Mäher WlrsälE
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Nachdruck
vervoten.
Druck, Verlag u. Expedition
Geb u Huber in Heidelberg,
Lwingerstraße 7.
war. DaS sdcialistische Reichstags Baby Bueb arbeitet?
mit ausgedehnten Programmen, Flugblättern, Ver-
sammlungen, der liberale Dr. Mühlenbkck begnügte
sich nach der Väter bescheidener Sitte mit einigen
färb- und inhaltslosen Sätzen im Stile „Ihr kennt
mich alle!" — und Bueb war gewählt, der erste
Social-Demokrat im oberelsäßischen Bezirkstage. Den
meisten Staub aber hat die Candidatur und dann die
Wahl des Abg. Preiß im Canton Kaysersberg auf-
gewirbelt. Liberale Blätter waren unermüdlich im Ber»
warmen des Wahlkreises vor diesem schlimmen Manne
und belegte« seine Wähler schon im voraus mit dem
einst so fürchterlichen Schreckwort „Protestler. Wer
die Wahl mit der eben so biquemen als verschimmel-
ten Formel „Protestler" abmachen will, den kann man
ruhig sich selbst überlassen; um seine politische Ein-
sicht braucht man ihn nicht zu beneiden. Mit dem
„Protest" im herkömmlichen Sinne einer Opposition
gegen den Frankfurter Frieden hat die Sache nicht
das allermindeste zu thun. Für die Stellungnahme
der Katholiken kamen zwei Gesichtspunkte in Betrrcht.
Ein Mal ist Kaysersberg ein katholischer Wahl-
bezirk and man mußte wünschen, daß der Bezirk auch
durch einen Katholiken vertreten werde, und zwar
durch eiuen solchen, der fest auf dem Programm der
katholischen Partei stand. Nur im Falle ein solcher
sich nicht fand, konnte man an einen andern denken.
Dar erstere ist nun nicht der Fall gewesen; ein ka-
holischer Bewerber ist nicht aufgetreten. Da lag nun
reilich — das ist der zweite Gesichtspunkt — die
Unterstützung der Kandidatur Preiß nahe, doppelt
nahe unter den heutigen Zeitverhältnissen in Elsaß-
Lothringen. Denn der Name Preiß enthält wie kein
anderer in sich selber das schärfste Programm: Ka-
der unbedingten Zurückweisung des von Hohenlohe II.
so hoch ausgebildeten Systems der Diktatur. Preiß
ist sonst in manchen Dingen unser Mann nicht, aber
das sagen wir auch unumwunden: gegen die Aera
Hohenlohe II. ließ sich die Volksmeinnng wirklich nicht
kräftiger und unzweideutiger zum Ausdruck bringen,
als durch seine Wahl! Außerdem hat Preiß durch sein
Eintreten für die Wahl des Abg. SpieS, durch seine
ReichStagSrede für die unterdrücken katholischen Blät-
ter des OberelsaßeS, durch seine Stellung zum Jesu*
itevgesetz und neuesten- durch seinen Bruch mit der
anti klerikalen Colmarer demokratischen Partei doch
vom katholischen Standpunkt aus auch Sympathie mit
Recht erworben; die Straßb. Post schreibt sogar: er
sei ganz ins klerikale Lager eingeschwenkt. DaS ist
übertrieben, besonders wenn man seine Stellung zur
dem 1. August begann ein
zweimonatlicher Bezug
_ (August uud Seplrmber)
das täglich erscheinende
"Pfälzer Bolksblatt."
^steüungen mbmen olle Postonstolten und
Zir ^"^ger, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
' ' kwgegen.
meinen Bruder mitgebracht," sagte er nach den ersten Be-
grüßungen.
„Und wo ist er nun '/"
„Noch unsichtbar!"
„Jetzt noch? Dann ist er ja nicht wie Du."
„Worin wir uns ähnlich find, das wird fich noch zeigen
müssen," entgegnete Adelbert lachend; „aber Du weißt ja,
Kontraste ziehen fich an."
„Ich hoffe, daß es wahr ist," sagte Cäcilie, schelmisch
zu ihm aufblickend.
„Sonst wäre es eine schlimme Geschichte, nicht wahr?
Fritz hat an Deinem blauen Boudeir wirklich, wie man
sagt, sein blaues Wunder gesehen."
„So haft Du doch Blau gewählt?"
„Ja — hatten wir es denn nicht so besprochen?"
„Ich meinte, daß ich Rosa gewählt hätte."
„Nein, Liebste, Du hast ganz bestimmt Blau gesagt,"
bestätigte die Mutter.
„Dann habe ich gewiß geträumt," lackte das Mädchen.
„Hättest Du denn lieber Rosa, Cilla?"
„O nein, nein, es ist nun doch zu spät."
„Aber ich kann cs ja ändern lassen, das ist nicht so
schlimm."
„Nein, das braucht's nicht, das wäre doch zu viel Mühe!"
„Ich will eS ändern lasten, es muß ganz nach Deinem
Geschmack sein."
„Ich würde es nicht thun, Doornburg," sagte Frau
Bloemertz.
„Es wäre schade, und Blau wird fich gewiß recht hübsch
machen."
„Ueberlaffen Sie es mir, sie muß zufrieden sein "
„Geht das Zimmerchen auf den Garten, Adelbert?"
„Ja, Cilla."
„Aber man kann die Vögel gewiß nicht singen hören?"
„Und warum nicht?"
„Weil die Räderwerke ein solches Geräusch macken I"
„Beste Cilla, ich möchte, daß Du mit Deinen Eltern
einmal herüberkämest; dann könntest Du sehen, wie es in
der Fabrik, in unserem Häuschen ausfieht."
(Fortsetzung folgt.)
formlosen Dinge, wenn man sie nur tief im Herzen be-
wahrt."
„Ich hatte Dich mir ganz anders gedacht; und wann
willst Du mich Deiner Braut vorstellen?"
„Es ist heute Donnerstag — laß uns morgen nach
Doornburg fahren, wir werden Abends spät dort ankommen."
„Aber wird's Deiner Cäcilie nicht bart ankommen, so
weit von ihren Eltern fortziehen zu müssen?"
„Oh, das hat nichts zu sagen, Papa und Mama Bloe-
mertz werden ihrem Töchterchen bald Hochziehen. Diesen
Flügel dort habe ich daran bauen lasten für den Fall, daß
sie sich dazu entschließen würden."
Am folgenden Abend langten sie auf dem Schlöffe an.
Der weiche Fritz konnte fich der Thränen nicht enthalten,
„Wie glücklich wäre der gute Pepa hier gewesen!" rief er.
Der Andere schwieg mit zusammengcpreßten Lippen.
„Weißt Du roch, Fritz, frug er nach einer Weile,
„wie w>r dort uns früher herumbalgten? Sieh, ich habe
hier nichts verändert; wo nun das Pianino steht, dort
stand es auch, al- die Mutter noch lebte, und es ist mir,
al- wenn sie noch daran säße."
„Dessen erinnere ich mich nicht mehr," gab Fritz weh-
müthig zur Antwort. „Und bleibt das große Schloß nun
unbewohnt?'
„Dos ist für Dich, wenn Du verheirathet sein wirft."
„DaS ist ja Dein Ernst nicht, Adelbert!"
„Warum nicht? Dir falle das adelige Gut anheim, ich
bin der Begründer meines eigenen Hauses!"
„Du bist der gute Genius unserer Familie!" rief Fritz
begeistert. „Und thut es Dir nicht leid, daß Du Deinem
Range Lebewohl gesagt haft? Es klingt doch so vornehm,
ein Ba . . . Junker vor seinen Namen zu setzen."
„Nun sage es voll heraus: Baron; es kostet doch keinen
Deut mehr oder weniger."
Im Lause de- nächsten Morgens, als Fritz noch schlief
oder bei der Toilette war, begab sich der Fabrikant zur
Billa Florente. Im Garten saß Cäcilie in einer Laube
neben der Mutter mit Handarbeit beschäftigt und hieß
Adelbert mit lieblichem Erröthen willkommen. „Ich habe
Die einzige Tochter«
Zweites Kapitel,
drh* uw Mt hier einen hübschen Käfia, Adelbert," sagte
«d^uch herschauend, „aber das Vögelchen fehlt noch."
lächelte geheimnißvoll.
„Ain?.. und einen halben Monat," sagte er.
, wartest Du so lange?"
i'vvr 7?° Eltern wollen ihr Töchterchen nicht abgeben.
nun s>Ä"^rwanrig Jahre alt ist. Und eS ist auch gut
Hdgljch ,?°be ick vollauf Zeit, das Hänschen so schön als
^wis» wiurichten. Willst Du es Dir einmal ansehen?
„Wi »wird man das Souper anrichten."
b»„,il*huüa<n. 3ck mache Dir mein Kompliment.
11 ..Du Ordnung."
kk s,E! nicht» gesehen, komm' nur einmal mit."
Fritz,n eine ganze Reihe wunderhübsch
Akkr w.^'wwer. Hier war der Salon, dort da- Studir-
^'eterin der Musiksaal der zukünftigen jugendlichen
w s Hauses.
Alvbin .d'e geschmackvolle Einrichtung nicht genug
FW? Lsc„?fd als Adelbert eine glänzend weiße, vergoldete
?ür ihr Rn. L dli'b er vor Erstaunen ganz stumm. DaS
M oir. Die Wände waren mit blauen Draperien
Mien verziert. Guirlonden von weißen Rosen
^iilde wn^buen Vorhänge zusammen, die Rahmen der
E'bviw kanz in Blumenwerk ausgeschnitzt, und
»Gn . 'Wien ein einziges, volles Blumenbeet.
dvck°'^?S. habe ich noch nicht gesehen," rief Fritz,
II? Slüüli^w.. >ch gerade krin Neuling mehr- Der Tausend,
ÜÄ iür s? Ke sem muß!" - .E« kann nichts zu schön
U E'lla ist gewohnt, sich von lauter Schönheit
^iur zu i-d umgebent» sehen; eS ist daher meine Pflicht,
I,., »Urd j^En, daß nichts ihr Mißfallen errege."
,-iM tz- ich klaubte, daß Du allein Deinen Maschinen
' 'k> eiu tzbs.Äwwer ist mehr als ein eleganter Gemach,
den Maschinen verlernt man die Poesie
'' »iese ergießt ihr Zauberlicht selbst über jene
Bkzirkstsgsivshlen in Elsaß-Lothchigen
jichtsk m «sten Male unter politischen Ge-
statt ^iten, ouf Grund eines festen Parteiprogramm-
^^sUndin und verdienen als erster Versuch der
c Mr Bildung ein«r Parteigruppe imLandeS-
ist alle Beachtung. DaS Ergebniß der Wahlen
di,", daß es die Katholiken r ur ermuihigen kann,
ddter fortzufohren, donu werden wir selbst
hffs,> jetzigen miserablen Wahlsystem schon zu
Zuständen kommen.
Hvlikek , " terelsaß sind die Kandidaten der Ka-
heiiy '" iu den Kantonen Hagenau, Louierburg, RoS-
gkivas^' Truchterüheim und GeispolSheim alle mit
E°wme ' Üen Mehrheiten durchgegangen; dazu
^dch SLiltigheim, wo zunächst kein Partei-
vuf ausgestellt war, dann aber Dr. Meyer sich
l8?g ». .Äolische Progrcmm verpflichtete und mit
^i'Ulwen über seinen liberalen Gegner (855
^renswfiie. Mo Gegercandidaten aufgestellt
Clin,'', "h"lten dieselben überhaupt nur eine geringe
Geirpolrbeiw: Schmitthaeuiler (fach.)
I377' H?ügel (üb.) 547; RoSheim: Laugel (kath.)
(vd.) 547. DaS sind Ergebnisse, die
diese» ""üfrirdigung «füllen können. Gegenüber
zu w., Siegen sind nur zwei direkte Mißerfolge
EüiUuit 'n: Zubern und Barr (in Straßburg
h'rZur Nachwahl). In Zabern zeigte eS sich,
'Wer K- 'st- Mauden, der ein Mal lange Zeit
«iuk V.s ?"1Hust angehört hat, hivouszubringen —
>« ßfftd die man bei ähnlichen Wahlen auch
sihuß suisqlarid bei einer weit geschuliern Wähler-
^^^Lkvug gemacht hat. Indessen brachte eS
z-,--..- di.
ZL Gimm für Rckrlmi, Freiheit L KeM.
N llnterhaltunasblati „Der Sonntagsbote M - «w-ditt-«: Jwi«a«rftraß-^,-
°°id° der» monatlich b« L mit Tragerlohn durch _ —----
!^die Post beroaen Viertels. 4» 1.60 franco-—----
Wkldklg, MM. dm 8. AuM 1897.
auch hier der katholische Candidat auf 1340 Stimmen
der alte Inhaber dis Mandats erhielt 1582; in der
Stadt Zabern selbst hatte der Katholik 535, sein
Gegner nur 248 Stimmen. In Barr stellt sich der
„Sieg" des Dombacher Bürgermeisters Roth noch
winziger heraus, als die anfänglichen Ziffern angaben:
er eihirlt nur 75 Stimmen mehr a!S sein Gegner!
Und was war für Roth alles avsgeboten worden!
Auflösung fast oller Versammlungen, in denen ein
Mitglied der katholischen Partei sprech oder nur
sprechen wollte; Glrckengeläute ohne Genehmigung
der Geistlichkeit als Einladung zu Roch'schen Ver-
sammlungen; den letztern wurden die Rathhaussäle
eingeräumt, die katholische Partei in die — Scheune
verwiesen usw.; man kennt ja den spezifisch reichSlän-
dischen Apparat für derlei Gelegenheiten. Ein Cu-
rivsum zeigte die Wahl aber doch: Während voriges
Jahr die toleranzberühmten Protestanten von Barr,
Mub-Heiliger stein u. a. für eimn Katholiken gründ
sätzlich keine Stimmen obgaben, zeigten sie jetzt, daß
ein „Katbolik" mit der Vergangenheit u. den Anschau-
ungen des Hrn. Roth auch ihrer Sympathien sich erfreut,
u die evangelisch-bündlerische Heimath trat mit einem
spaltenlargin Artikel für ihn ein! DaS Land wird also
wieder an der Thätigkeit des Hrn. Roth im LandeSauS-
schuß fich erfreuen können, bis der unterelsäßische Bezirks-
tag sich so weit gebessert hat, daß er ihn dieser Mühe
überheht, was hoffentlich keine neun Jahre dauern
wird. Außer seiner Wahl Hot Roth auch noch zwei
Processe sich zugezogen: einen vom Dambacher Pfarrer
uud enen vom Vicar, denen beiden er in öffentlicher
Versammlung — Diebstahl von Kirchen bzw. Gemeinde-
geldern nachsagte. Es ist zu bedauern, daß die große
Wahl-Arbeit der Katholiken iw Canton Barr dies
Mal nicht zum vollen Siege geführt hat; an dem
Hoche,freulichen Gesammt Ergebniß in Unterelsaß
ändert dieser AuSgong aber wenig.
Im Oberelsatz ist die Sache leider noch nicht
so klar und reinlich geschieden. Die katholischen Blätter
haben auch hier sosoit taL katholische Wahlprogramm
zu dem ihrigen gemacht, auch las man von einigen
Cardidaten, sie ständen auf dem Standpunkte desiel-
den; — aber in den Wahlaufrufen merkte man nichts
davon; dar waren Münzen alten Schnittes, ohne
Gepräge. Wie verfehlt die alte Wahlformel: „Ihr
kennt mich alle!" ohne weiteres politisches GlaubenS-
bekevntnißheutzutage ist, sah man im Canton Markirch.
Leider trat der katholische Candidat kurz vor der
Wahl zurück, ein Zwischenfall, der auch bei den
Reichstags Wahlen von 1893 mancherorts zu beklagen
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Nachdruck
vervoten.
Druck, Verlag u. Expedition
Geb u Huber in Heidelberg,
Lwingerstraße 7.
war. DaS sdcialistische Reichstags Baby Bueb arbeitet?
mit ausgedehnten Programmen, Flugblättern, Ver-
sammlungen, der liberale Dr. Mühlenbkck begnügte
sich nach der Väter bescheidener Sitte mit einigen
färb- und inhaltslosen Sätzen im Stile „Ihr kennt
mich alle!" — und Bueb war gewählt, der erste
Social-Demokrat im oberelsäßischen Bezirkstage. Den
meisten Staub aber hat die Candidatur und dann die
Wahl des Abg. Preiß im Canton Kaysersberg auf-
gewirbelt. Liberale Blätter waren unermüdlich im Ber»
warmen des Wahlkreises vor diesem schlimmen Manne
und belegte« seine Wähler schon im voraus mit dem
einst so fürchterlichen Schreckwort „Protestler. Wer
die Wahl mit der eben so biquemen als verschimmel-
ten Formel „Protestler" abmachen will, den kann man
ruhig sich selbst überlassen; um seine politische Ein-
sicht braucht man ihn nicht zu beneiden. Mit dem
„Protest" im herkömmlichen Sinne einer Opposition
gegen den Frankfurter Frieden hat die Sache nicht
das allermindeste zu thun. Für die Stellungnahme
der Katholiken kamen zwei Gesichtspunkte in Betrrcht.
Ein Mal ist Kaysersberg ein katholischer Wahl-
bezirk and man mußte wünschen, daß der Bezirk auch
durch einen Katholiken vertreten werde, und zwar
durch eiuen solchen, der fest auf dem Programm der
katholischen Partei stand. Nur im Falle ein solcher
sich nicht fand, konnte man an einen andern denken.
Dar erstere ist nun nicht der Fall gewesen; ein ka-
holischer Bewerber ist nicht aufgetreten. Da lag nun
reilich — das ist der zweite Gesichtspunkt — die
Unterstützung der Kandidatur Preiß nahe, doppelt
nahe unter den heutigen Zeitverhältnissen in Elsaß-
Lothringen. Denn der Name Preiß enthält wie kein
anderer in sich selber das schärfste Programm: Ka-
der unbedingten Zurückweisung des von Hohenlohe II.
so hoch ausgebildeten Systems der Diktatur. Preiß
ist sonst in manchen Dingen unser Mann nicht, aber
das sagen wir auch unumwunden: gegen die Aera
Hohenlohe II. ließ sich die Volksmeinnng wirklich nicht
kräftiger und unzweideutiger zum Ausdruck bringen,
als durch seine Wahl! Außerdem hat Preiß durch sein
Eintreten für die Wahl des Abg. SpieS, durch seine
ReichStagSrede für die unterdrücken katholischen Blät-
ter des OberelsaßeS, durch seine Stellung zum Jesu*
itevgesetz und neuesten- durch seinen Bruch mit der
anti klerikalen Colmarer demokratischen Partei doch
vom katholischen Standpunkt aus auch Sympathie mit
Recht erworben; die Straßb. Post schreibt sogar: er
sei ganz ins klerikale Lager eingeschwenkt. DaS ist
übertrieben, besonders wenn man seine Stellung zur
dem 1. August begann ein
zweimonatlicher Bezug
_ (August uud Seplrmber)
das täglich erscheinende
"Pfälzer Bolksblatt."
^steüungen mbmen olle Postonstolten und
Zir ^"^ger, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
' ' kwgegen.
meinen Bruder mitgebracht," sagte er nach den ersten Be-
grüßungen.
„Und wo ist er nun '/"
„Noch unsichtbar!"
„Jetzt noch? Dann ist er ja nicht wie Du."
„Worin wir uns ähnlich find, das wird fich noch zeigen
müssen," entgegnete Adelbert lachend; „aber Du weißt ja,
Kontraste ziehen fich an."
„Ich hoffe, daß es wahr ist," sagte Cäcilie, schelmisch
zu ihm aufblickend.
„Sonst wäre es eine schlimme Geschichte, nicht wahr?
Fritz hat an Deinem blauen Boudeir wirklich, wie man
sagt, sein blaues Wunder gesehen."
„So haft Du doch Blau gewählt?"
„Ja — hatten wir es denn nicht so besprochen?"
„Ich meinte, daß ich Rosa gewählt hätte."
„Nein, Liebste, Du hast ganz bestimmt Blau gesagt,"
bestätigte die Mutter.
„Dann habe ich gewiß geträumt," lackte das Mädchen.
„Hättest Du denn lieber Rosa, Cilla?"
„O nein, nein, es ist nun doch zu spät."
„Aber ich kann cs ja ändern lassen, das ist nicht so
schlimm."
„Nein, das braucht's nicht, das wäre doch zu viel Mühe!"
„Ich will eS ändern lasten, es muß ganz nach Deinem
Geschmack sein."
„Ich würde es nicht thun, Doornburg," sagte Frau
Bloemertz.
„Es wäre schade, und Blau wird fich gewiß recht hübsch
machen."
„Ueberlaffen Sie es mir, sie muß zufrieden sein "
„Geht das Zimmerchen auf den Garten, Adelbert?"
„Ja, Cilla."
„Aber man kann die Vögel gewiß nicht singen hören?"
„Und warum nicht?"
„Weil die Räderwerke ein solches Geräusch macken I"
„Beste Cilla, ich möchte, daß Du mit Deinen Eltern
einmal herüberkämest; dann könntest Du sehen, wie es in
der Fabrik, in unserem Häuschen ausfieht."
(Fortsetzung folgt.)
formlosen Dinge, wenn man sie nur tief im Herzen be-
wahrt."
„Ich hatte Dich mir ganz anders gedacht; und wann
willst Du mich Deiner Braut vorstellen?"
„Es ist heute Donnerstag — laß uns morgen nach
Doornburg fahren, wir werden Abends spät dort ankommen."
„Aber wird's Deiner Cäcilie nicht bart ankommen, so
weit von ihren Eltern fortziehen zu müssen?"
„Oh, das hat nichts zu sagen, Papa und Mama Bloe-
mertz werden ihrem Töchterchen bald Hochziehen. Diesen
Flügel dort habe ich daran bauen lasten für den Fall, daß
sie sich dazu entschließen würden."
Am folgenden Abend langten sie auf dem Schlöffe an.
Der weiche Fritz konnte fich der Thränen nicht enthalten,
„Wie glücklich wäre der gute Pepa hier gewesen!" rief er.
Der Andere schwieg mit zusammengcpreßten Lippen.
„Weißt Du roch, Fritz, frug er nach einer Weile,
„wie w>r dort uns früher herumbalgten? Sieh, ich habe
hier nichts verändert; wo nun das Pianino steht, dort
stand es auch, al- die Mutter noch lebte, und es ist mir,
al- wenn sie noch daran säße."
„Dessen erinnere ich mich nicht mehr," gab Fritz weh-
müthig zur Antwort. „Und bleibt das große Schloß nun
unbewohnt?'
„Dos ist für Dich, wenn Du verheirathet sein wirft."
„DaS ist ja Dein Ernst nicht, Adelbert!"
„Warum nicht? Dir falle das adelige Gut anheim, ich
bin der Begründer meines eigenen Hauses!"
„Du bist der gute Genius unserer Familie!" rief Fritz
begeistert. „Und thut es Dir nicht leid, daß Du Deinem
Range Lebewohl gesagt haft? Es klingt doch so vornehm,
ein Ba . . . Junker vor seinen Namen zu setzen."
„Nun sage es voll heraus: Baron; es kostet doch keinen
Deut mehr oder weniger."
Im Lause de- nächsten Morgens, als Fritz noch schlief
oder bei der Toilette war, begab sich der Fabrikant zur
Billa Florente. Im Garten saß Cäcilie in einer Laube
neben der Mutter mit Handarbeit beschäftigt und hieß
Adelbert mit lieblichem Erröthen willkommen. „Ich habe
Die einzige Tochter«
Zweites Kapitel,
drh* uw Mt hier einen hübschen Käfia, Adelbert," sagte
«d^uch herschauend, „aber das Vögelchen fehlt noch."
lächelte geheimnißvoll.
„Ain?.. und einen halben Monat," sagte er.
, wartest Du so lange?"
i'vvr 7?° Eltern wollen ihr Töchterchen nicht abgeben.
nun s>Ä"^rwanrig Jahre alt ist. Und eS ist auch gut
Hdgljch ,?°be ick vollauf Zeit, das Hänschen so schön als
^wis» wiurichten. Willst Du es Dir einmal ansehen?
„Wi »wird man das Souper anrichten."
b»„,il*huüa<n. 3ck mache Dir mein Kompliment.
11 ..Du Ordnung."
kk s,E! nicht» gesehen, komm' nur einmal mit."
Fritz,n eine ganze Reihe wunderhübsch
Akkr w.^'wwer. Hier war der Salon, dort da- Studir-
^'eterin der Musiksaal der zukünftigen jugendlichen
w s Hauses.
Alvbin .d'e geschmackvolle Einrichtung nicht genug
FW? Lsc„?fd als Adelbert eine glänzend weiße, vergoldete
?ür ihr Rn. L dli'b er vor Erstaunen ganz stumm. DaS
M oir. Die Wände waren mit blauen Draperien
Mien verziert. Guirlonden von weißen Rosen
^iilde wn^buen Vorhänge zusammen, die Rahmen der
E'bviw kanz in Blumenwerk ausgeschnitzt, und
»Gn . 'Wien ein einziges, volles Blumenbeet.
dvck°'^?S. habe ich noch nicht gesehen," rief Fritz,
II? Slüüli^w.. >ch gerade krin Neuling mehr- Der Tausend,
ÜÄ iür s? Ke sem muß!" - .E« kann nichts zu schön
U E'lla ist gewohnt, sich von lauter Schönheit
^iur zu i-d umgebent» sehen; eS ist daher meine Pflicht,
I,., »Urd j^En, daß nichts ihr Mißfallen errege."
,-iM tz- ich klaubte, daß Du allein Deinen Maschinen
' 'k> eiu tzbs.Äwwer ist mehr als ein eleganter Gemach,
den Maschinen verlernt man die Poesie
'' »iese ergießt ihr Zauberlicht selbst über jene
Bkzirkstsgsivshlen in Elsaß-Lothchigen
jichtsk m «sten Male unter politischen Ge-
statt ^iten, ouf Grund eines festen Parteiprogramm-
^^sUndin und verdienen als erster Versuch der
c Mr Bildung ein«r Parteigruppe imLandeS-
ist alle Beachtung. DaS Ergebniß der Wahlen
di,", daß es die Katholiken r ur ermuihigen kann,
ddter fortzufohren, donu werden wir selbst
hffs,> jetzigen miserablen Wahlsystem schon zu
Zuständen kommen.
Hvlikek , " terelsaß sind die Kandidaten der Ka-
heiiy '" iu den Kantonen Hagenau, Louierburg, RoS-
gkivas^' Truchterüheim und GeispolSheim alle mit
E°wme ' Üen Mehrheiten durchgegangen; dazu
^dch SLiltigheim, wo zunächst kein Partei-
vuf ausgestellt war, dann aber Dr. Meyer sich
l8?g ». .Äolische Progrcmm verpflichtete und mit
^i'Ulwen über seinen liberalen Gegner (855
^renswfiie. Mo Gegercandidaten aufgestellt
Clin,'', "h"lten dieselben überhaupt nur eine geringe
Geirpolrbeiw: Schmitthaeuiler (fach.)
I377' H?ügel (üb.) 547; RoSheim: Laugel (kath.)
(vd.) 547. DaS sind Ergebnisse, die
diese» ""üfrirdigung «füllen können. Gegenüber
zu w., Siegen sind nur zwei direkte Mißerfolge
EüiUuit 'n: Zubern und Barr (in Straßburg
h'rZur Nachwahl). In Zabern zeigte eS sich,
'Wer K- 'st- Mauden, der ein Mal lange Zeit
«iuk V.s ?"1Hust angehört hat, hivouszubringen —
>« ßfftd die man bei ähnlichen Wahlen auch
sihuß suisqlarid bei einer weit geschuliern Wähler-
^^^Lkvug gemacht hat. Indessen brachte eS
z-,--..- di.
ZL Gimm für Rckrlmi, Freiheit L KeM.
N llnterhaltunasblati „Der Sonntagsbote M - «w-ditt-«: Jwi«a«rftraß-^,-
°°id° der» monatlich b« L mit Tragerlohn durch _ —----
!^die Post beroaen Viertels. 4» 1.60 franco-—----
Wkldklg, MM. dm 8. AuM 1897.
auch hier der katholische Candidat auf 1340 Stimmen
der alte Inhaber dis Mandats erhielt 1582; in der
Stadt Zabern selbst hatte der Katholik 535, sein
Gegner nur 248 Stimmen. In Barr stellt sich der
„Sieg" des Dombacher Bürgermeisters Roth noch
winziger heraus, als die anfänglichen Ziffern angaben:
er eihirlt nur 75 Stimmen mehr a!S sein Gegner!
Und was war für Roth alles avsgeboten worden!
Auflösung fast oller Versammlungen, in denen ein
Mitglied der katholischen Partei sprech oder nur
sprechen wollte; Glrckengeläute ohne Genehmigung
der Geistlichkeit als Einladung zu Roch'schen Ver-
sammlungen; den letztern wurden die Rathhaussäle
eingeräumt, die katholische Partei in die — Scheune
verwiesen usw.; man kennt ja den spezifisch reichSlän-
dischen Apparat für derlei Gelegenheiten. Ein Cu-
rivsum zeigte die Wahl aber doch: Während voriges
Jahr die toleranzberühmten Protestanten von Barr,
Mub-Heiliger stein u. a. für eimn Katholiken gründ
sätzlich keine Stimmen obgaben, zeigten sie jetzt, daß
ein „Katbolik" mit der Vergangenheit u. den Anschau-
ungen des Hrn. Roth auch ihrer Sympathien sich erfreut,
u die evangelisch-bündlerische Heimath trat mit einem
spaltenlargin Artikel für ihn ein! DaS Land wird also
wieder an der Thätigkeit des Hrn. Roth im LandeSauS-
schuß fich erfreuen können, bis der unterelsäßische Bezirks-
tag sich so weit gebessert hat, daß er ihn dieser Mühe
überheht, was hoffentlich keine neun Jahre dauern
wird. Außer seiner Wahl Hot Roth auch noch zwei
Processe sich zugezogen: einen vom Dambacher Pfarrer
uud enen vom Vicar, denen beiden er in öffentlicher
Versammlung — Diebstahl von Kirchen bzw. Gemeinde-
geldern nachsagte. Es ist zu bedauern, daß die große
Wahl-Arbeit der Katholiken iw Canton Barr dies
Mal nicht zum vollen Siege geführt hat; an dem
Hoche,freulichen Gesammt Ergebniß in Unterelsaß
ändert dieser AuSgong aber wenig.
Im Oberelsatz ist die Sache leider noch nicht
so klar und reinlich geschieden. Die katholischen Blätter
haben auch hier sosoit taL katholische Wahlprogramm
zu dem ihrigen gemacht, auch las man von einigen
Cardidaten, sie ständen auf dem Standpunkte desiel-
den; — aber in den Wahlaufrufen merkte man nichts
davon; dar waren Münzen alten Schnittes, ohne
Gepräge. Wie verfehlt die alte Wahlformel: „Ihr
kennt mich alle!" ohne weiteres politisches GlaubenS-
bekevntnißheutzutage ist, sah man im Canton Markirch.
Leider trat der katholische Candidat kurz vor der
Wahl zurück, ein Zwischenfall, der auch bei den
Reichstags Wahlen von 1893 mancherorts zu beklagen