Wtzer Volksblatt
Äe
WelbkkS, WMU dm 28.MMI1897.
hatte eine dichte Menge sich einzudrängen vermocht,
welche dem Herrn Bischof den Eintritt zum Coupre
sehr erschwerte.
Verantwortlicher Redakteur <:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expeditton
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingrrstraße 7.
>lich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltigePetitzeile oderderen Rau«
ltunyMM^Der^SonntaAbM^ Priv'atanzttgen!"smvttfürJa?r?s-A^
Freiburg, 19. Ja».
Der Nevpriester, Herr Vikar Geppert zu Neu-
stadt wurde von dem hiesigen KreiSgericht wegen
Vornahme priesterlicher Funktionen zu 500 Mark,
event. 3 Monaten Gefängniß derartheilt. Aehnttche
Verurtheilungen der Neupriester sind auch von anderen
badischen Gerichten erfolgt.
_ Aus schwerer Zeit.
Kehrn am Vorabend der Landtagswahlen.
tzu.,,si°lialliberalirmuS entwickelt eine fieberhafte
is u? E", tim sich über Woffer halten zu können.
Mn h«r ""gezeigt, sich einiger seiner politischen
der Blüthrzeit seiner Herrschaft, aus den
«iise /-"gen des Kulturkampfes, zu erinnern «nd
schickt jungen sogleich mit Beweisen aus der
Mr? /'"er Vergangenheit zu belegen, um daraus
d'e Zukunft in dem nun eröffneten
sll,»., A nur um so lebhafter zu erkennen u. mit
! diü ^'chen Mitteln zu bekämpfen, da wo derfel-
^lis,,»reiheit der Kirche in Gott und
in der Familie und Schule,
M und im Volke bedroht, schmälert
«rvziiH aufzuheben sucht.
svs, so wir nun einige Blätter dieser Geschichte
«!»c wir folgende ächt liberale Thaten unter
Mehrnden Rubriken:
m Offenburg, 11. Jan. 1875.
!»iv/cr»!priest» NloiS Oberle in Oberwolsach,
^Ik^^^rund in Unzhurst und Karl Thoma in
ivlttdru in heutiger Strafkammrrsitzung
i» G.fWefugter« Vornahme kirchlicher Verrichtungen
Mxild, ^Kn verurtheilt, und zwar Oberle und
MpIZ ie 200 Mk. und Thoma zu 100 Mk. Der
!»r h. M Alois Oberle weigerte sich, der Vorladung
U" Hauptversammlung Folge zu leisten,
Rl „ Kiesige Gerichtshof einen VorführungS-
^"lr »EU" denselben erließ, in Folge dessen Herr
>>ge Ülkern durch einen GenSdarmen in das hie-
^iiirr »U^ngniß ein geliefert, woselbst er Nacht-
Ehrt wh' und dann heute zur Sitzung vor«
Freiburg, 22. Februar.
Am 18. Februar ist Neupriester Heizmann zu
Oberried von der Strafkammer des KreiSgerichteS
Freiburg wegen 121 geistlichen Funktionen und 19
WiderholungSfällen zu 7680 Mark — sage:
SiebentauseudsechShundert und achzig Mark — ev.
1 Jahr 6 Monate Gefängniß verurtheilt worden.
Am nämlichen Tage wurde Neupriester Geppert von
Neustadt von demselben Gerichtshof wegen unbe-
fugter'' geistlicher Funktionen zu 6 Monaten Gefäug«
niß verurtheilt. Herr Vikar Geppert ist bereits heut«
io daS KreiSgerichtSgefängniß nach Offenburg abge-
führt worden. — Herr Vikar Riegel in Bonndors
und Herr Vikar Hellstern in Grafenhausen, beide
Neupriester, wurden zu Fuß von GenSdarmen nach
WaldShut znr Verhandlung vor der Strafkammer
des dortigen KreiSgerichteS transportirt und jeder zu
50 Mark Zusatzstrafe verurtheilt.
Bon der Dreisa«, 24. Februar.
Letzten SamStag wurde bei Herrn Vikar Heizmann
in Oberried zur Deckung der ihm schon früher zuer-
kannten Strafe von 150 Mark ein Pfändung versucht.
Doch blieb sie ohne Erfolg, da sich kein pfändbarer
Gegenstand bei ihm vorfand.
A«S Hoheuzolleru, 16. Februar.
DaS Dörfchen Berenthal, welches bekanntlich einen
gesperrten Pfarrgeistlichen hat, erlebte gestern wieder-
um ein Stück sogen. Kulturkampfes. Warrverweser
Stopper wurde nämlich sammt feinen sieben Sachen
aus dem Pfarrhof hinaus auf die Gasse gesetzt und
zugleich der Bügermeister Fiedel Beck daselbst, der
erst iw Mai vorigen Jahre- mit großer Stimmen-
mehrheit wieder gewählt worden war, seine- Amtes
sür enthoben erklärt. Derselbe sollte nämlich schon
am 12. Februar im Beisein eine- GenSdarmen die
Räumung des Pfarrhauses bewerkstelligen, weigerte
sich dessen aber entschieden, weil sein katholischer
Standpunkt und sein Gewissen ihm verbieten, Hand
an seinen Seelsorger zu legen und ihn aus kirchlichem
Eigenthum, in das sein kirchlicher Oberer ihn ringe-
wiesen, gewaltsam zu entfernen.
Koustauz.
In Konstanz find die Herren Vikare v. Rüpplin
und Jhringer wieder verurtheilt worden und zwar
Ersterer zu 250 Mk., Letzterer zu 200 Mk.
Berlin, 20. Jan.
Ueber daS Schicksal deS Herrn Bischofs von
Paderbon in den letzten zwei Tagen erhielt die
Germania hinter einander folgende drei Briefe:
„Paderbon, 18. Ja». Schlag auf Schlag — aber
daS Herzerschütterndste wurde heute Abend gegen
4 Uhr vollzogen. Um diese Zeit tritt der zu«
Kommissarin- ernannte Regierungspräsident von
Schierstädt au- Minden in's bischöfliche Palais ein
in Begleitung eines Sekretärs und erklärt den Be-
wohnern, daß da- Hau- alsbald geräumt werden
müsse. Der Herr Bischof hatte gerade 10 Personen
auS feiner Familie znm Besuche — darunter einige
70jährige Personen — sie alle wurden exmittirt. —
Paderborn, 19. Jan. Heute morgen um 8 Uhr
öffneten sich endlich die Kerkerthüren dem Herrn
Bischöfe, welcher volle 24 Wochen (vom 4. August
ab) feiner Freiheit beraubt «nd von der Außenwelt
fast völlig abgeschnitten gewesen. Die Kerkerthüren
öffneten sich, aber er sollte der apostolische Bekenner
nicht etwa der Freiheit zurückgegeben werden — neue
Strafen, neue Opfer erwarteten ihn. Gestern Abend
wurde ihm der UkaS des KreiSgerichteS zu Höx'er
zugestellt — Festungshaft von zwei Monaten aus
der Festung Wesel. Der Polizeisekretär Rust erscheint,
theilt seinen Auftrag mit und bemerkt auf die Frage,
ob er Gewalt brauchen wolle, daß diese Gewalt jeden-
falls gebraucht werden müsse. Also vorwärts — der
Wagen steht vor der Thür — Extrapost — ein
Privatwagen war nicht anszutreiben. Der Herr
Bischof, der Geistliche Rath Stamm und der Poliztt-
srkretär Rust besteigen den Wagen, und mit wunder-
barer Schnelligkeit geht's zum Bahnhofe. Die Treppe
ist in der Eile mit Grün bestreut. Die ganze Straße
ist dicht besetzt mit Menschen — Alt und Jung, Reich
und Arm, alle begrüßen den Bischof mit stürmischen
Hochrufen, alle schwenken ihre Tücher, ein Zeichen
der Freude darüber, daß man den Bischof endlich
Zur grMgeu Beachtung! D
- Auf das „Pfälzer V-lkSblatt" kann D
wahr«ud hier in unserem Expedition-- M
Zwingerstraße Nr. 7, auswärts bei
Postämtern und Postboten abonnirt
einmal wieder sehen konnte: dazwischen lauter, er-
greisendeS Schluchzen. Der Bahnhof war poliznlrch
gesperrt, aber der Bahn entlang hatten sich drchte
Menschenschaarrn^ufgestellt — selbst auf den P-rro«
van? eme dichte Menge sich einzudrängen vermocht,
welche dem Herrn Bischof den Eintritt zum Coupre
«Bete rin Vater unser!"
Freunde kam ich einmal in ein Irrenhaus-
Mein^Adas erste, das ich sah, aber es wird mir doch
Nse Vorfalles unvergeßlich bleiben, wovon ich dort
Während wir durch die hohen und Hellen
^<i4er i» '.ertönte ein gellender Schrei aus einem der
Ku Hani Vierer Nähe.
»de. bete ein Vater unser!" hallte die hohle
N «VL'V Mannes durch die Korridore. Ich erkundigte
W»sek«« m Manne und bat um die Erlaubniß, den-
M dürfen und eine Barmherzige Schwester,
tz^rÄn öffnete uns die Thür zu dem Zimmer des
ein noch ziemlich junger Mann von großer
Nie kjn Md äußerst lebendigem Gesichtsausdrucke. Er
«Men sein der Wiflenschost und der feinsten Bildung
Waten ?<;das sah man auf den ersten Anblick. Als wir
?^n.' Mete er nrch auf dem Boden mit ausgestreckten
»Müßte erhob er sich, wandte sich gegen uns und
wär? AMeundlich, als ob er vollständig geistes-
Men tvtt * sprachen einige Zeit mit ihm, dann em-
M - bat nMA uad singen. Aber in demselben Augen-
w Men b»^°dnsinnige rasch auf mich zu, blickte mich
iL düß "»een, schönen Augen so ernst und warnend
ein n,e vergessen werde, und sagte, die Hand
MI, Na,°Wet erhebend, mit feierlicher Stimme zu mir:
" "" Vater unser!" Dann wandte er sich
it M um» A>r begaben uns wieder auf den Eorridor.
W, ^t aus u^Äen, ich war damals noch nicht alt und
aber L AM" ">cht so viel, als ich es hätte thun
dag /M Mahnung ging mir so furchtbar ernst zu
V' öuMi„ gleichsam als eine Stimme Gottes an-
MM lmße ich auch noch Paul, und so war die
lllüni^M "m so gewaltigere. Ich habe von da
zurück!.» Mhr und ich bin wieder zur heil-
die?Wbe» WM "is deren Mitglied ich auch einstens
«lüMame m-„Wbtn hofft. Aber nie bis heute habe ich
Und a^ühnung : »Paul, bete ein Vater unser I" ver-
°«°de in den Augenblicken de- Glückes u. des
irdischen Erfolges, wo sich mein Herz zum Stolze aufblähen
wollte, ist mir diese Mahr uns stets ernst durch den Sinn
gegangen und hat mich demüthig die Hände falten gelehrt.
Die Geschichte des unglücklichen und dem Busspruche
der Nerzte nach unheilbaren Irren ist folgende:
Der Unglückliche, Paul Kunow mit Namen, lebte in
einer Großstadt. Er war der Sohn eines kath. Kaufmanns
aus R. Paul hatte einen aufgeweckten, lebhaften Geist,
der es ihm erwöglichte, die höchsten Ziele zu erstreben.
Schon in den niederen Schulklassen war er immer der erste.
Sein Vater hatte ibn ursprünglich zum Kaufmannsstande
bestimmt, da aber Paul so große Fähigkeiten zeigte, so gab
der Vater dem Drängen und Bitten seines Sohnes endlich
nach und ließ ihn seinem Wunsche gemäß Medicin studiren.
Paul's Herzenswunsch war, ein Arzt, ein berühmter Arzt
zu werden. Paul besuchte verschiedene Universitäten, machte
glänzende Fortschritte, und allseitig sprachen die Professoren
und Mitstudenten Pauls die Ueberzeugung aus, daß er
etwas ganz besonders Tüchtiges einst in seinem Fache lei-
sten werde. Aber je mehr sich Paul auf wissenschaftlichem
Gebiete vervollkommnete, desto mehr verkam er in religiöser
Hinsicht. Nicht daß er etwa arsschweifend geworden wäre,
davor bewahrte ihn zunächst seine gute Erziehung und seine
eifrige, unermüdete Arbeit. Paul galt im Gegentheile als
erner der solidesten Studenten und setzte selbst seinen Stolz
darein, sich stets beherrschen zu können- Aber die erste und
einzige Grundlage aller Sittlichkeit und wahren Bildung
war ihm ganz abhanden^ gekommen: der Glaube. Paul
hatte längst kein „Vater unser" mehr gebetet, längst kerne
Kirche mehr gesehen, kein Sakrament mehr empfangen, er
war vollständig glaubenslos und hochmüthig geworden.
„Pah", sagte er oft, „das find Alles Ammenmärchen, bloß
Erfindungen der Geistlichen und Dunkelmänner, damit sie
uns das ganze Leben lang am Gängelbande führen können."
Und er scheute sich nicht, offen auszusprechen: „Ein anderes
Leben nach dem Tode gibt cs nicht. Man hat noch keine
Seele gesehen, eS ist noch Keiner von den Tobten wieder-
gekommen." Mit derselben entsetzlichen Verstocktheit leug-
nete Paul das Dasein Gottes und alle Glaubeuswahrheiten.
Was sein eigenes Leben betraf, so hatte er sich darüber
seinen Plan schon gemacht. Er sagte: „Die große Kunst
dls Daseins besteht darin, sich das Leben so angenehm als
möglich zu machen. Man muß suchen, reich zu werden und
etwas zu leisten vor den Menschen. Das Berufsgeschaft ist
die einzige Pflicht, die man hat; wenn man in seinem Be-
rufe tüchtig arbeitet, dann braucht man keinen sogenannten
Segen Gottes und kein Gebet; der Beruf und die Arbeit
sür sich allein machen den Menschen glücklich und reich ohne
Gott."
Paul hatte seine Studien glänzend absoloirt und sich
das Doktordiplom erworben. Der Ruf seiner Tüchtigkeit
war ihm vorbeigeeilt, und so kam es, daß ihm van einer
Hauptstadt aus ein Anerbieten gemacht wurde, welches seine
kühnsten Erwartungen übertraf. Paul Kunow wurde erster
und dirigirendcr Arzt eines der größten öffentlichen Kranken-
häuser und das in einem Alter, wo Andere sich mit der
bescheidensten Anfangsftelle begnügen müssen. Und es zeigte
sich, daß man sich in ihm nicht getäuscht hatte. Paul trat
mit einer Ruhe und Sicherheit auf und wußte sich solche
Achtung und Anerkennung zu erwerben, daß selbst seine
crbittersten Neider ihm nichts anhaben konnten. Er wurde
bald der Liebling der höchsten Kreise, und manchs vornehme
Mutter hegte die Hoffnung, ihn einst ihren Schwiegersohn
nennen zu können.
Anna Willke galt als die schönste und anmuthigste
Erscheinung unter der Damenwelt der Hauptstadt. Was
aber die Leute nicht wußten, kam noch als der beste Theil
dazu: sie war in der That nicht nur das schönste, sondern
auch das sittsamste und frömmste Mädchen der großen
Stadt. Anna war eine Waise, die Tochter eines Arztes,
der sich hier schon vor vielen Jahren niedergelassen und in
seinem Berufe gewirkt hatte. Eine Epidemie hatte den edlen
Mann als Opfer gefordert. Ebenso hatte Anna schon viele
Jahre früher die Mutter verloren. Eine Schwester derselben
Tante Sophie, leitete die Erziehung der Kinder- dreier
Mädchen, wovon Anna das jüngste war. Die älteste hatte
schon früher sich verheirathet, war aber schon ein Jahr
nachher an der Auszehrung gestorben, ebenso folgte ihr die
Äe
WelbkkS, WMU dm 28.MMI1897.
hatte eine dichte Menge sich einzudrängen vermocht,
welche dem Herrn Bischof den Eintritt zum Coupre
sehr erschwerte.
Verantwortlicher Redakteur <:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expeditton
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingrrstraße 7.
>lich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltigePetitzeile oderderen Rau«
ltunyMM^Der^SonntaAbM^ Priv'atanzttgen!"smvttfürJa?r?s-A^
Freiburg, 19. Ja».
Der Nevpriester, Herr Vikar Geppert zu Neu-
stadt wurde von dem hiesigen KreiSgericht wegen
Vornahme priesterlicher Funktionen zu 500 Mark,
event. 3 Monaten Gefängniß derartheilt. Aehnttche
Verurtheilungen der Neupriester sind auch von anderen
badischen Gerichten erfolgt.
_ Aus schwerer Zeit.
Kehrn am Vorabend der Landtagswahlen.
tzu.,,si°lialliberalirmuS entwickelt eine fieberhafte
is u? E", tim sich über Woffer halten zu können.
Mn h«r ""gezeigt, sich einiger seiner politischen
der Blüthrzeit seiner Herrschaft, aus den
«iise /-"gen des Kulturkampfes, zu erinnern «nd
schickt jungen sogleich mit Beweisen aus der
Mr? /'"er Vergangenheit zu belegen, um daraus
d'e Zukunft in dem nun eröffneten
sll,»., A nur um so lebhafter zu erkennen u. mit
! diü ^'chen Mitteln zu bekämpfen, da wo derfel-
^lis,,»reiheit der Kirche in Gott und
in der Familie und Schule,
M und im Volke bedroht, schmälert
«rvziiH aufzuheben sucht.
svs, so wir nun einige Blätter dieser Geschichte
«!»c wir folgende ächt liberale Thaten unter
Mehrnden Rubriken:
m Offenburg, 11. Jan. 1875.
!»iv/cr»!priest» NloiS Oberle in Oberwolsach,
^Ik^^^rund in Unzhurst und Karl Thoma in
ivlttdru in heutiger Strafkammrrsitzung
i» G.fWefugter« Vornahme kirchlicher Verrichtungen
Mxild, ^Kn verurtheilt, und zwar Oberle und
MpIZ ie 200 Mk. und Thoma zu 100 Mk. Der
!»r h. M Alois Oberle weigerte sich, der Vorladung
U" Hauptversammlung Folge zu leisten,
Rl „ Kiesige Gerichtshof einen VorführungS-
^"lr »EU" denselben erließ, in Folge dessen Herr
>>ge Ülkern durch einen GenSdarmen in das hie-
^iiirr »U^ngniß ein geliefert, woselbst er Nacht-
Ehrt wh' und dann heute zur Sitzung vor«
Freiburg, 22. Februar.
Am 18. Februar ist Neupriester Heizmann zu
Oberried von der Strafkammer des KreiSgerichteS
Freiburg wegen 121 geistlichen Funktionen und 19
WiderholungSfällen zu 7680 Mark — sage:
SiebentauseudsechShundert und achzig Mark — ev.
1 Jahr 6 Monate Gefängniß verurtheilt worden.
Am nämlichen Tage wurde Neupriester Geppert von
Neustadt von demselben Gerichtshof wegen unbe-
fugter'' geistlicher Funktionen zu 6 Monaten Gefäug«
niß verurtheilt. Herr Vikar Geppert ist bereits heut«
io daS KreiSgerichtSgefängniß nach Offenburg abge-
führt worden. — Herr Vikar Riegel in Bonndors
und Herr Vikar Hellstern in Grafenhausen, beide
Neupriester, wurden zu Fuß von GenSdarmen nach
WaldShut znr Verhandlung vor der Strafkammer
des dortigen KreiSgerichteS transportirt und jeder zu
50 Mark Zusatzstrafe verurtheilt.
Bon der Dreisa«, 24. Februar.
Letzten SamStag wurde bei Herrn Vikar Heizmann
in Oberried zur Deckung der ihm schon früher zuer-
kannten Strafe von 150 Mark ein Pfändung versucht.
Doch blieb sie ohne Erfolg, da sich kein pfändbarer
Gegenstand bei ihm vorfand.
A«S Hoheuzolleru, 16. Februar.
DaS Dörfchen Berenthal, welches bekanntlich einen
gesperrten Pfarrgeistlichen hat, erlebte gestern wieder-
um ein Stück sogen. Kulturkampfes. Warrverweser
Stopper wurde nämlich sammt feinen sieben Sachen
aus dem Pfarrhof hinaus auf die Gasse gesetzt und
zugleich der Bügermeister Fiedel Beck daselbst, der
erst iw Mai vorigen Jahre- mit großer Stimmen-
mehrheit wieder gewählt worden war, seine- Amtes
sür enthoben erklärt. Derselbe sollte nämlich schon
am 12. Februar im Beisein eine- GenSdarmen die
Räumung des Pfarrhauses bewerkstelligen, weigerte
sich dessen aber entschieden, weil sein katholischer
Standpunkt und sein Gewissen ihm verbieten, Hand
an seinen Seelsorger zu legen und ihn aus kirchlichem
Eigenthum, in das sein kirchlicher Oberer ihn ringe-
wiesen, gewaltsam zu entfernen.
Koustauz.
In Konstanz find die Herren Vikare v. Rüpplin
und Jhringer wieder verurtheilt worden und zwar
Ersterer zu 250 Mk., Letzterer zu 200 Mk.
Berlin, 20. Jan.
Ueber daS Schicksal deS Herrn Bischofs von
Paderbon in den letzten zwei Tagen erhielt die
Germania hinter einander folgende drei Briefe:
„Paderbon, 18. Ja». Schlag auf Schlag — aber
daS Herzerschütterndste wurde heute Abend gegen
4 Uhr vollzogen. Um diese Zeit tritt der zu«
Kommissarin- ernannte Regierungspräsident von
Schierstädt au- Minden in's bischöfliche Palais ein
in Begleitung eines Sekretärs und erklärt den Be-
wohnern, daß da- Hau- alsbald geräumt werden
müsse. Der Herr Bischof hatte gerade 10 Personen
auS feiner Familie znm Besuche — darunter einige
70jährige Personen — sie alle wurden exmittirt. —
Paderborn, 19. Jan. Heute morgen um 8 Uhr
öffneten sich endlich die Kerkerthüren dem Herrn
Bischöfe, welcher volle 24 Wochen (vom 4. August
ab) feiner Freiheit beraubt «nd von der Außenwelt
fast völlig abgeschnitten gewesen. Die Kerkerthüren
öffneten sich, aber er sollte der apostolische Bekenner
nicht etwa der Freiheit zurückgegeben werden — neue
Strafen, neue Opfer erwarteten ihn. Gestern Abend
wurde ihm der UkaS des KreiSgerichteS zu Höx'er
zugestellt — Festungshaft von zwei Monaten aus
der Festung Wesel. Der Polizeisekretär Rust erscheint,
theilt seinen Auftrag mit und bemerkt auf die Frage,
ob er Gewalt brauchen wolle, daß diese Gewalt jeden-
falls gebraucht werden müsse. Also vorwärts — der
Wagen steht vor der Thür — Extrapost — ein
Privatwagen war nicht anszutreiben. Der Herr
Bischof, der Geistliche Rath Stamm und der Poliztt-
srkretär Rust besteigen den Wagen, und mit wunder-
barer Schnelligkeit geht's zum Bahnhofe. Die Treppe
ist in der Eile mit Grün bestreut. Die ganze Straße
ist dicht besetzt mit Menschen — Alt und Jung, Reich
und Arm, alle begrüßen den Bischof mit stürmischen
Hochrufen, alle schwenken ihre Tücher, ein Zeichen
der Freude darüber, daß man den Bischof endlich
Zur grMgeu Beachtung! D
- Auf das „Pfälzer V-lkSblatt" kann D
wahr«ud hier in unserem Expedition-- M
Zwingerstraße Nr. 7, auswärts bei
Postämtern und Postboten abonnirt
einmal wieder sehen konnte: dazwischen lauter, er-
greisendeS Schluchzen. Der Bahnhof war poliznlrch
gesperrt, aber der Bahn entlang hatten sich drchte
Menschenschaarrn^ufgestellt — selbst auf den P-rro«
van? eme dichte Menge sich einzudrängen vermocht,
welche dem Herrn Bischof den Eintritt zum Coupre
«Bete rin Vater unser!"
Freunde kam ich einmal in ein Irrenhaus-
Mein^Adas erste, das ich sah, aber es wird mir doch
Nse Vorfalles unvergeßlich bleiben, wovon ich dort
Während wir durch die hohen und Hellen
^<i4er i» '.ertönte ein gellender Schrei aus einem der
Ku Hani Vierer Nähe.
»de. bete ein Vater unser!" hallte die hohle
N «VL'V Mannes durch die Korridore. Ich erkundigte
W»sek«« m Manne und bat um die Erlaubniß, den-
M dürfen und eine Barmherzige Schwester,
tz^rÄn öffnete uns die Thür zu dem Zimmer des
ein noch ziemlich junger Mann von großer
Nie kjn Md äußerst lebendigem Gesichtsausdrucke. Er
«Men sein der Wiflenschost und der feinsten Bildung
Waten ?<;das sah man auf den ersten Anblick. Als wir
?^n.' Mete er nrch auf dem Boden mit ausgestreckten
»Müßte erhob er sich, wandte sich gegen uns und
wär? AMeundlich, als ob er vollständig geistes-
Men tvtt * sprachen einige Zeit mit ihm, dann em-
M - bat nMA uad singen. Aber in demselben Augen-
w Men b»^°dnsinnige rasch auf mich zu, blickte mich
iL düß "»een, schönen Augen so ernst und warnend
ein n,e vergessen werde, und sagte, die Hand
MI, Na,°Wet erhebend, mit feierlicher Stimme zu mir:
" "" Vater unser!" Dann wandte er sich
it M um» A>r begaben uns wieder auf den Eorridor.
W, ^t aus u^Äen, ich war damals noch nicht alt und
aber L AM" ">cht so viel, als ich es hätte thun
dag /M Mahnung ging mir so furchtbar ernst zu
V' öuMi„ gleichsam als eine Stimme Gottes an-
MM lmße ich auch noch Paul, und so war die
lllüni^M "m so gewaltigere. Ich habe von da
zurück!.» Mhr und ich bin wieder zur heil-
die?Wbe» WM "is deren Mitglied ich auch einstens
«lüMame m-„Wbtn hofft. Aber nie bis heute habe ich
Und a^ühnung : »Paul, bete ein Vater unser I" ver-
°«°de in den Augenblicken de- Glückes u. des
irdischen Erfolges, wo sich mein Herz zum Stolze aufblähen
wollte, ist mir diese Mahr uns stets ernst durch den Sinn
gegangen und hat mich demüthig die Hände falten gelehrt.
Die Geschichte des unglücklichen und dem Busspruche
der Nerzte nach unheilbaren Irren ist folgende:
Der Unglückliche, Paul Kunow mit Namen, lebte in
einer Großstadt. Er war der Sohn eines kath. Kaufmanns
aus R. Paul hatte einen aufgeweckten, lebhaften Geist,
der es ihm erwöglichte, die höchsten Ziele zu erstreben.
Schon in den niederen Schulklassen war er immer der erste.
Sein Vater hatte ibn ursprünglich zum Kaufmannsstande
bestimmt, da aber Paul so große Fähigkeiten zeigte, so gab
der Vater dem Drängen und Bitten seines Sohnes endlich
nach und ließ ihn seinem Wunsche gemäß Medicin studiren.
Paul's Herzenswunsch war, ein Arzt, ein berühmter Arzt
zu werden. Paul besuchte verschiedene Universitäten, machte
glänzende Fortschritte, und allseitig sprachen die Professoren
und Mitstudenten Pauls die Ueberzeugung aus, daß er
etwas ganz besonders Tüchtiges einst in seinem Fache lei-
sten werde. Aber je mehr sich Paul auf wissenschaftlichem
Gebiete vervollkommnete, desto mehr verkam er in religiöser
Hinsicht. Nicht daß er etwa arsschweifend geworden wäre,
davor bewahrte ihn zunächst seine gute Erziehung und seine
eifrige, unermüdete Arbeit. Paul galt im Gegentheile als
erner der solidesten Studenten und setzte selbst seinen Stolz
darein, sich stets beherrschen zu können- Aber die erste und
einzige Grundlage aller Sittlichkeit und wahren Bildung
war ihm ganz abhanden^ gekommen: der Glaube. Paul
hatte längst kein „Vater unser" mehr gebetet, längst kerne
Kirche mehr gesehen, kein Sakrament mehr empfangen, er
war vollständig glaubenslos und hochmüthig geworden.
„Pah", sagte er oft, „das find Alles Ammenmärchen, bloß
Erfindungen der Geistlichen und Dunkelmänner, damit sie
uns das ganze Leben lang am Gängelbande führen können."
Und er scheute sich nicht, offen auszusprechen: „Ein anderes
Leben nach dem Tode gibt cs nicht. Man hat noch keine
Seele gesehen, eS ist noch Keiner von den Tobten wieder-
gekommen." Mit derselben entsetzlichen Verstocktheit leug-
nete Paul das Dasein Gottes und alle Glaubeuswahrheiten.
Was sein eigenes Leben betraf, so hatte er sich darüber
seinen Plan schon gemacht. Er sagte: „Die große Kunst
dls Daseins besteht darin, sich das Leben so angenehm als
möglich zu machen. Man muß suchen, reich zu werden und
etwas zu leisten vor den Menschen. Das Berufsgeschaft ist
die einzige Pflicht, die man hat; wenn man in seinem Be-
rufe tüchtig arbeitet, dann braucht man keinen sogenannten
Segen Gottes und kein Gebet; der Beruf und die Arbeit
sür sich allein machen den Menschen glücklich und reich ohne
Gott."
Paul hatte seine Studien glänzend absoloirt und sich
das Doktordiplom erworben. Der Ruf seiner Tüchtigkeit
war ihm vorbeigeeilt, und so kam es, daß ihm van einer
Hauptstadt aus ein Anerbieten gemacht wurde, welches seine
kühnsten Erwartungen übertraf. Paul Kunow wurde erster
und dirigirendcr Arzt eines der größten öffentlichen Kranken-
häuser und das in einem Alter, wo Andere sich mit der
bescheidensten Anfangsftelle begnügen müssen. Und es zeigte
sich, daß man sich in ihm nicht getäuscht hatte. Paul trat
mit einer Ruhe und Sicherheit auf und wußte sich solche
Achtung und Anerkennung zu erwerben, daß selbst seine
crbittersten Neider ihm nichts anhaben konnten. Er wurde
bald der Liebling der höchsten Kreise, und manchs vornehme
Mutter hegte die Hoffnung, ihn einst ihren Schwiegersohn
nennen zu können.
Anna Willke galt als die schönste und anmuthigste
Erscheinung unter der Damenwelt der Hauptstadt. Was
aber die Leute nicht wußten, kam noch als der beste Theil
dazu: sie war in der That nicht nur das schönste, sondern
auch das sittsamste und frömmste Mädchen der großen
Stadt. Anna war eine Waise, die Tochter eines Arztes,
der sich hier schon vor vielen Jahren niedergelassen und in
seinem Berufe gewirkt hatte. Eine Epidemie hatte den edlen
Mann als Opfer gefordert. Ebenso hatte Anna schon viele
Jahre früher die Mutter verloren. Eine Schwester derselben
Tante Sophie, leitete die Erziehung der Kinder- dreier
Mädchen, wovon Anna das jüngste war. Die älteste hatte
schon früher sich verheirathet, war aber schon ein Jahr
nachher an der Auszehrung gestorben, ebenso folgte ihr die