Mlzer Mksblatt
«xpebitton: Zwiugerstraße 7.
die
.. -«-
WklbeU FMg dm LUMMder IM
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
ZwingerstraZe 7.
>, Mestellungen
' Monate
November ««- Dezember
^tn immer noch olle Postämter aus die täglich er-
Reiche Zeitung
..Pfälzer Bottsblatt"
wöchentlichen Gratisbeilage „Der Conntags-
» sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwivger-
^7, entgegen.
Expedition des „PMer VolksblsU".
Heidelberg Zwingerstraße 7
„Die Liebe, die Du meinst, existirt nur in Romanen
und nicht im wirklichen Leben," entgegnete Nette; „was
Du für Leo fühlst, ist genug, um mit ihm glücklich zu fein."
„Vielleicht! Ich ließe mich aber von Nebenumständen
bestimmen, die alle zusammen noch nicht jenen einzigen
Grund ergeben, auf den ich die Ehe erbaut sehen möchte."
„Große Leidenschaften find wie Strobfeuer; sie geben
viel Licht, aber auch viel Rauch und erlöschen bald, aber
eine Zuneigung, wie Du sie für Leo fühlen kannst, wird
dauern für das Leben."
„Er wird mich nur als Zierraih für „Kaprice" ver-
langen," lachte Miliane, „aber wie können wir nur so re-
den, während der Junker vielleicht gar nicht daran denkt,
seine Person und sein Verwögen mir zu Füßen zu legen "
„Es wäre doch eine brillante Parlhie, Miliane, und
cs wäre thöricht, sie abzulehnen.
„Das macht mich gerade so bange; es ist zu schön, zu
prächtig, es fehlt Nichts daran, oder lieber, es fehlt Alles I"
„Aber magst Du ihn gar nicht leiden?"
„Gewiß, ich wag ihn sehr gerne — aber ich möchte ihn
lieber zum Schwagir als zum Mann."
„Närrisches Mädchen!" rief Nette „meinst Du, daß ich
damit einverstanden wäre?"
„Und des Beste wäre, wenn er mir meine Bilder gut
bezahlt, sich eine hübsche Frau nimmt und uns mit ihr
umgeben läßt, nicht wahr Nette?"
„Was mich betrifft, ich bin Mit Frau Hilverda und
„meinem Sohn" schon zufrieden."
Es wurde geschellt und das Mädchen brachte Miliane
einen Brief.
„Von ibm! Sprich von der Sonne und Du siehst
ihre Strahlen l"
„Er verlangt heute Abend mit mir zu sprechen. Nette,
m eine Furcht war nicht grundlos; was muß ich thun?"
„WaS Dein Herz Dir eingibt; Du weißt, waS ich von
ihm denke. Er ist ein nobler, junger Mann, wie sie in
Pölich mit/Ausnahme der Sonn- u.
ORZZM » »«» ««»«,«.
„WaS Dein Herz Dir eingibt; Du weißt, was ichv
ihm denke. Er ist ein nobler, junger Mann, wie sie
unserer Zeit selten sind, seine Stellung ist derart —"
»iät^"bicht kein Anderer kommt, und Würdest Du es
rüchtstch mir finden, wenn ich auch so handelte?"
kkig*M hängt von den Umständen ab; Leo ist wahrlich
«>ann, den man ohne Liebe heirathet."
bentz „L,Has würde ich doch thun, wenn er um meine
S°bt, Wette, Nette! Er ist reich, er ist hübsch, er ist be-
W Leben ist hell und klar wie ein Spiegel, von
Hauch berührt; doch ick würde ihn heirathen,
ibn liebe, wie ich es könnte und wollte, son-
w Wich fragt und ich sticht den Muth hätte,
W."- während ich der Liebe, der Alles opfernden,
^brw'.Ehkbden Liebs, die ich dem Manne meiner Wahl
Mächte, für immer entsagen muß."
„qW die Liebe wird später schon kommen."
^er j/» ". es kann Achtung sein, Freundschaft, Zuneigung,
«« Liebe nie I"
könne noch nicht sicher genug sein. Der Els. hatte
nämlich die gut gesinnten Bürgermeister aufgefordert,
sich nicht zu Delegirten wählen zu lassen, um sich die
Qual einer solchen „Wahl" zu ersparen; die andern
sollten die Gemeinderäthe erst recht davon fernhalten.
Da fuhr aber plötzlich die berühmte Amtl. Corresp.
auf! Am Schluß ihres langen Hymnus auf die Bür-
germeister ließ sie gar durchblicken, daß diejenige
Presse aus der Liste der „staatserhaltenden" zu strei-
che» sei, welche die Rückgratstärke der Bürgermeister
vor dem Kreisdinktor nicht gebührend zu bewundern
wisse. „Ein RegieruugSbeomter ist der Bürgermeister
überhaupt nicht, sondern der Vorstand eines Selbst-
verwaltungSkörperS!" rief das Amtsblait pathetisch
aus und vergaß dabei leider, daß der Minifterialrath
Halley noch erst in diesem Jahre am 25. Febr. dem
Reichstag erklärte: „Bei uns ist der Bürgermeister in
den kleineren Gemeinden zu drei Viertel Staatsbe-
amter, und nur zu einem Viertel Gemeindebeamter",
und daß er „mit Vorliebe" gewesene Soldaten zu
Bürgermeistern ernannt habe! Der Elsäßer setzte
dann das Amtsblatt vollends in die Nesseln, indem
er einige „suggestive Dokumente" veiöffentlicht, die ein
freundlicher Windzug ihm zugeweht hatte. Sie stamm-
ten aus der Kreisdirektion Straßburg-Land; die Bür-
germeister werden darin ausgesordert: „Wenn die
Wahl nicht auf Sie selbst fallen sollte, wollen Sie
mir berichten, welche Beweggründe für die Wahl eines
andern wohl maßgebend waren." In zwei weitern
Verfügungen vom 20. und 26. Oktober wird das den
Bürgermeistern nochmals dringend eingeschärft. Man
wird schon ohne Cvmmentar begreifen, daß es da bei
den Bürgermeistern hieß, alle Hebel in Bewegung se-
tzen, um selbst gewählt zu werden! Die Amtl. Cor.
schwieg darauf, jedenfalls weil sie zu dem Schlußsatz
des Els.: „So verfähit man nur mit Beamten!" nichts
mehr sagen konnte.
Als die Straßb. Post den „Ehrenbürgermeistern"
jene saftigen Grobheiten an den Kopf warf — von
dem „Talgkerzen-MaireS" in den „kleineren Land-
orten", die „mit Hülfe eines schreibgewandten Lehrers
die Geschäfte mit dem Motto erledigen: Kommst du
heut' nicht, so kommst du morgen!" usw. —, da
fühlte die Amtl. Corresp. sich durchaus nicht zu Ret-
tungsversuchen berufen. Jetzt auf ein Mal ist sie
gekommen, und man geht wohl nicht fehl in der An-
nahme, daß eS aus der Besorgniß geschah, ihre theuern
Bürgermeister möchten nicht mehr so vollzählig zur
Herstellung der „Wahlen" erscheinen können oder so-
gar rollenwidrige Seitensprünge versuchen. In der
That scheint e- dies Mal hier und da in der Ma-
schinerie nicht »ehr recht gekloppt zu haben. So im
Kreise RappoltSweiler, wo der Abg. Preiß so ver-
wegen war, ein Mandat zu wünschen. Er schreibt in
seinem Wahlaufrufe: „Ich ging gestern zum Herrn
Kreisdirektor und bat ihn um Mittheilung der Wahl-
männcrliste. Er verweigerte mir die Mittyeilung der-
selben, indem er mir erklärte, er habe keine Veran-
lassung, mir eine Gefälligkeit zu erweisen. Ich halte
es angesichts dieser unglaublichen Erklärung für meine
Pflicht, gerade durch Aufstellung meiner Candidatur
gegen ein derartiges Vorgehe», welches das aktive
Wahlrecht beschränkt, das passive jedenfalls für die-
jenigen lahmlegt, die der Kreisdirektion nicht genehm
sind, und jede gesunde und freie Wahlagitation un-
möglich macht, zu protestiren." Die Sache wird noch
interessanter durch den Hinweis des Els. Kuriers, daß
noch der Verordnung vom 1. Oktober 1879 Z 12
Abs. 5 die sofortige Veröffentlichung der Namen der
Wahlmänner vom Gesetze ausdrücklich angeordnet sei.
Ein dritter Caudidat für den Kreis zog seine Bewer-
bung zurück, wie nach der Oberels. LandeSztg. ver-
lautet, auf Veranlassung von Regierungsseiten, um
die Chancen von Preiß nicht zu vermehren. Jeden-
falls war das Menschenmögliche geschehen, um den
bösen Mann vom LandeSauSschusse fern zu halten.
Und trotzdem fielen 28 Stimmen auf Preiß und 28
auf seinen Gegner; nur die Loosentscheidung, die ge-
gen Preiß aus fiel, hat die Regierung für dies Mal
noch vor dem Gefürchteten bewahrt!
Im ollgemrinen aber sunktionirte die Wahlmaschine
noch so zuverlässig, daß man die conservativen Herren,
Welche nach einer „Reform" des Reichstagswahlrechts
in ihrem Sinne rufen, nur auf den reichsländischen
Destillerapparat Hinweisen kann. Hier haben sie et-
was noch Schlechter«- als das Preußische Drciklassen-
System — gewiß ein Grund zur Begeisterung für sie!
22 Abgeordnete schieden aus, und alle 22 wurden
„wiedergewählt". Mehr kann man nicht verlangen.
Der Abg. Lieber sagte in der genannten Reichstags-
sitzung dazu: „Wenn die Regierung nichts geschickteres
anführen kann, als daß immer dieselben Herren ge-
wählt werden, dann, muß ich sagen, steht es um ihn
(den Wahlmodus) ganz jämmerlich schlecht." Die
letzten Wahlen bieten die treffendste Illustration
dazu.
Zwei Abgeordnete konnte man beim besten Willen
nicht wiederwählen, denn der eine ist todt (Jul. Klein),
und der andere ist nach Berlin avancirt: der frühere
Kreisdirektor Clemm. An Klein's Stelle kam ein
„Ewig die Stellung! Muß ich heirathen wie alle An-
deren, obschon der Mann, der mich heute fragt, mir gestern
gleichgiltig war und es morgen noch sein würde, wenn sein
Antrag nicht dazwischen läge? Ich brauche mich nicht zu
verheirathen, um meinen Weg im Leben zu finden; ich bin
unabhängig, ich kann warten, bis der Mann kommt, der
in meinem Herzen das Gefühl erweckt, das ich für meinen
Gatten empfinden möchte."
„Prinz Hektor zum Beispiel!"
„Rufe keine Geister hervor, Nette! Dafür ist die Sache
zu ernst!
Ich habe Leo noch recht lieb, und wenn die Liebe
auch spät kommt, es wird eine Liebe sein, „willst Du" und
mein „Ja" künstlich hervorgebracht, eine Treibhauspflanze."
Nette zuckte die Achseln- „Das sind die schönsten und
kostbarsten. — Du besiehst Alles mit der Loupe. Niemand
würde sich hier einen Augenblick bedenken, Alles ist eben
anziehend."
„Darum will ich es gerade thun; gerade weil jeder
meine Zusage so selbstverständlich findet. Hätte ich ihn doch
nie gekannt! Rathe wir, Nette!"
„Das kann ich nicht. Ich könnte Tur die Licht- und
Schattenseiten Vorhalten, aber ich sehe nur Licht. Du haft
keine Abneigung gegen die Ehe; ich wüßte nicht, welches
Bedenken Du noch haben könntest. Es ist jedenfalls eine
glänzende Partie!"
„Für jede Andere vielleicht, aber nicht für mich!"
Miliane saß im Salon gegenüber Leo, ihr Kopf ruhte
in der linken Hand und ihr Auge auf den Figuren der
Tapete.
Er stand, sich über die Lehne eines der Miniaturseffels
vorbeugend, uod sein Blick war unablässig auf ihr gesenktes
Köpfchen gerichtet, das er in ängstlicher Spannung be-
trachtete.
(Fortsetzung folgt.)
Dir reichsländischen Landesausschuß-
„Wahlen",
hW letzten SamLtag stattfanden, haben
z^oer einmal die ganze Jämmerlichkeit der dortigen
kn Meilis gezeigt. DaS Volk hatte bei der gan-
Hai, schichte nichiS zu thun. Die Gemeinderäthe
vor acht Tagen aus ihrer Mitte je einen Dele-
auf 1000 Einwohner zu ernennen gehabt,
hDelegirte soll der Bürgermeister sein; sonst —
jed, unten! Um die so erzielten „Delegirten" vor
^ oppositionellen Versuchung zu bewahren, werden
h«> W Kreis-Direktion ihre Namen nur dem dort
> Candidaten mitgetheilt, nicht aber einem
folgen Candidaten der Opposition, wie eS der
Preiß in RappoltSweiler erfuhr. So kann dann
oer dem Kreisdirektor genehme Candidat mit den
^Atrien in Beziehung treten. Die in solcher Weise
Kr, behüteten Delegirten müssen dann auf der
tz Wrektion zusammenkommen und hier unter dem
la»« KreiLdirektorS ihre Stimme abgeben. Man
lebhaft vorstellen, was auf diese Weise her-
HolrWt- wenn z. B. die Bürgermeister des Kreises
-b, Wim vor ihrem Kreisdirektor erscheinen, u. der
des Statthalters, Graf Zeppelin, gewählt zu
.wünscht.
y„Wichwohl scheint die Regierung dies Mal einige
zu haben, selbst dieser Wahlapparat
Meline. '
lählung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemsiede.
ist es denn nur?'
"R^Du weißt es ganz gut. Ich finde es langweilig!"
d nickst!"
Du bist seine größte Freundin, das wissen wir,
Hz,, ?enn er an der Stelle Deines Apothekers gewesen
8be»'ji?nn hätte ich wenig Gewicht in die Schale gelegt,
hiitien A Ewste, Nette, ich wollte, daß wir ihn nie gesehen
thöricht! Und wenn er nun gar keine Absichten
Iij> "Ale glücklich würde ich sein I Ist es denn nicht mög-
M.^undschaftlich mit einem Manne uwzugehen, ohne
wehr verlangt?"
'M dieses Mehr kannst Du ihm nicht geben?"
Hbe» § Alaube es nicht. Nette! Sag' 'mal, warum bci-
«)b>vhl die meisten Mädchen?"
dild'--weil sie Jemanden gern haben, oder auch sein
«xpebitton: Zwiugerstraße 7.
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Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
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November ««- Dezember
^tn immer noch olle Postämter aus die täglich er-
Reiche Zeitung
..Pfälzer Bottsblatt"
wöchentlichen Gratisbeilage „Der Conntags-
» sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwivger-
^7, entgegen.
Expedition des „PMer VolksblsU".
Heidelberg Zwingerstraße 7
„Die Liebe, die Du meinst, existirt nur in Romanen
und nicht im wirklichen Leben," entgegnete Nette; „was
Du für Leo fühlst, ist genug, um mit ihm glücklich zu fein."
„Vielleicht! Ich ließe mich aber von Nebenumständen
bestimmen, die alle zusammen noch nicht jenen einzigen
Grund ergeben, auf den ich die Ehe erbaut sehen möchte."
„Große Leidenschaften find wie Strobfeuer; sie geben
viel Licht, aber auch viel Rauch und erlöschen bald, aber
eine Zuneigung, wie Du sie für Leo fühlen kannst, wird
dauern für das Leben."
„Er wird mich nur als Zierraih für „Kaprice" ver-
langen," lachte Miliane, „aber wie können wir nur so re-
den, während der Junker vielleicht gar nicht daran denkt,
seine Person und sein Verwögen mir zu Füßen zu legen "
„Es wäre doch eine brillante Parlhie, Miliane, und
cs wäre thöricht, sie abzulehnen.
„Das macht mich gerade so bange; es ist zu schön, zu
prächtig, es fehlt Nichts daran, oder lieber, es fehlt Alles I"
„Aber magst Du ihn gar nicht leiden?"
„Gewiß, ich wag ihn sehr gerne — aber ich möchte ihn
lieber zum Schwagir als zum Mann."
„Närrisches Mädchen!" rief Nette „meinst Du, daß ich
damit einverstanden wäre?"
„Und des Beste wäre, wenn er mir meine Bilder gut
bezahlt, sich eine hübsche Frau nimmt und uns mit ihr
umgeben läßt, nicht wahr Nette?"
„Was mich betrifft, ich bin Mit Frau Hilverda und
„meinem Sohn" schon zufrieden."
Es wurde geschellt und das Mädchen brachte Miliane
einen Brief.
„Von ibm! Sprich von der Sonne und Du siehst
ihre Strahlen l"
„Er verlangt heute Abend mit mir zu sprechen. Nette,
m eine Furcht war nicht grundlos; was muß ich thun?"
„WaS Dein Herz Dir eingibt; Du weißt, waS ich von
ihm denke. Er ist ein nobler, junger Mann, wie sie in
Pölich mit/Ausnahme der Sonn- u.
ORZZM » »«» ««»«,«.
„WaS Dein Herz Dir eingibt; Du weißt, was ichv
ihm denke. Er ist ein nobler, junger Mann, wie sie
unserer Zeit selten sind, seine Stellung ist derart —"
»iät^"bicht kein Anderer kommt, und Würdest Du es
rüchtstch mir finden, wenn ich auch so handelte?"
kkig*M hängt von den Umständen ab; Leo ist wahrlich
«>ann, den man ohne Liebe heirathet."
bentz „L,Has würde ich doch thun, wenn er um meine
S°bt, Wette, Nette! Er ist reich, er ist hübsch, er ist be-
W Leben ist hell und klar wie ein Spiegel, von
Hauch berührt; doch ick würde ihn heirathen,
ibn liebe, wie ich es könnte und wollte, son-
w Wich fragt und ich sticht den Muth hätte,
W."- während ich der Liebe, der Alles opfernden,
^brw'.Ehkbden Liebs, die ich dem Manne meiner Wahl
Mächte, für immer entsagen muß."
„qW die Liebe wird später schon kommen."
^er j/» ". es kann Achtung sein, Freundschaft, Zuneigung,
«« Liebe nie I"
könne noch nicht sicher genug sein. Der Els. hatte
nämlich die gut gesinnten Bürgermeister aufgefordert,
sich nicht zu Delegirten wählen zu lassen, um sich die
Qual einer solchen „Wahl" zu ersparen; die andern
sollten die Gemeinderäthe erst recht davon fernhalten.
Da fuhr aber plötzlich die berühmte Amtl. Corresp.
auf! Am Schluß ihres langen Hymnus auf die Bür-
germeister ließ sie gar durchblicken, daß diejenige
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che» sei, welche die Rückgratstärke der Bürgermeister
vor dem Kreisdinktor nicht gebührend zu bewundern
wisse. „Ein RegieruugSbeomter ist der Bürgermeister
überhaupt nicht, sondern der Vorstand eines Selbst-
verwaltungSkörperS!" rief das Amtsblait pathetisch
aus und vergaß dabei leider, daß der Minifterialrath
Halley noch erst in diesem Jahre am 25. Febr. dem
Reichstag erklärte: „Bei uns ist der Bürgermeister in
den kleineren Gemeinden zu drei Viertel Staatsbe-
amter, und nur zu einem Viertel Gemeindebeamter",
und daß er „mit Vorliebe" gewesene Soldaten zu
Bürgermeistern ernannt habe! Der Elsäßer setzte
dann das Amtsblatt vollends in die Nesseln, indem
er einige „suggestive Dokumente" veiöffentlicht, die ein
freundlicher Windzug ihm zugeweht hatte. Sie stamm-
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germeister werden darin ausgesordert: „Wenn die
Wahl nicht auf Sie selbst fallen sollte, wollen Sie
mir berichten, welche Beweggründe für die Wahl eines
andern wohl maßgebend waren." In zwei weitern
Verfügungen vom 20. und 26. Oktober wird das den
Bürgermeistern nochmals dringend eingeschärft. Man
wird schon ohne Cvmmentar begreifen, daß es da bei
den Bürgermeistern hieß, alle Hebel in Bewegung se-
tzen, um selbst gewählt zu werden! Die Amtl. Cor.
schwieg darauf, jedenfalls weil sie zu dem Schlußsatz
des Els.: „So verfähit man nur mit Beamten!" nichts
mehr sagen konnte.
Als die Straßb. Post den „Ehrenbürgermeistern"
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dem „Talgkerzen-MaireS" in den „kleineren Land-
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gekommen, und man geht wohl nicht fehl in der An-
nahme, daß eS aus der Besorgniß geschah, ihre theuern
Bürgermeister möchten nicht mehr so vollzählig zur
Herstellung der „Wahlen" erscheinen können oder so-
gar rollenwidrige Seitensprünge versuchen. In der
That scheint e- dies Mal hier und da in der Ma-
schinerie nicht »ehr recht gekloppt zu haben. So im
Kreise RappoltSweiler, wo der Abg. Preiß so ver-
wegen war, ein Mandat zu wünschen. Er schreibt in
seinem Wahlaufrufe: „Ich ging gestern zum Herrn
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männcrliste. Er verweigerte mir die Mittyeilung der-
selben, indem er mir erklärte, er habe keine Veran-
lassung, mir eine Gefälligkeit zu erweisen. Ich halte
es angesichts dieser unglaublichen Erklärung für meine
Pflicht, gerade durch Aufstellung meiner Candidatur
gegen ein derartiges Vorgehe», welches das aktive
Wahlrecht beschränkt, das passive jedenfalls für die-
jenigen lahmlegt, die der Kreisdirektion nicht genehm
sind, und jede gesunde und freie Wahlagitation un-
möglich macht, zu protestiren." Die Sache wird noch
interessanter durch den Hinweis des Els. Kuriers, daß
noch der Verordnung vom 1. Oktober 1879 Z 12
Abs. 5 die sofortige Veröffentlichung der Namen der
Wahlmänner vom Gesetze ausdrücklich angeordnet sei.
Ein dritter Caudidat für den Kreis zog seine Bewer-
bung zurück, wie nach der Oberels. LandeSztg. ver-
lautet, auf Veranlassung von Regierungsseiten, um
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bösen Mann vom LandeSauSschusse fern zu halten.
Und trotzdem fielen 28 Stimmen auf Preiß und 28
auf seinen Gegner; nur die Loosentscheidung, die ge-
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noch vor dem Gefürchteten bewahrt!
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Destillerapparat Hinweisen kann. Hier haben sie et-
was noch Schlechter«- als das Preußische Drciklassen-
System — gewiß ein Grund zur Begeisterung für sie!
22 Abgeordnete schieden aus, und alle 22 wurden
„wiedergewählt". Mehr kann man nicht verlangen.
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wählt werden, dann, muß ich sagen, steht es um ihn
(den Wahlmodus) ganz jämmerlich schlecht." Die
letzten Wahlen bieten die treffendste Illustration
dazu.
Zwei Abgeordnete konnte man beim besten Willen
nicht wiederwählen, denn der eine ist todt (Jul. Klein),
und der andere ist nach Berlin avancirt: der frühere
Kreisdirektor Clemm. An Klein's Stelle kam ein
„Ewig die Stellung! Muß ich heirathen wie alle An-
deren, obschon der Mann, der mich heute fragt, mir gestern
gleichgiltig war und es morgen noch sein würde, wenn sein
Antrag nicht dazwischen läge? Ich brauche mich nicht zu
verheirathen, um meinen Weg im Leben zu finden; ich bin
unabhängig, ich kann warten, bis der Mann kommt, der
in meinem Herzen das Gefühl erweckt, das ich für meinen
Gatten empfinden möchte."
„Prinz Hektor zum Beispiel!"
„Rufe keine Geister hervor, Nette! Dafür ist die Sache
zu ernst!
Ich habe Leo noch recht lieb, und wenn die Liebe
auch spät kommt, es wird eine Liebe sein, „willst Du" und
mein „Ja" künstlich hervorgebracht, eine Treibhauspflanze."
Nette zuckte die Achseln- „Das sind die schönsten und
kostbarsten. — Du besiehst Alles mit der Loupe. Niemand
würde sich hier einen Augenblick bedenken, Alles ist eben
anziehend."
„Darum will ich es gerade thun; gerade weil jeder
meine Zusage so selbstverständlich findet. Hätte ich ihn doch
nie gekannt! Rathe wir, Nette!"
„Das kann ich nicht. Ich könnte Tur die Licht- und
Schattenseiten Vorhalten, aber ich sehe nur Licht. Du haft
keine Abneigung gegen die Ehe; ich wüßte nicht, welches
Bedenken Du noch haben könntest. Es ist jedenfalls eine
glänzende Partie!"
„Für jede Andere vielleicht, aber nicht für mich!"
Miliane saß im Salon gegenüber Leo, ihr Kopf ruhte
in der linken Hand und ihr Auge auf den Figuren der
Tapete.
Er stand, sich über die Lehne eines der Miniaturseffels
vorbeugend, uod sein Blick war unablässig auf ihr gesenktes
Köpfchen gerichtet, das er in ängstlicher Spannung be-
trachtete.
(Fortsetzung folgt.)
Dir reichsländischen Landesausschuß-
„Wahlen",
hW letzten SamLtag stattfanden, haben
z^oer einmal die ganze Jämmerlichkeit der dortigen
kn Meilis gezeigt. DaS Volk hatte bei der gan-
Hai, schichte nichiS zu thun. Die Gemeinderäthe
vor acht Tagen aus ihrer Mitte je einen Dele-
auf 1000 Einwohner zu ernennen gehabt,
hDelegirte soll der Bürgermeister sein; sonst —
jed, unten! Um die so erzielten „Delegirten" vor
^ oppositionellen Versuchung zu bewahren, werden
h«> W Kreis-Direktion ihre Namen nur dem dort
> Candidaten mitgetheilt, nicht aber einem
folgen Candidaten der Opposition, wie eS der
Preiß in RappoltSweiler erfuhr. So kann dann
oer dem Kreisdirektor genehme Candidat mit den
^Atrien in Beziehung treten. Die in solcher Weise
Kr, behüteten Delegirten müssen dann auf der
tz Wrektion zusammenkommen und hier unter dem
la»« KreiLdirektorS ihre Stimme abgeben. Man
lebhaft vorstellen, was auf diese Weise her-
HolrWt- wenn z. B. die Bürgermeister des Kreises
-b, Wim vor ihrem Kreisdirektor erscheinen, u. der
des Statthalters, Graf Zeppelin, gewählt zu
.wünscht.
y„Wichwohl scheint die Regierung dies Mal einige
zu haben, selbst dieser Wahlapparat
Meline. '
lählung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemsiede.
ist es denn nur?'
"R^Du weißt es ganz gut. Ich finde es langweilig!"
d nickst!"
Du bist seine größte Freundin, das wissen wir,
Hz,, ?enn er an der Stelle Deines Apothekers gewesen
8be»'ji?nn hätte ich wenig Gewicht in die Schale gelegt,
hiitien A Ewste, Nette, ich wollte, daß wir ihn nie gesehen
thöricht! Und wenn er nun gar keine Absichten
Iij> "Ale glücklich würde ich sein I Ist es denn nicht mög-
M.^undschaftlich mit einem Manne uwzugehen, ohne
wehr verlangt?"
'M dieses Mehr kannst Du ihm nicht geben?"
Hbe» § Alaube es nicht. Nette! Sag' 'mal, warum bci-
«)b>vhl die meisten Mädchen?"
dild'--weil sie Jemanden gern haben, oder auch sein