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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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Mai 1897
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Nr. 109
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0451

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pfcher Volksblatt

,g, 23. Mai, 7 Uhr bischöflich- heil. Messe;
/, Uhr Firmungsmess- und Firmung von 1100

Rochdr»«
»erbeten.

sident, dem diplomatischen Corps, das in so edler
Weise sich unserer Trauer beigesellt hat, die Huldig-
ung unserer tiefen Dankbarkeit aukzudrücken. Die
Feier in Notre Dame wird, ich bin davon fest über-
zeugt, einen Markstein bilden: den der Einigung
Aller in der Ergebenheit gegen das Vaterland. Das
ist auch der theuerste Wunsch Leo's XIII, von dessen
L ppen ich soeben d-u Ausdruck seiner unerschütterlichen
Anhänglichkeit an Frankreich vernommen habe. Die
heiligen Seelen, die wir beweinen, werden mit unS
an diesem gemeinsamen Werke arbeiten. DaS Unglück,
Herr Präsident, hat olle französischen Seelen geeinigt,
kein Zwiespalt wird sie fortan trennen. Ich bin mit
tiefem Respekt, Herr Präsident der Republik, Ew.
Excellenz unterthänigster und gehorsamer Diener
f Franz Cardinal Richard, Erzbischof von Paris.

Präsidenten der Repu-
Wortlaut:
Paris, 8. Mai 1897.
der Republik! Ich kann diesen

8 Die Firmung im badischen Unterland.
Heidelberg, 14. Mai.
Wie wir in der gestrigen Nummer kurz mittheilten,
wird der Hochw. Herr ErzbiSthumsverweser Weihbi-
schof vr. Knecht in den Tagen vom 21. Mai ab
bis 30. Mai das hl. Sakrament der Firmung spen-
den. Se. Bischöfl. Gnaden wird am Feste Christi
Himmelfahrt in der Stadt Heid el berg für
alle diejenigen katholischen Einwohner die Firmung
auStheilen, welche das 11. Lebensjahr erreicht bezw.
überschritten haben und noch nicht gefirmt sind. Da
niemand zum Empfang dieses hl. Sakramentes zuge-
lassen werden kann, der nicht zuvor genügenden Bor-
dereitungsunterricht empfangen hat, so wird am
Sonntag, den 16. Mai und am darauffolgen-
den Sonntag, den 23. Mai, jeweils Nach,
mittags 5 Uhr in der Jesuitenkirche ein
eigener Firmunterricht abgehalten für diejenigen Firm-
linge, welche die Volksschule nicht mehr besuchen.
Der Hochwürdigste Herr Weihbischof wird am Vor-
abend vor Christi Himmelfahrt, Mittwoch, 26. Mai,
Nachm. 3^ Uhr dahier eintreffen und am KarlSthor
absteigen.
Der Verlauf der FirmungSreise ist wie folgt fest-
gesetzt :
Freitag, 21. Mai, Nachm. 6^ Uhr Ankunft in Mann-
heim.
Samstag, 22. Mai, 7 Uhr, bischöfliche hl. Messe; 8
Uhr Firmungsmesse und Firmung von ca. 1100
Firmlingen.
Sonntag, 23. Mai, 7 Uhr bischöfliche heil. Messe;
8V, Uhr Firmungsmesse und Firmuna von 1100

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P. Ollivier die große Theilnahme, welche alle Herzen
bewege. Er wünscht, daß diese Gefühle keimen und
Früchte bringen. Spaltungen und Haß sollen auf-
hören, alle Gemüther sich in denselben Hoffnungen
und Wünschen, demselben Glauben einigen, damit es
nur ein durch seine Eintracht und durch seinen Glau-
ben unüberwindliches Frankreich gebe.
So ungesähr der Gedankengang, welcher aber in
den Einzelheiten zu berechtigten Ausstellungen Anlaß
gibt. Schuld an dem Unglück ist in erster Linie der
grenzenlose Leichtsinn oder besser gesagt der Unver-
stand, der sich bei dem Bau und der Anlage des Ba-
zars gezeigt. Da war eS nicht angebracht, die Opfer
des Brandes als nationale Opfer Frankreichs hinzu-
stellen, die Gott schon seit dem Kriege 1870 und seit
den Schreckensthaten der Kommune ins Auge gefaßt
habe. „Damals hat Gott Frankreich aufs Haupt ge-
schlagen, und von ihm gefordert, was eS von besten
unter den Männern hatte. Aber da fehlte noch etwas
auf dem Opferaltar." Und so stellte der Kanzelredner
denn das Verbrennen der mehr als hundert Damen
als eine „Vollendung der Sühne" dar: „Die Frau
hat in unserer Geschichte mit dem Manne stets glei-
chen Schritt gehalten. In diesen Becher, in den das
Blut der Sühnung floß, muhte die französische Frau
von ihrem Blute fügen." Das Hereinziehen des
politischen und nationalen Momentes war durch-
aus verfehlt. Man kann solche Vorgänge nur be
dauern.
Der Brief des Cardinal-Erzbischofs Richard
von Paris an den
blik hat folgenden

und er sicü empfahl, lag ein so vergnügter Ausdruck auf
seinem Gesicht, daß Gräfin Hollerbruun ihn aufmerksam
ansah. Sollte er als erhörter Freier das Haus verlassen?
fragte sie sich.
Die Gesellschaft ging bald auseinander und suchte die
Ruhe auf. Äon ihren Stieftöchtern und Elisabeth begleitet,
schritt die Gräfin über die weiten Gänge nach ihrem Schlaf-
gemach. Eine Frage hatte ihr auf den Lippen geschwebt,
beinah- ein Glückwunsch an Elisabeth; ein Blick jedoch in
das mürrische Gesicht des jungen Mädchens belehrte sie
daß zum Glückwünschen wohl kein Anlaß vorhanden sei.
Elisabeth fragte dagegen plötzlich: „Ist es wirklich
wahr, daß Martha die Partie nach dem Buchberg mit-
machen soll?" Die Gräfin war sich allzu großer Nach-
giebigkeit gegen ihre kleine Tochter bewußt, daher ziemlich
empfindlich gegen Tadel in dieser Beziehung. Noch mehr
verletzte sie. daß der junge Vast ihr, der älter« Frau,
gleichsam Verhaltungsmaßregeln ertheilen wollte. Sie unter-
drückte aber den aufsteigendcn Aerger und bemerkte bloß:
„Da ihr Vater es ihr erlaubt hat, wird sie wohl mit unS
gehen"
„Aber dann wird doch wenigstens dieses Fräulein
Grashoff zu Hause bleiben?" meinte Elisabeth scharf
Noch immer hielt die Gräfin an sich. „Darüber habe
ich noch keinen Entschluß gefaßt. Indessen wenn das Kind
mitgeht, kann ich die Erzieherin nicht wohl entbehren. Wes-
halb intereffict Dich das, Elisabeth?"
„Mich persönlich gar nicht. Ich meinte nur, es wäre
gerathen, der Person keine Gelegenheit zu geben, ihre Ko-
letterre zu entfalten."
- , A? Gräfin blieb stehen und sah der Sprecherin voll
m's G-ficht: „Koketterie? Wann hätte sie diese wohl an
den Tag gelegt? Entweder ist sie mit Martha im Schul-
zimmer oder fitzt stumm bei Tische; höchstens unterhält sie
sich ab und zu mit dem Kinde."
„Koketterie in Worten ist die ärgste nicht," erklärte
Elisabeth. „Koketterie in Blicken ist die gefährlichste."
(Fortsetzung folgt.)

s Die GedschtnMede,
Mche P. Ollivier kni dem Trauergottesdicnste für
Opfer der Brandkatastrophe hielt, hat in weite-
rn Kreisen peinliches Aussehen erregt. Wer die
-tEberschwänglichkeit dieses französischen Predigers aus
heiler Erfahrung kennt, war wohl darauf gefaßt, daß et-
Absonderliches zu Tage treten werde. Gehen wir
W einmal kurz auf den Inhalt der Rede ein, wie sie
W vorliegt im Urtext u. in Uebersetzungen, so schildert
Dominikaner den Gegensatz der friedlichen Freude
M dem WohlthätigkeitSfeste mit dem Plötzlich eintre-
Me„ Schrecken und Tod. Er folgerte aus dem ent-
wichen Unglück etne Kundgebung der göttlichen Ge-
^tigkeit. Die Darbringung dieser unschuldigen
Ukr war bestimmt, die Fehler und Irrungen zu
?Huen, zu welchen sich unser Jahrhundert zu leicht
Kreißen läßt. Frankreich ist schon hart geschlagen
Arden auf den Schlachtfeldern, wo das Blut seiner
^ohne in Strömen geflossen. Aber dar Opfer mußte
Wständig sein, deßhalb mußten auch die Edelsten und
vrvnimsten ihr Leben hingeben; Gott verlangte ein
nnves, unschuldiges Opfer. Ebenso wie vornehme
Anien, Arbeiterinnen, Schwestern uud Dienerinnen
§ch in der Nächstenliebe zusammengesunden, wurden
auch im Tode vereinigt. Der Prediger beschwört
A, seligen Opfer Gottes, dessen Herrlichkeit sie jetzt
,Alen, zu bitten für ihre Freunde und Zurückgelasfenen,
Alle, die um sie trauern. Ihr Opfer soll srucyt
?lllgend sein und auf ganz Frankreich den Segen
^Himmels ergießen lassen. Zum Schluffe betonte

rhaltungsblatt „Ter Sormtaasbvte" für ä?
monatlich KV H mit Trägerlohn, durch " '
"i bezogen viertel;, 1.60 franco

Herr Präsident
großen Tag nicht vorübergrhen lassen, ohne Sie zu
bitten, den Ausdruck meiner lebhaften Dankbarkeit ent-
gegen zu nehmen für die Huldigung, welche die Re-
gierung der Republik den Opfern der schmerzlichen
Katastrophe, die Paris, Frankreich, ja ganz Europa
so tief erregt, hat darbringen wollen. Indem wir in
vcvtre Dame um Sie, Herr Präsident, die Mitglieder
Ihrer Regierung, das Parlament, die Magistratur,
die Armee, alle öffentlichen Gewalten vereinigt sahen,
waren wir mitten in unserem ungeheuren Schmerze
getröstet. Um die Reste der tapfern Frauen, die in
der Ausübung der Mildthätigkeit gestorben sind, hat
Frankreich selbst sich einig, stark und groß eingefunden,
in der Gemeinschaft der gleichen Thränen und der
gleichen Gebete. Erlauben Sie mir auch, Herr Prä-
reiften Menschen ist es ein ander Ding: er umhüllt ihn
mit einem Flitterwerk von Phrasen, hegt und pflegt ihn,
und von Unterdrücken ist keine Rede. Martha's kleiner
Egoismus verdirbt mir noch keineswegs die Freude an
ihrer Gegenwart."
„Mir ist alle Freude an der L andpartie verdorben,
wenn Martha mitkommt," erklärte Elisabeth. „Sagen Sie
doch, Ihre Aufforderung sei nur ei» Scherz gewesen, erfin.
den Sie etwas, u« uns von der Gegenwart des Kindes
zu befreien."
Tiefenbach's Erstaunen wurde immer größer. „Aber,
Gräfin," entgegnete er und sah sie forschend an, „woher
kommt Ihnen denn diese Abneigung gegen das harmlose
Kind? Welchen Grund haben Sie, um seine Freude zu
rauben?"
„Ich habe meine Gründe, sehr ausreichende Gründe,"
bestand sie hartnäckig. „Vielleicht theile ich sie Ihnen ein-
mal mit. Heule sage ich Ihnen nur, daß ich Sie bitte, uns
Martha fern zu halten. Thun Sie es mir zu Liebe . . .
ich verzeihe Ihnen nie, wenn Sie mir diese kleine Bitte
abschlagen." Sie sah ihn mit den großen dunkeln Augen
an, und der flehende, schmelzende Ausdruck derselben, die
Weichheit, die über ihre feinen Züge gesoffen war, gaben
ihrer Schönheit etwas Hinreißendes.
Einen kurzen Augenblick schien Tiefenbach zu schwanken
dann aber sagte er lächelnd: „Leider bindet mich mein
Martha gegebenes Wort. Auf die Gefahr hin, mir Ihre
Ungnade zuzuzichen, gnädigste Gräfin, muß ich sie also
Mitnehmer:. Ich appellire an Ihre Serzensgüte. Gewiß
Verden Sie einem Kinde gern eine Freude gönnen, und
sollte Ihnen auch eine augenblickliche kleine Unbeqemlich-
keit daraus erwachsen I"
Sie antwortete nicht und sah unmuthig vor sich hin.
Ein Paar Sekunden ruhten Tiefenbach's Blicke auf ihr;
dann, als sie noch immer stumm blieb, erhob er sich lang-
sam und nahm neben Gräfin Hollerbrunn Platz, um sich
mit ihr über den Plan der Ausflugs zu unterhalten. Sie
dafür zu gewinnen, war ihm ein Leichtes. Am Zustande-
kommen seiner Landpartie schien ihm sehr viel gelegen zu
sein; denn als Alles nach seinem Wunsch entschieden war

Lridvoll und freudvoll.
Novelle von L. v. Neid egg.
jft Lächelnd hatte Tiesenbach ihr nachgesehe«. „WieZleicht
j^es doch, einem Kinde Freude zu bereiten," bemerkte er
er sich wieder zu Elisabeth wandte. Was war aber
Welche Verwandelung war über sie gekommen? Statt
heitern Miene, die er zu finde» erwartete, begegnete
di,k "km finstern GefichtsauSdruck. Niemals so sehr wie in
Augenblick war ihm der Mangel an Anmuth in
'"« Zügen, an Weichheit im Blick ihrer Bugen aufgefallen.
Halblaut, um von der Gräfin Hollerbrunn nicht gehört
UL'rden, aber mit tiefem Unmuth im Tone, fragte das
Zechen: „Weshalb wollen Sie sich und «nS Allen die
i Mkwart dieses Kindes ausbürden? Kinder sollte man bei
"Mn Gelegenheiten fern halten."
».„,-Meinen Sie da» Kind Martha oder Kinder im All-
«>elnen?- fragte er, unangenehm berührt durch ihre Rede.
»Vor Allem natürlich die altkluge Martha; zugleich
Kinder überhaupt. Sie sind immer eine Last,
Ei» ^shalb liebe ich sie nicht," schloß sie mit großer Härte,
augenscheinlich gereizt und aufgeregt, so offen und
Mrhüllt pflegte sie sich sonst nicht zu geben.
Verwundert schaute Tiefenbach sie an. „Martha ist
altklug, dabei aber so treuherzig und ehrlich, daß
eut sein muß. Ich gebe zu, daß sie etwas ver-
»LE« ist, und begreife auch allenfalls, daß sie Andere hier
° °a zur Ungeduld reizen mag. Aber Kinder im All-
tzLvnen nicht lieben?... In der Hülflosigkeit eine» Kin-
* siegt für mich etwas, das mich zu ihm hinzieht."
^Kinder sind gar nicht bülfloS I Kinder sind die größ-
>>in«Thrannen, die es giebt," entschied Elisabeth. „Alles
sich ihrem Willen unterwerfen, verlangen sie. Sie
h f Egoisten, dränge» sich vor, sagen unangenehme Wahr-
'«», beanspruchen das Beste immer für sich. .."
^Lachend unterbrach sie Tiesenbach: „Sollte»die Kinder
kN allein stehen, gnädige Baronin? Was den Egoismus
Iikb.d' ,so zeigt er sich beim Kinde wenigsteus naiv; eine
ji^f' geschickte Hand kann ihn unterdrücken, kann ihn ver-
°ttn, da» innige Gemüth zu überwuchern. Beim ge-

Ucheiut täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
Vertage. AbonNkmentSpreis^mit dem Wochen!-
Men unter.
veldeibera mi
Post
Kl.lOö7_
Eknlrumsparlki in Vaden.
. Die Herren Vertrauensmänner der Centrums-
*drtei werden hiermit zu einer
Delegirtenversammlung
Mittwoch, den IS. Mai, Nachmittags 2 Uhr,
? das „Kath. Vereins hauS" in Freiburg
lttlindlichst eingeladen.
e. Gegenstände der Verhandlung sind: Bericht über
A Parteikaffe; Besprechung der politischen Lage;
sichte aus den einzelnen Wahlbezirken; Wahl des
^litialkomitös; Verschiedenes.
Wir bitten um möglichst zahlreiche Betheiligung.
Namens des Centrsl-ConMs:
Der Borfitzende:
Wilh. Fischer, Abgeordneter.

Verantwortlicher Redakteur:
JosephHuber in Heidelberg.
Welberg, z
MtU dm 18. W1897.
Druck, Verlag u. Er
Gebr. Huber in He
Zwingerkraße
pedition
d elberg,
7.
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