Welbrrg, MU de« 18. A«M 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwtngrrklraße 7.
Sprint täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
Oman für Wakirlmt, Freisläi L KM-
»velberg monatlich SV H mit Trägerlohn, durch '
^»Ie Post bezogen viertele. 1,60 franco,
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
10^, Reklame25 ^!. Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutend«
Rabattbewilligung.
Expedition: Zwingerstratze 7.
Zwei Ksisrrtoafle.
Der Zar hat feinen Trinkspruch in Peter-
«r sranzösischer Sprache anSgebracht, wiewohl
N.."es Deutschen vollkommen mächtig sein soll.
h/"er W lhelm antwortete deutsch, soviel aus
sch" n ZU ersehen ist. D eser Sprechunttr-
hat offenbar einen „tief-ren Grund", aber man
wn" "ichts Verstimmendes dahinter suchen dürfen,
"eBlister bringen den Wortlaut beider Triuksprüche;
druck - Reichsanzeiger noch nicht. Vielleicht ist er
kjich seine Erfahrung etwas ängstlich geworden und
abwarten, ob nicht eine Berichtigung nachhinkt.
^ solche ist indetz kaum zu erwarten, denn die
h 1"!prüche enthalten nichts „Kritisches". Den
^uNttichkn Inhalt derartiger hochfriedlicher Aevßer
iw^ Ecnnt man ja im voraus: er »st so ziemlich
die überall derselbe. Aber der Ton macht
^Rlisik und nur auf ihn ist man einigermaßen
vmck"9' Zar, der anscheinend kein Redner ist,
Md ab" mit mehr Wärme als vor einem
Tri « sprach im Anklang an den Breslauer
Much von den „traditionellen Banden, welche
deid Greinen und zum guten Glück zwischen unfern
hva Nachbarreichen ^stehen", und bezeichnete den
Erd? ^such als „eine werlhvolle Garantie für die
stand "g ^eS allgrmeinen Friedens, der den Gegen-
ßest? unserer stetigen Bestrebungen und unserer hei-
g»?u Wgx^che bildet." Kaistr Wilhelm ging mehr
«r n I? heraus und gerieth gleich so ins Feuer, daß
li-n^ "ur für die „gnädigen Worte" und den
»'dm Willkomm" des Zaren dankte, sondern
für ^^"en „tiefgefühltesten, freudigsten Dank"
Ek»., ^ueunung zum Admiral, diese „besondere
»rin»»^' "öu Füßen legte." In der Ehrung sah er
stadi," Beweis für die Fortdauer unserer
be i ?'llen, einigen, auf unerschütterlicher Basis
klickt Beziehungen" und versicherte, der .,un-
klMÜerljche Entschluß" des Zaren, den Frieden zu
««dl ' ^"brauch in ihm den „sreudgsten Widerhall;
b>a»d r wir, mit einander die gleichen Bahnen
d»? ,"kd, vereint dahin streben, unter dem Segen
leite»« kulturelle Entwicklung unserer Völker zu
»Vertrauensvoll," so erklärte er weiter,
"le»»««* das „Gelöbniß in die Hände" des Zaren
Mr? ' er ihm „bei dem großen Werke, den
Krall Ken Frieden zu erhalten, mit ganzer
^iitzun Seite stehen" u. ihm seine „kräftige Uuter-
drr »s gegen Ideen angedeihcn lassen werde,
versuchen sollte, diesen Frieden zu stören oder
Die einzige Tochter.
Kras?dessen Schmerz war doch heftig; denn mit aller
mner starken Seele hatte Adelbert Cäcilie geliebt.
T°Nemeiner Ehe wird nichts!" sagte er in dumpfem
^ur alten Martha.
?berÄlt sei Dank!" wollte die treue Seele herausplatzen,
fchai°>.u°.,Aou erstarb auf ihren L ppen, als sie das bleiche
Se-"l?kllte Antlitz Adelbert's sah-
" vegann zu weinen und sagte nichts.
der de» W^gen Vorfahren, Martha, ich verreise auf
b«r d-^ue, aber ich habe noch etwas in der Stadt zu thun,
All!« des Notars soll er halten."
.w riäniii^ur M Voraus geordnet; sein Plan stand fest,
dicht in e-sben Abend war er wieder in der Fabrik; er ging
Meit!n "n Wohnhaus, doch begab er sich in die Räum-
iw last-n k- 25 über der Pförtnerwohnung hatte einrich-
den ?« csl "-üe Fälle, die seine persönliche Gegenwart
Geschäften erheischten.
er Herr Bloemertz war ernstlich aufgebracht,
lliien Geschehene vernahm. Sein erstes war, an Fritz
^rew-n " und an Adelbert einen entschuldigenden Brief
"Me„e Antawtt " ^tzterem erhielt er eine trockene, ge-
^ein>,n^dack heftig, als er vernahm, welches Unheil
Ättkehr^ü?? ungerichtet hatte. Er hatte bei seinem regen
i ^enanKf den Bewohnern der Billa nicht die leisesten
sUdg »khabt, sein einziger Zweck war die Erho-
,,Utern Und war es seine Schuld, daß er zu seinem
*»d datzwerkte, wie theuer Cäcilie ihm geworden,
vergessen suchen mußte?
fwd luk Mdar begab er sich in die Fabrik seines Bruder-
dicken Ä 9"meloen. Der Bediente überbrachte ihm ei-
^»e tveiter. aiEst . der gerade zur Versendung bereit lag;
^delber,^s?'nandersetzung war überflüssig,
s» „In dem^mE>aus blieb ihm also verschlossen.
Md bxz 2 Briefe befand sich ein Aktenstück, das ihm de«
"^dur^ Schlosses Doornburg sicherte, und ein anderes,
"lt ansehnliches Kapital »ach Eintritt seiner
zu brechen." Gegen diese Worte gehalten klingt der
Trinkspruch des Zaren nun freilich außerordentlich
kühl und nüchtern. Aber wenn er eS auch nicht jo
enthusiastisch ausdrück^, so hat er im Wesen doch das-
selbe gesagt: der Friede soll erhalten werden, u. das
ist jedenfalls aufrichtig gemeint. Etwas überraschend
auch für den, der an Reden des deutschen Kaisers
gewöhnt ist, klingt die Zusage der „kräftigsten Unter
stutzung" gegen jeden Friedensstörer. Steckt dahinter
eine positive Abmachung und ist es an eine bestimmte
Adresse gerichtet, oder ist es ein begeistertes Wort
deS Augenblicks? D<e Rede des deutschen Kaisers
in Peterhof wird nächstens auS dem Munde des
Zaren ihren Widerhall finde», wenn Präsident Faure
nach Petersburg kommt. Alsdann werden wir sehen,
ob unsere Beziehungen zu Rußland wirklich so „innig"
sind, wie die Worte Kaiser Wilhelm's II. sie erscheinen
lassen.
Enthüllung -rs Nadler-Denkmals in
Heidelberg.
Am Mittwoch Vormittag halb 12 Uhr hat die feie »
liche Enthüllung des dem Pfälzer Dichter Karl Gott-
fried Nadler errichteten Denkmals unter Betheiligung
eines zahlreichen Pudlikums stattgefunden. DaS Denk-
mal hat vor dem Hotel Viktoria auf der Anlage einen
schönen Platz gefunden. Die Frier begann mit dem
Vortrag des Chorals „Die Himmel rühmen" durch
das ftädt. Orchester. Dann bestieg Herr Dr. Vier-
ordt aus Karlsruhe die neben dem Denkmal errichtete
Rednerbühne und hielt folgende Ansprache:
Verehrte Frstversammluug!
Vor etlichen Jahren starb in Karlsruhe ein treuer
Sohn Heidelbergs, welcher zeitlebens ein warmer Ver-
ehrer der Herrlichkeiten des N ckarthales war, Karl
Ries. Seme Witlwe, eine hochherzige Wohlthäterin
und Förderin alles Guten und Schönen, hegte den
Wunsch, an der GeburtSstäite ihres Gemahls diesem
ein bleibendes Gedächtniß zu stiften, welches noch den
hohen Zweck erfüllen sollte, ein Andenken in der Ver-
ehrung eines um Heidelberg verdienten Mannes zu
werden. Da tauchten aus der Tiefe der Zeit zwei
Dichtergkstalten empor, die in diesem Thale an den
Wellen des Neckars wohl verdienten, geehrt zu wer-
den, zwei Dichiergestaiten, die im Schicksal wie an
Begabung einander unendlich ungleich waren. ES
waren Karl Gottfried Nadler und Friedrich Höl-
dcrlm, von desfen Lippen das Leben und die Pracht
Großjährigkeit bekommen sockte, die in zwei Monaten be-
vorstanv und weiter kein Wort.
Fritz war durchaus nicht erfreut über diese milden Ga-
ben. Er ging in eia Hotel, schrieb seinem Bruder einen
langen und derer ten Brief, den er ihm am nächsten Mor-
gen zusandte. Uneröffnet erhielt er ihn wieder: Herr von
Doornburg sei gerade verreist und werde lange ausbleiben.
Es blieb ihm nun nichts anderes übrig, als nach
Doornburg zu gehen, mit Herrn Bloemertz zu reden und
den Verlauf der Dinge abzuwarten.
Der Empfang war sehr kühl von Seite des Vaters,
aber Fritz blieb doch vorläufig auf dem Schloß. Frau
Bloemertz war seine Fürsprecherin bei dem gestrengen
Herrn Gemahl. Cäcilie fing an. ein wenig bleich auszusehen,
und da die Verlobung mit Adelbert doch unwiderruflich
abgebrochen war, und Baron Frederik durch die Mildher-
zigkeit feines Bruders eine gute Pacthie geworden war,
begann der alte Herr allmählig anders darüber zu denken.
Ehe das Jahr um war, waren Cäcilie und Fritz ein Pcar-
Der Edelmuth seines Bruders bedrückte wohl einiger-
maßen das Herz «es jungen Bräutigams, aber Kopf und
Herz waren ihm zu leicht, als daß er sich lange Kummer
darüber gemacht hätte. Er trieb den Egoismus so weit,
daß er sich mit dem Gedanken zu trösten vermochte: „Adel-
bert hat unserem Vater versprochen, daß er mich in Staude
setzen wolle, meinem Stande gewäß zu leben." Er wußte
nicht, daß sein Bruder seine Fabrik mit einer Anleihe halte
belasten müssen, um ihm dieses Kapital zuzuwenden und
auf diese Weise alle Verpflichtungen abzuka fen, die er als
älterer Bruder dem jüngeren gegenüber auf sich genommen
hatte.
Adelbert war davon überzeugt, edel gehandelt zu ha-
ben; aber Gott allein wußte, wie wenig Verdienst dieser
Thal beizumessen war. Sein Herz war von Bitterkeit er-
füllt gegen den Bruder, der sein "ebensglück zerstört hatte,
und er meinte, es genüge das Böse mit Gutem zu vergel-
ten, um fortan denjenigen, der ihn tödtltch beleidigt hatte,
das Gewicht seiner Verachtung füblen zu lassen. Ein christ-
liches Wort der Verzeihung war seinen Lippen fern, aber
ferner seinem Herzen.
Heidelberg so herrlich klang, wie wohl von keinem an-
deren Menschen und dessen heiliges Andenken immer
und immer wieder Heidelberg an das Herz gelegt
werden muß. Hölderlins Gestalt ist im Heidelberger
VolkSbewußtfein verschwömme«, aber nicht vergessen,
sondern täglich im Gedächtniß lebendig. Gleichsam
aus dem Bronnen seiner eigenen Dichtung auferstan-
den, als schreibe er noch selbst, ist Karl Gottfried Nadler,
ach, auch er ein leider zu früh Verschiedener! Ihm,
dem ächten Typus der lröhlichen Pfalz wurde, dieses
Denkmal b schlossen. Nürnberg ehrte seinen Grübel,
Frankfurt seinen Stolz- durch ein Denkmal. Sollte
Heidelberg seinem Andenken das strahlende Erz ver-
sagen ? Nein! Geschaffen von Meisterhand steht das
Denkmal in seiner Pracht heute vor uns und zeugt
von seinem edlen Bürger, der durch seine volkSthüm-
liche Kraft, durch den kernigen u..d urwüchsigen Hu-
mor noch heute das Volk begeistert. Als Vertreter
der Stifterin Frau Luise Ries bitte ich die Stadt
Heidelberg dieses Denkmal in ihre freundliche Obhut
zu nehmen.
Während der letzten Worte fiel die Hülle von
dem Denkmal, das in seiner trefflichen Ausführung
einen prächtigen Eindruck machte. Hierauf sprach
Herr Oberbürgermeister Dr. WilckenS:
Hochgeehrte Festversammlung!
Ich übernehme das soeben enthüllte Denkmal des
Pfälzer Dichters Karl Gottfried Nadler im Namen
der Stadt Heidelberg mit der Zusage, daß wir solches
in treuer Hut behalten wollen, und davke vor Allem
der trefflichen Fran, welche uns dasselbe geschenkt hat,
von ganzem Herzen. Frau Ries beabsichtigt durch
ihre Schenkung in erster Reihe das Gedächtniß ihres
Heimgegangenen Gemahls zu ehren, der auch dienstlich
hier wirkte und dessen liebenswürdige Persönlichkeit
Manchem unler uns auch in bester Erinnerung ist.
DaS Denkmal aber gereicht auch ihr selber, wie der
Stadt zur Ehre, in deren Eigenthum dasselbe über-
gehen soll. ES wird für immer eine Zierde unserer
öffentlichen Anlagen sein, und ist uns um so will-
kommener, als es in würdigster Weise eine Lücke in
der Zahl der Heidelberger Monumente ausfüllt. Ist
ja doch schon früher daran gedacht worden, dem
treuen Sohne unserer Stadt, dem fröhlichen Dichter,
der den lebensfrischen Humor der Pfälzer aufs glück-
lichste zu erfassen und in ihrer Mundart wiederzugeben
wußte, einen Gedenkstein auf dem Boden zu errichten,
auf dem seine Wiege stand, auf dem sein verhältniß-
mäßig kurzes Erdendasein sich vollzog und auf dem
Inzwischen führte man in Doornburg und Billa Fio«
rente ein glückliches Leben.
Bloemertz und seine Frau waren fest überzeugt, daß
Gott die Dinge so gefügt habe, um aus ihrer Cäcilie eine
recht glückliche Frau zu machen.
Und als Frau Bloemertz eine allerliebste kleine Enke-
lin auf dem Schooße wiegte, konnte sie nicht begreifen, wa-
rum man oft diese Welt ein Thränenthal nennen mochte.
Adelbert hatte sich n-ch mehr als früher ganz seinem
Fach gewidmet. Aus alle Briese und Wünsche, die sein Bru-
der zu Neujahr oder zum Geburtstag ihm zusandte, ant-
wortete er unabänderlich blos durch Uebersendung seiner
Karte. Fritz fühlte inmitten seines Glückes oft die Äorwürfe
des Gewissens seinem beleidigten Bruder gegenüber, und
er beschloß, ihm einen Besuch zu machen.
Als er der Fabrik sich näherte, sah er nur Gebäude,
die dem Betrieb dienten. Das Wohnhaus war verschwun-
den oder vielmehr in ein Krankenhaus umgeschaffen. Zum
eigenen Gebrauch halte sich Adelbert nur die Zimmer über
der Psörtnerswohnung reservirt. Er war gerade im Be-
griffe auszufahren, als Fritz herantrat.
„Verlangst Du etwas von mir?" fragte er von oben
herab.
„New, ich wollte nur fragen, ob Du noch zürnest."
„Habe ich Dir denn nicht genugsam gezeigt, daß ich
mein dem Vater gegebenes Versprechen redlich erfüllen
wollte, oder ist es noch mcht genug?"
„Aber Du hegst noch immer einen gewissen Groll ge-
gen mich, und ich - "
„Du wirst doch nicht über meine Empfindungen ver-
fügen wollen? Sage, was Dich herführt. Weiter nicht-
als Sentimentalität ? Dafür habe ich keine Zeit mehr."
Er bestieg hierauf seinen Jagdwagen, lüstete kalt den
Hut und fuhr davon.
Nun fühlte Fritz sich aber auch beleidigt. Es war un-
ausstehlich, alles der Güte desjenigen verdanken zu müssen,
der ihn behandelte, als wenn er ein Schulknabe und nicht
der allgemein gesuchte Baron gewesen wäre.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
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Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwtngrrklraße 7.
Sprint täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
Oman für Wakirlmt, Freisläi L KM-
»velberg monatlich SV H mit Trägerlohn, durch '
^»Ie Post bezogen viertele. 1,60 franco,
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
10^, Reklame25 ^!. Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutend«
Rabattbewilligung.
Expedition: Zwingerstratze 7.
Zwei Ksisrrtoafle.
Der Zar hat feinen Trinkspruch in Peter-
«r sranzösischer Sprache anSgebracht, wiewohl
N.."es Deutschen vollkommen mächtig sein soll.
h/"er W lhelm antwortete deutsch, soviel aus
sch" n ZU ersehen ist. D eser Sprechunttr-
hat offenbar einen „tief-ren Grund", aber man
wn" "ichts Verstimmendes dahinter suchen dürfen,
"eBlister bringen den Wortlaut beider Triuksprüche;
druck - Reichsanzeiger noch nicht. Vielleicht ist er
kjich seine Erfahrung etwas ängstlich geworden und
abwarten, ob nicht eine Berichtigung nachhinkt.
^ solche ist indetz kaum zu erwarten, denn die
h 1"!prüche enthalten nichts „Kritisches". Den
^uNttichkn Inhalt derartiger hochfriedlicher Aevßer
iw^ Ecnnt man ja im voraus: er »st so ziemlich
die überall derselbe. Aber der Ton macht
^Rlisik und nur auf ihn ist man einigermaßen
vmck"9' Zar, der anscheinend kein Redner ist,
Md ab" mit mehr Wärme als vor einem
Tri « sprach im Anklang an den Breslauer
Much von den „traditionellen Banden, welche
deid Greinen und zum guten Glück zwischen unfern
hva Nachbarreichen ^stehen", und bezeichnete den
Erd? ^such als „eine werlhvolle Garantie für die
stand "g ^eS allgrmeinen Friedens, der den Gegen-
ßest? unserer stetigen Bestrebungen und unserer hei-
g»?u Wgx^che bildet." Kaistr Wilhelm ging mehr
«r n I? heraus und gerieth gleich so ins Feuer, daß
li-n^ "ur für die „gnädigen Worte" und den
»'dm Willkomm" des Zaren dankte, sondern
für ^^"en „tiefgefühltesten, freudigsten Dank"
Ek»., ^ueunung zum Admiral, diese „besondere
»rin»»^' "öu Füßen legte." In der Ehrung sah er
stadi," Beweis für die Fortdauer unserer
be i ?'llen, einigen, auf unerschütterlicher Basis
klickt Beziehungen" und versicherte, der .,un-
klMÜerljche Entschluß" des Zaren, den Frieden zu
««dl ' ^"brauch in ihm den „sreudgsten Widerhall;
b>a»d r wir, mit einander die gleichen Bahnen
d»? ,"kd, vereint dahin streben, unter dem Segen
leite»« kulturelle Entwicklung unserer Völker zu
»Vertrauensvoll," so erklärte er weiter,
"le»»««* das „Gelöbniß in die Hände" des Zaren
Mr? ' er ihm „bei dem großen Werke, den
Krall Ken Frieden zu erhalten, mit ganzer
^iitzun Seite stehen" u. ihm seine „kräftige Uuter-
drr »s gegen Ideen angedeihcn lassen werde,
versuchen sollte, diesen Frieden zu stören oder
Die einzige Tochter.
Kras?dessen Schmerz war doch heftig; denn mit aller
mner starken Seele hatte Adelbert Cäcilie geliebt.
T°Nemeiner Ehe wird nichts!" sagte er in dumpfem
^ur alten Martha.
?berÄlt sei Dank!" wollte die treue Seele herausplatzen,
fchai°>.u°.,Aou erstarb auf ihren L ppen, als sie das bleiche
Se-"l?kllte Antlitz Adelbert's sah-
" vegann zu weinen und sagte nichts.
der de» W^gen Vorfahren, Martha, ich verreise auf
b«r d-^ue, aber ich habe noch etwas in der Stadt zu thun,
All!« des Notars soll er halten."
.w riäniii^ur M Voraus geordnet; sein Plan stand fest,
dicht in e-sben Abend war er wieder in der Fabrik; er ging
Meit!n "n Wohnhaus, doch begab er sich in die Räum-
iw last-n k- 25 über der Pförtnerwohnung hatte einrich-
den ?« csl "-üe Fälle, die seine persönliche Gegenwart
Geschäften erheischten.
er Herr Bloemertz war ernstlich aufgebracht,
lliien Geschehene vernahm. Sein erstes war, an Fritz
^rew-n " und an Adelbert einen entschuldigenden Brief
"Me„e Antawtt " ^tzterem erhielt er eine trockene, ge-
^ein>,n^dack heftig, als er vernahm, welches Unheil
Ättkehr^ü?? ungerichtet hatte. Er hatte bei seinem regen
i ^enanKf den Bewohnern der Billa nicht die leisesten
sUdg »khabt, sein einziger Zweck war die Erho-
,,Utern Und war es seine Schuld, daß er zu seinem
*»d datzwerkte, wie theuer Cäcilie ihm geworden,
vergessen suchen mußte?
fwd luk Mdar begab er sich in die Fabrik seines Bruder-
dicken Ä 9"meloen. Der Bediente überbrachte ihm ei-
^»e tveiter. aiEst . der gerade zur Versendung bereit lag;
^delber,^s?'nandersetzung war überflüssig,
s» „In dem^mE>aus blieb ihm also verschlossen.
Md bxz 2 Briefe befand sich ein Aktenstück, das ihm de«
"^dur^ Schlosses Doornburg sicherte, und ein anderes,
"lt ansehnliches Kapital »ach Eintritt seiner
zu brechen." Gegen diese Worte gehalten klingt der
Trinkspruch des Zaren nun freilich außerordentlich
kühl und nüchtern. Aber wenn er eS auch nicht jo
enthusiastisch ausdrück^, so hat er im Wesen doch das-
selbe gesagt: der Friede soll erhalten werden, u. das
ist jedenfalls aufrichtig gemeint. Etwas überraschend
auch für den, der an Reden des deutschen Kaisers
gewöhnt ist, klingt die Zusage der „kräftigsten Unter
stutzung" gegen jeden Friedensstörer. Steckt dahinter
eine positive Abmachung und ist es an eine bestimmte
Adresse gerichtet, oder ist es ein begeistertes Wort
deS Augenblicks? D<e Rede des deutschen Kaisers
in Peterhof wird nächstens auS dem Munde des
Zaren ihren Widerhall finde», wenn Präsident Faure
nach Petersburg kommt. Alsdann werden wir sehen,
ob unsere Beziehungen zu Rußland wirklich so „innig"
sind, wie die Worte Kaiser Wilhelm's II. sie erscheinen
lassen.
Enthüllung -rs Nadler-Denkmals in
Heidelberg.
Am Mittwoch Vormittag halb 12 Uhr hat die feie »
liche Enthüllung des dem Pfälzer Dichter Karl Gott-
fried Nadler errichteten Denkmals unter Betheiligung
eines zahlreichen Pudlikums stattgefunden. DaS Denk-
mal hat vor dem Hotel Viktoria auf der Anlage einen
schönen Platz gefunden. Die Frier begann mit dem
Vortrag des Chorals „Die Himmel rühmen" durch
das ftädt. Orchester. Dann bestieg Herr Dr. Vier-
ordt aus Karlsruhe die neben dem Denkmal errichtete
Rednerbühne und hielt folgende Ansprache:
Verehrte Frstversammluug!
Vor etlichen Jahren starb in Karlsruhe ein treuer
Sohn Heidelbergs, welcher zeitlebens ein warmer Ver-
ehrer der Herrlichkeiten des N ckarthales war, Karl
Ries. Seme Witlwe, eine hochherzige Wohlthäterin
und Förderin alles Guten und Schönen, hegte den
Wunsch, an der GeburtSstäite ihres Gemahls diesem
ein bleibendes Gedächtniß zu stiften, welches noch den
hohen Zweck erfüllen sollte, ein Andenken in der Ver-
ehrung eines um Heidelberg verdienten Mannes zu
werden. Da tauchten aus der Tiefe der Zeit zwei
Dichtergkstalten empor, die in diesem Thale an den
Wellen des Neckars wohl verdienten, geehrt zu wer-
den, zwei Dichiergestaiten, die im Schicksal wie an
Begabung einander unendlich ungleich waren. ES
waren Karl Gottfried Nadler und Friedrich Höl-
dcrlm, von desfen Lippen das Leben und die Pracht
Großjährigkeit bekommen sockte, die in zwei Monaten be-
vorstanv und weiter kein Wort.
Fritz war durchaus nicht erfreut über diese milden Ga-
ben. Er ging in eia Hotel, schrieb seinem Bruder einen
langen und derer ten Brief, den er ihm am nächsten Mor-
gen zusandte. Uneröffnet erhielt er ihn wieder: Herr von
Doornburg sei gerade verreist und werde lange ausbleiben.
Es blieb ihm nun nichts anderes übrig, als nach
Doornburg zu gehen, mit Herrn Bloemertz zu reden und
den Verlauf der Dinge abzuwarten.
Der Empfang war sehr kühl von Seite des Vaters,
aber Fritz blieb doch vorläufig auf dem Schloß. Frau
Bloemertz war seine Fürsprecherin bei dem gestrengen
Herrn Gemahl. Cäcilie fing an. ein wenig bleich auszusehen,
und da die Verlobung mit Adelbert doch unwiderruflich
abgebrochen war, und Baron Frederik durch die Mildher-
zigkeit feines Bruders eine gute Pacthie geworden war,
begann der alte Herr allmählig anders darüber zu denken.
Ehe das Jahr um war, waren Cäcilie und Fritz ein Pcar-
Der Edelmuth seines Bruders bedrückte wohl einiger-
maßen das Herz «es jungen Bräutigams, aber Kopf und
Herz waren ihm zu leicht, als daß er sich lange Kummer
darüber gemacht hätte. Er trieb den Egoismus so weit,
daß er sich mit dem Gedanken zu trösten vermochte: „Adel-
bert hat unserem Vater versprochen, daß er mich in Staude
setzen wolle, meinem Stande gewäß zu leben." Er wußte
nicht, daß sein Bruder seine Fabrik mit einer Anleihe halte
belasten müssen, um ihm dieses Kapital zuzuwenden und
auf diese Weise alle Verpflichtungen abzuka fen, die er als
älterer Bruder dem jüngeren gegenüber auf sich genommen
hatte.
Adelbert war davon überzeugt, edel gehandelt zu ha-
ben; aber Gott allein wußte, wie wenig Verdienst dieser
Thal beizumessen war. Sein Herz war von Bitterkeit er-
füllt gegen den Bruder, der sein "ebensglück zerstört hatte,
und er meinte, es genüge das Böse mit Gutem zu vergel-
ten, um fortan denjenigen, der ihn tödtltch beleidigt hatte,
das Gewicht seiner Verachtung füblen zu lassen. Ein christ-
liches Wort der Verzeihung war seinen Lippen fern, aber
ferner seinem Herzen.
Heidelberg so herrlich klang, wie wohl von keinem an-
deren Menschen und dessen heiliges Andenken immer
und immer wieder Heidelberg an das Herz gelegt
werden muß. Hölderlins Gestalt ist im Heidelberger
VolkSbewußtfein verschwömme«, aber nicht vergessen,
sondern täglich im Gedächtniß lebendig. Gleichsam
aus dem Bronnen seiner eigenen Dichtung auferstan-
den, als schreibe er noch selbst, ist Karl Gottfried Nadler,
ach, auch er ein leider zu früh Verschiedener! Ihm,
dem ächten Typus der lröhlichen Pfalz wurde, dieses
Denkmal b schlossen. Nürnberg ehrte seinen Grübel,
Frankfurt seinen Stolz- durch ein Denkmal. Sollte
Heidelberg seinem Andenken das strahlende Erz ver-
sagen ? Nein! Geschaffen von Meisterhand steht das
Denkmal in seiner Pracht heute vor uns und zeugt
von seinem edlen Bürger, der durch seine volkSthüm-
liche Kraft, durch den kernigen u..d urwüchsigen Hu-
mor noch heute das Volk begeistert. Als Vertreter
der Stifterin Frau Luise Ries bitte ich die Stadt
Heidelberg dieses Denkmal in ihre freundliche Obhut
zu nehmen.
Während der letzten Worte fiel die Hülle von
dem Denkmal, das in seiner trefflichen Ausführung
einen prächtigen Eindruck machte. Hierauf sprach
Herr Oberbürgermeister Dr. WilckenS:
Hochgeehrte Festversammlung!
Ich übernehme das soeben enthüllte Denkmal des
Pfälzer Dichters Karl Gottfried Nadler im Namen
der Stadt Heidelberg mit der Zusage, daß wir solches
in treuer Hut behalten wollen, und davke vor Allem
der trefflichen Fran, welche uns dasselbe geschenkt hat,
von ganzem Herzen. Frau Ries beabsichtigt durch
ihre Schenkung in erster Reihe das Gedächtniß ihres
Heimgegangenen Gemahls zu ehren, der auch dienstlich
hier wirkte und dessen liebenswürdige Persönlichkeit
Manchem unler uns auch in bester Erinnerung ist.
DaS Denkmal aber gereicht auch ihr selber, wie der
Stadt zur Ehre, in deren Eigenthum dasselbe über-
gehen soll. ES wird für immer eine Zierde unserer
öffentlichen Anlagen sein, und ist uns um so will-
kommener, als es in würdigster Weise eine Lücke in
der Zahl der Heidelberger Monumente ausfüllt. Ist
ja doch schon früher daran gedacht worden, dem
treuen Sohne unserer Stadt, dem fröhlichen Dichter,
der den lebensfrischen Humor der Pfälzer aufs glück-
lichste zu erfassen und in ihrer Mundart wiederzugeben
wußte, einen Gedenkstein auf dem Boden zu errichten,
auf dem seine Wiege stand, auf dem sein verhältniß-
mäßig kurzes Erdendasein sich vollzog und auf dem
Inzwischen führte man in Doornburg und Billa Fio«
rente ein glückliches Leben.
Bloemertz und seine Frau waren fest überzeugt, daß
Gott die Dinge so gefügt habe, um aus ihrer Cäcilie eine
recht glückliche Frau zu machen.
Und als Frau Bloemertz eine allerliebste kleine Enke-
lin auf dem Schooße wiegte, konnte sie nicht begreifen, wa-
rum man oft diese Welt ein Thränenthal nennen mochte.
Adelbert hatte sich n-ch mehr als früher ganz seinem
Fach gewidmet. Aus alle Briese und Wünsche, die sein Bru-
der zu Neujahr oder zum Geburtstag ihm zusandte, ant-
wortete er unabänderlich blos durch Uebersendung seiner
Karte. Fritz fühlte inmitten seines Glückes oft die Äorwürfe
des Gewissens seinem beleidigten Bruder gegenüber, und
er beschloß, ihm einen Besuch zu machen.
Als er der Fabrik sich näherte, sah er nur Gebäude,
die dem Betrieb dienten. Das Wohnhaus war verschwun-
den oder vielmehr in ein Krankenhaus umgeschaffen. Zum
eigenen Gebrauch halte sich Adelbert nur die Zimmer über
der Psörtnerswohnung reservirt. Er war gerade im Be-
griffe auszufahren, als Fritz herantrat.
„Verlangst Du etwas von mir?" fragte er von oben
herab.
„New, ich wollte nur fragen, ob Du noch zürnest."
„Habe ich Dir denn nicht genugsam gezeigt, daß ich
mein dem Vater gegebenes Versprechen redlich erfüllen
wollte, oder ist es noch mcht genug?"
„Aber Du hegst noch immer einen gewissen Groll ge-
gen mich, und ich - "
„Du wirst doch nicht über meine Empfindungen ver-
fügen wollen? Sage, was Dich herführt. Weiter nicht-
als Sentimentalität ? Dafür habe ich keine Zeit mehr."
Er bestieg hierauf seinen Jagdwagen, lüstete kalt den
Hut und fuhr davon.
Nun fühlte Fritz sich aber auch beleidigt. Es war un-
ausstehlich, alles der Güte desjenigen verdanken zu müssen,
der ihn behandelte, als wenn er ein Schulknabe und nicht
der allgemein gesuchte Baron gewesen wäre.
(Fortsetzung folgt.)