Mlzer Volksblatt
«xpedittou: Zwingerftratze 7.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
tive und 4 Wagen entgleist. Hierbei wurden 3 Per-
sonen getödtet: Ernst Otto von Flensburg, Scharr
aus Gronau und H. A. Henning aus Hamburg, ferner
16 Personen, darunter 3 schwer verletzt. Die sofort
aus Erste und Uelzen herbeigerufenen Aerzte legten
den Verletzten den ersten Verband an und sorgten
für die Urberführung nach Celle. Die Ursache deS
Unfalls hat noch nicht festgestellt werden können und
wird die sofort eingeleitete Untersuchung ergeben. Die
entgleisten Wagen sperrten beide Hauptgeleise, jedoch
war um 5 Uhr das Westgeleise wieder fahrbar und
konnte der Bahnbetrieb zwischen Celle und Eschede
eingeleisig wieder ausgenommen werden. Die Reisen-
den der sonstigen Züge fanden zum Theil durch Um-
leitung der Züge, zum Theil durch Umsteigen an der
Unfallstelle möglichst schnelle Beförderung.
Ausland.
* Rom, 16. Aug. Der Justizminister Costa ist
gestern Abend 5 Uhr in Ovada gestorben. Kurz vor
seinem Tode schrieb derselbe noch eine Depesche und
sandte sie an den König ab, in welcher er sagt
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingerftraße 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 16. Aug. Der Reichsanzeiger ver-
öffentlicht das Gesetz betr. das VerwaltungSstreitver»
fahren bei Zuwiderhandlungen gegen das Zollgesetz,
sowie gegen die sonstigen Vorschriften über indirekte
Reichs- und Landesabgaben, sowie gegen die Bestim-
mungen über die Schlacht- und Wildpretsteuer. Das
Gesetz tritt mit dem 1. Oktober in Kraft.
* Berlin, 16. Aug. Der Kaiser empfing Nach-
mittags in WilhelmShöhe den Grafen Leopold von
Lippe-Biesterfeld, den ältesten Sohn deS Regenten
des FürsteuthumS Lippe, behufs Entgegennahme der
Notifikation des Antritts der Regentschaft. Gleich
darauf wurde Graf Leopold auch von der Kaiserin
empfangen.
* Hamburg, 16. Aug. Der internationale Frie-
denskongreß nahm eine vom Senator Lafontaine
(Brüssel) beantragte Erklärung an, gegen das Duell
vorzugehen, und empfahl die Duellsorderungen zu
rückweisenden Studentenverbindungen. In Sachen des
internationalen VersöhnungkcomiteS stimmte der Kon-
greß dem Beschluß der interparlamentarischen Konfe-
renz in Brüssel bei. Die Diskussion über die Ein-
führung einer Weltsprache wurde auf den nächsten
Kongreß vertagt.
. Ri r. / wünschen, gnädige Frau."
ivlwsn 'Ü hiule der letzte Samstag i» April und so
»echt jst« * brüte Abend zugleich abrechnen, wenn eS Ihnen
>but mir leid, daß Sie mir das nicht ein paar
bher gesagt haben, dann hätte ich einer anderen
ab,»sagen brauchen, wie ich jetzt thun mußte"
ir> °?ih«t mir ebenfalls leid, aber sehe» Sie, da» ist
Wesen iki gekommen, weil just mein Bruder hier ge-
N.,» Haben Eie vielleicht die Rechnung,ur Hand?"
*arrn W "Jer ich weist wohl, wie viel e» beträgt; es
«Men Stunden."
sich- 'Stunden wein Fräulein I Waren e»
-Rein, gewiß nicht, gnädige Frau!"
»Und einmal war Ritty nicht anwesend, nicht wahr?"
»Nun. wenn Sie die Stmde nicht rechnen wollen, als
Ich e uen fruchtlosen Gang Lernacht habe und ohne mein
Verschulden krinen Unterricht rrihcilen konnte, so steht
Ihnen dar frei."
»Sollen wir »ns darin theilen? Sie haben allerdings
den Gang gemacht, aber eine Lektion war es nicht- Sagen
wir denn sechs und eine halbe Stunde."
»O, nein, Madame, ich gebe keire halben Stunden."
»Aber, wein Fräulein, Sie werden es doch nicht mehr
als billig finden, daß ich doch in diesem Falle nur die wirk-
lichen Unterrichtrfturiden berahle?"
»Ich überlasse es Ihrem Ermessen."
»So nehmen Sie denn meinen Vorschlag an?"
»Nein, gnädige Frau, das kann ich nicht."
»Nun denn, wenn Sie auf sieben bestehen."
»Ich bestehe auf nichts Anderem als auf meinem Prin-
zip, nicht per halbe Stunde bezahlt zu werden."
»Ich werde Ihnen darum auch nur die wirklichen
Stunden bezahlen."
»Wie es Ihnen beliebt."
„Ich glaube, daß Sie mit meiner Anschauungsweise
nicht zufrieden sind, Fräulein, und deshalb werde ich Ihnen
nun geben, was Sie zuerst verlangten " — „Ich verlange
durchaus nicht, daß Sie aus Nachgiebigkeit mir mehr be-
zahlen, als Sie glauben, daß mir zukommt. Zahlen Sie
mir sechs Stunden, wenn es Ihnen so recht scheint, aber
lassen Sie mich nicht zu lange warten, denn ich habe wirk-
lich keine Zeit und es ist mir nicht der Mühe Werth, um
einen Gulden lang zu feilschen."
»Mir auch nicht! Nun, Fräulein, das ist also daS letzte
Mal, hier haben Sie das Geld."
Die Lehrerin verbeugte sich flüchtig, machte im Neben-
zimmer Toilette und verließ für immer da» Hau».
Noch schneller al» vor einer Stunde, eilte sie Brücke
auf Brücke ab, Straße ein, Straße aus, bi» sie endlich in
einen Laden einer engen Straße trat. Sie hielt sich hier
nicht lauge auf, grüßte flüchtig die Frau, die hinter der
Theke saß, «ud stieg daun auf einer steilen Treppe rum
ersten Stockwerk empor. Es war Alles gar klein, eng und
dumpfig im Hause; ein Lichtchen brannte auf hölzernem
Gestell. Sie nahm dies zur Hand und trat in einen Mrnia-
tursalon, der ihr Wohnzimmer bildete.
Die Hälfte des kleinen Gemaches wurde durch euren
Flügel in Beschlag genommen; an der anderen Seite stand
ein kleiner Ofen, auf dem man zur Noth kochen konnte.
Einige einfache Stühle, ein abgenützter Teppich und ei«
altes Sopha vollendeten daS Mobiliar, wenigstens so weit
sich dies beim schwachen Licht unterscheiden ließ. Doch als
eine Petroleumlampe brannte, fiel das Auge auf etwas,
das durchaus nicht mit dem einfachen Hausgeräth harmo-
nirte. In einem prächtig vergoldeten Rahmen hing über
dem Klavier das Porträt einer schönen Frau. Das Bild
war frisch, reizend und treffend wie das Ideal emes Ma-
lers: der blonde Kopf war ein wenig zur Seite geneigt,
und in dem Schooße lagen Blumen. Wenn man das Mäd-
chen damit verglich, das am Tische stand, würde man viel-
leicht gesunden haben, daß beider Züge ungefähr die näm-
lichen waren, und doch fiel jene Nehnlechkeit mcht auf, da
der Ausdruck verschieden war. ES sprach wohl ein gewisser
Frohsinn aus den Augen des Porträts» aber es herrschte
doch eine ruhige Behaglichkeit darin vor, während im An-
gesichte des blühenden jungen Mädchens alles strahlte vor
Lebenslust. Auch war daS Haar des Mädchens dunkelbraun
und um die Lippen zeichnete sich ein energischer Zug. Mit
einem Worte: die Schönheit der junaen Klavierlehrerin
war nicht so auffallend, wie die des Originals des Por-
träts gewesen sein mußte, doch sie fesselte durch etwas un-
widerstehlich Angenehmes.
»Das Feuer im Ofen aus!" rief sie, in die dunkle
Oeffnuug desselben einen Blick werfend. »Kartoffel sind
glücklicherweise noch in Fülle da- Ich bin thöricht, mich
über die eingebüßte Stunde zu grämen. Mr werden schon
eine andere bekommen, und wenn nicht, dann braucht der
gute Papa des Samstag» nicht zu spät nach Hause zu
kommen."
(Fortsetzung folgt.)
Melbers, Miwch, dm 18. MH 1897.
ten Kehl einbervfene Versammlung verhindert wird,
dann kann eS leicht kommen, daß bei der nächsten
Reichstags Wahl die Sozialdemokraten noch größere
Erfolge erzielen als 1893. Würde man in Elsaß-
Lolhrivgen den Ausnahmezustand jetzt, nachdem ein
Vierteljahihundet seit der Wiedergewinnung verstrichen
ist, endlich eufheben, so würde zweiffelloS der Weizen
der Sozialdemokraten nicht so üppig in die Halme
schießen.
Ein Eisenbahn-Unglück.
* Hamburg, 15. Aug. Der in der Richtung
auf Hamburg kommende DurchgaugSzug rst gestern
Abend zwischen Celle und Uelzen entgleist. Die Ma-
schine flog mehrere Meter weit ins Gehölz. Die
Wagen schoben sich in einander und wurden fast
sämmtlich zertrümmert. Mehrere Personen wurden
gelödtet, sehr viele verwundet. Die Schwerverwunde-
ten wurden nach Celle, die Leichtverwundeten nach
Uelzen gebracht. — Der Unfall des DurchgangSzugeS
73 ereignete sich gestern Abend 9 Uhr zwischen Celle
und Eschede, 4 km von letzerem Orte bei Bude 31.
Die Folgen des Unfalles wurden dadurch erheblich
vermindert, daß eS sich um eine ebene Strecke handelte
und die entgleiste Maschine sich im Gehölz festfuhr.
Im Ganzen sind 3 Reisende todt, 4 schwer und 9
leicht verli tzt. Vom Fahrpersonal ist Niemaad verletzt.
Der Postwagen und ein Wagen 3. Klasse sind voll-
ständig zertrümmert. Der Packwagen und 4 Personen-
wagen wurden nur wenig beschädigt. Die Ursache
der Entgleisung ist bisher noch unbekannt. Die Züge
nach Hamburg werden umgeleitet.
* Braunschweig, 15. Aug. Die »Braunschweiger
Nachrichten" erfahren von einem Augenzeugen drS
Unfalls deS Hamburger Schnellzuges, daß 4 Per-
sonen, wie es heißt aus Hamburg, sofort getödtet
wurden. 20 Personen wurden schwer-, eine noch
größere Anzahl leichtverwundet. Von Celle und
Uelzen wurden 4 Aerzte durch Exlrazäge zur ersten
Hülfe gesandt. Soldaten mit Fackeln beleuchteten die
Unglückrstätte. Die Verwundeten wurden reihenweise
auf eine Wiese niedergelegt. Der Durchgangsverkehr
wird mit Schwierigkeiten aufrecht erhalten.
* Hannover, 15. Aug. Die Kgl. Eisenbahn-
ÄetriebSinspektion Hannover gibt bekannt: Am 14.
ds. Abends gegen 9 Uhr ist auf der Bahnstrecke
Lehrte-Hamburg und zwar auf freier Strecke in Lm.
5,90 zwischen den Stationen Celle und Eschede der
aus 7 Wogen bestehende Zug 73 v mit der Lokomo-
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spalfigePetitzeile oder deren Raum
hxA^nterh^ EkllW sÜh Äkllll« Pr^'atanzeigen^sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende
^IHwonatllch »0 L mit Trägerlohn, durch k ' RabattbewMgung. .
^Ionsl-xemoktttir inEW-Lolhnii-en.
j« Die Wahlerfolge der Sozial Demokraten bei den
-uMN Bezirkstagswahlen (Wiederwahl deS So-
Hr,?Ewokraten Böhle im Straßburger Ost Conton
k-t. des social-demokratischen ReichStagS-Ber-
für Mühlhausen, Bueb, im Bezirk Maekirch)
kro«? biesigen Blättern Anlaß, den Sozial-Demo-
h'k nächsten ReichStagswahlen in den Reichs-
große Erfolge in Aussicht zu stellen. Ein
«g E.'n die offizielle Reichstagswahl Statistik lehrt
Kbn baß die Sozial Demokratie in den letzten
fa«a ""h"n in den ReichSlanden erheblich an Um-
Iv^g'lvonnen hat. Bei den Reichstagkwohlrn von
sv-i/ii. wurden in ganz Elsoß-Lothringen nur 673
bank kokrmische Stimmen abgegeben: 570inMühl-
ßi K"' 103 in Straßburg. Bei der Wahl von 1890
H.? h"se Ziffer schon aus 19,157, um sich drei
später, 1893 bei der Reichstags-Auflösung,
als zu verdoppeln: 46,186. Während 1890
f,.! 15 reichsländischen Wahlkreisen, nur fünf
Näa uwkratische Stimmen aufwiesen: Mühlhausen
» > Straßburg-Stadt 4773, Straßburg-Land 91,
der r°^'Saargewünd 3827 und Metz 717, wiesen bei
sch. "Mn Reichstagswahl von 1893 alle reichSländi.
bur» , "Preise bis auf die Kreise Zabern und Saar-
dtz.g sozialdemokratische Stimmen auf. Mühlhausen,
btiw 90 von den Sozial-Demokraten mit 974S
in d "k" erobert worden war und den Weber Hickel
8tiw" Reichstag geschickt hatte, wählte mit 12,158
tzkcn den sozialdemokratischen Redakteur Bueb, u.
sy.s-kaßburg, woselbst im ersten Wahlgang 6206
sie»., .uwkratische Stimmen abgegeben worden Warrn,
die., wr Stichwahl Bebel. Im übrigen weisen
h,!,. "ieluen Kreise folgende sozialdemokratische Minder
äeir. »uf: Altkirch-Ihavn 3445, Colmar 1969, Geb-
zv./r 2453, RoppoltSweiler 1900, Schlettstadt 175,
L^heim-Erst ein 3103, Straßburg - Land 4028,
- Weißenburg 2063, Saargemünd - Forbach
dew.» Diedeuhofen 504, Metz 3458. Die sozial-
jyH fischen Vertreter aus dem ReichSlande haben
ihre « ^age uie ein Hehl daraus gemacht, daß sie
dvrti s"lge in den Reichslauden überwiegend den
l>»d ^"Ausnahmezuständen (Diktatur-Paragraph usw.)
Unzufriedenheit weiterer Volkskreise verdank-
Wer «z" kommen noch besondere Maßregeln, die
kö»n Erachtens der Sozialdemokratie nur nützen
srj,.,^- Wenn z. B. dem Abg. Bebel nicht gestattet wird,
svaor ^raßburger Wählern Bericht zu erstatten, u.
E" "ne auf badischen Boden, nach dem benachbar-
..-
Die einzige Tochter.
ein abscheuliches Weiter, Fräulein!" fable die
"A-ovädige Frau, es regnet tüchtig."
1>lr^- 'siboch sehr unangenehm für Sie, des Abends so
ö>e Gaffen bei Wind und Wetter laufen zu muffen."
»L seht jetzt in den Sammer hinein."
8- ."Uer wir ij-y„en noch sehr häßliche Tage erhalten.
Leie» mehr so, meine ich. Zunge Mädchen sollen
Wvkelwerdcn nicht mehr auf der Straße sein."
j, wlffAfird sehr gütig, Frau von Woffelen; wir können
Stunde verletkn."
an dp» verlorene Zeit! Tas Kind hat gar leine Freude
5;Wn»k und macht durchaus keine Fortschritte."
N-^tn Sie gnädige Frau? Mir scheint doch —"
^ari n-» m Gestern war ihr Onkel noch hier, der sehr viel
ich. k» i. versteht, mehr als Herr von Woffelen und
seh, N'iiY, einmal etwas zu spielen, aber sie konnte
habe*K »eine Schuld nicht, Frau von Woffelen! Ich
°A'r soiug Mühe gegeben, aber sie -"
bat gar keine Lust, ich weiß es wohl, und ich
bkllm-» <nA°buld bewundern; aber es ist Geld und Zeit
- M Wir däucht, wir sollten es dabei bewenden lassen."
. wünschen, gnädige Fi "
»n!?^'Ule dcr letzte Samsti
«xpedittou: Zwingerftratze 7.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
tive und 4 Wagen entgleist. Hierbei wurden 3 Per-
sonen getödtet: Ernst Otto von Flensburg, Scharr
aus Gronau und H. A. Henning aus Hamburg, ferner
16 Personen, darunter 3 schwer verletzt. Die sofort
aus Erste und Uelzen herbeigerufenen Aerzte legten
den Verletzten den ersten Verband an und sorgten
für die Urberführung nach Celle. Die Ursache deS
Unfalls hat noch nicht festgestellt werden können und
wird die sofort eingeleitete Untersuchung ergeben. Die
entgleisten Wagen sperrten beide Hauptgeleise, jedoch
war um 5 Uhr das Westgeleise wieder fahrbar und
konnte der Bahnbetrieb zwischen Celle und Eschede
eingeleisig wieder ausgenommen werden. Die Reisen-
den der sonstigen Züge fanden zum Theil durch Um-
leitung der Züge, zum Theil durch Umsteigen an der
Unfallstelle möglichst schnelle Beförderung.
Ausland.
* Rom, 16. Aug. Der Justizminister Costa ist
gestern Abend 5 Uhr in Ovada gestorben. Kurz vor
seinem Tode schrieb derselbe noch eine Depesche und
sandte sie an den König ab, in welcher er sagt
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingerftraße 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 16. Aug. Der Reichsanzeiger ver-
öffentlicht das Gesetz betr. das VerwaltungSstreitver»
fahren bei Zuwiderhandlungen gegen das Zollgesetz,
sowie gegen die sonstigen Vorschriften über indirekte
Reichs- und Landesabgaben, sowie gegen die Bestim-
mungen über die Schlacht- und Wildpretsteuer. Das
Gesetz tritt mit dem 1. Oktober in Kraft.
* Berlin, 16. Aug. Der Kaiser empfing Nach-
mittags in WilhelmShöhe den Grafen Leopold von
Lippe-Biesterfeld, den ältesten Sohn deS Regenten
des FürsteuthumS Lippe, behufs Entgegennahme der
Notifikation des Antritts der Regentschaft. Gleich
darauf wurde Graf Leopold auch von der Kaiserin
empfangen.
* Hamburg, 16. Aug. Der internationale Frie-
denskongreß nahm eine vom Senator Lafontaine
(Brüssel) beantragte Erklärung an, gegen das Duell
vorzugehen, und empfahl die Duellsorderungen zu
rückweisenden Studentenverbindungen. In Sachen des
internationalen VersöhnungkcomiteS stimmte der Kon-
greß dem Beschluß der interparlamentarischen Konfe-
renz in Brüssel bei. Die Diskussion über die Ein-
führung einer Weltsprache wurde auf den nächsten
Kongreß vertagt.
. Ri r. / wünschen, gnädige Frau."
ivlwsn 'Ü hiule der letzte Samstag i» April und so
»echt jst« * brüte Abend zugleich abrechnen, wenn eS Ihnen
>but mir leid, daß Sie mir das nicht ein paar
bher gesagt haben, dann hätte ich einer anderen
ab,»sagen brauchen, wie ich jetzt thun mußte"
ir> °?ih«t mir ebenfalls leid, aber sehe» Sie, da» ist
Wesen iki gekommen, weil just mein Bruder hier ge-
N.,» Haben Eie vielleicht die Rechnung,ur Hand?"
*arrn W "Jer ich weist wohl, wie viel e» beträgt; es
«Men Stunden."
sich- 'Stunden wein Fräulein I Waren e»
-Rein, gewiß nicht, gnädige Frau!"
»Und einmal war Ritty nicht anwesend, nicht wahr?"
»Nun. wenn Sie die Stmde nicht rechnen wollen, als
Ich e uen fruchtlosen Gang Lernacht habe und ohne mein
Verschulden krinen Unterricht rrihcilen konnte, so steht
Ihnen dar frei."
»Sollen wir »ns darin theilen? Sie haben allerdings
den Gang gemacht, aber eine Lektion war es nicht- Sagen
wir denn sechs und eine halbe Stunde."
»O, nein, Madame, ich gebe keire halben Stunden."
»Aber, wein Fräulein, Sie werden es doch nicht mehr
als billig finden, daß ich doch in diesem Falle nur die wirk-
lichen Unterrichtrfturiden berahle?"
»Ich überlasse es Ihrem Ermessen."
»So nehmen Sie denn meinen Vorschlag an?"
»Nein, gnädige Frau, das kann ich nicht."
»Nun denn, wenn Sie auf sieben bestehen."
»Ich bestehe auf nichts Anderem als auf meinem Prin-
zip, nicht per halbe Stunde bezahlt zu werden."
»Ich werde Ihnen darum auch nur die wirklichen
Stunden bezahlen."
»Wie es Ihnen beliebt."
„Ich glaube, daß Sie mit meiner Anschauungsweise
nicht zufrieden sind, Fräulein, und deshalb werde ich Ihnen
nun geben, was Sie zuerst verlangten " — „Ich verlange
durchaus nicht, daß Sie aus Nachgiebigkeit mir mehr be-
zahlen, als Sie glauben, daß mir zukommt. Zahlen Sie
mir sechs Stunden, wenn es Ihnen so recht scheint, aber
lassen Sie mich nicht zu lange warten, denn ich habe wirk-
lich keine Zeit und es ist mir nicht der Mühe Werth, um
einen Gulden lang zu feilschen."
»Mir auch nicht! Nun, Fräulein, das ist also daS letzte
Mal, hier haben Sie das Geld."
Die Lehrerin verbeugte sich flüchtig, machte im Neben-
zimmer Toilette und verließ für immer da» Hau».
Noch schneller al» vor einer Stunde, eilte sie Brücke
auf Brücke ab, Straße ein, Straße aus, bi» sie endlich in
einen Laden einer engen Straße trat. Sie hielt sich hier
nicht lauge auf, grüßte flüchtig die Frau, die hinter der
Theke saß, «ud stieg daun auf einer steilen Treppe rum
ersten Stockwerk empor. Es war Alles gar klein, eng und
dumpfig im Hause; ein Lichtchen brannte auf hölzernem
Gestell. Sie nahm dies zur Hand und trat in einen Mrnia-
tursalon, der ihr Wohnzimmer bildete.
Die Hälfte des kleinen Gemaches wurde durch euren
Flügel in Beschlag genommen; an der anderen Seite stand
ein kleiner Ofen, auf dem man zur Noth kochen konnte.
Einige einfache Stühle, ein abgenützter Teppich und ei«
altes Sopha vollendeten daS Mobiliar, wenigstens so weit
sich dies beim schwachen Licht unterscheiden ließ. Doch als
eine Petroleumlampe brannte, fiel das Auge auf etwas,
das durchaus nicht mit dem einfachen Hausgeräth harmo-
nirte. In einem prächtig vergoldeten Rahmen hing über
dem Klavier das Porträt einer schönen Frau. Das Bild
war frisch, reizend und treffend wie das Ideal emes Ma-
lers: der blonde Kopf war ein wenig zur Seite geneigt,
und in dem Schooße lagen Blumen. Wenn man das Mäd-
chen damit verglich, das am Tische stand, würde man viel-
leicht gesunden haben, daß beider Züge ungefähr die näm-
lichen waren, und doch fiel jene Nehnlechkeit mcht auf, da
der Ausdruck verschieden war. ES sprach wohl ein gewisser
Frohsinn aus den Augen des Porträts» aber es herrschte
doch eine ruhige Behaglichkeit darin vor, während im An-
gesichte des blühenden jungen Mädchens alles strahlte vor
Lebenslust. Auch war daS Haar des Mädchens dunkelbraun
und um die Lippen zeichnete sich ein energischer Zug. Mit
einem Worte: die Schönheit der junaen Klavierlehrerin
war nicht so auffallend, wie die des Originals des Por-
träts gewesen sein mußte, doch sie fesselte durch etwas un-
widerstehlich Angenehmes.
»Das Feuer im Ofen aus!" rief sie, in die dunkle
Oeffnuug desselben einen Blick werfend. »Kartoffel sind
glücklicherweise noch in Fülle da- Ich bin thöricht, mich
über die eingebüßte Stunde zu grämen. Mr werden schon
eine andere bekommen, und wenn nicht, dann braucht der
gute Papa des Samstag» nicht zu spät nach Hause zu
kommen."
(Fortsetzung folgt.)
Melbers, Miwch, dm 18. MH 1897.
ten Kehl einbervfene Versammlung verhindert wird,
dann kann eS leicht kommen, daß bei der nächsten
Reichstags Wahl die Sozialdemokraten noch größere
Erfolge erzielen als 1893. Würde man in Elsaß-
Lolhrivgen den Ausnahmezustand jetzt, nachdem ein
Vierteljahihundet seit der Wiedergewinnung verstrichen
ist, endlich eufheben, so würde zweiffelloS der Weizen
der Sozialdemokraten nicht so üppig in die Halme
schießen.
Ein Eisenbahn-Unglück.
* Hamburg, 15. Aug. Der in der Richtung
auf Hamburg kommende DurchgaugSzug rst gestern
Abend zwischen Celle und Uelzen entgleist. Die Ma-
schine flog mehrere Meter weit ins Gehölz. Die
Wagen schoben sich in einander und wurden fast
sämmtlich zertrümmert. Mehrere Personen wurden
gelödtet, sehr viele verwundet. Die Schwerverwunde-
ten wurden nach Celle, die Leichtverwundeten nach
Uelzen gebracht. — Der Unfall des DurchgangSzugeS
73 ereignete sich gestern Abend 9 Uhr zwischen Celle
und Eschede, 4 km von letzerem Orte bei Bude 31.
Die Folgen des Unfalles wurden dadurch erheblich
vermindert, daß eS sich um eine ebene Strecke handelte
und die entgleiste Maschine sich im Gehölz festfuhr.
Im Ganzen sind 3 Reisende todt, 4 schwer und 9
leicht verli tzt. Vom Fahrpersonal ist Niemaad verletzt.
Der Postwagen und ein Wagen 3. Klasse sind voll-
ständig zertrümmert. Der Packwagen und 4 Personen-
wagen wurden nur wenig beschädigt. Die Ursache
der Entgleisung ist bisher noch unbekannt. Die Züge
nach Hamburg werden umgeleitet.
* Braunschweig, 15. Aug. Die »Braunschweiger
Nachrichten" erfahren von einem Augenzeugen drS
Unfalls deS Hamburger Schnellzuges, daß 4 Per-
sonen, wie es heißt aus Hamburg, sofort getödtet
wurden. 20 Personen wurden schwer-, eine noch
größere Anzahl leichtverwundet. Von Celle und
Uelzen wurden 4 Aerzte durch Exlrazäge zur ersten
Hülfe gesandt. Soldaten mit Fackeln beleuchteten die
Unglückrstätte. Die Verwundeten wurden reihenweise
auf eine Wiese niedergelegt. Der Durchgangsverkehr
wird mit Schwierigkeiten aufrecht erhalten.
* Hannover, 15. Aug. Die Kgl. Eisenbahn-
ÄetriebSinspektion Hannover gibt bekannt: Am 14.
ds. Abends gegen 9 Uhr ist auf der Bahnstrecke
Lehrte-Hamburg und zwar auf freier Strecke in Lm.
5,90 zwischen den Stationen Celle und Eschede der
aus 7 Wogen bestehende Zug 73 v mit der Lokomo-
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spalfigePetitzeile oder deren Raum
hxA^nterh^ EkllW sÜh Äkllll« Pr^'atanzeigen^sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende
^IHwonatllch »0 L mit Trägerlohn, durch k ' RabattbewMgung. .
^Ionsl-xemoktttir inEW-Lolhnii-en.
j« Die Wahlerfolge der Sozial Demokraten bei den
-uMN Bezirkstagswahlen (Wiederwahl deS So-
Hr,?Ewokraten Böhle im Straßburger Ost Conton
k-t. des social-demokratischen ReichStagS-Ber-
für Mühlhausen, Bueb, im Bezirk Maekirch)
kro«? biesigen Blättern Anlaß, den Sozial-Demo-
h'k nächsten ReichStagswahlen in den Reichs-
große Erfolge in Aussicht zu stellen. Ein
«g E.'n die offizielle Reichstagswahl Statistik lehrt
Kbn baß die Sozial Demokratie in den letzten
fa«a ""h"n in den ReichSlanden erheblich an Um-
Iv^g'lvonnen hat. Bei den Reichstagkwohlrn von
sv-i/ii. wurden in ganz Elsoß-Lothringen nur 673
bank kokrmische Stimmen abgegeben: 570inMühl-
ßi K"' 103 in Straßburg. Bei der Wahl von 1890
H.? h"se Ziffer schon aus 19,157, um sich drei
später, 1893 bei der Reichstags-Auflösung,
als zu verdoppeln: 46,186. Während 1890
f,.! 15 reichsländischen Wahlkreisen, nur fünf
Näa uwkratische Stimmen aufwiesen: Mühlhausen
» > Straßburg-Stadt 4773, Straßburg-Land 91,
der r°^'Saargewünd 3827 und Metz 717, wiesen bei
sch. "Mn Reichstagswahl von 1893 alle reichSländi.
bur» , "Preise bis auf die Kreise Zabern und Saar-
dtz.g sozialdemokratische Stimmen auf. Mühlhausen,
btiw 90 von den Sozial-Demokraten mit 974S
in d "k" erobert worden war und den Weber Hickel
8tiw" Reichstag geschickt hatte, wählte mit 12,158
tzkcn den sozialdemokratischen Redakteur Bueb, u.
sy.s-kaßburg, woselbst im ersten Wahlgang 6206
sie»., .uwkratische Stimmen abgegeben worden Warrn,
die., wr Stichwahl Bebel. Im übrigen weisen
h,!,. "ieluen Kreise folgende sozialdemokratische Minder
äeir. »uf: Altkirch-Ihavn 3445, Colmar 1969, Geb-
zv./r 2453, RoppoltSweiler 1900, Schlettstadt 175,
L^heim-Erst ein 3103, Straßburg - Land 4028,
- Weißenburg 2063, Saargemünd - Forbach
dew.» Diedeuhofen 504, Metz 3458. Die sozial-
jyH fischen Vertreter aus dem ReichSlande haben
ihre « ^age uie ein Hehl daraus gemacht, daß sie
dvrti s"lge in den Reichslauden überwiegend den
l>»d ^"Ausnahmezuständen (Diktatur-Paragraph usw.)
Unzufriedenheit weiterer Volkskreise verdank-
Wer «z" kommen noch besondere Maßregeln, die
kö»n Erachtens der Sozialdemokratie nur nützen
srj,.,^- Wenn z. B. dem Abg. Bebel nicht gestattet wird,
svaor ^raßburger Wählern Bericht zu erstatten, u.
E" "ne auf badischen Boden, nach dem benachbar-
..-
Die einzige Tochter.
ein abscheuliches Weiter, Fräulein!" fable die
"A-ovädige Frau, es regnet tüchtig."
1>lr^- 'siboch sehr unangenehm für Sie, des Abends so
ö>e Gaffen bei Wind und Wetter laufen zu muffen."
»L seht jetzt in den Sammer hinein."
8- ."Uer wir ij-y„en noch sehr häßliche Tage erhalten.
Leie» mehr so, meine ich. Zunge Mädchen sollen
Wvkelwerdcn nicht mehr auf der Straße sein."
j, wlffAfird sehr gütig, Frau von Woffelen; wir können
Stunde verletkn."
an dp» verlorene Zeit! Tas Kind hat gar leine Freude
5;Wn»k und macht durchaus keine Fortschritte."
N-^tn Sie gnädige Frau? Mir scheint doch —"
^ari n-» m Gestern war ihr Onkel noch hier, der sehr viel
ich. k» i. versteht, mehr als Herr von Woffelen und
seh, N'iiY, einmal etwas zu spielen, aber sie konnte
habe*K »eine Schuld nicht, Frau von Woffelen! Ich
°A'r soiug Mühe gegeben, aber sie -"
bat gar keine Lust, ich weiß es wohl, und ich
bkllm-» <nA°buld bewundern; aber es ist Geld und Zeit
- M Wir däucht, wir sollten es dabei bewenden lassen."
. wünschen, gnädige Fi "
»n!?^'Ule dcr letzte Samsti