tkgttch mit Ausnahme der Sonn- u.
WOerg, WneM M löHMber 1897.
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Joseph Huber in Heidelberg.
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Plötzlich richtete sich Leo auf. „Doktor I" rief er, „es
H nicht wahr! Ich brauche nicht ru sterben. Das Leben
Üben meiner Miliane ist so süß. Was habe ich denn ge-
'M», um einen so frühen Tod zu verdienen? Es wäre
Causam, jetzt zu sterben, nachdem ich den, der mich haßt
M beneidet, gerettet habe I" DoL gleich darauf fuhr er
N «jt der Hand über das Gesicht. „Nein, es ist nicht
Mr, was ich da sagte. Ich kenne seine Gedanken nicht-
N ist wohl ein Zeichen, daß es mit mir zu Ende geht, da
M kein Herr mehr meiner Worte bin." Mit gefalteten
Mnden blieb er liegen, als ein Geistlicher, ein ehrwürdiger
HMs, eintrat. „Willkommen, Herr Pfarrer," sagte er.
'Helsen Sie mir! Meine Seele ist in Aufruhr. Es wird
M so schwer, die schöne Welt zu verlasse«, ich bin so
Mlich, fast zu glücklich darauf gewesen. Helfen Sie mir
daß ich aus voller Seele sagen kann: Gottes Wille
kschehe! Ich kann es noch nicht."
Als der Geistliche wieder ging, mit dem Versprechen,
M nächsten Morgen zurückzukommen, denn die Gefahr
Uen nicht dringend, sagte er tief gerührt zu dem Doktor:
! die schöne Seele!"
Leo war nach diesem Besuche ruhiger geworden, halb
Wummernd lag er da; von Zeit zu Zeit bewegten sich
Lippen! „Dein Wille gescheh-, wie im Himmel also
N auf Erden," wiederholte er immer, „wie schwer ist es,
M's anders als mit den Lippen zu sagen — Miliane!"
Sing cs die ganze Nacht hindurch
»Es kann noch diesen Tag dauern," sagte der Doktor.
Bisweilen sprach er im Fieber urzusammenhängende
^»rte, aber meistens schlummerte er.
r. Die ersten Strahlen der Sonne erleuchteten die Ge
Me und ließen die Gletscherjp.tzm in Heller Gluth ent-
Muixg; daz Geklingel der He.rüeuglocken auf den Bergen
«Wischte sich mit den Tönen der Alpenhörner und dem
Bitten der Dorfglocke zur Sonntags feier; Alles athmete
Nach der ersten Beraihung der Marine-
vorlage.
Die erste Berathung der Marinevorlage ist beendet.
Sie hat geschlossen, wie vorauSzusehen war, mit der
Be Weisung der Vorlage an eine Commission, und
diese Commission wird nach den in die Oeffentlichkeit
gedrungenen Meldungen nicht mehr vor den Weihnachts-
ferien ihre Arbeit beginnen.
Durch die Aussprache bei der ersten Beraihung, zu
welcher die einzelnen Parteien in ihrer Weise Stell-
ung genommen haben, ist nun auch Gelegenheit ge-
geben, in einzelnen Fragen Stellung zu nehmen.
Uns interessier zunächst die Rede des vom Ceutrum
als bisheriger R ferent der Marinekommifsion in die
Debatte gestellten Abgeordneten Dr. Lieber bzw. die
von ihm kundgegebenen Anschauungen.
ES wird verschiedentlich in der CentrumSpresse
betont, daß Dr. Lieber nicht in einer zur Auflage
gemachten Fassung der Worte die Ansicht der C-n-
trumSfractiou zum Ausdruck bracht-, sondern daß er
auch von seinen eigenen Gedanken manche- einfließen
ließ. Wir möchten dies vor allem auch von einem
gewissen Aenor der Rede behaupten, der vielleicht
schon etwas zu entgegenkommend klang.
Doch kommen wir zu der Auflassung, welche wir
uns von seiner Rede gebildet haben, und sprechen wir
dieselbe kurz durch; eS werden sich manche wieder
scharf berührende Stellen von diesem Standpunkt aus
erklären.
Dem Schreiber dieses erscheint in der Red; Dr.
Lieber- als der springende Punkt seine Darlegung zur
eventuelle» Finanziirung der in der Marinevorlage
gestillten Forderungen. Dort heißt eS:
„Wir haben früher schon, waS die Deckung der
Kosten anbelangt, ausgesprochen : mit der Vermehrung
der indirekten Steuern ist beim Centrum kein Geschäft
mehr zu machen. Darum muß ich sagen: Wenn in
der That die Gründe für diese Vorlage so genügend
sind, wird selbst der eingefleischteste Partikularist, zwar
thränenden AugeS, aber doch schließlich sich dazu ver-
stehen, eine direkte E nnatzm-quelle für das Reich zu
eröffnen. (Abg. Rickert: Hört! Hört!) ob eS ge.
rade die Rickerl'sche Reichseinkommensteuer sein wirb,
das will ich dahingestellt fein lassen (Heiterkeit), aber
eine direkte Reichseinnahmequelle, an welcher nament-
lich diejenigen betheiligt sein sollen, denen die Flotte
iu erster Linie zugute kommt. Wenn sie dem unter der
schweren Steuerlast seufzenden Volke die Sicherheit
Jagend und Frohsinn und doch ging ein junges, gutes,
schönes Lebt« vier zu End-.
An einem Sonntagsmorgen hatte die Fran von Alke-
raede d,m Kinde das "eben geschenkt, das j tzt wieder an
einem eben so klaren, glänzenden Sonntag sein Leben aus-
hauchen mußte.
„Otffnet die Fer ster, laßt mich hinaus schauen! Ach wie
süß ist doch das Leben! Wird der Tag, der nach diesem
kommt, noch schöner fein — eine Sonne, die keine« Unter-
gang, ein Leben, das keinen Tod kennt. — Wenn die Kopie
schon so schön ist, wie schön muß dann erst das Original
sein — ich habe die Schönheit stets geliebt — jetzt werde
ich sie an der unversiegltchen Quelle verkosten" — „Sind
Sie da?" frug er nach einer Weile den holländischen Gast,
„es ist, als w nn ein Schatten sich über mein Angesicht
senkt, der Schatten des Todes! Wollen Sie für mich schrei-
ben und mir Verschwiegenheit geloben?"
Der Andere nahm Po Pier und Feder und er diktirte:
„Lieber Erich! Es muß Wahrheit zwischen uns sein. Wir
find nie Freunde gewesen; nun will ich untersuchen, an
wem es lag. Vielleicht wirst Du jetzt in anderer Weise in
Mitleid meiner gedenken. Mein Testament ist gemacht: Du
wirst es begreiflich finben, daß ich darin auch meiner Braut
gedacht habe. Zeige meinen Pächtern, nicht allein in ma-
teriellem Sinn, daß Du em besserer Herr für sie bist als
ich ; Deine Illusionen werden ja m Erfüllung gehen. Ich
beneide Dich nicht und gönne Dir Alles von Herzen. Keine
Bitterkeit gegen Dich ist m meiner Seele; ich ve-zeihe Dir,
daß Dn mich tttf gekränkt hast, indem Du Miliane sagtest,
ich suche in ihr nur eine Ausschmückung für Kaprice. Lebe
wohl und grüße meine gute Tantel Leo."
„Mein Leben raubte ihm ein Vermögen, mein Tod
gibt cs ihm zurück!" sagte er noch mit trübem Lächeln.
Das Diktiren dieser Zeilen, das ziemlich lange und mit
Zwischenpausen vor sich ging, hatte ihn sehr erschöpft, und
er blieb wieder einige Zeit ruhig liegen, dann schlug er
die Augen auf. „Geben Sie mir einen Bleistift und führen
Sie meine Hand!" jagte er leise. Man kam seiner Bitte
nach und er schrieb mit holperigen Buchstaben folgende
Worte: „Meine Lust und meine Wonne, lebe wohl! Gott
geben können, daß nicht die breiten Massen des Bol'
kes, sondern die leistungsfähigen Schultern im Reiche,
denen die Flotte vorwiegend zugute kommt, die Lasten
im wesentlichen zu tragen haben werden, dann Haden
sie, glaube ich schon neun Zehntel des WideistandeS
gegen diese Vorlage gebrochen."
Dr. Lieber legt demnach den Hauptnachdruck auf
die Aufbringung der Kosten. Die leistungsfähigen
Schultern sollen sie tragen. Wer die leistungsfähigen
Schultern sind, ist leicht zu errathen, ebenso, welches
die Kreise sind, denen die Flotte hauptsächlich zugute
kommt.
Die Herren haben sich selber geregt. Unter dem
1. Dezember haben eine Reihe von Männern, an ihrer
Spitze Commercienrath Th. Haßler Augsburg und A.
Wörmann-Hamburg (Großched-r), eine Einladung zu
einer Besprechung nach Berlin Hotel Kaiserhof zum
Zwrcke der Unterstützung der Marinevorlage erlassen.
Da stehen unterzeichnet die Vorsitzenden der Handels-
kammern Bremen, Dresden, Hamburg, Lübeck, Mainz,
Köln, München. Da sind, zumeist durch die Vor«
sitzenden, vertreten der Verein zur Wahrung der Ja-
teress?n, der chemischen Industrie Deutschlands, das
Direktorium der Firma Friedrich Krupp-Essen, das
Direktorium deS Vereins der deutschen Zuckerindustrie,
der Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller,
der Inhaber der Discontogesellschaft Berlin, der Ber-
waltungSrath der Stettiner Maschinenbau-Aktien-Ge-
sellschasr „Vulkan", die Aktiengesellschaft Phönix, der
Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirthschastliche«
Interessen von Rheinland Westfalen., der Verband der
Tkxtilindustriellen zu Chemnitz, das Direktorium des
Norddeutschen Lloyd, der Bund der Industriellen
zu Berlin, der Verein der Industriellen der
Regierungsbezirks Köln, auch der Obermeister der
Innungen iu Berlin. — Die Herren waren am 8.
Dez. in Berlin beisammen; am 13. Januar Nachm.
2 Uhr soll ebrnda im großen Saal des Hotel Kaiser-
hof eine Versammlung zur Unterstützung der Marine-
vorlage ftattfinden.
Dre großen Verwögen und Betriebe, die Aktien-
gesellschaften für Industrie und Handel» die Banken
und sonstigen Unternehmungen mit ihren oft riesigen
Dividenden, die manches Mal noch künstlich etwas
niedriger gehalten werden, — ein ganz vortreffliches
und ergiebiges Material, aus welchem sich die Neu-
forderungen der Mariuekosten mit Leichtigkeit auf-
bringen ließen!
Ob das Volk so arg unglücklich wäre über eine
Vergrößerung der Marine, deren Kosten diese Kreise
segne Dich und unsere Schwester!" „Das ist für meine
Braut, Fräulein Wolson !" sagte er, „nnd dies Bouquet von
Eisblumen ist das letzte Geschenk, das ich ihr kaufte."
Leo's Stimme wurde immer schwächer. „Ich habe eS
immer gefürchtet . . . mein Leben war zu schön, zu un-
bewölkt, als daß es lange hätte dauern können — es war
ein Rosenpfad ohne Dornen — ein Frühling ohne Stürme.
Vater, Dein Wille geschehe in allen Dingen, bis zum Ende!"
Und mit über der Brust gefalteten Hände und zur Seite
geneigtem Kopfe schlief er eia wie ein vom Spielen er-
müveteS Kind; sein Athen» wurde immer leiser und leiser,
und so ging es den ganzen Morgen, b-s er sich ausftreckte,
ein Lächeln, schöner als je zuvor, seine Züge verklärte und
unter einem leisen Seufzer seine schöne Seele ihre edle
Hülle verließ,
Kurz vorher war der Doktor zu Hilverda gerufen wor-
den, und von seinem Lager zurückkehrend, hatte er die De-
pesche abgeschick», die an jenem Abende in Schönburg eine
solche Konsternation zu Wege brachte.
Hilverda lag den ganzen Tag in ziemlich heftigem Fie-
ber; der Doktor kam von Zeit zu Zeit zu ihm, doch es
war keine Spur von Gefahr da; er mußte regelmäßig
seine Medizin eumshmm und weiter war nichts dabei za
thun- Gegen Mittag gerieth er in einen erquickenden Schlaf
und als er daraus erwachte, war es Lämmerabend. Nach-
dem er sich eine Zeitlang besonnen hatte, wußte er, wo er
war, und wie er in diesen Zustand gekommen war, alles
war todtenstill ringsumher; es wir, um bange davon zu
werden. Ob Leo nicht bei ihm gewesen war ? Hatte erlange
geschlafen? Ts war doch seine Pfl-.cht, sich einmal nach ihm
umzusehen. Er versuchte aufzustehen; es gelang wider Er-
warten gut. Er kleidete sich an, er fühlte sich ab und zu
etwas schwindelig und leicht im Kopfe; dann btteb er et«
wenig fitzen, doch gleich darauf fühlte er sich stark genug,
in seiner Toilette fortzufahren. Kein Schritt widechallte in
den Gängen des Hotels, alles war eben still und feierlich.
Die Sonne war schon in schweren Wolken untergegangen,
die Berge waren in einem dichten Nebel versteckt, in Ser
Ferne hörte man ein dumpfes Gewitter und unwillkürlich
schauderte Erich zusammen. (Forts, folgt-)