Mäher Wksblaii
W ' Inserate die 1-spaltige Petsizeüe oder de
Mmnn M Wabrlieif. FmliM L KeM. L^us^s«^
Uero monatlich LV L, mit Trägerlohn,
E Post bezogen viertel;. »« 1.W franco.
Weldrig, Mag dm 19. Uombll 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
ab und Leo, der laut cpplaudirte und seinem Vetter ganz
entgegen kam, ko dieser nur einen Schritt vorwärts machte,
.«Bravo, Erich! Jrwing könnte es nicht
einer
sondern die Cartellparteien sind dabei gewesen. Eben
so wenig läßt sich dieser Mehrheit nachsagen, daß sie
wichtige Vorlagen zu Falle gebracht habe. Die Ju-
stiznovelle wollten viele Cartellbrüder in der der Re»
gierung genehmen Form auch nicht. Alles in allem : die
„Mehrheit Lieber-Richter-Grillenderger" hat keine Ge-
setzesvorlage verworfen, wohl aber hat„dieser" Reichstag
vieles geschaffen mit einer andern Mehrheit, und das
Meiste davon mißfällt den Parteien auf der Linken
durchaus.
Berechtigt sind die Klagen über die häufige Be-
schlußuufähigkeit des Reichstages. Damit stand eS
aber früher nicht besser, und die Cartellparteien haben
regelmäßig am hellsten durch Abwesenheit geglänzt.
Wer also aus der Mitte dieser Parteien Steine auf
den Reichstag wirft, der sollte nicht vergessen, daß er
zugleich das Glasdach trifft, unter dem seine eigenen
Leute sitzen. Berechtigt sind sodann die Klagen über
das viele unnütze Reden im Reichstage; allein das
ist vor allem durch die schwache Besetzung verschuldet.
Und dann: im Preußischen Abgeordnetenhause haben
die Cartellparteien die große Mehrheit. Wird dort
etwa nicht eine Menge Zeit mit dem ewigen Reden
über alles und noch einiges vertrödelt? In der
Session, da der Reichstag das Bürgerliche Gesetzbuch
schuf, saß der Landtag mit „viel schönen Reden' fast
eben so lange beisammen; das positive Ergebniß aber
war nahezu gleich Null. In der vorigen Session
hätte er mit gutem Willen zu Ostern, spätestens zu
Pfingsten fertig sein können. Er saß aber bis gegen
Ende Juli, wiewohl das Wichtigste im Januar schon
erledigt war. Also es ist ganz deplacirt, „diesem"
Reichstage oder der „Mehrheit Lieber Richter-Grillen-
berger" derartige Vorwürfe zn machen.
Wir glauben auch nicht, daß die guten Freunde
dieses Reichstages großen Erfolg haben werden, wenn
sie glauben, in der kommenden S ssion mit vielem
„Schimpfen" die Loge für die Cartellparteien bessern
zu können. Sind die Marineforderungen übertrieben,
so wird die „Mehrheit Lieder-Richter-Singer" aller-
dings in die Erscheinung treten und daran streichen.
Auch die Militair-Strafproceß Ordnung wird sie nur
dann annehmen, wenn sie annehmbar ist. Einschüch«
terungsversuche und Drohungen mit dem Zorn des
Volkes werden vergeblich sein. Anderseits bleibt ab-
zuwarten, ob das Centrum so viel Gelegenheit zum
Schimpfen bieten wird, als manche Leute wünschen.
Man kennt ja die Vorlagen noch gar nicht, gegen die
man das Centrum aus „Mangel an nationalem Sinn«
stimmen sehen möchte. Auf alle Fälle ist er erhe
--
. Bestellungen
Monate
November und Dezember
.Mk!, immer noch alle Postämter aus die täglich ki^
übende Zeitung
Pfälzer Bottsblatt"
t>t wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
Ktak)' sEe unsere Expedition Heidelberg, Zwirrger-
M 7, entgegen.
Spedition des „PMer Volksblatt".
Heidelberg Zwingerstraße 7
wunderswie, den Reichstag in seiner ganzen Verächt-
lichkeit gekennzeichnet zu haben, wenn man von der
Mehrheit Lieber Richter-Grillenberger spricht. Aber
warum spricht man nicht von der Mehrheit Lieber-
Manteuffel Bennigsen ? Diese hat doch viel mehr
gethan als jene, und zwar meist Dinge, welche den
Herrn Richter und Grillenberger nebst ihren Parteien
gar nicht gefielen. Was kommt überhaupt von allen
Thaten des Reichstages auf die Rechnung der Mehr-
heit Lieber-Richter Grillenderger? Wir wüßten nichts
zu nennen, als die Ablehnung der Bismarck Huldig-
ung und der neuen Kreuzer. Dem Fürsten Bismarck
ist schon Schlimmeres widerfahren, als die Ablehnung
der Huldigung, und auch nach jenem 23. März sind
Ehrungen für ihn ausgeblieben, ohne daß „dieser"
Reichstag daran schuld war. Was aber die abgelehn-
ten Kreuzer angcht, so wollen wir uns doch durch ver-
schiedene Thatsachen nicht verdunkeln lassen. Ist etwa
das „Kein Kanitz, keine Kähne" von der „Mehrheit
Lieber Richter-Grillenberger" ausgegangen? Wer hat
im Frühjahr 1895 sich gegen die ersten Raten für
vier neue Kreuzer „Ersatz Leipzig" usw. erklärt?
DaS Centrum stimmte dafür, von den Conservativen
fehlten 32, davon die Hälfte ohne Entschuldigung, 10
enthielten sich der Abstimmung, nur 16 stimmten mit
Ja. Im vorigen Jahre sprachen sich bei der ersten
EtatSberathung die Redner der Cartellparteien alle für
Streichungen am Marine-Etat aus. War es kein
Verbrechen, damals für die Streichungen einzutreten,
so war es auch wohl ein paar Monate später keines.
Fielen die Cartellbrüder doch hauptsächlich um, damit
sie nachher heftige Anklagen gegen „diesen" Reichstag
schmieden könnten. Außer der Freisinnigen Zeitung
schreibt gegenwärtig kein Blatt eifriger gegen die
neuen Marine-Forderungen, als die DeutscheTagesztg.
Dasselbe Blatt betheiligt sich aber eben so eifrig an
den Ausfällen auf die „Mehrheit Lieber Richter-Grillen-
berger."
Dieser Reichstag hat seit dem „verhängnißvollen"
23. März 1895 eine ganze Reihe wichtiger Gesetze
geschaffen, darunter das Bürgerliche Gesetzbuch, dos
Handelsgesetzbuch und was sonst in dieses Gebiet
schlägt: das Börsengefitz, Margarinegesetz, die Hand-
Werkervorlage usw. Ist den Cartellbrüdern etwas daran
nicht recht, so dürfen sie es nicht der Mehrheit Lieber-
Richter Grillenberger in die Schuhe schieben, denn
alles ist unter Beihülfe der Conservativen und
National-Liberalen geschehen. Auch das Vereins-
gesetz und der Beschluß wegen Aufhebung des 8 2
des Jesuitevgesetzes sind keine Werke dieser Mehrheit,
, . , Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Rau«
j^InterhaWmasblcstt „Der Sonntagsbote" für MV A Pr^'atanzeigen, sowieKr^chresE^eEm^Mtttwe
vverg monatlich LV H mit Tragerlohn, durch °> ' Rabattbewilligung.
Post bezogen Viertels. 1.60 franco. Expedition: ZwiugerNraßeT.
„Den Du nie sehen wirst, meine Desdewona! Denn
dann müßte ich mein Vertrauen zu Dir verlieren, und das
ist mein höchstes Gut. Wenn Othello . .
„Habt Ihr einen Othello nöthig?" srria die tiefe Baß-
stimme Hilverda's, der aus einer der Arkaden hervortrat,
„dann kann ich Euch Wohl helfen."
Und mit der Hand durch dee Locken fahrend, nahm er
eine finstere Miene an, und mit einer dramatischen Kraft,
die Miliane erschauern ließ, begann er einen berühmten
Monolog aus Othello.
Eten p'ötzltch, wie er begonnen hatte, brach er wieder
ab und Leo, der laut cpplaudirte und seinem Vetter ganz
sagte "fröhlich
bester machen
„Dieser Platz eignet sich auch vortrefflich zu
Eifersuchlsscenc, finden Sie nicht, Fräulein Wolson?"
„Du darfst dreist Miliane sagen, Erich!'
„Die Erlaubniß kannst Du nicht geben, das muß Deine
Dame selbst thvn. Aber darf ich mir die Freiheit nehmen,
Euere Unterhaltung zu stören?"
Ohne ein Ja abzuwarten, ließ er sich auf ein Tabou-
ret nieder, während Miliane stolz mit dem Kopf nickte.
Dann sprach er über die englische dramatitche Kunst, über
die Alhambra, die er besucht batte, über die schöne Sulta-
nin und die greusawen maurischen Könige, über seine
Reiseabenteuer in Epanien, und W'liane, halb auf ihren
Verlobten gestützt, lauschte seinen Worten und dem Plät-
schern der Fvniüne und dem Säuseln ter Orangenbäume,
während Lev sich freute, daß sein Vetter sich Mühe gab,
dem Mütchen seiner Wohl achtungsvoll und herzlich ent-
gegen zu kommen.
3 öS Gespräch kam dann auf den neuen Saal und
Leo schlug vor, Miliaren'r fertiges Gemälde in Augen-
schein zu nehmen. Hrlverda folgte den Beiden, die Arm in
Arm durch die bunten Säle ihm vorangingen.
„Der Morgen' »ar fertig und stellte ein allerliebstes
fröhliches Sind dar zrvischen Blumen und Vögeln, womit
r» unbesorgt und graziös spielte.
Hilverda zog ein Augenglas hervor und betrachtete
das Bild genau von allen Seiten, aber sagte kein Wort.
Leo's vor Verwunderung strahlende Augen verließen
ihn keinen Augenblick, sein Urthcil erwartend-
Miliane hatte sich mit scheinbarer Gleichgiltigkeit ab-
gewendet und sah aus dem Fenster nach dem noch nicht
vollendeten Garten, der auch alle Arten von Anlagen auf-
weifen sollte.
„Und nun?" frug Leo zu Milianen's großem Aerger.
Er war zu aufrichtig neugierig und konnte die Frage
nicht zurückhalten.
„Das Talent von Fräulein Wolson scheint mir ganz
besonders geeignet, den sorgenlosen Morgen darzustelleu.
Vielleicht wird ihre Liebe zu Dir sie später in Stand
setzen, den Mittag in seiner Sluth ebenso schön zu malen.'
„Hörst Du, Miliane, hast Du es verstanden? Die
Tiese des Gefühles, die Kraft und Gluth muß meine —
muß unsere Liebe Dir geben. Erich hat ein Kennerauge,
aber wenn Deinem Talente noch etwas fehlen sollte, so
freue ich mich, daß ich allein es Dir geben kann."
Hilverda strich seinen Bart, um ein spöttisches Lächeln
zu verbergen, und Miliane, roth vor Verlegenheit oder
Aerger, glaubte von seinen LchPen das Wort: „Las große
Kind!" oder ein ähnliches lesen zu können.
„Wir wollen gehen!" sagte sie; „sie erwarten uns in
der Laube!" und sie nahm Leo's Arm.
Hilverda ging mit ihnen, als wenn das und nichts
anderes von ihm erwartet wurde.
Unterwegs rief einer der Arberter Leo an; er ersuchte
Miliane, eben zu warten, oder lieber voranzugehen, und
so ging sie an der Seite ihres künftigen Vetters einher.
„Finden Sie nicht, daß Kaprice mit Recht seinen Na-
men trägt?" frug er.
Entrüstet sah sie ihn mit großen Augen an und er-
widerte kurzweg: „Weil Sie es so getauft haben? Nein,
mein Herr! und wenn es auch der Fall wäre, so würde
ich eS Ihnen doch nicht gestehen I"
(Fortsetzung folgt.)
, Der Reichstag
einbeiufen, da nimmt schon ein Theil der
tz^.das Geschäft wieder auf, ihm in allen Ton-
«-chre Mißachtung zu bekunden. Im Präsidium
iej,'Mn, soll für Mitglieder der „nationalen" Par-
tz"gUdter itrer Würde sein. Dabei haben bis zum
tzh 1895 die Confervalivev und die National-
es durchaus nicht verschmäht, für denselben
Präsidenten zu stellen. Die hochnässige
aizMung, „die Firma zu zeichnen," weil das nicht
sl>„.^ "Vorzug erscheinen" könne, sieht stark nach
tauben aus. Das Centrum wird sich natür-
V'cht. bemüßigt sehen, die Präsidentenstelle den
^Votiven einzuräumen, denen sie angeblich gebühren
tzjx' ^tvohl das Centrnm nahe zu doppelt so stark ist,
tz Conservativen. Die Cartellbrüder können
sie ?^ywit Anstand nicht wieder zurück, nachdem
H^.Mal den Fehler gemacht haben, aus dem
auszutretcn, und müssen schon deshalb
Areg keine Ehre, „diesem" Reichstage zu prä-
hat er denn eigentlich gethan, daß er An-
T?^nd Ehre eingibüht habe? Seine einzige Schuld
Wn d'e Cartellbrüder in ihm nicht die Mehrheit
"kd dafür kann er nicht ein Mal; denn die
'>>> M ^ben das eingerichtet, die auch gar noch nicht
sich bessern zu wollen scheinen. Man glaubt
,, Melisne. L«
von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
2- L v. Hecmftede-
Mae Paar saß zwischen den Blumen, welche
«^„uschen Arkaden zu einem so frischen, freundlichen
»td N^hientbalt wachten; sie sprachen über die Zukunft
ihrx weiteren Baupläne.
)ie M hätte den Bau nie nnternrmmen," sagte Miliane,
°^kli k kicht in ihrer Sonutagiftimmung war und zu
U di, daß der gute, immer eben freundliche Leo
Kit parier larcweilig werden könnte, was ihr, trotz
H erschAilichen Schwärmerei für die Langeweile, schreck-
h«i>ik^b warum nicht, meine Gazelle? Du hörst, daß ich
„Drache der Umgebung avpasse."
Ate lieber etwas Monumentales gemacht, als
N« AuRrkarte."
Port ist von Erich, Liane!
don wem es will, es ist richtig."
«!tzs?»thvt mir leid, Liebste, daß Kaprice Dir nicht
^te^.A'ch das gesagt? Nein, ich sage nur, daß ich ein
^ie ^^efivnifches Kunstwerk lieber sähe, als dieses
t! «den nur eine Laune von wir gewesen.'
mich gerade stutzig. Aus einer Laune ist
vU hervorgegangen; vielleicht ist es auch nur eine
", Lm Du mich zur Frau nehmen willst."
^ien flüchtig die Stirne, aber gleich darauf
", Lächeln wieder um seine L PP-n.
N»e Sulrika! Weißt Du Wohl, daß ein Anderer
Mist« »> *. anders deuten könnte! Er würde Sricht'S
^"5^ darin wieder finden und ein rifrrsüchttger
» >^"Erdku.'
Mitep Ldchte Dick gerne '«al eifersüchtig sehe«, um zu
/das Gesicht sich dann zusa»wevzilht und wie
' ^tiae» ^*ur die bösen Auge« lege». ES wäre ein
»er Studie nkops sür »ich. Leo!"
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lroiagerftraße 7.
W ' Inserate die 1-spaltige Petsizeüe oder de
Mmnn M Wabrlieif. FmliM L KeM. L^us^s«^
Uero monatlich LV L, mit Trägerlohn,
E Post bezogen viertel;. »« 1.W franco.
Weldrig, Mag dm 19. Uombll 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
ab und Leo, der laut cpplaudirte und seinem Vetter ganz
entgegen kam, ko dieser nur einen Schritt vorwärts machte,
.«Bravo, Erich! Jrwing könnte es nicht
einer
sondern die Cartellparteien sind dabei gewesen. Eben
so wenig läßt sich dieser Mehrheit nachsagen, daß sie
wichtige Vorlagen zu Falle gebracht habe. Die Ju-
stiznovelle wollten viele Cartellbrüder in der der Re»
gierung genehmen Form auch nicht. Alles in allem : die
„Mehrheit Lieber-Richter-Grillenderger" hat keine Ge-
setzesvorlage verworfen, wohl aber hat„dieser" Reichstag
vieles geschaffen mit einer andern Mehrheit, und das
Meiste davon mißfällt den Parteien auf der Linken
durchaus.
Berechtigt sind die Klagen über die häufige Be-
schlußuufähigkeit des Reichstages. Damit stand eS
aber früher nicht besser, und die Cartellparteien haben
regelmäßig am hellsten durch Abwesenheit geglänzt.
Wer also aus der Mitte dieser Parteien Steine auf
den Reichstag wirft, der sollte nicht vergessen, daß er
zugleich das Glasdach trifft, unter dem seine eigenen
Leute sitzen. Berechtigt sind sodann die Klagen über
das viele unnütze Reden im Reichstage; allein das
ist vor allem durch die schwache Besetzung verschuldet.
Und dann: im Preußischen Abgeordnetenhause haben
die Cartellparteien die große Mehrheit. Wird dort
etwa nicht eine Menge Zeit mit dem ewigen Reden
über alles und noch einiges vertrödelt? In der
Session, da der Reichstag das Bürgerliche Gesetzbuch
schuf, saß der Landtag mit „viel schönen Reden' fast
eben so lange beisammen; das positive Ergebniß aber
war nahezu gleich Null. In der vorigen Session
hätte er mit gutem Willen zu Ostern, spätestens zu
Pfingsten fertig sein können. Er saß aber bis gegen
Ende Juli, wiewohl das Wichtigste im Januar schon
erledigt war. Also es ist ganz deplacirt, „diesem"
Reichstage oder der „Mehrheit Lieber Richter-Grillen-
berger" derartige Vorwürfe zn machen.
Wir glauben auch nicht, daß die guten Freunde
dieses Reichstages großen Erfolg haben werden, wenn
sie glauben, in der kommenden S ssion mit vielem
„Schimpfen" die Loge für die Cartellparteien bessern
zu können. Sind die Marineforderungen übertrieben,
so wird die „Mehrheit Lieder-Richter-Singer" aller-
dings in die Erscheinung treten und daran streichen.
Auch die Militair-Strafproceß Ordnung wird sie nur
dann annehmen, wenn sie annehmbar ist. Einschüch«
terungsversuche und Drohungen mit dem Zorn des
Volkes werden vergeblich sein. Anderseits bleibt ab-
zuwarten, ob das Centrum so viel Gelegenheit zum
Schimpfen bieten wird, als manche Leute wünschen.
Man kennt ja die Vorlagen noch gar nicht, gegen die
man das Centrum aus „Mangel an nationalem Sinn«
stimmen sehen möchte. Auf alle Fälle ist er erhe
--
. Bestellungen
Monate
November und Dezember
.Mk!, immer noch alle Postämter aus die täglich ki^
übende Zeitung
Pfälzer Bottsblatt"
t>t wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
Ktak)' sEe unsere Expedition Heidelberg, Zwirrger-
M 7, entgegen.
Spedition des „PMer Volksblatt".
Heidelberg Zwingerstraße 7
wunderswie, den Reichstag in seiner ganzen Verächt-
lichkeit gekennzeichnet zu haben, wenn man von der
Mehrheit Lieber Richter-Grillenberger spricht. Aber
warum spricht man nicht von der Mehrheit Lieber-
Manteuffel Bennigsen ? Diese hat doch viel mehr
gethan als jene, und zwar meist Dinge, welche den
Herrn Richter und Grillenberger nebst ihren Parteien
gar nicht gefielen. Was kommt überhaupt von allen
Thaten des Reichstages auf die Rechnung der Mehr-
heit Lieber-Richter Grillenderger? Wir wüßten nichts
zu nennen, als die Ablehnung der Bismarck Huldig-
ung und der neuen Kreuzer. Dem Fürsten Bismarck
ist schon Schlimmeres widerfahren, als die Ablehnung
der Huldigung, und auch nach jenem 23. März sind
Ehrungen für ihn ausgeblieben, ohne daß „dieser"
Reichstag daran schuld war. Was aber die abgelehn-
ten Kreuzer angcht, so wollen wir uns doch durch ver-
schiedene Thatsachen nicht verdunkeln lassen. Ist etwa
das „Kein Kanitz, keine Kähne" von der „Mehrheit
Lieber Richter-Grillenberger" ausgegangen? Wer hat
im Frühjahr 1895 sich gegen die ersten Raten für
vier neue Kreuzer „Ersatz Leipzig" usw. erklärt?
DaS Centrum stimmte dafür, von den Conservativen
fehlten 32, davon die Hälfte ohne Entschuldigung, 10
enthielten sich der Abstimmung, nur 16 stimmten mit
Ja. Im vorigen Jahre sprachen sich bei der ersten
EtatSberathung die Redner der Cartellparteien alle für
Streichungen am Marine-Etat aus. War es kein
Verbrechen, damals für die Streichungen einzutreten,
so war es auch wohl ein paar Monate später keines.
Fielen die Cartellbrüder doch hauptsächlich um, damit
sie nachher heftige Anklagen gegen „diesen" Reichstag
schmieden könnten. Außer der Freisinnigen Zeitung
schreibt gegenwärtig kein Blatt eifriger gegen die
neuen Marine-Forderungen, als die DeutscheTagesztg.
Dasselbe Blatt betheiligt sich aber eben so eifrig an
den Ausfällen auf die „Mehrheit Lieber Richter-Grillen-
berger."
Dieser Reichstag hat seit dem „verhängnißvollen"
23. März 1895 eine ganze Reihe wichtiger Gesetze
geschaffen, darunter das Bürgerliche Gesetzbuch, dos
Handelsgesetzbuch und was sonst in dieses Gebiet
schlägt: das Börsengefitz, Margarinegesetz, die Hand-
Werkervorlage usw. Ist den Cartellbrüdern etwas daran
nicht recht, so dürfen sie es nicht der Mehrheit Lieber-
Richter Grillenberger in die Schuhe schieben, denn
alles ist unter Beihülfe der Conservativen und
National-Liberalen geschehen. Auch das Vereins-
gesetz und der Beschluß wegen Aufhebung des 8 2
des Jesuitevgesetzes sind keine Werke dieser Mehrheit,
, . , Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Rau«
j^InterhaWmasblcstt „Der Sonntagsbote" für MV A Pr^'atanzeigen, sowieKr^chresE^eEm^Mtttwe
vverg monatlich LV H mit Tragerlohn, durch °> ' Rabattbewilligung.
Post bezogen Viertels. 1.60 franco. Expedition: ZwiugerNraßeT.
„Den Du nie sehen wirst, meine Desdewona! Denn
dann müßte ich mein Vertrauen zu Dir verlieren, und das
ist mein höchstes Gut. Wenn Othello . .
„Habt Ihr einen Othello nöthig?" srria die tiefe Baß-
stimme Hilverda's, der aus einer der Arkaden hervortrat,
„dann kann ich Euch Wohl helfen."
Und mit der Hand durch dee Locken fahrend, nahm er
eine finstere Miene an, und mit einer dramatischen Kraft,
die Miliane erschauern ließ, begann er einen berühmten
Monolog aus Othello.
Eten p'ötzltch, wie er begonnen hatte, brach er wieder
ab und Leo, der laut cpplaudirte und seinem Vetter ganz
sagte "fröhlich
bester machen
„Dieser Platz eignet sich auch vortrefflich zu
Eifersuchlsscenc, finden Sie nicht, Fräulein Wolson?"
„Du darfst dreist Miliane sagen, Erich!'
„Die Erlaubniß kannst Du nicht geben, das muß Deine
Dame selbst thvn. Aber darf ich mir die Freiheit nehmen,
Euere Unterhaltung zu stören?"
Ohne ein Ja abzuwarten, ließ er sich auf ein Tabou-
ret nieder, während Miliane stolz mit dem Kopf nickte.
Dann sprach er über die englische dramatitche Kunst, über
die Alhambra, die er besucht batte, über die schöne Sulta-
nin und die greusawen maurischen Könige, über seine
Reiseabenteuer in Epanien, und W'liane, halb auf ihren
Verlobten gestützt, lauschte seinen Worten und dem Plät-
schern der Fvniüne und dem Säuseln ter Orangenbäume,
während Lev sich freute, daß sein Vetter sich Mühe gab,
dem Mütchen seiner Wohl achtungsvoll und herzlich ent-
gegen zu kommen.
3 öS Gespräch kam dann auf den neuen Saal und
Leo schlug vor, Miliaren'r fertiges Gemälde in Augen-
schein zu nehmen. Hrlverda folgte den Beiden, die Arm in
Arm durch die bunten Säle ihm vorangingen.
„Der Morgen' »ar fertig und stellte ein allerliebstes
fröhliches Sind dar zrvischen Blumen und Vögeln, womit
r» unbesorgt und graziös spielte.
Hilverda zog ein Augenglas hervor und betrachtete
das Bild genau von allen Seiten, aber sagte kein Wort.
Leo's vor Verwunderung strahlende Augen verließen
ihn keinen Augenblick, sein Urthcil erwartend-
Miliane hatte sich mit scheinbarer Gleichgiltigkeit ab-
gewendet und sah aus dem Fenster nach dem noch nicht
vollendeten Garten, der auch alle Arten von Anlagen auf-
weifen sollte.
„Und nun?" frug Leo zu Milianen's großem Aerger.
Er war zu aufrichtig neugierig und konnte die Frage
nicht zurückhalten.
„Das Talent von Fräulein Wolson scheint mir ganz
besonders geeignet, den sorgenlosen Morgen darzustelleu.
Vielleicht wird ihre Liebe zu Dir sie später in Stand
setzen, den Mittag in seiner Sluth ebenso schön zu malen.'
„Hörst Du, Miliane, hast Du es verstanden? Die
Tiese des Gefühles, die Kraft und Gluth muß meine —
muß unsere Liebe Dir geben. Erich hat ein Kennerauge,
aber wenn Deinem Talente noch etwas fehlen sollte, so
freue ich mich, daß ich allein es Dir geben kann."
Hilverda strich seinen Bart, um ein spöttisches Lächeln
zu verbergen, und Miliane, roth vor Verlegenheit oder
Aerger, glaubte von seinen LchPen das Wort: „Las große
Kind!" oder ein ähnliches lesen zu können.
„Wir wollen gehen!" sagte sie; „sie erwarten uns in
der Laube!" und sie nahm Leo's Arm.
Hilverda ging mit ihnen, als wenn das und nichts
anderes von ihm erwartet wurde.
Unterwegs rief einer der Arberter Leo an; er ersuchte
Miliane, eben zu warten, oder lieber voranzugehen, und
so ging sie an der Seite ihres künftigen Vetters einher.
„Finden Sie nicht, daß Kaprice mit Recht seinen Na-
men trägt?" frug er.
Entrüstet sah sie ihn mit großen Augen an und er-
widerte kurzweg: „Weil Sie es so getauft haben? Nein,
mein Herr! und wenn es auch der Fall wäre, so würde
ich eS Ihnen doch nicht gestehen I"
(Fortsetzung folgt.)
, Der Reichstag
einbeiufen, da nimmt schon ein Theil der
tz^.das Geschäft wieder auf, ihm in allen Ton-
«-chre Mißachtung zu bekunden. Im Präsidium
iej,'Mn, soll für Mitglieder der „nationalen" Par-
tz"gUdter itrer Würde sein. Dabei haben bis zum
tzh 1895 die Confervalivev und die National-
es durchaus nicht verschmäht, für denselben
Präsidenten zu stellen. Die hochnässige
aizMung, „die Firma zu zeichnen," weil das nicht
sl>„.^ "Vorzug erscheinen" könne, sieht stark nach
tauben aus. Das Centrum wird sich natür-
V'cht. bemüßigt sehen, die Präsidentenstelle den
^Votiven einzuräumen, denen sie angeblich gebühren
tzjx' ^tvohl das Centrnm nahe zu doppelt so stark ist,
tz Conservativen. Die Cartellbrüder können
sie ?^ywit Anstand nicht wieder zurück, nachdem
H^.Mal den Fehler gemacht haben, aus dem
auszutretcn, und müssen schon deshalb
Areg keine Ehre, „diesem" Reichstage zu prä-
hat er denn eigentlich gethan, daß er An-
T?^nd Ehre eingibüht habe? Seine einzige Schuld
Wn d'e Cartellbrüder in ihm nicht die Mehrheit
"kd dafür kann er nicht ein Mal; denn die
'>>> M ^ben das eingerichtet, die auch gar noch nicht
sich bessern zu wollen scheinen. Man glaubt
,, Melisne. L«
von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
2- L v. Hecmftede-
Mae Paar saß zwischen den Blumen, welche
«^„uschen Arkaden zu einem so frischen, freundlichen
»td N^hientbalt wachten; sie sprachen über die Zukunft
ihrx weiteren Baupläne.
)ie M hätte den Bau nie nnternrmmen," sagte Miliane,
°^kli k kicht in ihrer Sonutagiftimmung war und zu
U di, daß der gute, immer eben freundliche Leo
Kit parier larcweilig werden könnte, was ihr, trotz
H erschAilichen Schwärmerei für die Langeweile, schreck-
h«i>ik^b warum nicht, meine Gazelle? Du hörst, daß ich
„Drache der Umgebung avpasse."
Ate lieber etwas Monumentales gemacht, als
N« AuRrkarte."
Port ist von Erich, Liane!
don wem es will, es ist richtig."
«!tzs?»thvt mir leid, Liebste, daß Kaprice Dir nicht
^te^.A'ch das gesagt? Nein, ich sage nur, daß ich ein
^ie ^^efivnifches Kunstwerk lieber sähe, als dieses
t! «den nur eine Laune von wir gewesen.'
mich gerade stutzig. Aus einer Laune ist
vU hervorgegangen; vielleicht ist es auch nur eine
", Lm Du mich zur Frau nehmen willst."
^ien flüchtig die Stirne, aber gleich darauf
", Lächeln wieder um seine L PP-n.
N»e Sulrika! Weißt Du Wohl, daß ein Anderer
Mist« »> *. anders deuten könnte! Er würde Sricht'S
^"5^ darin wieder finden und ein rifrrsüchttger
» >^"Erdku.'
Mitep Ldchte Dick gerne '«al eifersüchtig sehe«, um zu
/das Gesicht sich dann zusa»wevzilht und wie
' ^tiae» ^*ur die bösen Auge« lege». ES wäre ein
»er Studie nkops sür »ich. Leo!"
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lroiagerftraße 7.