Pfalzer Volksblatt
Verantwortlicher Redakteur >:
Joseph Huber in Heidelberg.
Rechtsliberalen, oder doch ein großer Theil derselben,
sich wie im vergangenen Jahre der Stimmabgabe
enihalten und dadurch dem Socialdemokraten zum
Siege verhelfen werden, dessen sind wir nach den
gemachten Erfahrungen sicher. Denn: lieber Roth als
Schwarz, das ist ja überall der Wahlspruch der Pro-
testanten im Deutschen Reiche gewesen.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingergraße 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 18. Juli. Ueber daS Befinden des
Kaisers meldet deS Reichsanzeiger noch nichts. Der
Nat -Ztg. zufolge ist die Rückkehr des Kaisers indessen
wieder aufgehoben worden. Die Nat.-Ztg. hört ferner,
daß der als Augenarzt bekannte Herzog Karl Theo-
dor in Bayern sich alsbald an die norwegische Küste
verfügen werde. Aus Tegernsee wird gemeldet, daß
die Kaiserin infolge der günstigen Nachrichten auS
Ber.en über dar Befinden des Kaisers die Abreise
aufgegeben Hobe und in Tegernsee verbleibe. Nach
einer Zuschrift der Hamb. Nachr. war der deutsche
Consul in Bergen vom Kaiser am 16. zum Frühstück
geladen. Derselbe erzählt, daS Auge deS Kaisers sei
ernstlich beschädigt, jedoch ni ht derart, daß nicht eine
baldige Genesung vorauszusehen sei. Von den vier
Tagen, die der Kaiser in Peterhof und in St. Peters-
burg zubringen wird, werden die beiden letzten fast
ausschließlich durch die Manöver in Anspruch ge-
nommen. Nach dem Hamb. Corr, will der Reichs-
kanzler Fürst Hohenlohe diese Tage benutzen, um auf
seine Besitzungen in Borkl sich zu begeben uud von
hier ous erst nach Berlin zurückzukehren, während
Herr v. Bülow sofort die Rückreise antritt, um an
Stelle deS UnlerstaatSsekretärS v. Rotenhan die pro-
sorische Leitung deS Auswärtigen Amtes zu über-
nehmen.
* Berlin, 18. Juli. Dr. Bödiker, der bisherige
Präsident deS ReichSversicherungSamtes, hat, wie daS
Organ der Hirsch-Dunker'schen Gewerkvereine, Der Ge-
werkverein, berichtet an Dr. Max Hirsch folgender
Schreiben gerichtet: „Genehmigen Sie die Versicherung
verbindlichen Dankes, daß Sie in ihrem Schreiben vom
25. d. M. meine redlichen Bemühungen au der Spitze
deS ReichSversicherungSamtes in so wohlwollender,
freundlicher Weise beurtheilen. Ihre Anerkennung
wiegt um so schwerer, als Sie in manchen Punkten
von Anfang an ein Gegner der ZwangS-Bersicher-
ung waren und gleich den Deutschen Gewerk-Vereinen
in der Mehrheit ihrer Mitglieder auch noch sind. Ich
bitte, mir ein freundliches Andenken zu bewahren."
Bestellungen
^hmeu für das
!II. Quartal
""ch alle Postämter auf die täglich erscheinende
Leitung
-Pfalzer Bottsblatt"
wöchentlichen Gratisbeilage „Der SountagS-
sowie unsere Expedition Heidelberg
^ivgerstrade 7 entgegen.
Expedition des „PMzer VolksdlsU".
Heidelberg, Zwiugerstraßc 7.
Schuld und Sühne.
auf der Welt geht vorüber, so auch die sieben
der Richard, unschuldig verurteilt, wie wir wissen,
l4en Gerechtigkeit opfern sollte.
seriöse,» hatte sein Innere- zu leiden, denn seine
tet« wie man sich denken kann, waren infolge einer
ein»,. .Verurteilung an der Galeere uud mehr als
sonder» , c"^en Verworfenen batte sie nicht bloß einmal,
WnL > mal infolge seiner Verdrecken verdient.
llnz»»,,"? kwe reine Seele an innerer Qual inmitten diese-
0» der Menschheit leiden muß, was man da hört
Hei«", "Wfterungen, an frivolen Spottreden, die an allem
Zossen" auSläßt, das zu beschreiben, möge man uns
endlich schlug die Stunde der Erlösung aus dem
HktiLt<,e r ^bischen Gerechtigkeit. Aber was nun beginnen?
GoK wittellos, ohne Verwandten, ohne Heimath?
ott k Vsust zwar die Seinen und führt sie hienieden
di- . ^c Pfade, aber „Gott verläßt die Seinen nicht"
. U °uf tn vertrauen
Avwas k U is sechs Uhr auf der Kirche des heiligen
'n ei« Aquin, als ein Mann in ärmlicher Kleidung
„/Zolles Haus auf der Straße des heiligen
Er, vl> d-r Sich an den Portier wendend, fragte
von Laperiviere zu Hause sei? . . .
Mder / fragte der unfreundliche Pförtner, der jedoch
»Wettbeiw Anblicke des offenbar Unglücklichen.
„W ich 'kn r» sprechen wünschte."
-Dan« " — nicht zu Hause."
«r,. Und u.?"st «b warten "
dlktner"vnit Mann setzte sich auf einen Eckstein dem
Men über.
M ei» i»„."auf Kielt ein zierlicher Wagen vor dem Hause
Herr« Mann sprang Hera»- und fragte gleichfalls
-Er i» k°u Laperiviere.
Xi Der!w,°kcn, geehrtester Herr."
er zu Setzer stieg rasch die Treppe hinauf,
kk» Minnen schien. Der Unbekannte aber näherte sich
Die Bezirkswahlen im Neichsland.
Her Termin der Bezirkswahlen im ReichSlaud
statt näher. Dieselben finden am 1. August
K-st' DieBtdtUtung der Beznkswahlen in politischer
V vMt ist bekannt. Der Schwerpunkt dieser Wahlen
-,8t in dem Umstand, daß auS den Bezirkstagen des
des« Unterelsaß und Lothringens die Majorität
tud ^""keSauSschusseS, unserer sogenannten gefetzgeb-
dabi' Kkrperschast, hervorgeht. Die BezirkStags-
tvr Kaden deshalb eine eminent politische Bedeu-
^?ir ganz besonderem Interesse wird die Wahl
beka ^karger Odcanton sein. Diesen Canlon haben
W-» EH im vergangenen Jahre die OrdnungSpar-
bi,?' NechtSliberale und Katholiken, an den Candi
e» der Sozialdemokraten verloren. Candidat der
OrdnungSparteien war der verstorbene
der" A 2 sabrikant x ouS Straßburg. Da bei
Ge«, .hl «ne» LandeSauSschußmitgliedeS durch den
krz ar rath Straßburgs die katholischen Mitglieder
AweinderathS ihre Stimmen für den Protestant,
likr. "le." der RechtSlibe.ale« abgaben, versprachen
tholtt Ker Wahl für den Bezirkstag für den Ka-
Tluün' ^tz einzutrrteu. Doch wie gewöhnlich: Die
Irr folgten den Führern nicht, nur wenige Wäh-
kitt u ^'sKtsliberalen Partei traten damals für Metz
^iibl kw Folge war der Sieg deS Sozialdemokraten
daß Hs? Katholiken hätten nun erwarten dürfen,
dieser Fahnenflucht rm vergangenen
„Der Mann ist am Ende verrückt," dachte der Graf,
„ich mag nicht mit ihm allein sein."
Und er schellte seinem Kammerdiener.
„Entschuldigen Sie, mein Herr," sagte er zu Richard
„die Gegenwart meines Kammerdieners wird Sie ohne
Zweifel nicht geniren."
„Nicht im geringsten, Herr Graf."
In diesem Augenblicke trat der Kammerdiener ei»
und Richard erkannte sogleich in ihm denselben Julian,
der gegen ihn gezeugt hatte und seitdem in die Dienste des
Grafen Laperiviere getreten war.
Bei seinem Anblicke erblaßte er.
Julian dagegen, der ihn gleichfalls erkannte, rief laut:
„Herr Graf, waS macht dieser Mensch hier? Wissen Sie
auch, mit wem Sie hier allein waren? Sehen Sie einmal
hierher!"
Und ehe Richard sich auch nur rühren oder ein Wort
hervorbringen konnte, riß ihm Julian den Rockärmel aus,
entblößte seine Schulter und zeigte auf sein — Brandmal.
Der Graf eilte voll Schrecken hinaus.
Richard mußte sogleich das Haus verlassen.
O, seufzte er, wie viel hat derjenige zu verantworten,
der zu der Bestrafung noch das Brantmal hinzugefügt hat-
Wie viele Ankläger werden sich beim jüngsten Gerichte ge-
gen ihn erheben!
Richard hatte seine schwere Strafe vollständig ausge-
standen auf den Galeeren zu Brest, und- als der Sermste
endlich in Freiheit gesetzt war, dachte er wieder daran,
jene phantastischen Träume zu verwirklichen, die ihm die
Zeit seiner Gefangenschaft gemildert und die Ketten leichter
gemacht hatten. Die fünf Jahre der Schande hatten den
Glauben an seine himmlische Sendung nicht erschüttert.
(Fortsetzung folgt.)
Weldeig, MMch, dm 21. Mi 1897.
Jahre, daß ferner angesichts der Thatsache, daß die
katholischen Mitglieder des GemeinderathS einen Pro-
testanten in den LandeSouSschuß zu wählen halfen,
und daß Straßburg trotz überwiegender katholischer
Bevölkerung im Bezirkstag nur 2, die Protestanten
dagegen 4 Vertreter sitzen haben, daß also angesichts
oll dieser Umstände die Herren der rechtSliberaleu
Partei zu einem Cowpromiß die Hand geboten und
für den Candidaten der katholischen BolkSpartei gleich
im ersten Wahlgange eingetreten wären. Wie gesagt,
man hätte dies billig erwarten dürfen. Wie andern
Orts bringt aber auch hier in Straßburg eS kein
Protestant über'S Herz, einem Katholiken bei irgend
einer Wahl seine Stimme zu geben. Wie bei der
Besetzung der Lehrstühle an der Universität man dem
Volke Sand in die Augen streut durch die Behaup-
tung, eS komme nicht auf die Konfession deS Gewählten
oder zu Wählenden an, sondern auf seine Fähigkeiten,
die man dann merkwürdiger Weise immer nur bei
einem Protestanten entdeckt, so erleben wir bei den
Wahlen für d>e verschiedenen Körperschaften dasselbe
Gaukelspiel. Trotzdem die Führer der katholischen
BolkSpartei den Sprechern der RechtSliberaleu in der
Person deS politisch wenig hervorgetretenen, im Can-
ton beliebten Glasermeister Ott als Candidaten in
Vorschlag brachten und eS denselben bekannt war, daß
Ott nur dann eine Candidatur annehmen würde, wenn
alle OrdnungSparteien gleich im ersten Wahlgang
seine Candidatur unterstützten, wurde mit der Be-
gründung, daß die Bezirkstags Wahl mit der Confes-
sio» nichts zu thun habe, daß die Hauptsache sei, ei-
neu braven, tüchtigen Mann aufzustellen, für den
ersten Wahlgang der Protestant Bosch aufgestellt uud
dabei noch den Katholiken zugemuthct, für ihn beim
eventuellen zweiten Wahlgange einzutreten, falls er
von den OrdnungSparteien die meisten Stimmen auf
sich vereinigen würde. Man erwarte von den Katho-
liken so viel Gemeinsinu dies zu thun, da sie sonst
die Schuld trügen, daß der sozialdemokratische Kan-
didat den endgültigen Sieg davon trage. Ver-
sprachen wurde dabei, daß im umgekehrten Falle
die Protestanten wie im vergangenen Jahre für den
Candidaten der Katholiken beim zweiten Wahlgange
stimmen würden. DaS haben im vergangenen Jahre
die protestantischen Wähler eben nicht gethan und
sicherten dadurch ihrerseits den Sieg dem Sozialdemo,
kraten Böhle; daß im gegebenen Falle die- auch bei
der Wahl am 1. August so gehen wird, daß, falls im
ersten Wahlgange der katholische Candidat die rela-
tive Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt, die
„Sie haben mich belogen, mein Herr, der Graf ist doch
zu Hause, ich muß ihn sprechen."
Und auch er stieg die Treppe hinauf, während der
Pförtner zu seiner Frau sagte:
„Laß ihn lausen, ich habe meine Pflicht gethan die
Diener aber sollen mit dem armen Kerl schon fertig werden "
Im Vorzimmer angekommen, fragte der Unbekannte
einige dort anwesende Diener, ob er ihren Herrn wohl
sprechen könne- Es lag so viel Festigkeit und Entschlossen-
heit in seinem Tone, daß sie ihm ziemlich höflich antwor-
teten, Herr von Laperiviere sei augenblicklich m Unterhal-
tung mit einem seiner Freunde; wenn er aber warten wolle,
könne er ihn vielleicht sprechen.
Der Unbekannte setzte sich, um zu warten.
Eine halbe Stunde später stand er vor Herrn von
Laperiviere, in des letzteren Cabinet. Der Graf nahm zu-
erst das Wort.
„Sie haben mich zu sprechen gewünscht, mein Herr, u.
trotz ihres sonderbaren Anzuges habe ich Sie empfangen
wollen, denn ich denke, eS wird sich um eine wichtige Sache
handeln."
„Allerdings, Herr Graf, um eine sehr wichtige, wie
Sie selbst finden werden."
„Wollen Sie mir zuerst sagen, mit wem ich die Ehre
habe, zu sprechen?"
„Ick heiße Richard Baurmont, bin einige Jahre Dach-
decker gewesen, bin es aber seit sieben Jahren nicht mehr."
„Und was haben Sie in den sieben Jahren gethan?"
„Ich habe — gelitten . . ."
„Aber, WaS weiter?"
„Herr Graf, hören Sie mich an! Seit sech- Monaten
find Sie der Erste, den ich geneigt gefunden habe, wich
anzuhören, lassen Sie mich Ihnen dafür danken. Sie wissen
nickt, welch eine Wohlthat Sie mir erzeigen, indem Sie
mir Ihre Aufmerksamkeit gönnen. Ich fing heute schon au,
zu verzweifeln und Gott hat Sie sicher auf meinen Weg
geführt, damit Sie fein Wort hören, wie er eS mir ein-
gegeben hat."
VIchektt täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren'Raum
vertage, «bonnement-prei» mit dem wöchent- Kaekl 10^, ReklameLb Mr hiesige Geschäfts-und
Mn.Unterhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für IN MkUlllkl,!, EkkMkll vL MkMl» Privatanzeigen, sowie für Jahres-Anze,gen bedeutende
veidelberg monatlich Sv L mit Trägerlohn, durch Rabattbewrllrgung.
-—-die Post bezogen Viertels. Fl 1.60 franco_ Expedition: Zwingerftratze 7.
Verantwortlicher Redakteur >:
Joseph Huber in Heidelberg.
Rechtsliberalen, oder doch ein großer Theil derselben,
sich wie im vergangenen Jahre der Stimmabgabe
enihalten und dadurch dem Socialdemokraten zum
Siege verhelfen werden, dessen sind wir nach den
gemachten Erfahrungen sicher. Denn: lieber Roth als
Schwarz, das ist ja überall der Wahlspruch der Pro-
testanten im Deutschen Reiche gewesen.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingergraße 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 18. Juli. Ueber daS Befinden des
Kaisers meldet deS Reichsanzeiger noch nichts. Der
Nat -Ztg. zufolge ist die Rückkehr des Kaisers indessen
wieder aufgehoben worden. Die Nat.-Ztg. hört ferner,
daß der als Augenarzt bekannte Herzog Karl Theo-
dor in Bayern sich alsbald an die norwegische Küste
verfügen werde. Aus Tegernsee wird gemeldet, daß
die Kaiserin infolge der günstigen Nachrichten auS
Ber.en über dar Befinden des Kaisers die Abreise
aufgegeben Hobe und in Tegernsee verbleibe. Nach
einer Zuschrift der Hamb. Nachr. war der deutsche
Consul in Bergen vom Kaiser am 16. zum Frühstück
geladen. Derselbe erzählt, daS Auge deS Kaisers sei
ernstlich beschädigt, jedoch ni ht derart, daß nicht eine
baldige Genesung vorauszusehen sei. Von den vier
Tagen, die der Kaiser in Peterhof und in St. Peters-
burg zubringen wird, werden die beiden letzten fast
ausschließlich durch die Manöver in Anspruch ge-
nommen. Nach dem Hamb. Corr, will der Reichs-
kanzler Fürst Hohenlohe diese Tage benutzen, um auf
seine Besitzungen in Borkl sich zu begeben uud von
hier ous erst nach Berlin zurückzukehren, während
Herr v. Bülow sofort die Rückreise antritt, um an
Stelle deS UnlerstaatSsekretärS v. Rotenhan die pro-
sorische Leitung deS Auswärtigen Amtes zu über-
nehmen.
* Berlin, 18. Juli. Dr. Bödiker, der bisherige
Präsident deS ReichSversicherungSamtes, hat, wie daS
Organ der Hirsch-Dunker'schen Gewerkvereine, Der Ge-
werkverein, berichtet an Dr. Max Hirsch folgender
Schreiben gerichtet: „Genehmigen Sie die Versicherung
verbindlichen Dankes, daß Sie in ihrem Schreiben vom
25. d. M. meine redlichen Bemühungen au der Spitze
deS ReichSversicherungSamtes in so wohlwollender,
freundlicher Weise beurtheilen. Ihre Anerkennung
wiegt um so schwerer, als Sie in manchen Punkten
von Anfang an ein Gegner der ZwangS-Bersicher-
ung waren und gleich den Deutschen Gewerk-Vereinen
in der Mehrheit ihrer Mitglieder auch noch sind. Ich
bitte, mir ein freundliches Andenken zu bewahren."
Bestellungen
^hmeu für das
!II. Quartal
""ch alle Postämter auf die täglich erscheinende
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-Pfalzer Bottsblatt"
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^ivgerstrade 7 entgegen.
Expedition des „PMzer VolksdlsU".
Heidelberg, Zwiugerstraßc 7.
Schuld und Sühne.
auf der Welt geht vorüber, so auch die sieben
der Richard, unschuldig verurteilt, wie wir wissen,
l4en Gerechtigkeit opfern sollte.
seriöse,» hatte sein Innere- zu leiden, denn seine
tet« wie man sich denken kann, waren infolge einer
ein»,. .Verurteilung an der Galeere uud mehr als
sonder» , c"^en Verworfenen batte sie nicht bloß einmal,
WnL > mal infolge seiner Verdrecken verdient.
llnz»»,,"? kwe reine Seele an innerer Qual inmitten diese-
0» der Menschheit leiden muß, was man da hört
Hei«", "Wfterungen, an frivolen Spottreden, die an allem
Zossen" auSläßt, das zu beschreiben, möge man uns
endlich schlug die Stunde der Erlösung aus dem
HktiLt<,e r ^bischen Gerechtigkeit. Aber was nun beginnen?
GoK wittellos, ohne Verwandten, ohne Heimath?
ott k Vsust zwar die Seinen und führt sie hienieden
di- . ^c Pfade, aber „Gott verläßt die Seinen nicht"
. U °uf tn vertrauen
Avwas k U is sechs Uhr auf der Kirche des heiligen
'n ei« Aquin, als ein Mann in ärmlicher Kleidung
„/Zolles Haus auf der Straße des heiligen
Er, vl> d-r Sich an den Portier wendend, fragte
von Laperiviere zu Hause sei? . . .
Mder / fragte der unfreundliche Pförtner, der jedoch
»Wettbeiw Anblicke des offenbar Unglücklichen.
„W ich 'kn r» sprechen wünschte."
-Dan« " — nicht zu Hause."
«r,. Und u.?"st «b warten "
dlktner"vnit Mann setzte sich auf einen Eckstein dem
Men über.
M ei» i»„."auf Kielt ein zierlicher Wagen vor dem Hause
Herr« Mann sprang Hera»- und fragte gleichfalls
-Er i» k°u Laperiviere.
Xi Der!w,°kcn, geehrtester Herr."
er zu Setzer stieg rasch die Treppe hinauf,
kk» Minnen schien. Der Unbekannte aber näherte sich
Die Bezirkswahlen im Neichsland.
Her Termin der Bezirkswahlen im ReichSlaud
statt näher. Dieselben finden am 1. August
K-st' DieBtdtUtung der Beznkswahlen in politischer
V vMt ist bekannt. Der Schwerpunkt dieser Wahlen
-,8t in dem Umstand, daß auS den Bezirkstagen des
des« Unterelsaß und Lothringens die Majorität
tud ^""keSauSschusseS, unserer sogenannten gefetzgeb-
dabi' Kkrperschast, hervorgeht. Die BezirkStags-
tvr Kaden deshalb eine eminent politische Bedeu-
^?ir ganz besonderem Interesse wird die Wahl
beka ^karger Odcanton sein. Diesen Canlon haben
W-» EH im vergangenen Jahre die OrdnungSpar-
bi,?' NechtSliberale und Katholiken, an den Candi
e» der Sozialdemokraten verloren. Candidat der
OrdnungSparteien war der verstorbene
der" A 2 sabrikant x ouS Straßburg. Da bei
Ge«, .hl «ne» LandeSauSschußmitgliedeS durch den
krz ar rath Straßburgs die katholischen Mitglieder
AweinderathS ihre Stimmen für den Protestant,
likr. "le." der RechtSlibe.ale« abgaben, versprachen
tholtt Ker Wahl für den Bezirkstag für den Ka-
Tluün' ^tz einzutrrteu. Doch wie gewöhnlich: Die
Irr folgten den Führern nicht, nur wenige Wäh-
kitt u ^'sKtsliberalen Partei traten damals für Metz
^iibl kw Folge war der Sieg deS Sozialdemokraten
daß Hs? Katholiken hätten nun erwarten dürfen,
dieser Fahnenflucht rm vergangenen
„Der Mann ist am Ende verrückt," dachte der Graf,
„ich mag nicht mit ihm allein sein."
Und er schellte seinem Kammerdiener.
„Entschuldigen Sie, mein Herr," sagte er zu Richard
„die Gegenwart meines Kammerdieners wird Sie ohne
Zweifel nicht geniren."
„Nicht im geringsten, Herr Graf."
In diesem Augenblicke trat der Kammerdiener ei»
und Richard erkannte sogleich in ihm denselben Julian,
der gegen ihn gezeugt hatte und seitdem in die Dienste des
Grafen Laperiviere getreten war.
Bei seinem Anblicke erblaßte er.
Julian dagegen, der ihn gleichfalls erkannte, rief laut:
„Herr Graf, waS macht dieser Mensch hier? Wissen Sie
auch, mit wem Sie hier allein waren? Sehen Sie einmal
hierher!"
Und ehe Richard sich auch nur rühren oder ein Wort
hervorbringen konnte, riß ihm Julian den Rockärmel aus,
entblößte seine Schulter und zeigte auf sein — Brandmal.
Der Graf eilte voll Schrecken hinaus.
Richard mußte sogleich das Haus verlassen.
O, seufzte er, wie viel hat derjenige zu verantworten,
der zu der Bestrafung noch das Brantmal hinzugefügt hat-
Wie viele Ankläger werden sich beim jüngsten Gerichte ge-
gen ihn erheben!
Richard hatte seine schwere Strafe vollständig ausge-
standen auf den Galeeren zu Brest, und- als der Sermste
endlich in Freiheit gesetzt war, dachte er wieder daran,
jene phantastischen Träume zu verwirklichen, die ihm die
Zeit seiner Gefangenschaft gemildert und die Ketten leichter
gemacht hatten. Die fünf Jahre der Schande hatten den
Glauben an seine himmlische Sendung nicht erschüttert.
(Fortsetzung folgt.)
Weldeig, MMch, dm 21. Mi 1897.
Jahre, daß ferner angesichts der Thatsache, daß die
katholischen Mitglieder des GemeinderathS einen Pro-
testanten in den LandeSouSschuß zu wählen halfen,
und daß Straßburg trotz überwiegender katholischer
Bevölkerung im Bezirkstag nur 2, die Protestanten
dagegen 4 Vertreter sitzen haben, daß also angesichts
oll dieser Umstände die Herren der rechtSliberaleu
Partei zu einem Cowpromiß die Hand geboten und
für den Candidaten der katholischen BolkSpartei gleich
im ersten Wahlgange eingetreten wären. Wie gesagt,
man hätte dies billig erwarten dürfen. Wie andern
Orts bringt aber auch hier in Straßburg eS kein
Protestant über'S Herz, einem Katholiken bei irgend
einer Wahl seine Stimme zu geben. Wie bei der
Besetzung der Lehrstühle an der Universität man dem
Volke Sand in die Augen streut durch die Behaup-
tung, eS komme nicht auf die Konfession deS Gewählten
oder zu Wählenden an, sondern auf seine Fähigkeiten,
die man dann merkwürdiger Weise immer nur bei
einem Protestanten entdeckt, so erleben wir bei den
Wahlen für d>e verschiedenen Körperschaften dasselbe
Gaukelspiel. Trotzdem die Führer der katholischen
BolkSpartei den Sprechern der RechtSliberaleu in der
Person deS politisch wenig hervorgetretenen, im Can-
ton beliebten Glasermeister Ott als Candidaten in
Vorschlag brachten und eS denselben bekannt war, daß
Ott nur dann eine Candidatur annehmen würde, wenn
alle OrdnungSparteien gleich im ersten Wahlgang
seine Candidatur unterstützten, wurde mit der Be-
gründung, daß die Bezirkstags Wahl mit der Confes-
sio» nichts zu thun habe, daß die Hauptsache sei, ei-
neu braven, tüchtigen Mann aufzustellen, für den
ersten Wahlgang der Protestant Bosch aufgestellt uud
dabei noch den Katholiken zugemuthct, für ihn beim
eventuellen zweiten Wahlgange einzutreten, falls er
von den OrdnungSparteien die meisten Stimmen auf
sich vereinigen würde. Man erwarte von den Katho-
liken so viel Gemeinsinu dies zu thun, da sie sonst
die Schuld trügen, daß der sozialdemokratische Kan-
didat den endgültigen Sieg davon trage. Ver-
sprachen wurde dabei, daß im umgekehrten Falle
die Protestanten wie im vergangenen Jahre für den
Candidaten der Katholiken beim zweiten Wahlgange
stimmen würden. DaS haben im vergangenen Jahre
die protestantischen Wähler eben nicht gethan und
sicherten dadurch ihrerseits den Sieg dem Sozialdemo,
kraten Böhle; daß im gegebenen Falle die- auch bei
der Wahl am 1. August so gehen wird, daß, falls im
ersten Wahlgange der katholische Candidat die rela-
tive Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt, die
„Sie haben mich belogen, mein Herr, der Graf ist doch
zu Hause, ich muß ihn sprechen."
Und auch er stieg die Treppe hinauf, während der
Pförtner zu seiner Frau sagte:
„Laß ihn lausen, ich habe meine Pflicht gethan die
Diener aber sollen mit dem armen Kerl schon fertig werden "
Im Vorzimmer angekommen, fragte der Unbekannte
einige dort anwesende Diener, ob er ihren Herrn wohl
sprechen könne- Es lag so viel Festigkeit und Entschlossen-
heit in seinem Tone, daß sie ihm ziemlich höflich antwor-
teten, Herr von Laperiviere sei augenblicklich m Unterhal-
tung mit einem seiner Freunde; wenn er aber warten wolle,
könne er ihn vielleicht sprechen.
Der Unbekannte setzte sich, um zu warten.
Eine halbe Stunde später stand er vor Herrn von
Laperiviere, in des letzteren Cabinet. Der Graf nahm zu-
erst das Wort.
„Sie haben mich zu sprechen gewünscht, mein Herr, u.
trotz ihres sonderbaren Anzuges habe ich Sie empfangen
wollen, denn ich denke, eS wird sich um eine wichtige Sache
handeln."
„Allerdings, Herr Graf, um eine sehr wichtige, wie
Sie selbst finden werden."
„Wollen Sie mir zuerst sagen, mit wem ich die Ehre
habe, zu sprechen?"
„Ick heiße Richard Baurmont, bin einige Jahre Dach-
decker gewesen, bin es aber seit sieben Jahren nicht mehr."
„Und was haben Sie in den sieben Jahren gethan?"
„Ich habe — gelitten . . ."
„Aber, WaS weiter?"
„Herr Graf, hören Sie mich an! Seit sech- Monaten
find Sie der Erste, den ich geneigt gefunden habe, wich
anzuhören, lassen Sie mich Ihnen dafür danken. Sie wissen
nickt, welch eine Wohlthat Sie mir erzeigen, indem Sie
mir Ihre Aufmerksamkeit gönnen. Ich fing heute schon au,
zu verzweifeln und Gott hat Sie sicher auf meinen Weg
geführt, damit Sie fein Wort hören, wie er eS mir ein-
gegeben hat."
VIchektt täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren'Raum
vertage, «bonnement-prei» mit dem wöchent- Kaekl 10^, ReklameLb Mr hiesige Geschäfts-und
Mn.Unterhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für IN MkUlllkl,!, EkkMkll vL MkMl» Privatanzeigen, sowie für Jahres-Anze,gen bedeutende
veidelberg monatlich Sv L mit Trägerlohn, durch Rabattbewrllrgung.
-—-die Post bezogen Viertels. Fl 1.60 franco_ Expedition: Zwingerftratze 7.