,
entbietet
üllen Gläubigen der Erzdiözese Gnade
Frieden von Gott dem Vater und
unserm Herrn Jesus Christus.
(Schluß.)
, Am eindringlichsten mahnt unS der göttliche Hei-
and selbst zur Gottesfurcht, indem er (Luk. 12, 4 u. 5)
'bricht: „Euch, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet
Ebch nicht vor denen, die den Le b tödten und danach
Mts mehr thun können. Ich will euch zeigen, wen
chr fürchten sollet: Fürchtet den, welcher, nachdem er
Aödtet hat, auch Macht hat, in die Hölle zü werfen,
^a, ich sage euch, diesen fürchtet!" Den göttlichen
Achter sollen wir fürchten, der die unbußfertigen
Minder verdammen und ihnen zurufeu wird (Matth.
41): „Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das
Aige Feuer, welches dem Teufel und seinem Anhang
Aeitet worden ist!" Die Hölle sollen wir fürchten,
beim sie ist „der Ort der Qualen" (Luk. 16, 28),
A „Heulen und Zähneknirschen sein wird" (Luk. 13,
^o). wo die Feinde Gottes „mit Feuer werden ge-
Mit werden und der Rauch ihrer Qual oussteigen
Ard in alle Ewigkeit und sie keine Ruhe haben wer-
be» Tag und Nacht" (Offbr. 14, 10 und 11).
, Geliebte, ich weiß wohl, daß es heutzutage viele
8'bt, die an die ewige Qual der Hölle nicht glauben
sollen. Abgesehen von jenen, die an keinen Gott und
«Me Ewigkeit, an keine Tugend und keine Vergeltung,
überhaupt an nichts glauben, als an die Tiefe ihrer
vermeintlichen Weisheit — abgesehen von diesen gibt
noch manche, die am Gottesglauben festhalten
Allen, aber an der Lehre von der Ewigkeit der
Höllenstrafen Anstoß nehmen u. ihr die Meinung ent«
Agenstellen: „Gott ist zu gütig, als daß er ewig strafen
wnnte." Sie denken sich die Güte GolteS als eine senti-
mentale mattherzige Gutmüthigkeit und machen Gott den
Herrn zu einem schwachen Vater, der voll lauter Liebe
^cht strafen kann und sich von frechen Sündern Trotz
Aten läßt. Aber ich frage, Geliebte: Ist dieses
Zerrbild der wahre Gott? Nein, dieser schwache
iAtt ist xin Hirngespinnst glaubeuSmatter Geister; er
m nicht, der wahre, lebendige Gott der Offenbarung,
N ist nicht der Gott Abraham's, Jsaak's und Jakob'S ;
ist nicht der heilige Gott, nicht der Vater unseres
H"rn Jesus Christus, von welchem alle Vaterschaft
Himmel und auf Erden herkommt (Eph. 3, 14) ;
rr ist nicht der gerechte Gott, welcher Esau verwor-
A, Phararo verhärtet, den ungläubigen Prasser „in
A Hülle begraben" (Luk. 16, 22) hat. Viele glauben
heutzutage an falsche Götter. Weil sie an die Offen-
barung Gotter im Alten und Neuen Bunde nicht
Dauben, so machen sie sich — ein Jeder nach seinen
Aigungen — einen eigenen Gott, den freilich kein
"üid zu fürchten braucht. Darum wird Gott so oft
jum Spott, und die Gottlosigkeit, d. i. die Abwendung
bom wahren, dreieinigen Gott, greift immer mehr um
bch- Und ist es nicht sonderbar, wenn Leute, die am
Aüigsten mit Gott verkehren, weil sie das Beten
berlernt haben und gegen alles Religiöse gleichgültig
und, dennoch Gott und seine Eigenschaften besser
'Olren wollen, als ein heiliger Petrus oder Paulus,
bls alle heiligen Diener GotteS, welche an die Hölle
glaubt und sie gefürchtet haben? ES gibt eine
^'ge Hölle, das ist so gewiß, als ein heiliger und
gerechter Gott im Himmel ist; so gewiß, als eS eine
Wiche Weltordnung gibt; so gewiß, als Jesus
^hristus für uns am Kreuze gestorben ist, um alle,
A guten Willens sind, vom ewigen Verderben
erretten. Und wenn einer noch so kühn
A Hölle leugnet, so straft ihn fein Gewissen
Agkn und fein Verstand ruft ihm zu: Wenn es aber
Ach eine ewige Vergeltung gibt, wie wird eS dir er-
gehen ? —

Noch einer anderen Einwandes muß ich hier ge-
denken, der sich manchmal im Herzen der Gottesfürchti-
gen erhebt. Wenn sie sehen, wie vielfach Gott ver-
achtet, und sein Gesetz mit Füßen getreten wird, wie
frecher Unglaube und zügellose Unsittlichkeit überhand
nehmen und wie ungestraft das Heilige gelästert und
verspottet wird, dann möchten sie in heiligem Eifer
Feuer vom Himmel herabrufen und sagen: Warum
duldet der heilige Gott solch entsetzliche Frevel? Wa-
rum straft er nicht die frechen Lästerer? Hierauf gebe
ich eine zweifache Antwort. Ersten- : Gott straft die
Sünder nicht gleich, weit er langmüthig ist und den
Sündern Zeit zur Umkehr und Buße geben will.
Zweitens: Gott kann warten, weil er ewig ist. Kein
unbußfertiger Sünder wird der strafenden Hand des
Allmächtigen entgehen. In diesem Sinne schreibt der
hl. Paulus im Briefe an die Römer (2, 3 ff.):
„Meinst du, o Mensch, daß du dem Gerichte Gottes
entfliehen werdest? Oder verachtest du den Reichthum
seiner Güte, Geduld und Langmuth? Weißt du
nicht, daß die Güte GotteS dich zur Buße leitet (zur
Buße dich führen will)? Aber durch deine Verstockt-
heit und dein unbußfertigeS Herz häufest du dir Zorn
für den Tag des Zornes und der Offenbarung des
gerechten Gerichtes GotteS, der jedem vergelten wird
nach seinen Werken, und zwar denen, die mit Beharr-
lichkeit in guten Werken nach Herrlichkeit, Ehre und
Unvergänglichkeit streben, mit dem ewigen Leben;
denen aber, die widerspenstig sind und der Wahrheit
nicht beipflichten, sondern der Ungerechtigkeit sich hin-
geben, mit Zorn und Ungnade." Auch der weise
Sirach (5, 4 ff.) warnt den leichtsinnigen Sünder mit
folgenden ernsten Worten: „Sprich nicht: Ich habe
wohl gesündigt, aber waS ist mir Leids widerfahren?
Denn der Höchste ist ein langmüthiger Vergelter. Sei
vicht ohne Furcht über die nachgelassene Sünde und
hä lfe nicht Sünde auf Sünde und sage nicht: Die
Barmherzigkeit des Herrn ist groß, er wird die Menge
meiner Sünden vergeben. Denn wohl nähert sich
schnell seine Barmherzigkeit, aber auch sein Zorn, u.
auf die Sünder schaut sein Zorn. Säume also nicht,
dich zum Herrn zu bekehren und verschieb es nicht
von einem Tage zum andern; denn plötzlich kommt
sein Zorn und wird zur ,Zeit der Rache dich ver-
derben."
Im ersten Briefe Petrie wird noch ein anderer
Grund angegeben, der unS zur Gottesfurcht bewegen
soll, und ich möchte Euch dringend bitten, diesen Be-
weggrund während der hl. Fastenzeit recht ost und
ernstlicy zu beherzigen. Der Apostelfürst schreibt näm-
lich (1,17 bis 19): „Weil ihr den als Baier anrufet,
der ohne Ansehen der Person jeden richtet nach seinen
Werken, so wandelt in Furcht, so lange ihr hier (auf
Erden) pilgert, da ihr w ffet, daß ihr nicht mit ver-
gänglichem Golde oder Silber erlöset seid, sondern
mit dem kostbaren Blute Christi als eines unbefleckten
und tadellosen Lammes." Der hl. Apostel will sagen:
Da ihr Gott euren Vater nennet, so müsset ihr auch
in kindlicher Ehrfurcht vor ihm wandeln und der
Vatername Gottes darf euch nicht in falsche Sicher-
heit einwiegen, denn Gott wird euer Richter fein u.
zwar ein strenger und unbestechlicher Richter, der ohne
Ansehen der Person über jeden nach seinen Werken
urtheilen wird. Vergesset auch nicht, um welchen
Preis ihr erkauft oder erlöst worden seid. Um für
eure Sünden genugzuthun, hat das unbefleckte, gött-
liche Opferlamm Jesus Christus unter unsäglicher
Schmach und Qual sein Blut und Leben am Kreuze
für euch hingegeben. Wenn nun Gott der Vater seines
eingeborenen Sohnes nicht geschont, und fremde
Sünden an ihm so streng bestraft hat, wie wird er
eure Sünden an euch bestrafen, wenn ihr euch nicht
bekehret und die Sünden meidet! Erkennet also aus
dem bitteren Leiden und Sterben Jesu, wie schwer
die Sünde auf der Waagschale des göttlichen Rich-
ters wiegt, und fürchtet! Erkennet auch den uner-
meßlichen Werth der Seele und die unergründliche
Liebe eures Heilandes, der sein unendlich kostbares
Blut für Rettung eurer Seelen hingegeben hat. Wehe
dir, wenn durch deine Schuld das kostbare Blut Jesu
Christi an deiner Seele verloren geht! Wandle also
in Furcht!

Die Gottesfurcht bringt im Menschen herrliche
Wirkungen hervor, die ich euch noch kurz mit den
Worten der hl. Schrift schildern will: „Die Furcht
des Herrn," sagt Jesus Sirach (1, 11—13), „ist
Ehr' und Ruhm, sie wird mit Freude und Frohlocken
gekrönt. Die Furcht des Herrn erfreut das Herz,
gibt Lust und Wonne. Wer den Herrn fürchtet, dem
wirds wohl gehen an seinem Ende, der wird gesegnet
werden am Tage feines HinscheidenS."
Insbesondere treibt unS die Gottesfurcht zum
Guten an, so daß wir freudig und gern die Gebote
GotteS halten. „Glückselig," heißt es im Psalm 111,
1, „glückselig der Mann, der den Herrn fürchtet, er
wird große Lust haben an seinen Geboten." Und der
weise Sirach sagt (2, 18 ff.): „Die den Herrn fürch-
ten, werden nicht ungläubig sein gegen sein Wort, u.
die ihn lieben, werden einhalten seinen Weg. Dieben
Herrn fürchten, suchen nur, was ihm wohlgefällig ist,
und bereiten ihre Herzen und heiligen ihre Seelen vor
seinem Angesicht (indem sie in seiner Gegenwart wan-
deln). Die den Herrn fürchten, beobachten seine Ge-
bote und haben Geduld, bis er sie Heimsucht." Und
weil der Gottesfürchtige seinen Willen vollkommen mit
dem Willen Gottes vereinigt, deshalb erlangt er auch
den Frieden des Herzens und Zuversicht im Leben».
Sterben. „Die Furcht des Herrn", sagt Jesus Sirach
(1, 22), „ist die Krone der Weisheit, sie gibt voll-
kommenen Frieden und die Frucht des Heiles." Von
den Gottlosen aber sagt der hl. Paulus (Röm. 3, 17
ff): „Den Weg des Friedens kennen sie nicht, die
Furcht GotteS ist nicht vor ihren Augen."
Die Gottesfurcht bewahrt uns auch vor Sünden.
„Die Furcht des Herrn vertreibt die „Sünde," sagt
der weise Sirach (1, 27 f.), „wer aber ohne Furcht
ist, kann nicht gerechtfertigt werden." Und in den
Sprüchen (15, 27) heißt eS: „Durch die Furcht Got-
tes hält jeder sich fern vom Bösen."
Diese Gottesfurcht ist keine Schwäche, sondern sie
macht stark und charakterfest. „Wer den Herrn fürchtet,
zittert vor nichts und zaget nicht, denn Gott ist seine
Hoffnung . ., ein mächtiger Beschützer, eine kräftige
Stütze" (Jes. Sirach 34, 16). „Wer den Herrn
fürchtet, dem wird Schlimmes nicht begegnen, sondern
Gott beschützt ihn in der Versuchung und erlöst ihn
vom Bösen" (Ebeud. 33, 1).
Die Gottesfurcht heiligt und schützt überdies die
Bande der Familie, der Gemeinoe und des Staates.
Nach göttlicher Anordnung haben die Eltern an
ihren Kindern die Stelle GotteS zu vertreten. Darum
mahnt das Wort Gottes die Kinder eindringlich, daß
sie ihre Eltern ehren und ihnen gehorsamen sollen.
„Wer den Herrn fürchtet," sagt Jesus Sirach (3, 8
bis 11), „ehret seine Eltern und dienet ihnen als
seinen Gebietern. Mit Wort und That ehre deinen
Vater, damit sein Segen über dich komme. Der Segen
des Vaters befestigt die Häuser der Kinder, aber der
Fluch der Mutter zerstört sie vom Grunde aus." Und
der hl. Paulus schreibt (Ephes. 6, 1—3): „Kinder,
gehorchet euren Eltern im Herrn (d. i. nach dem Wil-
len des Herrn), denn dies ist gerecht. Ehre deinen
Vater und deine Mutter — dies ist das erste Gebot
mit der Verheißung: daß es dir wohl gehe und du
lange lebest auf Erden." So bringt die hl. Schrift
die Ehrfurcht gegen die Eltern in engste Verbindung
mit der Gottesfurcht: Die Kinder sollen ihre Ellern
achten und ehren nicht bloß aus natürlicher Anhäng-
lichkeit, sondern auch aus dem übernatürlichen Be-
weggründe, weil Gott der Herr es gebietet. Und
die Eltern sollen die Kinder, welche Gott ihnen an-
vertraut hat, durch Unterweisung, Zucht und gutes
Beispiel zur Gottesfurcht erziehen. Ein Kind, dar
Gott fürchtet", sagt der weise Sirach (16, 3 u. 4),
„ist besser, als tausend gottlose. Besser ist kinderlos
sterben, als gottlose Kinder zu hinterlassen." „Ihr
Väter", mahnt der hl. Paulus (Ephes. 6, 4), „erzie-
het eure Kinder iu der Lehre und Zucht des Herrn!"
Desgleichen schreibt Jesus Sirach (30, 13): „Unter-
weise deinen Sohn und gieb dir Mühe mit ihm, daß
du nicht den Kummer habest, seine Schande zu erle-
ben." Derselbe heilige Schriftsteller gibt zugleich einige
praktische Erziehungsregeln, welche ich euch recht zu
beachten bitte. Er sagt (30, 9—12): „Ein ungebän--
 
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