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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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Februar 1897
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Nr. 36
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0145

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Wlzer Volksblatt

„Der Sonntaasbote für
H mit Trägerlohn, durch
rrtelj. 1.60 franco.

WeldeU WMg, de« 14. Mmr 1897.

baren" Landesausschuß Anlaß geben; wer indeß die
deutsch sprachliche Seite des guten Hrn. Jaumz kennt,
wird Milde walten lassen.

Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.

Alnt täglich mit Ausnahme der Sonn- n.
EPURWKHtzNH Grqan für MßMi, Fmkrit L «eikt
"A. monatlich 5» H mrt Tragerlohn, durch " '
Post bezogen viertelj. 1.60 franco.

Auf das
"Pfälzer Bolksblatt"
" immer noch für die zwei Monate
- Ieövucrv unö März
,.^'rt werden. Bestellungen nimmt jede Postaustolt
unsere Expedition in Heidelberg, Zwingerstraße 7,
"'Segen.
^ ^"benummern werden auf Wunsch gerne Porto-
* jedermann zugesandt.

dieser Drohungen zu erkennen. Sie sollen offenbar
den Gegeuschlag gegen die unliebsame Kritik der Fehler
des Regiments Puttkamer, der AuSnahme-Knebel der
Diktatur und Preßgesetze, darstellen, und die unbe-
haglichen Folgen dieses Systems, welche jüngst so
deutlich vor aller Augen traten, vergessen machen.
Und da läßt sich über die Rede nur das Urtheil ab-
geben : sie will das Pferd beim Schwänze aufzäumen!
Statt die offenkundig vorhandenen Fehler zu beseitigen,
droht man den Blättern, welche diese Fehler rügen,
mit dem Messerthurm. AIS ob dadurch die Sache
besser würde! Wir können der reichsländische« Re-
gierung den Borwurf nicht ersparen, daß von der
„dankbaren Anerkennung" dafür, „wenn in den öffent-
lichen Blättern in ruhiger und objektiver Form auf
Mißstände aufmerksam gemacht wird", wenig zu spü-
ren ist. Die Kölnische Volkszeitung z. B hat schon
im Sommer auf eine ganze Reihe solcher Mißstände
aufmerksam gewacht; die „dankbare Anerkennung" der
Regierung beschränkte sich aber darauf, daß sie in
ihrer sonst so geschwätzigen Amtl. Corresp. jede Ant-
wort schuldig blieb. Üeber die „größtmögliche Frei-
heit" der Presse im Reichslande hätte Fürst Hohen-
lohe besser nichts gesagt, so lange man ihn jeden
Augenblick auf die französischen Preßknebel Hinweisen
kann. DaS Dictum von der „Kirchhofsruhe" rührt
zudem gar nicht von der „übelgesinnten" (d. h. unab-
hängigen) Presse her, sondern von dem StaatSrath
Klein, der eS im LandeS-AuSschuß aussprach.
wenn die „gekennzeichnete Presse" jemals den Bogen
zu straff spannte", dann war am' "
Staatsanwalt rasch hinter ihr her. Verschiedene
Uebertreibungen wollen wir nicht weiter betonen; eS
ist übrigeus doch schwerlich ein Politiker in Elsaß-
Lothringen zu finden, der nicht die intellektuelle Ur-
Heberschaft der Rede der richtigen Adresse zuwiese.
Dafür trägt sie zu deutlich den Puttkamer'schen Re-
gimentsstempel. Erfolg wird sie keinen haben. Werden
die Drohungen vollzogen, so wird eS eben nur noch
deutlicher an den Tag treten, daß es mit dem System
Puttkamer absolut nicht weiter gehen kann.
Ungemein amüsant ist die Antwort, welche der
Vicepräsident des Landes Ausschusses, Jaunez, dem
Statthalter gab. Er Hub an: „ES sei mir gestattet,
im Namen der Mitglieder des LandeS-AuSschusses
Sr. Durchlaucht für die freundlichen Worte, die er
so eben an uns gerichtet hat, unfern verbindlichsten
Dank auszusprechen." Dies Aperxu könnte wieder
zu den boshaftesten Satiren auf cen allzeit „dank-

„Ach was zu Ende gelesen t' entgegnete der Alte rauh
„als ich dem Schreiben entnahm, daß schon wieder eine
der Bellengers den Weg eines der Meinen gekreuzt, da,
hatte ich heute gerade genug, ich mag von der ganzen
Sippe nichts mehr missen."
Tante Debby beruhigte ihren Bruder und machte ihm
klar, daß sich hier die Sache doch anders verhalte; daß
der Stolz der alten Bellenger von tiefster und aufrichtig-
ster Reue gebrochen sei und sie ihren Frieden darin suche,
das große Unrecht so viel wie möglich zu sühnen. Insbe-
sondere hob noch Tante Debby die Mittheiluna hervor,
daß sich die Mrs. Bellenger von ihrem nach lebenden
Sohne und ihrem Enkel William abgewandt hätte und
von diesem nichts mehr wissen wolle.
Es gelang zwar nicht, das tiefwurzelnde Mißtrauen
deS alten Marshall ganz zu besiegen, aber er erwies sich
doch den Vorstellungen seiner Schwester nicht unzugänglich.
„Gebe Gott, daß wir uns nicht täuschen!' schloß er die
Unterhaltung.
So war denn dem in Aussicht gestellten Besuche in
etwas die Bahn geebnet.
Der Winter neigte seinem Ende zu; die stürmischen
Märztage verkündeten den nahenden Frühling. Eines
Abends erschien eine Dame an der Thüre des alten Hau-
ses und fragte nach der Wohnung Mr. Marshalls.
„Ich habe keinen Anspruch aus Ihre Gastfreundschaft,"
sagte sie eintretend, „aber eine Mutter hat das Recht, das
Grab ihrer Tochter zu besuchen, und das Heim, in dem
sie gestorben ist. Mir diese Tunst zu gewähren, darum
bittet em zerknirschtes Herz."
Es war Mrs. Bellenger, — jedoch von der stolzen
Krau, die ehemals hier gewesen, so verschieden, daß die
Familie sts kaum wieder erkannte. Trotz der vorherge-
gangenen Mitthsilungen Walters war die pes eingewur-
zelte Meinung gegen die Mutter der Verstorbenen im
Farmhause nicht gebrochen woroen, und erst ihr persön-
liches Erscheinen vermochte bei seinen Bewohnern die
Ueberzsugung hervorzurufen, daß Milde, Freundlichkeit
und Sanftmuth den alten Hochmuth verdrängt hatten.
Namentlich Ellen gegenüber bezeigte sie eine innige Liebe

Deutsches Reich.
* Berlin, 12. Febr. Bei dem gestrigen Gala-
diner zu Ehren der Erzherzog- Otto brachte Kai-
ser Wilhelm folgenden Trinkspruch aus: „Ich
trinke auf da- Wohl des Kaisers und Königs Franz
Joseph, meiner theuren Freundes und Bundesgenos-
sen. Ich bin besonders erfreut, unfern erlauchten Gast
hier begrüßen zu können." Hierauf erwiderte Erz-
herzog Otto: „Gestatten Ew. Maj., daß ich
meiner Freude darüber Ausdruck geben darf, Ew. Maj.
meine Huldigungen in Ew. Hauptstadt da-bringen zu
dürfen. Ich knüpfe daran meinen tiefgefühlten Dank
für den warmen Empfang, der mir von allen Seiten
zu Theil geworden, und trinke auf das Wohl Ew.
Majestät, Ew. Majestät der Kaiserin und Königin u.
der deutschen Armee!"
* Berlin, 12. Febr. Die ReichStagSkomm'ssion
für den Gesetzentwurf über die Zwangsversteigerungen
nahm einstimmig in der zweiten Lesung daS Gesetz
im Ganzen und daS Einführungsgesetz an.
* Berlin, 12. Febr. Die Stadtverordnetenver-
sammlung verwies gestern die Vorlage, welcher für
die Feier des lOOjähr. Geburtstages Kaiser Wilhelm 1.
160,000 Mark verlangt, davon 120,000 Mark für
die Ausschmückung der Feststraßen, zur schleunigen
Berichterstattung an einigen Ausschuß, ^freisinnige
Stadtverordnete gaben eine Erklärung ab, daß sie
auch bereit seien, den Geburtstag zu feiern, aber, dem
schlichten Sinne deS verewigten Kaisers folgend, statt
der Ausschmückung der Feststraßen den dafür ange-
setzten Betrag einer dauernden WohlthätigkeitSstiftung
überweisen wollten.
* Darmstadt, 12. Febr. Der „Darmstädter Ztg "
zufolge werden sich der Großherzog und die Groß-
herzogin am 18. Februar zu längerem Besuche deS
Kronprinzenpaares nach Bukarest begeben.
* Straßburg, 12. Febr. Die erste Plenarsitzung
deS LandeSauSschuffeS wird kommenden Dienstag Nach-
mittag 3 Uhr abgehalten. Auf der Tagesordnung
steht die zweite Lesung des Etats. Wie verlautet,
besteht die Ansicht, bei der zweiten EtatSberathung die
jüngste Rede des Statthalters über die Presse, die
bei einem Theil der Abgeordneten eine sehr ungünstige
Aufnahme gefunden hat, zum Gegenstand einer parlamen-
tarischen Besprechung zu machen. (Siehe Leitartikel.)

und darin Frieden aefunden hatte, hielt sie es für heilige
Mutterpflicht, denselben nicht nur nicht zu stören, sondern
zu befestigen- Sie küßte ihrem Kinde die engelreine Stirne
und mahnte es, etwas auszuruhen, da es angegriffen aus-
sehe. Dann flüchtete sie zu Tante Debby und dem alten
Marshall, um ihren bitteren Schmerz austoben zu lassen
unv denselben zu berichten, wie elende und feige dieser
junge Bellenger das Herz ihrer Tochter betrogen und ge-
brochen. — Dem alten Marshall schwoll die Zornesader
und nur mühsam unterdrückte er den Fluch, der den Bel-
lengers gelten sollte, die so viel Unheil über sein graues
Haupt gebracht.
Gegen Abend brachte der Postbote einen Brief von
Walter. Derselbe erzählte in ausführlicher Weise seine Be-
gegnung mit seiner Großmutter Mrs. Bellenger- Ehe der
alte Marshall das Schreiben zu Ende gelesen, warf er es
bei Seite und rief unmuthig: „Das fehlt mir gerade noch,
also auch Du, Walter, hast Bellengers einfangen lassen,
auch Dich, den ich wie meinen Augapfel liebe, sollen sie
mir rauben!"
Verwundert schaute Tante Debby auf. War es mög-
lich, daß Walter seinem Großvater emen Schmerz bereitet
hätte!
„Was gibt's denn. Bruder? Was schreibt Walter,
meldet er unangenehme Nachrichten?" forschte sie, über
ihre Brille schauend.
Statt jeder Antwort schob der Alte seiner Schwester
den Brief hin.
Begierig griff sie darnach und las ihn bedächtig bis
zu Ende- „Also Mrs. Bellenger werd in einigen Tagen
das Grab ihrer Tochter besuchen; ach, wenn Seth es
sehen könnte I" sagte sie zu sich, wie im Selbstgespräch.
Dann schaute sie zu ihrem Bruder auf, der ihrem Mienen-
spiel mit Spannung gefolgt war, und bemerkte: „Ich ver-
stehe nicht recht, was Dich bei dem Briefe verstimmt, er
enthält ja ganz erfreuliche Nachrichten, die uns mit Ge-
nugtüuang erfüllen können. Kommt die Reue noch so spät,
so kommt sie doch und mit Rücksicht auf Walter noch viel-
leicht nicht zu spät. Hast Du den Brief bis zu Ende ge!
lesen, Bruder ?"

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Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingerstraße 7._

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Rabattbewilligung.
Expedition: Zwingerstratze 7.

ksij. Statthalter Mch zu Hohenlohe-
Langenburg
ätzten Dienstag auf einem parlamentarischen
sH^.eine Rede, die wir in Nr. 34 ds. Blattes
brachten. In derselben sprach er seine Freude
aus, daß trotz der Neuwahlen so wenig neue
«.b" in den Landesaukschuß gekommen sind,
Kjj^lur die „Stetigkeit in der Arbeit" usw. „so
h^'^nSwerih" sei. Gewiß; die Hauptsache aber
daß möglichst tüchtige Männer und echte VolkS-
hinein gewählt werden, und ohne zeitweilige
^-"Neuerung wird die Stetigkeit leicht zur Stag
Sh"'". Weiter bemerkte der Statihalter: „Nicht
Neid sieht man zum Theil von jenseits deS
Eg a"s die sachliche und rasche Erledigung der
in unserm gesetzgebenden Kisiper!" Den
von jenseits des RheineS" hätte der Statt-
ja c,. °°ch lieber mit Namen nennen sollen! Es mag
d/'",' daß ein Minister wie von Köller nach den
Erfolgen im Reichstage seinen Straßburger
h^'Sen Puttkamer um sein „Parlament" beneidet
aber im allgemeinen sieht man doch „von
a» des RheineS" nichts weniger als neidisch auf
ij^avdes Ausschuß hin. Die Wirkung wird nur
^gemeine Heiterkeit in Deutschland sein, was
VUrst sicherlich nicht beabsichtigt.
die Blätter in Elsaß Lothringen, welche die
kjn,"Eerliche Rede für „übelgesinnt" halten, wird
I tzj ^vckprügelstrafe angekündigt. Nach welchem
«tzt, > diese Prodezur vollzogen werden soll, braucht
Lande der Diktatur nicht lange zu fragen.
»Adebars eS keines langen Suchens, um den Grund

sy Stotz und Liebe. kLn"
Dem Amerikanischen nacherzählt.
»!>N das William," sagte sie mit zitternder Stimme,
^iniw vorbei sür mich; ich werde Dich lieben bis zu
. r^ten Athewzuge — aber wir wollen nicht mehr
Mer, <l.den; ich habe ausgekämpft und ich muß jetzt an
Me . "ae denken. Zum Abschied nimm zum letzten
ich z.. meine Hand; was ich Dir mitzutheilen hatte, sagte
j ^s d°!.Wern Abend Wenn ich dort ruhe," und sie wies
, A kleinen Kirchdof drüben — „dann bete für mich!"
er; 'dieser Abschied hatte seinem schuldbela-
»^wissen keine Erleichterung gebracht.
Hewlaud begleitete ihn bis zur Hausthüre.
Bellenger," sagte sie in bitterem vorwurfsvollem
Besuch hat meinem armen Kinde großen
bereitet. Ich ahne, daß Sie der Ursache ihres
ÄchN"dens nicht fremd find; Sie haben nicht bloß der
M A wudern auch der Mutter Herz tief verwundet,
richten I"
! m schlug schuldbewußt die Augen nieder; — er
itzrUi« eine Rechtfertigung, aber die unglückliche Mutter
ins Haus »urückgetreten, weil sie ihre Thränen
hkkm U." wollte. Als sie diese getrocknet, begab sie sich zu
LKlnde.
Trost im Gebete gesucht und war gefaßt,
ter Mutter die ganze Geschichte ihres Her-
i^gann^^S' 'le so lange bewahrt batte; auch den
Ujey gestrigen Abend offenbarte sie dem Mutter-
leine Klage kam über ihre Lippen, keine An-
bielni.r, ^gkn ihren Geliebten; sie rechtfertigte densel-
U^and^» suchte klar zu machen, daß er ja nicht
Me bandeln können, daß er selbst unter dem Ge-
M Und alz Ellen geendet, wars ihr leichter ums
Nulter, den; """ lehnte sie ihren Kcpf an der Mutter
hatte schweigend zugehört; sie litt unsäz-
»rm°s vernommen; jetzt erst ermaß sie, was
gelitten ohne Klage, ohne Ungeduld. Aber
oasselbe einen so heldenmüthigen Entschluß gefaßt

Und

jemals den Bog«
ich schon bisher der
 
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