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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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Februar 1897
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Nr. 31
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0125

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Mtzer Volksblatt.

täglich mit Ausnahme der Sonn- n.
^tage. NbonueweutSprei» mit dem wöchent-
Ünterhaltungsblatt „Der Sonntagsbote für
Werg monatlich KV H mit Trägerlohn, durch
°le Post bezogen viertelj. 1.60 franco.

Organ für Maürlreri, Frerlieit L KeM.

3«k«rate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
10-S», ReklameWH. Für hiesige Geschäfts- und
Prwatanzergen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende
^Rabattbewilligung.
Expedition: Zwiugerftraße 7


31. WeldkUDleMg,de«9.Mrim 1897.

Auf das
. Pfälzer Bottsblatt"
immer noch für die zwei Monate
. Aebrucrv unö Wävz
, ^>dirt werden. Bestellungen nimmt jede Postaustalt
. 'e ursere Expedition in Heidelberg, Zwingerstraße 7,
^«gen.
Prabeuummern werden auf Wunsch gerne Porto-
^Tedermaun zugesandt.



tz,. Die Frage der MsximalsrdeitsM
ziy^ßitzt augenblicklich den Reichstag. ES liegen
l/'Anträge vor, ein Antrag der Socialdemo.
(Aver u. Gen.) auf Einführung des Acht-
° entageS für alle im Lohn-, ArbeitS- und
t„?9verhältniß im Gewerbe, Industrie-, Handels-
-»ktkehrswesen beschäftigten Personen u. ein An-
dx.8 des CentrumS (Dr. Hitze und Freiherr
d^ilirrg) auf Einfühlung einer Maximalarbeits-
von höchsten- 63 Stunden für di« Fabrikarbeit.
* Centrum fordert, deckt sich ungefähr mit dem
stunden tag. Die McximolarbeitSwoche gestattet
stz. süßere Biweglichkeit und erleichtert die Durch-
NormalarbeitSzeit. Die Sozialdemokraten
'm Jahre 1890 selbst noch einen zehnstündigen
t«s . verlangt. Im Jahre 1894 gingen sie
!<i Neunstundentag Über, und eigentlich erst
-,1896 jst Achtstundentag zur offiziellen For-
fj, 18 Partei g,worden. Wie immer, so richten
Htj^cialdemokralen auch diesmal ihren Antrag im
tzs b ag nicht auf das Erreichbare, sondern gleich
Alle,äußerste, woS von vornherein der Ab-
sicher ist. Villen Arbeitern wäre mit einem
W^i>dentog gar nicht gedient, sie wollen mehr
hä,.'«m mehr zu verdienen. Der CentrumSanlrag
r- Z- Mögliche und Erreichbare. Wie
ijit^ichräukung der Normalarbeitszeit für chie Ar-
durchgeführt worden ist (die Sozialdemo-
übrigens keinen Anthnl daran, denn sie
gegen doS Arbeiterschutzgesrtz gestimmt), so wird
ij, auch die 63stündige NormalarbritSwoche für
V?°rikarbeiter ohne irgend eine Schädigung der
durchführen lassen. Die meisten Großbe-
>^haben heute schon eine zehnstündige Arbeitszeit,

^vk'n.nein!' rfif
^^sie lemols dl
,!..RÄ.wird!-
J.ssie Graham?"
Augen blickten ihn forschend an.
i^sE^Avs!" stöhnte Walter.
^er-i^hrffirunkslos, mein Kind. Wir Frauen Halen
Nitz Mn Diii^kn ein scharfes Auge, und das weinige

sn Stolz und Liede. TL."
r .L» Dem Amerikanischen nacherzählt.
erbt nichts, was Leinen Namen biflkcktel" sagte
.W,Dame fest.
"tschix^bst Tu denn an kie Unschuld meines Vaters?"
,, ,^°>ter sreulig aufblickend.
k« Meine Ellen hat nie daran gezweifelt, ich
, richt."
Kt ««»Ü'' herrlichen Dank! Bis dahin war eS mir ja
^tkrgMen, Jessie Graham von der Unschuld meines
k. -Mk Überzeugen."
.Graham ist ein liebenswürdiges Mädchen,
^i«ni k . fsbr für sich eingenommen hat. Ist sie mit
belobt?-
Uh nein I" rief Walter erröchlnd. „Ich glaube
sein,, Hessie jkMtzlz den Bewerbungen Williams Ge-
wird!"
mir, wenn ich in Deine HerzenSgeheimnissc
'"«tt ,, und sie ereriff des jungen Mannes Hand,
U'bft J,,sie Graham?"
»H-Mlden Augen blickten ihn forschend an.
stöhnte Walter.
NTinaen ein scharfes Auge, und das weinige
Ale Heizen der schönen Jesfie gelesen, daß sie
Mt kve ^lvibert. Sei geduldig, warte und zage nicht,
n,'/ns -usamwengesührt. erwirb uns weiter helfen,
man im Scale denken," fuhr fie fort,
?'>«e ü»„.Dlch vermissen. Komm, begleite mich: ich will
"uke Jedem verkünden, der ein Interesse daran
war allerdings unterdeß eine kleine Bewe-
?"diri»,„ «b/n. Zunächst waren es die beiden Busen-
.ÜHlli n . Mrs. BortewS und MrS. Reeves, welche das
Mrs. Bevenger auffallend gefunden hatten.
Miet znU lwar bekannt, daß Mrs. Bellenger die Groß-
Äusser, oberste wußte ebensowohl, daß ihr
»tzj, R°^ball's haßte.
° vichr mehr die stolze, selbstbewußte Frau,

die andern Großbetriebe und die Kleinindustrie müssen
nachfolgen. Um Härten zu vermeiden, hat daS Cen-
trum den Rahmen in der 63stündigen Arbeitswoche
etwas erweitert. Daß die Verwirklichung des Cen-
trumSantragS einen erheblichen Culturfortschritt bedeu-
ten würde, läßt sich nicht l- ugnen; die Socialdemo-
kraten würden sich auch die Ausführung des Antrages
gerne gefallen lassen, wenn sie auch dagegen stimmen.
Die Befürchtung, daß die Arbeiter die gewonnene Zeit
statt dem Familienleben, wie das Centrum eS will, dem
WirthshauSleben widmen würden, ist nicht stichhaltig.
Die Regel kann der Ausnahme wegen nicht aufgegeben,
das Gute der Möglichkeit des Mißbrauch- wegen
nicht vorevthalten werden. Für die Kleinindustrie er-
warten wirkeine dauernden Nachtheile. Durch intensive-
ren Betrieb, bessere Zeit- u. Raumeinhaltung läßt sich
die übermäßige Arbeitszeit ohne Beeinträchtigung der
Leistung ganz bedeutend zusammendrängen. — Der
Antrag der Sozialdemokraten wurde von dem Abg.
Fischer, der Cer-t-umSantrag von Hitze begründet.
Ersterer fand bisher bei keiner anderen Partei Unter-
stützung, letzterer dagegen hatte die Genugthuung, daß
sämmtliche Redner, die bisher nach ihm sprachen, seinen
Ausführungen mehr oder minder zustimmten, wen»
auch mit Einschränkung. Der Antisemit Binderwald
erklärte, daß seine Partei dem Anträge deS Centrums
ft rundlich gegenüberstkhe. Der Freisinnige Schneider
gibt dem Anträge Hitze-Hertling den Vorzug, weil er
sich an die bestehenden Verhältnisse anschließt und
keinen zu großen Sprung mache. Und selbst „König
Stumm" erklärte unter dem Beifall der Rechten, daß
sich über de» Antrag des Centrums reden lasse, daß
er jedenfalls unschädlich sei. In einem Punkte gehen
Centrum und Sozialdemokratie einig, nämlich in der
wiederholten Constatirung, daß die kaiserlichen Ar-
beiter Erlasse vom 4 Fetr. 1890 noch nicht voll auS-
gesührt sind. Alle Redekünste eme- Stumm und
Heyi ändern daran nichts. Der Ceutrumsautrag
stützt sich daher auch in seiner Begründung ausdrück-
lich auf den Wortlaut der Februar-Erlasfe uud geht
von der Erwägung aus, daß er eine der Aufgaben
der Staatsanwalt ist. die Zeit, die Dauer und
die Art der Arbeit so zu regeln, daß die Erhaltung
der Gesundheit, die Gebote der Sittlichkeit, diewirth-
schaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter und ihr Anspruch
auf gesetzliche Gleichberechtigung gewahrt bleiben."
Die Unruhen auf Kreta.
Nach den letzten Nachrichten aus Canea schießen
die Soldaten in der Gegend der Wälle auf die

welche sie früher war," — bemerkte Mrs. Reeves. — „Sie
hat sich in den Jahren ihrer Abwesenheit außerordentlich
geändert: eS scheint schweres Leid über sie gekommen zu
sein- Man erzählt sich, sie hätte in den letzten Jahren
ihres Aufenthalts in London sich nur mit Wohlthaten und
dergleichen beschäftigt. Was mag fie nur von Mr. Mar-
shall wünschen? Wie seltsam, sich ihm selber vorzustellen!"
„Allerdings seltsam l Und wos mag es sein, was den
Stolz der Frau gebeugt? Sollte sie nicht doch Reue da-
rüber empfinden, ihre Tochter Ellen einst verstoßen zu
haben?"
„Ich verstehe nicht. Gibts da noch eine geheime Fa-
miliengeschichte, welche ich nicht kenne?" forschte Mrs.
ReedeS.
Die Gefragte merkte, daß sie schon mehr verrathen,
als ihr erlaubt war; sie suchte den Fehler wieder gut zu
wachen, indem sie leichthin erwiderte: „Mrs. Bellenger
hatte eine reizende schöne Tochter, welche ihr Herz an ei-
nen armen, aber intelligenten Lovtmann rerlor und ihn
heirctbete. Diese Tochter wurde enterbt und verstoßen."
„Aber was e äbe es denn da zu bereuen?" »einte MrS.
Reeves. „Ich würde nie dulden, daß einer meiner Ange-
hörigen unter Stand sich verehelichte, und thäte er's doch,
so vermöchte ich nicht zu erkennen, was mich mit ihm noch
verbände."

Obschon ja Mrs. Barlows ähnliche Ansichten nach
Außen trug, so geschah dies drch nur, weil eS so zum ge-
sellschaftlichen Tone gehörte; ihr Herz und Verstand spra-
chen anders. Das Schicksal der Eltern Walters, welches
Jessie ihr so ergreifend zu schildern verstanden, hatte fie
nicht unberührt gelcsscn und darum war sie über die Herz-
losigkeit, welche sie in der Bemerkung MrS. Reeves aus-
gesprochen fand, doch cinigirwaßen entrüstet. Um so mehr
reizte er fie, ihre längst geplante kleine Rache an ihrer
„Busenfreundin zu üben.
„ES ist cigenlhümlich," sagte fie mit scharfer Betonung,
„daß meist diejenigen am abfälligsten über daS sogenannte
„unter Stand" heirathcn, urtheilen, welche selbst kein
Bedenken darin gesunden, eine Ehe „über Stand" einzu-
geben, bei welcher doch ein Theil sich de» so scharf ver-

Christen. Die Muhamedaner haben die christlichen
Stadttheile in Brand gesteckt. DaS Feuer droht den
erzbischöflichen Palast und die griechische Schule zu
erreichen. Mehrere Personen haben sich auf die frem-
den Kriegsschiffe gerettet. — Im Verlaufe der heu-
tigen Sitzung der griechischen Drputirtrnkammer wurde
seitens der Regierung mitgetheilt, daß die Kriegsschiffe
„Hydra", „Mikale" und „MiauliS", sowie drei Tor-
pedoboote den Befehl erhalten haben, zum Schutze der
griechischen Unterthanen nach Kanea abzugehen. Rallr
erklärte im Namen der Opposition, daß sie der Re-
gierung ihre Unterstützung angedeihen lassen werde.
Die Sitzung wurde unter begeisterten Beifallsdezeug-
ungen des Saales und der Tribünen geschlossen. —
Einer Meldung auS Canea zufolge, fand gestern Nach-
mittags in der Stadt ein heftiges Gewehrfener statt.
Die Consuln bleiben in Halepa. Niemand wagt sich
auf die Straße. Ja Canea herrscht voller Aufruhr.
Der Angriff ging von Muhamedanern auS. Die Zahl
der Opfer ist unbekannt, vrrmuthlich aber sehr be-
trächtlich. DaS englische Panzerschiff landete einen
Offizier und fünf Matrosen zum Schutze deS Tele-
graphenburecmS. Der französische Panzer landete un-
mittelbar darauf die gleiche Anzahl, die mit den Eng-
ländern zusammen daS Bureau bewach-n. Mehrere
fremde Panzer werden erwartet. — Nach einer De-
pesche aus Kanea von gestern Abend sind drei Vier-
tel der christlichen Stadttheile in Brand gesteckt.
Mehrere christliche Familien, welche sich auf die
Kriegsschiffe flüchten wolltm, wurden von den
Türke« angegriffen. Mehrere Personen sind ge-
tödtet. Die Zahl der Opftr wird auf 300 geschätzt.
Gerüchtweise verlautet- die muhamedanische Bevölker-
ung habe die zum Schutze der katholischen Kirche und
Schule gelandeten französischen Seeleute angegriffen.
Aus Rethymo wird gemeldet, daß 300 Muhamedaner
den Palast des Gouverneurs belagern und die Auf-
hebung deS Befehles verlangen, welche den türkischen
Familien untersagt, abzu eisen. In Herakleia scheint
Ruhe zu herrschen. Der Minister deS Aeußeru be-
suchte gestern die Vertreter der fremde« Mächte, um
denselben über die Entsendung der Kriegsschiffe nach
Kanea beruhigende Erklärungen zu geben. Komman-
dant der „Hydra" ist Kapitän Kaists, Flügeladjutant
deS König». Im Piräus herrscht fieberhafte Thätigkeit.
— Die fremden Kriegsschiffe beginnen die christlichen
Flüchtlinge nach Mylos zu befördern. 750 Frauen
und Kinder siud bereits au Bord eines italienischen
Dampfers in Mylos angekommen. Die Consuln
werden Aleppo verlassen und sich auf dem Seeweg

Enkelin abzuholen, traf ich mit einer Per-
70 Jahren zusammen, welche man Taute
. Ihr Familiennamen ist Marshall. Sie hatte
in Leicester verlebt und erinnerte sich von

bin Charlotte „unter Stand" erl
wir vielleicht in der Lage, zu ers
über solche Heiratben fitzt denkt.
Mrs. Reeves hatte wiederh
und zitterte vor innerer , ... ..
sam verborgen, war nun doch verrathen. Erzählte MrS.
Bartows arglos, kannte fie wirklich den Familiennamen
. — . ... ...L . E um so
stelle zu verwunden.
Auf alle Fälle durfte sie jetzt^keine Gereiztheit zeigen. Es
würde sich schon Gelegenheit zur Revanche finden, so suchte
fie sich zu beruhigen.

urtheilten gesellschaftlichen Vergehens schuldig gemacht haben
muß.";
Mrs. Reeves erbleichte; von diesem Erfolge ermuthigt»
fuhr die Sprecherin fort: „Als ich jüngst in Decrwood
war, um meine Enkelin abzuholen, traf ich mit einer Per-
son von circa 70 Jahren zusammen, welche man Taute
Debbh nannte. Ihr Familiennamen ist Marshall. Sie hatte
ihre Jugend in Leicester verlebt und erinnerte sich von
dort her an eine Freundin Charlotte, deren Vater herum-
ziehender Kesselflicker und Hausirer gewesen war; diese
Charlotte selvst, ein fleißiges und kluges Mädchen, war
Fabrikarbeiterin, was fie aber nicht adhielt, als sich ihr
die Gelegenheit bot, einen wohlhabenden Kaufmann zu
heirathen und diesem nach Newyork zu folgen, wo derselbe
sein Vermögen rasch vermehrte. Die einst arme Fabrikar-
beiterin verkehrte dann in den ersten Gesellschaftskreisen
mit einer Sicherheit, als sei das stets so gewesen und es
kam ihr nie in den Sinn, das gehe über ihren Stand.
ES hat mich gedauert, daß Tante Debby für Familien-
namen ein schwaches G.'dächiniß hat und sich nicht mehr
de» Namens des Mannes erinnern konnte, der ihre Freun-
..... - cheirathet hatte, sonst wären
fahren, wie diese Charlotte
--- hatte wiederholt die Farbe gewechselt
lerer Erregung; was sie so lange socg-

Bartows arglos, kannte fie wirklich
der Charlotte nicht, oder verstellte ffi
boshafter an der empfindlichsten Ss
- ' Fälle durfte fie fitzt keil
.ch schon Gelegenheit zur !

(Fortsetzung folgte
 
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