KMerg, WM de« 30. Ammbei 1897.
ste auch nicht offenbart."
-i» Naseweis?" »ar die
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
G eb r. Huber in Heidelberg,
Zwingrrstraße 7.
Die Masse der Wähler wird kaum klar geworden
fein, worin sich die beiden Fraktionen denn eigentlich
unterscheiden. Beide treten hauptsächlich als Gegner
der „Junker" und „Agrarier" ruf, nur ist die Frei-
sinnige Bereinigung marinefreundlicher als die Frei-
sinnige Volkkpartei; ob man das letzte den Wählern
gesagt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls war der
Streit kaum geeignet, den Wählern einen hohen Be-
griff vom Freisinn beizubringen. Zumal, wenn man
unternimmt, einen vorwiegend ländlichen Wahlkreis
den „Junkern" zu entreißen, muß man schon etwas
anderes zu bieten haben, als die bloße Freisinnigkeit,
und wenn nun gar der eine Freisinn den andern vor
den Wählern herunterreißt, so muß es schon seltsam
zugehen, sollen diese auf den Freisinn anbeißen. Dar
Wahlergrbniß ist für Herrn Dr. Barth wir für Herrn
Richter gleich unerfreulich. Dr. Barth hatte sich ge-
berdet, als ob Dank den Erfolgen seiner AgtiationS-
Reden die Freisinnige VolkSpartei gar nicht mehr in
Betracht komme; nun hat die Vereinigung die wenig-
sten Stimmen aufgebracht. Aber auch Richter kann
mit seiner VolkSpartei keinen Staat machen, denn die
Vereinigung bleibt nur um 240 Stimmen hinter ihr
zurück; die freisinnige Wählerschaft ist also keineswegs
so überwiegend volksparteilich. Ob sich nun die beiden
Führer «ine Lehre aus dem Mißerfolge nehmen werden?
Bei der persönlichen und FractionS-Eifersucht, die
sachliche Erwägungen schwer aufkommen läßt, ist das
kaum anzumhmen. Denselben Streit wie in Plön-
Oldenburg haben wir auch schon in einer Reihe an-
derer Wahlkreise. Wenn das so fort geht, brauchen
sich die „Junker" wegen der allgemeinen Wahlen keine
allzu großen Sorgen zu mache». Die Freisinnigen
werden schon dafür sorgen, daß dieselben mit einer
möglichst zersplitterten Gegnerschaft zu thuu haben.
Beide freisinnigen Parteien sind darüber einig, daß
eS bei den nächsten Wahlen die Hauptsache sei, die
„Junker" und die Cartellparteien möglichst zu schwächen.
DaS ist nur zu erreichen, wenn die Gegner sich zu-
sammenschließen. Hr. Richter hat wiederholt geklagt,
daß die Cartellparteien viele Mandate nur deshalb
erlangt hätten, weil ihre Candidatcn mit Sozial-
Demokraten in die Stichwahl kämen. Es sei nicht
leicht, die Stimmen aller ausfallenden Parteien auf
den Sozial-Demokraten zu vereinigen; ein anderer
würde leicht alle Stimmen für sich gewinnen und
damit die Cartellparteien schlagen. Wenn nun aber
die Freisinnigen sortfahren, durch ihre Zwietracht, wie
in Plön Oldenburg, die Sozial Demokraten statt sich
selbst oder eine andere Partei in die Stichwahl zu
Die Beerdigung Fr. Excellenz des Herrn
Erzbischofs Antonius.
* München, 26. Nsv. Zur Todtenvigil, welche
heute Nachmittag in der Domkirche für Erzbischof
Antonius von Thoma g-jungen wurde, versammelte
sich im Chorgestühl das Metropolitankapitel, der Dom-
pfarr-CleruS, die Mitglieder des Collegiatstiftes von
St. Cajetan und der gesammte Regular- und Säku»
larkleruS hiesiger Stadt.
* München, 27. Nov. Unter großer Theiluahme
aus allen Kreisen und Schichten der Bevölkerung wurde
heute Vormittag die irdische Hülle des verstorbenen
Erzbischofs Antonius nach dem Dom überführt und
dort beigesetzt.
Den Trauerzug eröffneten, geführt von magistra-
WesteUungen
a den Monat
YHmen jetzt schon alle Postämter auf die täglich er-
scheinende Zeitung
„Pfälzer Bottsblatt"
W>t der wöchentlichen Gratisbeilage „Der LonntagS-
sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwinger-
»Katze?, entgegen.
Expedition des „Pfälzer VolksblaU".
Heidelberg Zwingertzraße 7
Besuche aus Schönburg nicht mehr gesprochen; er hatte
sich gar nicht mehr blicken lassen.
Der Ball nahm seinen Anfang; Leo und Miliane
machten den ersten Tanz und erst beim fünften frug Hil-
verda gleichgiltig, ob sie ihm auch die Ehre gönne.
Schweigend legte Miliane ihren Arm in den seinen.
„Mit wie großer Freude erkenne ich dieses Kleid wie-
der," sagte er.
„Achten Sie denn auf solche Kleinigkeiten?"
„Meinen Sie, daß etwas, was mit Ihrem Erscheinen
in Mastricht und später auf dem Dampfschiffs in Verbin-
dung stand, für mich eine Kleinigkeit war?"
„Ich verdiene diese ausgezeichnete Ehre nicht . . ."
„Nicht diese Gleichgiltigkeit!" ergänzte er- Es thut
mir leid, daß Sie es so bezeichnen; aber vielleicht haben
Sie Recht und jedenfalls das Recht dam."
Miliane wurde plötzlich kalt wie Eis, ihr Arm zitterte
in dem seinen wie eine vom Winde bewegte Blumenstaude.
„Ich habe es nicht gesagt," flüsterte sie.
„Aber gedacht, das kommt auf eines heraus! O, wa-
rum haben Sie damals ss streng Ihr Inkognito bewahrt?
Alles wäre dann vielleicht ganz anders geworden I"
„Ich bi» zufrieden," sagte sie mit erstickter Stimme.
„Oder Sie bilden sich ein, es zu sein. Nun, möge die
Illusion noch lange vorhalten! Ich reise bald ab ! Leo hat
mich gebeten, Leuge bei seiner Heirath zu sei»; ich habe
es ihm ohgeschlagev, ich kann es nicht. Er wird vielleicht
eine verletzende Absichtlichkeit darin sehen. Aber glauben
Sie mir, dem ist nicht so, ich wünsche Ihnen alle» Glück
und auch ihm.
„Daran zweifle ich nicht."
„Er Wahl! Er scheint dadurch verletzt zu sein. SS ist
zwar gleichgiltig, waS er von mir denkt. Er hält mich für
eifersüchtig und neidisch, weil ich durch ihn die Erbschaft
seiner Baler» verloren habe. Es ist lächerlich! Ich hätte
vielleicht einen anderen Gebrauch von seinem Reichthum
üud seine» Gütern gemacht und mehr in der Welt bedeutet,
aber ihn beneide», da» ist mir zu gering. Bi» vor kurzer
Zeit habe ich ihm von Herze» seine Schätze gegönnt, wofür
er Alle» erringen konnte, selbst Ihre Hand!
„Aber rechnen Sie seine Persönlichkeit denn gar nicht
nut?"
„Die ist höchst liebenswürdig, ich will es gerne gestehen,
und unter Ihrer Leitung ist er zu vielem Guten im Stande,
darum hege ich auch die besten Wünsche für Ihr beider-
seitiges Glück, — aber ich glaube nicht daran und sage es
offen heraus. Sie find zu verständig, um mir deshalb zu
zürnen."
Miliane und Erich tanzten ein paar Mal herum, dann
setzten sie ihren Spaziergang eine Weile schweigend fort.
„Ich reise bald ab," begann er wieder, „Freitag oder
Samstag, und wenn ich zurückkomme, find Sie meine Kou-
fine, Fräulein Wolson!"
„Sie werden uns stets willkommen sein, Herr Hilverda
Unser Haus steht Ihne» immer offen."
„Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Güte, aber ich
werde keinen Gebrauch davon machen, um meiner selbst
willen. Der Abschied, den ich von Ihne» nehme, wird für
immer sein. Vielleicht bin ich über einen Monat schon in
Amerika."
„Und Ihre Mutter dann?"
„Mama zieht nach Amsterdam und wird mich wohl
entbehren. Seien Sie glücklich, ich wünsche es Ihnen noch -
mals zu, im Leben, das Sie sich selbst gewählt haben; ich
will und kann es aber nicht mit ansehen, Miliane!"
Wie wohltönend sprach er ihren Namen au». So hatte
sie ihn nie gehört.
„Erlauben Sie, daß ich Sie zum ersten und letzte»
Male so nenne, Mrlrane! flüsterte er; ,e» ist ein Fest für
die Lippen, den Namen auSzusprechen. Glücklicher Leo!"
„Bringen Sie mich auf meinen Platz zurück, Herr Hfl-
verda!" sagte sie erregt.
„Nicht bevor dieser Tanz zu Ende gesvielt ist; diese»
Recht gönne ich mir »och und daun ist Alles au»."
(Fortsetzung wlgk
bringen, so werden gerade sie viele „falsche Stichwahlen"
verschulden und damit den „Junkern" einen Dienst
erweisen. Die Herren sollten auch nicht aus dem
Auge lassen, daß in manchen Wahlkreisen der Freisinn,
wenn er sich auf einen gemäßigten Candidalen einigte,
auch die National-Liberalen als Vorspann haben
könnte, die sonst auf die andere Seite fallen.
Im conservatioen Lager ist man voller Hoffnung
für die allgemeinen Wahlen, weil man ziemlich sicher
ist, daß die Freisinnigen sich weiter zanken werden.
Mit einigem Unbehagen wird man dagegen auf die
2400 national-sozialen Stimmen sehen. Zwar ent-
sprechen diese Stimmen nicht den Erwartungen, welche
die National'Sozialen mit ihren Schilderungen der
Stimmung im Wahlkreise erregt haben; aber für
eine zum ersten Mal auf dem Kampfplatze erscheinende
Partei ist der Erfolg doch nicht gering onzuschlagen.
Hätten sie doch um ein Haar die erste Anwartschaft
gehabt, in die Stichwahl zu kommen. Ihre Stimmen
haben sie offenbar zum erheblichen Theile den Confer-
Votiven abgenommen, die, wenn v. Tungeln wirklich
8333 aufgebracht hat, gegen 1893 rund 1000 Stim-
men verloren haben. Der Sozialdemokrat hat gegen
1893 etwa 600 Stimmen weniger erhallen, ein em-
pfindlicher Mißerfolg zu manchen andern der letzten
Zeit. Möglich, daß die 600 „Mitteläufer" waren, die
jetzt zu den National-Socialen übergangen find.
Rechnen wir den freisinninzen Rückgang von 700
Stimmen hinzu, so kommen wir ziemlich auf die 2400,
die den National.Socialen zugefallen sind. Diese
neue Partei scheint also z. Z. einem „dringenden
Bedürfniß" zu entsprechen und eine „Lücke auS-
zufüllen."
Die Rrichstagsurahl in Plön-Mdentmrg
Sehr schlecht hat dies Mal der Freisinn abge-
Mitten. Die beiden freisinnigen Parteien haben zu-
Wwmen 700 Stimmen weniger erhalten, als 1893
eine freisinnige Candidat. Die Freisinnigen hätten
rs wohl zur Stichwahl gebracht, wenn sie nicht einig
iktvesen wären, da sie alsdann wohl auch national-
Eerole Stimmen erhalten und die Wähler nicht köpf-
Heu gemacht hätten. Das Mandat hätten sie freilich
Wohl auch dann nicht erhalten. Jetzt, wo sie den
Ochsten Anspruch an die Stichwahl den Svzialdemo
llaten haben abtreten müssen und sogar die National-
sozialen ihnen vorgegangen sein würden, entbrennt
wit verstärkt«r Heftigkeit der Streit, d«r nun schon seit
Monaten zwischen ihnen tobt. Jeder Theil sucht dem
Adern die Schuld für den Mißerfolg zuzuschieben.
Die Freisinnige Ztg. sagt: Der Candidat der Frei-
öonigen Vereinigung hat die wenigsten Stimmen er-
Mten, ein Beweis, daß die Freisinnige Volkspartei
wl Rechte war, als sie auf einer Candidatur ihren
mrbe bestand. Von der andern Seite wird er-
Widert, der gesammte Freisinn der Wahlkreises sei
Asang» über die Candidatur Hoeck, oie auch die
Aolkspartei wollte, einig gewesen, dann aber seien
Herr Richter und die Seinigen gekommen und hätten
durch Aufstellung einer eigenen Candidatur die Ein-
Melisne. k/L'
»rzählung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemftede-
Leo hatte sich darüber eine Bemerkung erlaubt, doch sie
foischultigte fich damit, daß sie zu lange gearbeitet habe
Wi Zeit sür ihre Toilette zu erübrigen, und außerdem sei
»e sür ihre Stadtgenrffen so gut genug.
Dem Ball ging ein Konzert im Garren voran. Leo saß
Ai seiren Tauen an einem Tischchen und nahm fort-
"aqrend die Grüße seiner Bekannten entgegen.
Buch Hilverda war im Garten und spazierte mit eini-
0s» Freunden auf und ab; an dem Tischchen vorbeikommend,
"oran auch seine Mutter saß, grüßte er eben, doch trat er
D die Damen erst nach der dritte» oder vierten Pause
oeran. Er wechselte ein paar unbedeutende Worte mit sei-
«er Mama, nahm aber den Stuhl nicht an, deu Leo ihm
Mot, und sprach kein Wort zu den anderen Damen, auch
Wt zu Miliane. Er war noch stiller und verschlossener,
Mr weniger spöttisch als sonst, und entfernte sich nach
^rgen Minuten.
... »Erich scheint bessere Gesellschaft gesunde» zu haben
die unserige," sagte Leo; „er wird doch nicht mehr lange
«avon prvfitiren können, er will ja schon vor Sonntag fort."
. „.Ja, sein Urlaub ist zwar noch nicht zu Ende, aber er
«vllte einen Freund in Rotterdam besuchen."
„Aslo bleibt er nicht zur Hochzeit da?" frug Nette.
. , .Ich habe ,hn ersucht, al» Zeuge zu fungiren, aber er
lagt, daß er nicht kau»."
»Daun wirb es wohl auch so sein."
-Wir wollen e» !»ffn Tante. Erich ist «ei« nächster
^ttwandter, und eine Bitte wie die meinige weigert «a»
'm höchste» Nothfaste."
,. »Da» »eine ich auch, bemerkte Gkfine, .aber er wird
»We Gründe schon habe», »e»u er ste auch nicht offenbart."
. »Was weißt Du dabo», Fräulein Naseweis?" war die
WHt sehr freundliche Zurechtweisung, die da» Nichtcherr
der Taute empfing.
Miltaue sagte nicht»; ste hatte Erich seit dem letzte»
KMch mit Ausnahme der Sonn- u.
Wertage. VLormeWSUtSprei» mit dem wöchent-
Wey Unterhaltnnasblatt «Der Sonntagsbote" für
Heidelberg monatlich SV H mit Trägerlohn, durch
die Post bezogen Viertels. -S 1.60 franco
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
AM für KrlickrL Fmlmi L MM.
_Expedition: ZwingerArstze 7.
ste auch nicht offenbart."
-i» Naseweis?" »ar die
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Joseph Huber in Heidelberg.
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Die Masse der Wähler wird kaum klar geworden
fein, worin sich die beiden Fraktionen denn eigentlich
unterscheiden. Beide treten hauptsächlich als Gegner
der „Junker" und „Agrarier" ruf, nur ist die Frei-
sinnige Bereinigung marinefreundlicher als die Frei-
sinnige Volkkpartei; ob man das letzte den Wählern
gesagt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls war der
Streit kaum geeignet, den Wählern einen hohen Be-
griff vom Freisinn beizubringen. Zumal, wenn man
unternimmt, einen vorwiegend ländlichen Wahlkreis
den „Junkern" zu entreißen, muß man schon etwas
anderes zu bieten haben, als die bloße Freisinnigkeit,
und wenn nun gar der eine Freisinn den andern vor
den Wählern herunterreißt, so muß es schon seltsam
zugehen, sollen diese auf den Freisinn anbeißen. Dar
Wahlergrbniß ist für Herrn Dr. Barth wir für Herrn
Richter gleich unerfreulich. Dr. Barth hatte sich ge-
berdet, als ob Dank den Erfolgen seiner AgtiationS-
Reden die Freisinnige VolkSpartei gar nicht mehr in
Betracht komme; nun hat die Vereinigung die wenig-
sten Stimmen aufgebracht. Aber auch Richter kann
mit seiner VolkSpartei keinen Staat machen, denn die
Vereinigung bleibt nur um 240 Stimmen hinter ihr
zurück; die freisinnige Wählerschaft ist also keineswegs
so überwiegend volksparteilich. Ob sich nun die beiden
Führer «ine Lehre aus dem Mißerfolge nehmen werden?
Bei der persönlichen und FractionS-Eifersucht, die
sachliche Erwägungen schwer aufkommen läßt, ist das
kaum anzumhmen. Denselben Streit wie in Plön-
Oldenburg haben wir auch schon in einer Reihe an-
derer Wahlkreise. Wenn das so fort geht, brauchen
sich die „Junker" wegen der allgemeinen Wahlen keine
allzu großen Sorgen zu mache». Die Freisinnigen
werden schon dafür sorgen, daß dieselben mit einer
möglichst zersplitterten Gegnerschaft zu thuu haben.
Beide freisinnigen Parteien sind darüber einig, daß
eS bei den nächsten Wahlen die Hauptsache sei, die
„Junker" und die Cartellparteien möglichst zu schwächen.
DaS ist nur zu erreichen, wenn die Gegner sich zu-
sammenschließen. Hr. Richter hat wiederholt geklagt,
daß die Cartellparteien viele Mandate nur deshalb
erlangt hätten, weil ihre Candidatcn mit Sozial-
Demokraten in die Stichwahl kämen. Es sei nicht
leicht, die Stimmen aller ausfallenden Parteien auf
den Sozial-Demokraten zu vereinigen; ein anderer
würde leicht alle Stimmen für sich gewinnen und
damit die Cartellparteien schlagen. Wenn nun aber
die Freisinnigen sortfahren, durch ihre Zwietracht, wie
in Plön Oldenburg, die Sozial Demokraten statt sich
selbst oder eine andere Partei in die Stichwahl zu
Die Beerdigung Fr. Excellenz des Herrn
Erzbischofs Antonius.
* München, 26. Nsv. Zur Todtenvigil, welche
heute Nachmittag in der Domkirche für Erzbischof
Antonius von Thoma g-jungen wurde, versammelte
sich im Chorgestühl das Metropolitankapitel, der Dom-
pfarr-CleruS, die Mitglieder des Collegiatstiftes von
St. Cajetan und der gesammte Regular- und Säku»
larkleruS hiesiger Stadt.
* München, 27. Nov. Unter großer Theiluahme
aus allen Kreisen und Schichten der Bevölkerung wurde
heute Vormittag die irdische Hülle des verstorbenen
Erzbischofs Antonius nach dem Dom überführt und
dort beigesetzt.
Den Trauerzug eröffneten, geführt von magistra-
WesteUungen
a den Monat
YHmen jetzt schon alle Postämter auf die täglich er-
scheinende Zeitung
„Pfälzer Bottsblatt"
W>t der wöchentlichen Gratisbeilage „Der LonntagS-
sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwinger-
»Katze?, entgegen.
Expedition des „Pfälzer VolksblaU".
Heidelberg Zwingertzraße 7
Besuche aus Schönburg nicht mehr gesprochen; er hatte
sich gar nicht mehr blicken lassen.
Der Ball nahm seinen Anfang; Leo und Miliane
machten den ersten Tanz und erst beim fünften frug Hil-
verda gleichgiltig, ob sie ihm auch die Ehre gönne.
Schweigend legte Miliane ihren Arm in den seinen.
„Mit wie großer Freude erkenne ich dieses Kleid wie-
der," sagte er.
„Achten Sie denn auf solche Kleinigkeiten?"
„Meinen Sie, daß etwas, was mit Ihrem Erscheinen
in Mastricht und später auf dem Dampfschiffs in Verbin-
dung stand, für mich eine Kleinigkeit war?"
„Ich verdiene diese ausgezeichnete Ehre nicht . . ."
„Nicht diese Gleichgiltigkeit!" ergänzte er- Es thut
mir leid, daß Sie es so bezeichnen; aber vielleicht haben
Sie Recht und jedenfalls das Recht dam."
Miliane wurde plötzlich kalt wie Eis, ihr Arm zitterte
in dem seinen wie eine vom Winde bewegte Blumenstaude.
„Ich habe es nicht gesagt," flüsterte sie.
„Aber gedacht, das kommt auf eines heraus! O, wa-
rum haben Sie damals ss streng Ihr Inkognito bewahrt?
Alles wäre dann vielleicht ganz anders geworden I"
„Ich bi» zufrieden," sagte sie mit erstickter Stimme.
„Oder Sie bilden sich ein, es zu sein. Nun, möge die
Illusion noch lange vorhalten! Ich reise bald ab ! Leo hat
mich gebeten, Leuge bei seiner Heirath zu sei»; ich habe
es ihm ohgeschlagev, ich kann es nicht. Er wird vielleicht
eine verletzende Absichtlichkeit darin sehen. Aber glauben
Sie mir, dem ist nicht so, ich wünsche Ihnen alle» Glück
und auch ihm.
„Daran zweifle ich nicht."
„Er Wahl! Er scheint dadurch verletzt zu sein. SS ist
zwar gleichgiltig, waS er von mir denkt. Er hält mich für
eifersüchtig und neidisch, weil ich durch ihn die Erbschaft
seiner Baler» verloren habe. Es ist lächerlich! Ich hätte
vielleicht einen anderen Gebrauch von seinem Reichthum
üud seine» Gütern gemacht und mehr in der Welt bedeutet,
aber ihn beneide», da» ist mir zu gering. Bi» vor kurzer
Zeit habe ich ihm von Herze» seine Schätze gegönnt, wofür
er Alle» erringen konnte, selbst Ihre Hand!
„Aber rechnen Sie seine Persönlichkeit denn gar nicht
nut?"
„Die ist höchst liebenswürdig, ich will es gerne gestehen,
und unter Ihrer Leitung ist er zu vielem Guten im Stande,
darum hege ich auch die besten Wünsche für Ihr beider-
seitiges Glück, — aber ich glaube nicht daran und sage es
offen heraus. Sie find zu verständig, um mir deshalb zu
zürnen."
Miliane und Erich tanzten ein paar Mal herum, dann
setzten sie ihren Spaziergang eine Weile schweigend fort.
„Ich reise bald ab," begann er wieder, „Freitag oder
Samstag, und wenn ich zurückkomme, find Sie meine Kou-
fine, Fräulein Wolson!"
„Sie werden uns stets willkommen sein, Herr Hilverda
Unser Haus steht Ihne» immer offen."
„Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Güte, aber ich
werde keinen Gebrauch davon machen, um meiner selbst
willen. Der Abschied, den ich von Ihne» nehme, wird für
immer sein. Vielleicht bin ich über einen Monat schon in
Amerika."
„Und Ihre Mutter dann?"
„Mama zieht nach Amsterdam und wird mich wohl
entbehren. Seien Sie glücklich, ich wünsche es Ihnen noch -
mals zu, im Leben, das Sie sich selbst gewählt haben; ich
will und kann es aber nicht mit ansehen, Miliane!"
Wie wohltönend sprach er ihren Namen au». So hatte
sie ihn nie gehört.
„Erlauben Sie, daß ich Sie zum ersten und letzte»
Male so nenne, Mrlrane! flüsterte er; ,e» ist ein Fest für
die Lippen, den Namen auSzusprechen. Glücklicher Leo!"
„Bringen Sie mich auf meinen Platz zurück, Herr Hfl-
verda!" sagte sie erregt.
„Nicht bevor dieser Tanz zu Ende gesvielt ist; diese»
Recht gönne ich mir »och und daun ist Alles au»."
(Fortsetzung wlgk
bringen, so werden gerade sie viele „falsche Stichwahlen"
verschulden und damit den „Junkern" einen Dienst
erweisen. Die Herren sollten auch nicht aus dem
Auge lassen, daß in manchen Wahlkreisen der Freisinn,
wenn er sich auf einen gemäßigten Candidalen einigte,
auch die National-Liberalen als Vorspann haben
könnte, die sonst auf die andere Seite fallen.
Im conservatioen Lager ist man voller Hoffnung
für die allgemeinen Wahlen, weil man ziemlich sicher
ist, daß die Freisinnigen sich weiter zanken werden.
Mit einigem Unbehagen wird man dagegen auf die
2400 national-sozialen Stimmen sehen. Zwar ent-
sprechen diese Stimmen nicht den Erwartungen, welche
die National'Sozialen mit ihren Schilderungen der
Stimmung im Wahlkreise erregt haben; aber für
eine zum ersten Mal auf dem Kampfplatze erscheinende
Partei ist der Erfolg doch nicht gering onzuschlagen.
Hätten sie doch um ein Haar die erste Anwartschaft
gehabt, in die Stichwahl zu kommen. Ihre Stimmen
haben sie offenbar zum erheblichen Theile den Confer-
Votiven abgenommen, die, wenn v. Tungeln wirklich
8333 aufgebracht hat, gegen 1893 rund 1000 Stim-
men verloren haben. Der Sozialdemokrat hat gegen
1893 etwa 600 Stimmen weniger erhallen, ein em-
pfindlicher Mißerfolg zu manchen andern der letzten
Zeit. Möglich, daß die 600 „Mitteläufer" waren, die
jetzt zu den National-Socialen übergangen find.
Rechnen wir den freisinninzen Rückgang von 700
Stimmen hinzu, so kommen wir ziemlich auf die 2400,
die den National.Socialen zugefallen sind. Diese
neue Partei scheint also z. Z. einem „dringenden
Bedürfniß" zu entsprechen und eine „Lücke auS-
zufüllen."
Die Rrichstagsurahl in Plön-Mdentmrg
Sehr schlecht hat dies Mal der Freisinn abge-
Mitten. Die beiden freisinnigen Parteien haben zu-
Wwmen 700 Stimmen weniger erhalten, als 1893
eine freisinnige Candidat. Die Freisinnigen hätten
rs wohl zur Stichwahl gebracht, wenn sie nicht einig
iktvesen wären, da sie alsdann wohl auch national-
Eerole Stimmen erhalten und die Wähler nicht köpf-
Heu gemacht hätten. Das Mandat hätten sie freilich
Wohl auch dann nicht erhalten. Jetzt, wo sie den
Ochsten Anspruch an die Stichwahl den Svzialdemo
llaten haben abtreten müssen und sogar die National-
sozialen ihnen vorgegangen sein würden, entbrennt
wit verstärkt«r Heftigkeit der Streit, d«r nun schon seit
Monaten zwischen ihnen tobt. Jeder Theil sucht dem
Adern die Schuld für den Mißerfolg zuzuschieben.
Die Freisinnige Ztg. sagt: Der Candidat der Frei-
öonigen Vereinigung hat die wenigsten Stimmen er-
Mten, ein Beweis, daß die Freisinnige Volkspartei
wl Rechte war, als sie auf einer Candidatur ihren
mrbe bestand. Von der andern Seite wird er-
Widert, der gesammte Freisinn der Wahlkreises sei
Asang» über die Candidatur Hoeck, oie auch die
Aolkspartei wollte, einig gewesen, dann aber seien
Herr Richter und die Seinigen gekommen und hätten
durch Aufstellung einer eigenen Candidatur die Ein-
Melisne. k/L'
»rzählung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemftede-
Leo hatte sich darüber eine Bemerkung erlaubt, doch sie
foischultigte fich damit, daß sie zu lange gearbeitet habe
Wi Zeit sür ihre Toilette zu erübrigen, und außerdem sei
»e sür ihre Stadtgenrffen so gut genug.
Dem Ball ging ein Konzert im Garren voran. Leo saß
Ai seiren Tauen an einem Tischchen und nahm fort-
"aqrend die Grüße seiner Bekannten entgegen.
Buch Hilverda war im Garten und spazierte mit eini-
0s» Freunden auf und ab; an dem Tischchen vorbeikommend,
"oran auch seine Mutter saß, grüßte er eben, doch trat er
D die Damen erst nach der dritte» oder vierten Pause
oeran. Er wechselte ein paar unbedeutende Worte mit sei-
«er Mama, nahm aber den Stuhl nicht an, deu Leo ihm
Mot, und sprach kein Wort zu den anderen Damen, auch
Wt zu Miliane. Er war noch stiller und verschlossener,
Mr weniger spöttisch als sonst, und entfernte sich nach
^rgen Minuten.
... »Erich scheint bessere Gesellschaft gesunde» zu haben
die unserige," sagte Leo; „er wird doch nicht mehr lange
«avon prvfitiren können, er will ja schon vor Sonntag fort."
. „.Ja, sein Urlaub ist zwar noch nicht zu Ende, aber er
«vllte einen Freund in Rotterdam besuchen."
„Aslo bleibt er nicht zur Hochzeit da?" frug Nette.
. , .Ich habe ,hn ersucht, al» Zeuge zu fungiren, aber er
lagt, daß er nicht kau»."
»Daun wirb es wohl auch so sein."
-Wir wollen e» !»ffn Tante. Erich ist «ei« nächster
^ttwandter, und eine Bitte wie die meinige weigert «a»
'm höchste» Nothfaste."
,. »Da» »eine ich auch, bemerkte Gkfine, .aber er wird
»We Gründe schon habe», »e»u er ste auch nicht offenbart."
. »Was weißt Du dabo», Fräulein Naseweis?" war die
WHt sehr freundliche Zurechtweisung, die da» Nichtcherr
der Taute empfing.
Miltaue sagte nicht»; ste hatte Erich seit dem letzte»
KMch mit Ausnahme der Sonn- u.
Wertage. VLormeWSUtSprei» mit dem wöchent-
Wey Unterhaltnnasblatt «Der Sonntagsbote" für
Heidelberg monatlich SV H mit Trägerlohn, durch
die Post bezogen Viertels. -S 1.60 franco
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
AM für KrlickrL Fmlmi L MM.
_Expedition: ZwingerArstze 7.