für meine Pflicht halte und daher, was sie mir
freundlichst nicht verübeln wollen, auf die Kundgebung
der Versammlung mehr Werth gelegt hätte, wenn in
ihr die finanzielle Seite nicht auch völlig übergangen
wäre.
Wie aus der Antwort Bachems ersichtlich, find
es in der That verschiedene Pläne, welche innerhalb
der CentrumSkreise ernstlich erwogen werden. — Zur
Frage der direkten Reichseinkommensteuer, die alle
Vermögen treffen würde, hat ferner der Redner des
CentrumS zum Etat folgende Ausführungen wörtlich
gegeben, die wir ebenfalls zur Klarstellung der Sach-
lage anführen wollen:
„Meine Herren, mein College Lieber hat ja schon
mit Recht gesagt, und ich glaube mit Zustimmung
aller meiner Freunde, daß wir an eine weitere An-
spannung der indirekten Steuern, welche schon j tzt
über 700 Millionen betragen, nicht werden denken
können. (Sehr richtig! in der Mitte.)
Er Hal dann als letzte Zuflucht, will ich sagen,
als ultima ratio uns eine direkt- Reichseinnahme an
die Wand gemalt. Meine Herren, Herr Dr. Lieber
hat schon selbst die großen Bedenken, we che gegen
eine solche direkte R-ichSsteuer sprechen, hervorgehoben;
er hat namentlich darauf hingewiesen, daß eine solche
dirccte Reichrsteuer für den förderativen Charakter
deS Reichs noch ein tödtlicher Strüch sein wü'de,
und ich kann noch hinzufügen, daß nach meiner Auf
faffung eine solche direkte Reichssteuer nach der Ver-
schiedenartigkeit der im Reich bestehenden Steuersysteme
schwer durchführbar sein würde, und, wie ich glaube, k Peking wegen einer "Kompensation zu'unterstützen'
in dieskm Reichstage, vielleicht auch bei den verbün. Japan, sagt man, wolle keine rrerstückeluna CkuuaS
deten Regierungen, auf großen Widerstand stoßen ' ---- -- ^»°erung >y,nas
müßte, denn, meine Herren, eine solche direkte Reichs-
einnahme wäre eike direkte Concurrenz der direkten
Einkommensteuern in den einzelnen Ländern und würde
die Wirkung haben, daS Ergebniß dieser Einkommen-
steuern wesentlich zu beeinträchtigen. Und, meine
Herren, sind wir denn nicht auch mit den direkten
Steuern hinlänglich belastet? Wir in Preußen be-
zahlen durchschnittlich zehn Prozent unserer Einnahme
an direkten Steuern, wir müssen jeden Monat zehn
Prozent unserer Einnahme an die Steuerkaste tragen.
Das ist für die ganz reichen Leute nichts, welche
diese Steuer von ihrem Ueberfluß tragen, auch für
diejenigen, die nicht- haben, hat es keine Bedenken,
und gerade diese sind ja meistens die lautesten
Schreier im Rufe nach neuen Ausgaben. Aber für
den mittleren Siand der Bevölkerung ist diese direkte
begünstigen, eher noch den Plan eines Protektorate-
über Centralchina mit Nanking als Hauptstadt. —
Eine spätere Dalziel-Meldung besagt, das daS eng«
lischt Geschwader bei Tschifu demonstriren wolle.
* London, 22. Dez. DaS Ergebniß der Ab»
stimmung der Maschinenbauer über die Vorschläge
der Unternehmer dürfte erst am Montag bekannt
werden. Der Vorstand der Vereinigten Gesellschaft
der Maschinenbauer glaubt aber bestimmt, daß die
Vorschläge der Unternehmer mit großer Mehrheit
verworfen werden. Der Friede könne nicht eher her«
gestellt werden, als bis die Unternehmer eine Ber«
kürzung der Arbeitszeit bewilligen.
* Portsmouth, 22. Dez. Soeben verlassen die
deutschen Schiffe den Hasen, der Panzerkreuzer
„Deutschland* voran. Die Musik spielt Abschieds«
weisen.
und ein ansehnliches Kapital war au Fräulein Maximilian-
Wolson vermacht; weiter folgten verschiedene Legate, so
wohl an Stiftungen, Kirche und Kinder, deren Erziehung
Leo auf sich genommen hatte.
Gesine Hilverda wurde in den Besitz einer jährlichen
Rente gestellt, die reichlich zur Vollendung ihrer Kunst«
studicn genügte.
Ein Gedanke beschäftigte Alle; wie hatte Leo i« der
Fülle seiner Jagend und seines Glückes Zelt und Lust fin-
den können, um solch' ein wohl durchdachtes, gut einge-
richtetes Testament zu machen?
In Milianes Ohren tönten noch seine letzten Worte:
„Wenn ich nicht zurückkommen sollte, find meine Anord-
nungen getroffen." Und sie sah wieder fein Lächeln voll
Leben und Zuversicht, weil er so jung und so kräftig war
und den Tod nicht in fernster Ferne gewahrte.
Während des Lesens hatte Hilverda in ganz »«ge-
zwungener Weise mit fernem Bleistift Fiauren auf die Tisch-
decke gezogen; biswilea sah er den Notar an, hin und
wieder brachte er die Hand an die Stirne und drückte sie
fest gegen die Schläfen, eine Bewegung, die er sich r« letzter
Zeit angewöhnt hatte, im klebrigen aber zeigten seine Züge
nicht die geringste Gemüthsbewegung.
Arme Mfliane! Sie saß da wie eine Schuldige Zvor
ihrem Richter; jrdesmcl, wenn ihr Name genannt wurde,
zuckten ihre Lippen peinlich zusammen; nur Eins war ihr
Bestrebe», feinem Blick zu entgehen, und das war nicht
schwer, denn er schien ihre Gegenwart nicht zu bemerke«
Gefinen'S Augen aber waren immerfort auf sie ge-
richtet und es blitzte wie ein Strahl der Freude darin auf,
wenn sie Milrave so gedemüthlgt und so leidend fah, aber
Verachtung sprach deutlich aus den Blicken, die sie ihrem
Vetter bisweilen zuwarf.
(Fortsetzung folgt.)
uno oa mup pcy mancher du Groschen, sei es von
seinem Munde, sei es von seinem B.rgnügen, abdar-
ben, um seinen Steuerzettel quittirt zu erhalten. Also,
meine Herren, mit den neuen R ichs steuern scheint eS
mir vorläufig nichts zu sein. Was bleibt uns übrig?
Nur die Erhöhung der Matrikularumlagen oder aber
die Vermehrung unserer Reichsschuld in der Weise,
daß wir wieder in die Gepflogenheit der früheren
Jahre zurückfallen, wo wir Schuld auf Schuld häuf-
ten, ohne an das Ende zu denke»!"
Dis Abonnenten
des „Pfalzer Bolk-blatt" werden gebeten, ihr Abon«
Nement für daS 1. Quartal 1898
ju erneuern, damit in der Zusendung keine Unterbrech-
ung eiutritt.
DaS „Pfälzer Volksblatt* * wird auch im kom-
menden Quartale neben dem politischen und belehren-
den Theile für einen fesselnden Unterhaltungsstoff,
sowohl im täglichen Feuilleton als auch in unserem
so beliebt geworbene« „TouutagSbote* Sorge
tragen.
Der Spnsesaal von Scbönbmg war zum Verlesen des
Dstameotcs hergerichtet Auf dem Tisch standen einige
Leuchter mit brennenden Kerzen, die ihren Schein auf die
kupfernen Knöpfe des Buff iS und die vergoldeten Rahmen
der Familienbttder warfen, aber den Rest deS Zimmers im
Halbdunkel ließen.
Riesig zeichnete sich der Schatten von Frau Hrlverda's
frischem Kopfputz am Getäfel ab, alt sie ausstand, um
dis Damen zu begrüßen. Gesine saß irgendwo im Schatten,
aber Hilverda war nicht zu sehen. „Mein Sohn wird gleich
erscheinen," sagte die alte Dame scharf, die es sehr unhöflich
von den Damin fand, daß sie sich mit keiner Silbe nach
dem Befinden dieses Sohnes ei tun lugten-
Schweigend fitzten die Domen sich nieder. Miliane «ar
weißer als die Kerzen, ihre Augm waren schtrnrz umrändert
und ihre ganze Gestalt zitterte; sie vermied Gesinens spöt-
tischen Blick und holt ihre Äugen fortwährend auf erneu
der Buffeckoöpfe gerichtet, während d-r Notar mit ihrer
Schwester uno der alten Dame sich unterhielt. La hörte
man einen wohtbelannten Schritt und die Thüre ward ge-
öffnet. Milrane fühlte, hörte und sah nichts mehr.
«Ich babe Sie warten lasten, Herr Notar!" sagte seine
tiefe Stimme, die noch immer wie früher alle Saiten ihres
Gemüthes in Bewegung brachte. „Entschuldigen Sie wich,
meine Damen I Ich bin noch mehr oder weniger Invalide."
Seine Bewegungen waren ebenso frei und ungezwungen
als auf dem Maardampfer. Nach einem flüchtigen Gruß
ließ er sich nieder, und nun erst wagte es Mckiane, einen
verstohlenen Blick auf ihn zu werfen; sie crschrack über feine
leichenfarbige Bläste- „O Gott! und er hat nun über mein
Loos zu befehlen! Ich fühle eS, es ist nichts verändert,"
dachte sie zitternd.
„Soll ich mit der Lesung beginnen?* frug der Notar.
Hilverda nickte zustimmend, und mit eintöniger Stimme
las der Notar die verschiedenen Paragraphen und Klau-
seln vor.
Es war, wie man erwartet hatte: Schönburg und
Alles waS dazu gehörte, fiel Hilverda anheim; Kapriee
Deutsches Reich.
* Berlin, 22. Nov. Die „Voffischr Zeitung*
meldet, daß der Kaiser gestern aus Bromderg an
den Reichskanzler ein überaus herzliches Beileidstele-
gramm sandte.
* Müuche«, 22. Dez. Eine Deputation der
philosophischen Fakultät der Universität überreichte
der Prinzessin Therese das Diplom als vr. xbiloso-
pfiig.6 dovorig causa.
Ausland.
* Loudon, 22. Dez. Dem „Bureau Dalziel*
wird aus Shanghai gemeldet: Sechs russische Kriegs-
sch ffs haben nun mit Zustimmung Chinas Port
Arthur besetzt. Es heißt auch, daß eine große
Militärmacht über Land aus Sibirien kommt. — DaS
englische Geschwader segelt nordwärts, um wie man
glaubt, die Forderung des englischen Gesandten in
Metisne. BL
iärzählung von Melativ Ivo Aus dem ö - n dischen von
L- v. H-emstede-
„O Tante, es ist ganz kurz. Morgen Abend kommt ber
Notar hierher, um Levs Lestannni zu eröffnen."
„So, ist ein Testament da, bas hätte ich nicht gedacht.
Und Du Erich?"
„Eine Einlatung also, um die Beuie zu vertheilen,"
iagte das junge Mädchen; „so dabe ich in der Schweiz
pdler gesehen, die, von einem Schuß get offen, ihre Beute
Wen ließen, dann kamen die R>ben und verteilten das
«ttstkn. Schönburg dal VreUs «Liehen, aber so etwas Jn-
urefsantes nock mau,"
, „WaS meinst Du nur damit, Gefine? Ich Versiehe das
Acht.
„O Tante, daS ist höhere Poesie. Dein Herr Sohn
verficht mich schon."
. „Natürlich I er ist auch viel geschcidter und klüger als
sch, «ber das ist noch kein Grund für ihn, feine Mutter zu
Verachte«, wahrlich nicht!"
E«ch schien aber nichts zu hören, er widmete der vier-
>en Seite eiueS Blattes seine volle Aufmerksamkeit-
27.
Am folgenden Abend stellten sich die Damen Wolson
w Schönburg ein.
. „Ist es nöthig, Nette?" halte Miliane mit einem flehen-
°en Blick, welcher ihrer Schwester tief in die Seele drang,
»«fragt.
i „Ja, Mi! Es ist der letzte Tropfen!"
„Nein, kaum der erste! O Netie, ich kann, ich darf ja
Mts mehr von ihm anuehmen; er Hai seiner Braut Legate
vermacht, aber ich war es nicht mehr."
„DaS darf Niemand vermuthen! Du mußt handeln,
?IS wenn nichts vorgefalle« wäre, das bist Du seinem An-
"ttlken schuldig."
„Und er wird auch da sei». O diese Begegnung!*
„Wird doch einmal ftatlfiaden, Miliane! Bester da,
Kostendeckung der Msnnevorlsge.
Zu diesem wichtige« Punkt der Vorlage hat Ab-
geordneter Dr. Bachem in einem Briefe sich ausge-
sprochen, indem er auf daS Telegramm einer marine-
schwärmenden Versammlung des Alldeutschen Verbandes
in Crefeld geantwortet und folgende Fragen den klugen
Herren vorgelegt hat:
„Will die Versammlung zur Deckung der Kosten
Event. nur die Vermehrung der indirrcten Steuern,
Etwa die Birrfteuer, oder die Tabaksteuer befürworten?
Dder würde sie auch „mit Begeisterung* dafür ein-
treten, daß die Deckung durch eine neue Reichsein-
kommensteuer oder wenigstens durch Zuschläge zu den
nnzelfiaatlichen Einkommensteuern gesucht wird? Oder
ist sie gemeint, zur Deckung der Kosten eine Soader-
besteuerung von Handel und Schifffahrt, denen die
Vergrößerung der Flotte wesentlich mit zu Gute kommen
soll, zu verlangen, oder auch eine Sonderbesteuerung
derjenigen Großindustriellen, welche aus einem ver-
Mehrten Fkottenbau vornehmlich den materiellen Nutzen
ziehen würden?" Der Brief fährt dann fort: Wie
Wohl alle öffentlichen Kundgebungen zu Gunsten einer
Vermehrung der Flotte, soweit sie mir bisher zu
Gesicht gekommen sind, spricht sich auch Ihr Telegramm
über diesen Punkt nicht auS. Sie werden es aber
Verstehen, daß ich in meiner Eigenschaft als Abgeord-
-—--
4s
tSsttch mit Ausnahme der Sonn- u.
Attertage. RborrvemsAtKpreiK mit dem wöchent-
Mev Unterhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für
veidelberg monatlich 8« H mit Trägerlohn, durch
Orqini sm MMMt, FMät L KM.
*' iRabattbewiuigung.
_—_Expedition: Zwiugerkratze 7.
die Bost be
r. 294.
wcren vrerren.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
WM
L Mag, den 24. Minder 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Zwtngerstraßr 7.
1. IM.
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diese Seile der Sacke im Auge zu behalten s Besteuerung sehr hart (Sehr richtig!
in der Mitte.)