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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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September 1897
DOI Artikel:
Nr. 215
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0877

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Welderg, Wmstag, dm 21.SeMiiiber 1897.


(Fortsetzung folgt.)

Lokale, Zwingerstraße Nr. 7, auswärts bei
Postämtern und Postboten obonnirt
werden.

Verantwortlicher Redakteur c
Joseph Huber in Heidelberg.

Auf diese Weise gelangte er zu dem düstern und entlegenen
Schlafgemache der armen alten Frau, welche nie an das
Böse hatte glauben wollen, weil sie es nie zu begreifen i«
Stande gewesen war.
„Die Spur geleitete ihn bis an die Thüre des Ge'
maches und lief über dessen Fußboden hin, der es nicht
hatte einsaugen wollen, so daß cs noch feucht war. Die alte
Frau lag mit offenen Augen, in denen sich noch der Schreck
ausdrückte, unter dessen Einfluß ihr Leben geendet halte,
ausgestreckt auf dem Bett, und ein wachsbleicher Arm hing
auf den Fußboden hinab, als hätte er die Verlassenheit des
unglücklichen Opfers andeuten wollen.
„Der von Entsetzen ergriffene Diener begann laut zu
schreien und eilte fort, um seine Gebieter herbeizurufen.
Welcher Anblick zeigte sich den Unglücklichen! Die junge
Frau sank wie vom Blitze getroffen zu Boden und der
Mann wurde gleichfalls bleich und stumm vor Schrecken,
wie es schien, hatte aber dennoch mehr Fassung und ließ
die Hausthüre schließen, um die durch das Geschrei des
Dieners herbeigelocklen Menschen abzuhalten, und machte
dem Gerichte Anzeige. Die Beamten kamen, aber fanden
nichts als den stummen Leichnam; sie sahen die blutenden,
anklagenden Wunden, vermochten aber nicht den Verbrecher
zu entdecken; denn sonderbarerweise ließ sich kein begrün-
deter Verdacht auf irgend eine Person werfen, war kein
sicheres Jndicium, keine deutliche Spur des Thäters zu
finden. Der Diener, der unter dem Hausflur schlief, hatte
die Hausthür, welche sich nur von innen öffnen ließ, bei
seiner Rückkehr von der Straße offen gefunden, was die
Vermuthung entstehen ließ, daß der Mörder sich entweder
am vorhergehenden Abend im Hause verborgen habe oder
durch das Dach eingedrunaen sei. Die Magd hatte die
Nacht außerhalb bei ihrer Schwester zugebracht, in deren
Lause eine Hochzeitsfeier gewesen war, was von den dort
gewesenen Gästen bezeugt wurde. Dennoch wurden Bcidv
verhaftet und erst nach längerer Zeit wieder in Freiheit
gesetzt.

Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Zwingerstraße 7.

der katholischen Kirche, die gleichen Grundsätze haben
mit den Redemptoristen. Sind also die letzteren
nicht staatsgefährlich, so sind's die Jesuiten auch
nicht.
Mag dem aber sein, wie ihm will, wir verlangen
nickt, daß die Regierung uns aus's Wort glaubt.
Möge sie endlich einmal einen kompetenten Gerichts«
bof zusammenstellen, wie wir Katholiken es schon vor
25 Jahren verlangt haben, damit endlich einmal fest«
gestellt wird, was die Jesuiten gesündigt haben und
worin ihre Gefährlichkeit besteht. Es wäre das eine
herrliche Jubiläumsfeier; zugleich hätte die Regierung
einen doppelten Voriheil: einerseits müßten wir Ka-
tholiken verstummen, sobald d-e Gefährlichkeit einmal
nachgewiesen ist (in den letzten 25 Jahren hatte die
Regierung Zeit genug, um Material zu sammeln) u.
anderseits würde die Regierung dadurch aus's Beste
beweisen, daß sie die Jesuiten nicht als HandelSobjekt
betrachtet und bereit ist, ein in der H tze deS Kampfes
begangenes Unrecht wieder gut zu machen; denn wir
leben in einem R-chtSstaate, in welchem auch dar
moralische Recht zur Geltung kommen muß.
Unser katholisches Volk wird, es mag sich die
Regierung versichert halten, fest und unentwegt sich
an jenen Grundsatz Christi halten : Wevn sie unrecht
gehandelt haben, so beweise es, wenn nicht, warum
verbannst du sie.

Deutsches Reich.
* Berlin, 18. Sept. Der „Volkszt." zufolge ist
die Abänderung der sogenannten höheren Karriere bei
der Post eine im Prinzip beschlossene Sache. Nach
der „VolkSzt." beabsichtigt Herr v. PodbielSki, die
Subalternstellen gänzlich von Anwärtern der höheren
Laufbahn frei zu machen. Dir Eleven sollen in Zu«
kunft zunächst drei Jahre im praktischen Dienst aber
ohne Vergütung, thätig sein, um sie in allen Zweigen
des Dienstes genügend auszubilden. Alsdann sollen
sie drei Jahre die Postakademie beziehen, zu der die
heutige Poft- und Telegraphenschule in Berlin umge-
bildet werden soll. Nach deren Absolvirung treten sie
wiederum in den Postdienst, zunächst in eine ähnliche
Stellung, wie jetzt die Postkassirer, und zwar in etats-
mäßige Stellen, von denen daS weitere Aufsteigen in
ähnlicher Weise wie heute erfolgt. Die Postasiistenten
dagegen sollen nach einer gewissen Zeit ein Postsekre-
tär-Examen ablegen, nnd es sollen ihnen dann die
Stellen der Postsekretäre, Obersekretäre, Postmeister,
Postkassirer, Buchhalter und sonstige im Range glei«

Regierung hält fest an einem Ausnahmegesetz gegen
unschuldige Männer, trotzdem nur noch Fanatiker,
welche noch Voltaire beim Namen Jesuit oufbrüllen
wie der Stier, dem man einen rothen Lappen vor-
hält, Freude an diesem Gesetze bezeigen. Gewiß, es
mag auch noch andere Menschen geben, welche weniger
auS Fanatismus ols aus kalter, überlegender, berech-
nender Boshnt daS Fernhalteu der Jesuiten verlan-
gen. Indessen sind das doch so gemeine, niedrige,
schmutzige Charaktere, daß wir nicht glauben können,
die Regierung lasse sich von diesen etwa mehr beein-
flussen, als von den oben erwähnten Fanatikern.
Endlich haben wir noch eine Klasse von Menschen,
welche begabt mit einer gkw ssen KonversationSlexi
konSwissenschaft darauf schwören, daß die Jesuiten
geistig sowie körperlich je einen Pferdefuß besitzen.
So wenig wir mit diesen rechnen können, so wenig
wird die Regierung der deutscken Volkes, welches ja
nur Gott fürchtet und sonst Niemand, sich auf diese
Menschen stützen. Es ist thaisächlich eine unange-
nehme Schlußfolgerung, die wir aus dem bisher Ge-
sagten ziehen müssen. Fanatismus Haß, Furcht oder
Dummheit sind es nicht, welche die Regierung bisher hin-
derten, die vom größten Theil des Volkes verlangte
Rückberufung der Jesuiten in's Werk zu setzen. WaS
würde die Regierung nun antworten, wenn wir be-
haupteten, es mache den Eindruck, als ob man ein
wenig Menschenhandel treiben wolle, als ob die Jesuiten
in den Augen der Regierung sich als ein werihoolleS
Handelsobj kt darstellt, als ob man vom Centrum
möglichst viel herauSznschlagen suche als Entgelt für
die. Rückkehr jener Ordenrleute, an deren Gefähr-
lichtet kein vernünftiger Mensch mehr glaubt.
Oder sollte die Regierung wirklich an die Gefährlich-
keit dieser Männer glauben ? In diesem Falle müßte
die Regierung vor Allem sich vor Augen halten, daß
Irren etwas äußerst Menschliches ist. 20 Jahre lang
wurde die Behauptung ausgestellt, daß die Redemp-
toristen mit den Jesuiten verwandt seien. Nach diesem
Zeiträume ging den berufenen Kreisen — in Folge
welchen Umstandes ist unS bekannt — ein Licht auf,
und sie „erkannten," daß es mit der Verwandtschaft
eitel Humbug war. Man sprach diese „Erkenntlich"
auch aus, und dieses, wenn auch nicht gerade reu
mülhige Bekenntuiß, ist wahrscheinlich ein ehrenvolles;
allerdings hat's etwas lange gedauert — 20 Jahre.
Bezüglich der Jesuiten hat die Regierung sich nun
schon 25 Jahre geirrt, daS wissen wir Katholiken am
besten, denn jedem katholischen Mann ist es hinläng-
lich bekannt, daß die Jesuiten, wie alle andern Orden
zu sein, wo selbst die Besseren des Himmels vergessen, wenn
ihr irdisches Dasein von zu groben Annehmlichkeiten um-
geben ist. Eines Morgens kam meine Kammerfrau in hef-
tiger Auflegung mit verstörtem Gesicht und stockendem
Athem in mein Zimmer gestürzt."
„Was rst, Manuela?" fragte ick erschrocken.
„Ach, Sennora, — ein Unglück — eine Gräuelthat —"
„Was ist denn geschehen? Sprich!"
„In dieser Nacht ist — in dem Nebenhause — erschrecken
Sie nicht, Sennora!'
„Nein, aber sprich aus!"
„Ist die alte Dame geiödtet worden!"
„Gelödtet? Ist es möglich?"
„Ja, Sennora, ermordet, mit Messerstichen umgebracht!"
„Heilige Mutter Gottes!" rief ich entsetzt. „Aber wie
ist es denn geschehen? Sind Räuber «»gebrochen?"
„Wahrscheinlich, aber es ist noch nichts bekannt."
„Er ergab sich," fuhr die Dame fort, „daß der Be-
diente, welcher rn einem Gemache unter dem Hausflur
schlief, am Morgen ausgegangcn war, um den Markt zu
besuchen. E-- hatte, seiner Versicherung nach, beim Fort-
gehen die Hausthür eben so fest verschlossen gefunden, wie
sie am vorhergthenden Abend war. Der Mörder konnte
also unmöglich durch den Hof in bas Haus gedrungen sein.
Als er aber vom Markte zurückkam, wunderte er sich, die
Tvttre nur angelehnt zu finden, so daß er sie öffnen und
einireten konnte, ohne sich des Schlüssels zu bedienen. Wie
grob war jedoch sein Staunen, als er sah, daß das Wasser
im Becken des Brunnens im Hofe geröthet war! Dieses
Staunen wurde zum Entsetze», als er auf der weißen
Treppenwand den blutigen Abdruck einer Handfläche ge-
wahrte. Ohne Zweifel war der Mörder, als er die Treppe
hinabstieg und sich mit menschlichem Blute bedeckt sah, von
einer augenblicklichen Schwäche ergriffen worden und hatte
sich an der Wand halten müssen, welche den Abdruck der
mörderischen Hand bewahrte, um den Schuldigen anzukla-
gen und den von ihm genommenen Weg zu bezeichnen.
Mit Grauen erfüllt stieg der Bediente hinauf, den Blut-
spuren folgend, welche ihn von Stufe zu Stufe bis zu der
Stelle führten, an der die Unthat begangen worden war.

25 Jahre in der Verbannung.
,^02 silberne Jubiläum im Elend feiern in diesem
zwar uw diese Zeit die deutscken Jesuiten.
, durstr wohl wiederum der geeignete Augenblick ge-
sein, baß Volk und Presse einhellig die For-
hkbe"^" "ach Rückkehr der unschuldig Verbannten er-
rj Eine bessere und würdigere Feier dieses trau-
^.Jubiläums körnen wir uns kaum denken.
zen>> ^^en oftmals, so schreibt die „Deutsche Reichs-
die große Bedeutung des Jesuitenordens
löiw ^iell für unsere Zeit hervorgehoben. Wir
"^auch niA gut begreifen, daß wir ernsthaften
als k ängstlicher und kindischer vorgeheu sollen,
Ne» öapplichen und nervösen Italiener und Fran-
Skg ' In nervöser Aufregung überschäumenden Hasses
der r." Gekreuzigten, und berechtigter Furcht vor
^^Upistkn Uederlegenheit des Jesuitenordens hat
Jesuiten allerdings in diesen Ländern for-
s, b ""boten. Thatsächlich aber, weil keine Suppe
dies« Hessen wird, wie sie gekocht wird, sehen wir
letz . T^densleute in verschiedenen Städten der genann-
üherr°u Länder ungestört ihre OrdenSthätigkeit auS»^
die in Deutschland hält man mit einer Zähigkeit,
^tze s besseren Sache würdig wäre, an einem Ge-
i"de n welchem der gesammte Romhaß, der sich
abg-s? ^°ll«n, in dem Protestantismus, im schalen,
denen Liberalismus conzentrirt, das deutsche
hN seiner Zeit überrumpelte. Die Regierung
daran fest, trotzdem die große Majorität des
kkw Twentes von ihren Wählern schon längst dahin
? " wurde, daß sie die damalige Hetze verwarf
d>e der Majorität des deutschen Volkes
W^dbungdks gehässigen Gesetzes verlangte. Die
Leben schweigen und sterbend vergeben.
Nach dem Spanischen des Fernan Cab allero.
dkl st. ungefähr zehn Jahren kam ein Osfitier mit sei-
" diel-< i kleinen Kinkernund seiner Schwiegermutter
"kW di und bezog das anstoßende Haus. Nach sei-
M und ^er Lebensweise zu schließen, war er
seine »?^Muher Mann. Mit der unverkennbaren Liebe für
Anst'. -dr junge Frau verband er einen väterlichen
8wu w»^^eit und Glück herrschten in der Familie. Die
".Taub? wie das poetische Volkssprichwort sagt, eine
>bre Bian, Galle"; sie fühlte sich unendlich glücklich, daß
M dok^> ""'.""en so würdigen Gatten gefallen war,
«ie .liebliche Enael, ihre Kinder, sie umgaben,
fvgen teuer vortrefflichen Frauen, nie nur in dem
ftt, Gatt.» dknevigen Pflichten lebcn, welche sie als Toch-
«as, so Mmter haben. Was die ältere Dame be-
ichne» rte sie zu den Wesen, welche die Welt, um sie
Wt. zubringen, in die Klasse der „armen Frauen"
r>el ivar sehr sromm, brachte ihr ruhiges Dasein
uebtx « " Kirche zu und betete für Diejenigen, die sie
Ü!Ul"l^in^beiden Damen waren Grundbesitzerinnen in ei-
Men «x. und wurden aus diesem Grunde von
° i»nn"ick ^"wuen" genannt. Was mich jedoch betrifft,
bsn fein-» ! lagen, daß ich in ihrem Hause immer ei-
«itte oksu»^^?ud, schätzenswerthe Offenheit und strenge
swe " „dabe. Wenn man mit solchen Eigenschaften
ichllmrn 'M" 'st- so braucht man sich dessen nicht zu
,,rrsch--Än°c?-^suchte häufig ihr Haus, weil der darin
M wokl»,^"ede, das bescheidene und stille Glück einen
Ml ich Eindruck auf mein Herz machten, und
wr Wicht«? dem so ehrenhaften, in der Erfüllung sei-
j°u W Skwissenhaften Manne, sowie zu der an-
sig, »tunken Frau, die sich ihrer Tugenden freute, so
1 » selten ber Vergnügungen freuen, und zu der gu-
M Beü» uwgezogen fühlte, die nichts that al« Lächeln
^eidkn/u>'-»,bln dieses Glück, obgleich einfach und be-
ur ru vollkommen, um in dieser Welt von Dauer

tzZch-tnt t-aNch mit Ausnahme der Sonn- u. . Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
«bo»t>em-«t»pretv mit dem wöchent- 10-^, Reklame25 -^.Jür hiesige Geschäfts- und
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